ZILLIS
Christa Ebnöther
Anna Flückiger
Markus Peter
Von der spätantiken Kulthöhle zum frühmittelalterlichen Bestattungsplatz
Sonderheft 10
Archäologie Graubünden
Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni
Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen
2
Christa Ebnöther
Anna Flückiger
Markus Peter
ZILLIS
Von der spätantiken Kulthöhle zum frühmittelalterlichen Bestattungsplatz
Mit Beiträgen von Sabine Deschler-Erb, Sarah Lo Russo, Barbara Stopp, Sönke Szidat und
Jonas von Felten
Archäologie Graubünden – Sonderheft 10
Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni
Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen
Impressum
Titelbild
Zillis, Höhle. Höhlenfenster. Blick vom Innenraum gegen Norden (Aufnahme 2019).
Herausgeber
Archäologischer Dienst Graubünden / Amt für Kultur
Servetsch archeologic dal Grischun / Uffizi de cultura
Servizio archeologico die Grigioni / Ufficio della cultura
Loëstrasse 26
CH-7001 Chur / Cuira / Coira
Telefon 081 257 48 50
info@adg.gr.ch
www.archaeologie.gr.ch
Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften
Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen
Mittelstrasse 43
CH-3012 Bern
www.iaw.unibe.ch
Lektorat und Redaktion
Christa Ebnöther, Anna Flückiger, Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften
Mathias Seifert, Hans M. Seifert, Archäologischer Dienst Graubünden
Gestaltung, Satz
Susanna Kaufmann, Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften
Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden
Herstellung
Somedia Production AG, Chur
Verlag
© Somedia Production AG / Somedia Buchverlag, Glarus / Chur
Edition Somedia
www.somedia-buchverlag.ch
info.buchverlag@somedia.ch
Somedia Buchverlag ist Mitglied bei Graubünden Books
Der Somedia Buchverlag wird vom Bundesamt für Kultur
für die Jahre 2021 – 2024 unterstützt
© Archäologischer Dienst Graubünden; Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen; Autorinnen und Autoren Chur 2021
ISBN: 978-3-907095-34-8
Autorinnen / Autoren
Christa Ebnöther
Markus Peter
Jonas von Felten
Universität Bern
Institut für Archäologische Wissenschaften
Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen
Mittelstrasse 43
CH-3012 Bern
christa.ebnoether@iaw.unibe.ch
markus.peter@iaw.unibe.ch
jonas.vonfelten@students.unibe.ch
Sönke Szidat
Universität Bern
Department of Chemistry, Biochemistry and
Pharmaceutical Sciences / Oeschger Centre for Climate
Change Research
Freiestrasse 3
CH-3012 Bern
soenke.szidat@dcb.unibe.ch
Anna Flückiger
Universität Basel
Departement Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische
Archäologie
Petersgraben 51
CH-4051 Basel
a.flueckiger@unibas.ch
Sabine Deschler-Erb
Sarah Lo Russo
Barbara Stopp
Universität Basel
Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche
Archäologie (IPNA)
Spalenring 145
CH-4055 Basel
sabine.deschler-erb@unibas.ch
Sarah.lorusso@unibas.ch
barbara.stopp@unibas.ch
Inhalt
Vorwort Archäologischer Dienst Graubünden
7
Vorwort und Dank
9
1
2
Einleitung (Christa Ebnöther)
13
1.1
13
Lage und Siedlungskontext der Höhle
1.2
Die archäologischen Untersuchungen zwischen 1991 und 1995
15
1.3
Fragestellungen und Ziele
16
1.4
Vorgehen und Schwerpunkte
17
Befundvorlage
21
2.1
Topographie und Stratigraphie (Christa Ebnöther, Anna Flückiger, Sarah Lo Russo)
21
2.2
Überblick über die Befundabfolge und die Nutzungsphasen
26
2.3
Phase 1: Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal während des mittleren 3. bis mittleren 5. Jahrhunderts
31
2.3.1
Befunde der Phase 1.0 und Phase 1.1: Nutzung als Kultlokal
31
2.3.1.1
Baustrukturen im Innenraum
31
2.3.1.2
Baustrukturen auf dem Vorplatz
36
2.3.1.3
Schichten
37
2.3.2
Befunde der Phase 1.2 und Phase 1.3: Anlage einer Grube und Planierungen
37
2.3.2.1
Anlage der Grube Pos. 39
37
2.3.2.2
Planierung des Innenraumes und des Vorplatzes
39
2.3.3
Befunde der Phase 1.4: Weiternutzung der Höhle als paganes Kultlokal?
40
2.3.4
Geoarchäologische Untersuchungen zu den Schichten der Phase 1 (Sarah Lo Russo)
41
2.3.4.1
Fragestellungen und Zielsetzungen
41
2.3.4.2
Material und Methodik
42
2.3.4.3
Resultate und Diskussion
43
2.3.4.4
Archäozoologische und geoarchäologische Untersuchung der Siebrückstände
50
2.3.4.5
Schlussfolgerungen
(Sarah Lo Russo, Sabine Deschler-Erb)
2.3.5
2.4
51
Befundkatalog
54
2.3.5.1
Phase 1.0 und Phase 1.1: Strukturen Innenraum
54
2.3.5.2
Phase 1.0 und Phase 1.1: Strukturen Vorplatz
55
2.3.5.3
Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten Innenraum
55
2.3.5.4
Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten Vorplatz
56
2.3.5.5
Phase 1.2: Strukturen Innenraum
57
2.3.5.6
Phase 1.2 und Phase 1.3: Schichten
57
2.3.5.7
Phase 1.4: Strukturen und Schichten
57
Phase 2 und Phase 3: Nutzung der Höhle zwischen dem mittleren / späten 5. und
57
frühen 7. Jahrhundert ‒ kultische Neuaufladung?
2.4.1
Die Befunde der Phase 2 und Phase 3
58
2.4.2
Fundmaterial der Phase 2 und Phase 3 (Anna Flückiger)
60
2.4.3
Befundkatalog
62
2.4.3.1
Phase 2
62
2.4.3.2
Phase 3
65
5
Inhalt
2.5
Phase 4 und Phase 5: Nekropole des späten 7. bis 10. Jahrhunderts
65
2.5.1
65
2.5.2
2.5.3
3
Die Befunde der Phase 4 und Phase 5
Bemerkungen zu den
14C-Daten
der frühmittelalterlichen Gräber (Jonas von Felten, Sönke Szidat)
66
2.5.2.1
Ausgangslage
66
2.5.2.2
Material und Methode
67
2.5.2.3
Resultate und Diskussion
67
Befundkatalog
68
2.5.3.1
Phase 4: Strukturen und Gräber
68
2.5.3.2
Phase 4: Innen- und Aussenraum, Schichten ohne neuzeitliches Fundmaterial
69
2.5.3.3
Phase 5: Aussen- und Innenraum, Schichten mit neuzeitlichem Fundmaterial
69
Fundvorlage (Christa Ebnöther, Anna Flückiger, Markus Peter, Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp)
71
3.1
Vorbemerkungen
71
3.1.1
Fundaufnahme und -bearbeitung
71
3.1.2
Befundabfolge und Fundensembles
71
3.1.3
Vertikale und horizontale Fundverteilung
73
3.1.4
Fundvorlage
74
3.2
3.3
Elemente der Innenausstattung und Beleuchtung
76
3.2.1
Elemente aus Eisen
76
3.2.2
Lampen
76
Votive und Gaben
76
3.3.1
Votivbleche (Anna Flückiger)
78
3.3.2
Münzen (Markus Peter)
79
3.3.2.1
Interpretation der Münzreihe
79
3.3.2.2
Die räumliche Verteilung der Münzen
83
3.3.2.3
Die geographische Herkunft der Münzen
86
3.3.2.4
Zum Ende der Deponierung von Münzen in Zillis
86
3.3.3
Bergkristalle
88
3.4
Schmuck, Kleidungs- und Ausrüstungsbestandteile sowie weitere metallene Kleinfunde (Anna Flückiger)
89
3.5
Kultgeräte
91
3.6
Das Geschirrensemble
92
3.6.1
92
3.6.2
3.6.3
6
Schlangengefäss
3.6.1.1
Erhaltung
92
3.6.1.2
Fabrikat, Form und Rekonstruktion
93
3.6.1.3
Versuch einer kontextuellen Einordnung
95
Bankettservice und Votivgeschirr
103
3.6.2.1
Gefässkeramik
103
3.6.2.2
Lavezgeschirr
105
3.6.2.3
Glasgeschirr
105
Chronologische und funktionale Bewertung des Gefässspektrums
107
3.6.3.1
Typochronologische Bewertung
107
3.6.3.2
Funktionale Bewertung
110
Inhalt
3.7
Tierknochen (Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp)
114
3.7.1
Material und Methode
114
3.7.2
Taphonomie
114
3.7.2.1
Vergleich zwischen Innenraum und Vorplatz
114
3.7.2.2
Taphonomische Untersuchungen zu den Tierknochen aus dem Innenraum
3.7.3
4
Tierarten
115
116
3.7.3.1
Tierartenanteile im Gesamtmaterial
118
3.7.3.2
Die Tierartenanteile innerhalb der Höhle
119
3.7.4
Skelettteilspektren
120
3.7.5
Alter
121
3.7.6
Geschlecht und Masse
123
3.7.7
Diskussion der Resultate
124
3.7.8
Schlussfolgerungen
128
Synthese (Christa Ebnöther, Anna Flückiger)
131
4.1
Die Nutzung der Höhle zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert
131
4.2
Die Höhle als paganer Kultort
134
4.2.1
Charakterisierung des Kultortes
135
4.2.1.1
Numinoser Ort oder Kultlokal einer geschlossenen Gemeinschaft?
135
4.2.1.2
Die Höhle als geschlossenes Kult- und Versammlungslokal
4.2.2
4.3
137
Charakterisierung des Kultgeschehens
142
4.2.2.1
Zeugnisse individueller Gesten
142
4.2.2.2
Zeugnisse gemeinschaftlicher Handlungen
145
4.2.3
Identifizierung des Kultes und der Kultgemeinschaft
152
4.2.4
Die pagane Kulthöhle in ihrem regionalen Siedlungsumfeld
154
Ein- und Ausblicke zur Weiternutzung der Höhle im regionalen Kontext
159
4.3.1
Vom Kultlokal zum Bestattungsplatz – die kultische Neuaufladung
159
4.3.2
Die Nekropole ausserhalb der Höhle
161
Zusammenfassung
164
Resumaziun
166
Riassunto
168
Résumé
174
Summary
172
Anmerkungen
174
Literatur
183
Abkürzungen
193
Anhang
194
Abbildungsnachweis
200
7
Der Druck der Publikation wurde durch Beiträge folgender Institutionen und Firmen unterstützt:
Burgergemeinde Bern
Luzi Bau AG, Zillis
Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der
Römischen Provinzen
Vo r w o r t A rch ä o l o g i s ch e r D i e n s t
Graubünden
Der Kanton Graubünden besitzt einen einzigartigen und weit über seine Grenzen hinaus
bekannten Schatz an christlichen Sakralbauten. In kaum einer anderen Region der
Alpen finden sich derart viele und zugleich
ausserordentlich gut erhaltene Reste von
Kirchen aus der Frühzeit des Christentums.
Bauliche Reste von «Gotteshäusern» der
römischen Epoche sucht man in Graubünden hingegen bisher vergeblich, obwohl
Funde wie die Altäre von Sils i. E. / Segl,
Baselgia und Alvaschein, Mistail oder die
Fragmente von Statuen am Julierpass / Pass
dal Güglia auch dort die Verehrung antiker
Gottheiten und damit verbundene Baulichkeiten nahelegen.
Kultur- und religionsgeschichtlich von besonderem Interesse sind Orte aus der Zeit
des 5. bis 8. Jahrhunderts, an denen der
Übergang vom römischen Polytheismus
zum christlichen Glauben archäologisch
fassbar wird. Eine der schweizweit bedeutendsten Fundstellen ist in diesem Zusammenhang die nahe am Hinterrhein gelegene, heute recht unscheinbare Höhle in
Zillis-Reischen. Vor 30 Jahren durch Zufall
von spielenden Kindern entdeckt, haben
die zwischen 1991 und 1995 durch den Archäologischen Dienst Graubünden durchgeführten Grabungen in und vor dieser
Höhle deren Nutzung in spätantiker bzw.
frühmittelalterlicher Zeit offengelegt. Dem
unermüdlichen Einsatz des wissenschaftlichen Mitarbeiters Jürg Rageth ist es zu verdanken, dass die dokumentierten Befunde
und Funde bereits während und kurz nach
Abschluss der Untersuchungen zu einem
grossen Teil ausgewertet und in mehreren
Berichten veröffentlicht wurden.
Ein Desiderat blieb indes die umfassende
Vorlage aller materiellen Hinterlassenschaften sowie deren Interpretation im grossräumigen Kontext der schriftlichen und
Thomas Reitmaier,
Mathias Seifert
archäologischen Überlieferung römischer
und frühchristlicher Glaubenswelten. Dieser Aufgabe nahm sich ab 2011 mit grossem
Engagement die Abteilung «Archäologie
der Römischen Provinzen» des Instituts
für Archäologische Wissenschaften an der
Universität Bern an. Unter der Leitung von
Christa Ebnöther hat ein interdisziplinäres
Team von Fachpersonen der Archäologie,
Numismatik, Erdwissenschaft und Archäozoologie die Zilliser Befunde und Funde einer aktualisierten Auswertung unterzogen.
Berücksichtigt wurden dabei auch die über
600, bislang nur unzureichend bearbeiteten
Münzen sowie der umfangreiche Bestand
an Tierknochen. Neben einigen Korrekturen
zu den vorgängig veröffentlichten Ergebnissen wartet die nun vorliegende Publikation mit einer Fülle an neuen und äusserst
detailreichen Resultaten auf. In enger zeitlicher Auflösung lässt sich auf diese Weise
die Biographie der Höhle nachzeichnen,
vom ersten Ausbau als Kultlokal einer heidnischen Glaubensgemeinschaft über die
Nutzung als Gruft in frühchristlicher Zeit bis
zur Weiterführung als hochmittelalterlicher
Bestattungsplatz auf dem Vorgelände. Auch
wenn viele Indizien für einen Mysterienkult
um den orientalischen Gott Mithras sprechen muss offenbleiben, welchen Mächten in der nur Eingeweihten zugänglichen
spelunca zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert tatsächlich gehuldigt wurde. Hier stösst
die Archäologie an ihre Grenzen.
Als erfreuliches «Nebenprodukt» des Berner Forschungsprojektes konnte vom Verein
ur.kultour mit kantonalen und regionalen
Partnern ein Vermittlungskonzept realisiert
werden. Mit dem Erscheinen der Publikation können nun alle Interessierten die Geschichte der Höhle auch vor Ort mit Text
und Bildern erleben. Allen an diesen wichtigen Arbeiten beteiligten Personen und
Institutionen sei herzlich gedankt!
9
10
Vo r w o r t u n d D a n k
Nun endlich am Ziel angelangt, geht zunächst
ein grosses Dankeschön an alle Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter und (ehemaligen) Studierenden: Ob mit umfassenden Untersuchungen oder intensiven Diskussionen, ob mit kleineren oder grösseren
Beiträgen – sie haben es alle ermöglicht,
die Geschichte(n) der Höhle in Zillis zu erschliessen und in der vorliegenden Publikation zu präsentieren. Für vielfältige inhaltliche Diskussionen und fachspezifische
Unterstützung möchte ich ausserdem Sylvia
Fünfschilling (Basel), Matthias Grawehr
(Basel), Carola Jäggi (Universität Zürich),
Ursina Jecklin-Tischhauser (Chur), Reto
Marti (Liestal BL), Stefanie Martin-Kilcher
(Basel), Lilian Raselli (Münsingen BE),
Debora Schmid (Augst BL) und Renata
Windler (Winterthur ZH) danken.
Für die Geduld, die anhaltende Unterstützung und die substantiellen finanziellen Beiträge sei an dieser Stelle auch dem
Archäologischen Dienst Graubünden (ADG)
ein ganz besonderer Dank ausgesprochen, an erster Stelle dem Leiter Thomas
Reitmaier und vor allem Mathias Seifert,
ferner Maja Camathias, Lea Gredig, Caroline
Hilty, Manuel Janosa, Monika Oberhänsli,
Gianni Perissinotto, Hans M. Seifert, Philipp
Wiemann und Johanna Wolfram-Hilbe.
Grosser Dank gebührt nicht zuletzt Susanna
Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, und Monika
Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden, welche die Abbildungen umgesetzt
und den Umbruch gestaltet haben. Danken möchten wir schliesslich auch Christine
Rungger (Mattstetten BE), die einige der
Fundzeichnungen angefertigt hat, Susanne
Schenker (im Auftrag des Inventars der
Fundmünzen der Schweiz) für die Fotos der
Münzen, sowie Myriam Camenzind (Bern)
für ihre Unterstützung in der Schlussphase.
Christa Ebnöther
Von den Ausgrabungen ...
Nachdem im Sommer 1990 der Archäologische Dienst Graubünden darüber informiert worden war, dass Schulkinder in der
Höhle bei Zillis-Reischen menschliche und
tierische Knochen gefunden hatten, kam es
noch im selben Jahr zu ersten Sondierungen.
Die vielversprechenden Resultate lösten
eine systematische Untersuchung aus, die
mit Unterbrüchen in den Jahren zwischen
1991 und 1995 erfolgte. Die Ausgrabungsergebnisse wurden 1994 und 2001 in ausführlichen Grabungsberichten, welche die
Vorlage eines Grossteils der Funde einschlossen, publiziert1 und zusammenfassend in verschiedenen Publikationsorganen
diskutiert2. Die eingehendere Bearbeitung
und Auswertung der beiden umfangreichsten Fundgattungen – der Münzen3 und Tierknochen4 – blieb jedoch lange Zeit liegen.
Vor dem Hintergrund der in den letzten 20
Jahren erfolgten interdisziplinären Untersuchungen zu vergleichbaren Fund- bzw.
Kultorten drängte sich aber die Erschliessung des noch ungenutzten Potentials des
Zilliser Fundbestandes geradezu auf. 2011
wurde diese auf Initiative des Instituts
für Archäologische Wissenschaften (IAW),
Abteilung Archäologie der Römischen
Provinzen der Universität Bern, in Angriff
genommen.
... zum interdisziplinären Auswertungsprojekt ...
Seinen Anfang nahm es mit der Bearbeitung
der Tierknochen aus dem Höhleninnenraum im Rahmen einer Seminararbeit durch
die zwei Studentinnen Nathalie Niklaus
und Andrea Moosbrugger unter Betreuung von Sabine Deschler-Erb, VindonissaProfessur und Integrative Prähistorische
und Naturwissenschaftliche Archäologie
11
Vorwort und Dank
(IPNA) der Universität Basel (Manuskript
2012). Die Bearbeitung der übrigen Tierknochen und die Gesamtauswertung erfolgten
im Rahmen eines vom Archäologischen
Dienst Graubünden finanzierten Auftrages
durch Sabine Deschler-Erb und Barbara
Stopp, beide IPNA, Universität Basel.
Seit dem Abschluss der Ausgrabungen war
die detaillierte Bearbeitung der rund 650
Münzen seitens des Inventars der Fundmünzen der Schweiz (IFS) ein dringliches
Desiderat. Dieses konnte 2012 erfüllt werden, als Markus Peter, Dozent für Archäologische Numismatik am IAW, Universität Bern, in enger Zusammenarbeit mit
Jacqueline Lauper und Studierenden des
IAW sowie mit finanzieller Unterstützung
des IFS die Bearbeitung und Auswertung
der Fundmünzen in die Hand genommen
hat.
Um aber die Fundmünzen und Tierknochen
ihrer Bedeutung und Aussagemöglichkeiten
entsprechend vorlegen und diskutieren zu
können, war es unumgänglich, die Befunde und übrigen Funde einer nochmaligen
kritischen Sichtung zu unterziehen. Dies
erfolgte durch die Schreibende in Zusammenarbeit mit (ehemaligen) Studierenden
des IAW, namentlich Sonja Streit (Befunde),
Anna Bonafini, Lea Emmenegger und Pascal
Stöckli (Keramik und Lavez), Sandrine
Keck (Glas), Marcel Stadelmann und Jonas
von Felten (statistische Auswertungen,
Seriationen, Modellierung der 14C-Daten),
sowie Gisela Thierrin-Michel, Department of
Geoscience, Université de Fribourg (Archäometrie).
2018 stiess Anna Flückiger, Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie, Universität Basel, zum Auswertungsteam. Sie bearbeitete die metallenen
Kleinfunde und hat mit vielen Inputs und
12
substanziellen Beiträgen auch die Synthese
alimentiert und um die Ausblicke ins frühe
Mittelalter erweitert. Überdies übernahm
sie Redaktionsarbeiten sowie das Lektorat.
Um nichts unversucht zu lassen, was zum
besseren Verständnis der Nutzung der Höhle
beitragen könnte, haben wir 2019, kurz vor
Abschluss des Manuskriptes, Sarah Lo Russo,
IPNA, Universität Basel, einige ausgewählte
Erdproben zur geoarchäologischen Untersuchung übergeben können. Ihr ist es tatsächlich gelungen, diesen fast 30-jährigen
«Erdklumpen» entscheidende Aufschlüsse
zum Kultgeschehen zu entlocken!
Im Verlaufe der Neusichtung der Befunde
zeigte sich zudem, dass auch eine Neubearbeitung und -datierung der frühmittelalterlichen Bestattungen notwendig war. Eine
erste Neusichtung der Skelettreste erfolgte
2015 durch Aixa Andreetta, damals Doktorandin am IAW und Institut für Rechtsmedizin (IRM), Abteilung Anthropologie, der
Universität Bern. Die vorläufigen Resultate
dieser Untersuchungen wie auch die vom
Archäologischen Dienst Graubünden finanzierten und von Sönke Szidat, Laboratory
for the Analysis of Radiocarbon (LARA) der
Universität Bern, durchgeführten 14C-Datierungen und ihre Modellierung konnten in
die vorliegende Publikation aufgenommen
werden. Die detaillierten Analysen und Auswertungen der Skelettreste sind unter der
Leitung von Sandra Lösch, IRM, Universität
Bern, in Arbeit.
... und Vermittlungsprojekt
Dem Wunsch der wissenschaftlichen
Neubetrachtung der Kulthöhle folgte alsbald der Wunsch nach einer Neuinwertsetzung dieses einzigartigen Ortes im Val
Schons / Schams, um dessen Geschichte(n)
auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Die Umsetzung
Vorwort und Dank
dieses Projektes nahm 2015 ihren Anfang: Mit finanzieller Unterstützung der
Gemeinde Zillis-Reischen, der Stiftung
Kirchendecke St. Martin sowie der Luzi
Bau AG, Zillis, gelang es dem Experimentalarchäologen Johannes Weiss, Aeugst am
Albis ZH, nach intensiven Vorstudien eine
massstabgetreue Kopie des Schlangengefässes herzustellen. Sie wurde 2016 im
Rahmen der Neueröffnung einer kleinen
Ausstellung zur Kulthöhle in den Räumen
des Museums der Stiftung Kirchendecke
St. Martin eingeweiht. Im Jahr darauf bot
Thomas Pauli, Archäologe und damals Leiter der Abteilung Kultur des Kantons Aargau
und Lehrbeauftragter an der Hochschule
für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur im
Bereich Museumsarbeit, an der Universität
Bern eine Veranstaltung zum Thema «Kulturmarketing im Dienst der Archäologie» an.
Am Fallbeispiel «Schauplatz Zillis-Reischen»
führten die Studierenden eine Marketinganalyse durch und legten einen ersten Entwurf eines Vermittlungskonzeptes mit dem
Titel «Zillis ist Kult!» vor. Dessen Ausarbeitung und Weiterentwicklung kam in die
Hände von Maria Bütikofer und Anaïs Corti
(Verein ur.kultour, www.urkultour.ch), die
in Zusammenarbeit mit kantonalen, regionalen und lokalen Institutionen diesen geschichtsträchtigen Ort für die Öffentlichkeit
erschliessen. Die beiden Rekonstruktionszeichnungen, die auch vorliegende Publikation illustrieren, sind im Rahmen dieses Vermittlungsprojektes entstanden. Sie wurden
von bunterhund Illustration KLG, Zürich, angefertigt und von der Burgergemeinde Bern
finanziert.
13
eschg
Doml
Cazis
Thusis
Hohenrätien
Val
Sc
hon
s
/ Sch
ams
Via Mala
Zillis-Reischen
N
Abb. 1: Kartenausschnitt
mit dem Verlauf der historischen Verkehrswege
Andeer
(rekonstruierte Strecken
0
1
2 km
IVS GR 13 und GR 15) und
den bekannten römischen
Fundstellen.
14
Einleitung
1
Christa Ebnöther
1.1 Lage und Siedlungskontext der Höhle
Zillis-Reischen, romanisch Ziran, liegt an
der transalpinen Verkehrsverbindung, die
das Mittelland und Alpenvorland zwischen
Zürich / Turicum bzw. Bregenz (A) / Brigantium über Chur / Curia und über den
Splügen- und den San Bernardino-Pass mit
Oberitalien verbindet. Diese beiden Routen, die durch das Domleschg und das Val
Schons / Schams führen, waren in römischer
Zeit wegen der unwegsamen Passagen
durch die Via Mala und Rofflaschlucht bis
zu den Passhöhen wahrscheinlich nur zu
Fuss und mit Lasttieren begeh-, auf der Südseite der Pässe dann wohl mit einachsigen
Wagen befahrbar.5 Dies zumindest lässt der
Name Tarvessedum vermuten – ein Ort, der
an der, auf der spätkaiserzeitlichen Tabula
Peutingeriana (Segment IV) verzeichneten
Splügenroute lag Abb. 1; Abb. 2; er setzt
sich aus den beiden keltischen Worten für
Stier und einachsiger Wagen zusammen.6
Auf der eben genannten Strassenkarte
ist zwischen Chur und Cunuaureu nun
ein Ort Lapidaria aufgeführt, der gemäss
der Distanzangaben 32 römische Meilen
(ca. 47 km) von Chur und 17 römische Meilen (ca. 25 km) von Cunuaureu entfernt lag.
Lapidaria müsste somit in der Nähe des
heutigen Dorfes Splügen, vielleicht auf der
Passhöhe, gelegen haben. Es wird jedoch
vermutet, dass Cunuaureu den Passübergang bezeichnet und der Ort Lapidaria in
Andeer oder Zillis-Reischen zu suchen ist.7
Abb. 2: Ausschnitt aus der
Tabula Peutingeriana, Segment IV, mit dem Ort Lapidaria (Kreis).
Wie entsprechende Baustrukturen und
Grabfunde belegen, war der Verkehrsweg durch das Hinterrheintal, durch das
Domleschg und das Val Schons / Schams,
während der frühen bis späten Kaiserzeit
von mehreren Siedlungen gesäumt Abb. 1.
Von Tamins am linken Rheinufer überblickte
man den Eingang zum Domleschg und kam
über Bonaduz8 – möglicherweise auf Wegen entlang beider Talseiten – nach Rhäzüns
15
Einleitung
und Tomils9. Weitere Fundstellen sind erst
wieder aus dem südlichen Domleschg, am
Nordausgang der Via Mala, mit den Fundorten in Cazis und eventuell Thusis bekannt.
Eine besondere Bedeutung nahm zweifellos
das auf einem Felskopf und damit verkehrsstrategisch optimal situierte Hohenrätien
im Gemeindegebiet von Sils im Domleschg
ein10, über das im Hochmittelalter und
wohl bereits in römischer Zeit die Via MalaSchlucht umgangen werden konnte. Südlich
der Via Mala schliesslich, dort, wo sich die
Landschaft wieder öffnet, verlief der Verkehrsweg in römischer Zeit wahrscheinlich
wie die mittelalterliche Route zunächst
links, dann rechts entlang des Hinterrheins
bis zur heutigen Gemeinde Zillis-Reischen
Abb. 1.11 Bevor man von hier zur Passhöhe
des Splügen respektive des San Bernardino
gelangte, hatte man flussaufwärts zunächst
die Siedlung in Andeer12 Abb. 3 und sodann
die Rofflaschlucht, eine weitere gefahrvolle
Naturschranke, zu passieren.
Abb. 3: Das Val Schons /
Schams. Zillis-Reischen
(unten links) und Andeer
(hinten rechts). Blick gegen
Süden.
16
Im Gemeindegebiet von Zillis-Reischen
sind bislang drei römische Fundstellen bekannt Abb. 4; Abb. 6: Etwas westlich des
Dorfzentrums liegt die für ihre romanischen
Deckenmalereien bekannte Kirche St. Martin, die auf den Mauern der um 830 erstmals schriftlich erwähnten ecclesia plebeia
im Ort Ciranes steht.13 Als man im Jahre
1938 im Zuge von Renovierungsarbeiten im
Kircheninnern auf Schichten mit römischen
Funden stiess, veranlasste Christoph Simonett, damaliger Konservator im VindonissaMuseum in Brugg AG, Nachuntersuchungen
und weitere Sondierungen auch unmittelbar ausserhalb der Kirche. Bei den dabei zu
Tage gebrachten Gebäuderesten handelt es
sich wahrscheinlich um einen ersten christlichen Sakralbau, der über spätkaiserzeitlichen Siedlungsspuren errichtet worden
war (vgl. Kap. 4.2.4).14
Eine weitere Fundstelle befindet sich
etwa 400 m südlich der Kirche auf einem
Einleitung
Abb. 4: Zillis. 1 Höhle;
2 mittelalterliche Burgstelle
Hasenstein; 3 Kirche
St. Martin. Blick gegen Osten.
2
1
3
künstlich ausgeebneten Plateau. Hier konnten in den Jahren 1980 und 1985 nicht nur
Teile der mittelalterlichen Burgstelle Hasenstein (13. / 14. Jahrhundert), sondern auch
spätkaiserzeitliche Gebäudereste untersucht werden (vgl. Kap. 4.2.4).15
Die unter eben diesem Plateau, etwa 20 m
über dem Hinterrhein gelegene Halbhöhle
(Balme) oder Grotte Abb. 5, die in der Literatur als spätrömische Kulthöhle bekannt
geworden und Gegenstand vorliegender
Publikation ist, war somit nicht nur an eine
von Siedlungsstellen gesäumte Transitroute
über die Alpen an-, sondern auch in einen
weiteren Siedlungskontext eingebunden.
1.2 Die archäologischen Untersuchungen
zwischen 1991 und 1995
Die Untersuchung der Höhle und ihres unmittelbaren Umfeldes erstreckte sich mit
längeren Unterbrüchen über eine Dauer
von nahezu fünf Jahren: Nach den ersten
Abklärungen im Sommer 1990 wurde im
Folgejahr unter der Ägide von Jürg Rageth
und unter der technischen Leitung von Gian
Gaudenz während zweier Monate zunächst
das Höhleninnere untersucht. Der Abtrag
des über 1,5 m mächtigen Schichtpaketes
←
erfolgte in mehreren Abstichen («Situationen» Abb. 9), wobei viele der Funde, insbesondere die Münzen, zweidimensional
eingemessen wurden. Als man gegen das
Ende der Kampagne unmittelbar ausserhalb der Höhle einen Sondierschnitt anlegte
und auch hier auf fundführende Schichten
stiess, setzte man die Ausgrabungen im
Sommer 1992 während etwa 1,5 Monaten
auf dem Höhlenvorplatz fort. Nach einem
Unterbruch kam es in den Jahren 1994
und 1995 zur Wiederaufnahme der Ausgrabungen. Dabei konnte während 2 bzw.
8 Monaten unter der Leitung von Alfred
Liver die Untersuchungsfläche vor der
Abb. 5: Zillis, Höhle (Pfeil)
und Hinterrhein. Blick gegen
Osten.
17
Einleitung
A
B
3
3
1
1
2
2
N
0
100 m
0
N
10 m
Abb. 6: Zillis. A Situationsplan (Mst. 1:4000) und B schematische Grundrisse (Mst. 1:1000) der drei Fundstellen auf dem Gemeindegebiet:
1 Höhle; 2 mittelalterliche Burgstelle Hasenstein mit Wassergraben und Umfassungsmauer; die spätkaiserzeitlichen Gebäudereste sind rot
ausgezeichnet; 3 Kirche St. Martin; die ältesten Befunde sind rot ausgezeichnet.
Höhle bis auf den unteren Abhang, wo man
unter anderem auf die frühmittelalterlichen
Gräber stiess, erweitert werden Abb. 10.16
Die Ausgrabungen erfolgten unter äusserst
schwierigen Bedingungen, da die Untersuchungsfläche im Innenraum nicht nur klein
und eng, sondern anfänglich auch nur über
eine gerade einmal 60 cm hohe Öffnung zugänglich war Abb. 7; Abb. 8. In Verbindung
mit den entsprechend schlechten Lichtverhältnissen erschwerte dies nicht nur das
Verständnis der komplexen Befundsituation
und Schichtenabfolge, sondern auch deren
Dokumentation. Hinzu kamen die durch
die Anlage der frühmittelalterlichen Gräber
im Innen- und Aussenraum verursachten
Materialumlagerungen, die zusammen mit
Rutschungen zu Vermischungen der Fundensembles geführt haben.
18
1.3 Fragestellungen und Ziele
Auch wenn der einzigartige Befund und der
reiche Fundbestand aus der Höhle über
die detaillierten Vorlagen von 1994 und
2001 für die Fachwelt gut erschliessbar
sind, lassen sich die bisherigen Ergebnisse
durch die Einbindung der Fundmünzen und
der osteologischen Reste in Bezug auf die
Chronologie wiewohl auf die Nutzung respektive auf die unterschiedlichen Nutzungen der Höhle präzisieren und vergleichend
in einen weiteren Rahmen stellen.
Im Fokus der vorliegenden Untersuchungen
stand denn auch die Frage, ob es sich bei
diesem Kultplatz um ein Versammlungslokal einer geschlossenen Kultgemeinschaft
handelte, wie dies bereits 1994 postuliert
Einleitung
wurde17, und / oder ob die Höhle als numinoser Ort z. B. auch von Reisenden und
Kaufleuten vor oder nach den gefahrvollen
Passagen durch die Via Mala und die Rofflaschlucht aufgesucht wurde, die hier mit
einer Bitte oder einem Dank für den göttlichen Schutz eine Gabe deponierten. Sowohl im einen wie auch im anderen Fall
sind damit Fragen zum Kultort wie auch
zum Kultgeschehen – zur Interpretation
der im Befund- und Fundbestand fassbaren
Rituale und Gesten – und nicht zuletzt zur
Gottheit oder den Gottheiten, deren Kult
hier praktiziert wurde, verbunden.
Die eingehende zeitliche und funktionale
Kontextualisierung der Höhle – ihre Einbindung in die lokale und regionale Siedlungs- und pagane bzw. christliche Sakrallandschaft – muss dagegen zukünftiger
Forschung vorbehalten bleiben. Nichtsdestotrotz sollen in einem abschliessenden
Ausblick zumindest die Möglichkeiten skizziert und soll auch auf das Potential hingewiesen werden, das es mit Nachgrabungen
im Bereich der Kirche St. Martin und mit
der (noch ausstehenden) Auswertung der
spätkaiserzeitlichen und (früh-)mittelalterlichen Siedlungsreste auf dem Plateau über
der Höhle im Areal der Burg Hasenstein auszuschöpfen gilt.
Abb. 7: Zillis, Höhle. Eingang vor Ausgrabungsbeginn 1990.
1.4 Vorgehen und Schwerpunkte
Abb. 8: Zillis, Höhle. Grabungssituation 1991 in der Höhle.
Nach einem zusammenfassenden Überblick
sollen zunächst diejenigen Befunde vorgelegt und diskutiert werden (vgl. Kap. 2), die
in einen Zusammenhang mit der Nutzung
der Höhle als Kultlokal zwischen dem 3.
und 5. Jahrhundert zu setzen sind (Phase 1,
Kap. 2.3). Daran schliessen die Befundvorlagen und -interpretationen der jüngeren
Phasen an, die den Zeitraum zwischen dem
5. und 10. Jahrhundert (Phase 2 bis Phase
4) bzw. der Neuzeit (Phase 5) umspannen
und mit einer veränderten Nutzung der
Höhle, unter anderem als Bestattungsort,
und schliesslich der Aufgabe dieses Platzes
als Kult- und Erinnerungsort in Verbindung
gebracht werden können (vgl. Kap. 2.4 und
Kap. 2.5). Während die wenigen Funde aus
den frühmittelalterlichen Befundkontexten
respektive frühmittelalterlicher Zeitstellung
im Anschluss an die Vorlage der Befunde
der Phase 2 und Phase 3 behandelt werden
19
10
Einleitung
Abb. 9: Zillis, Höhle.
X
Archäologische Untersuchungen 1991 / 1992 im
Innenraum. Grundrisse
nach Rageth 1994.
1 Situation 1 (entspricht
Phase 4 und Phase 5).
2 Situation 2 (entspricht
Phase 1.1 bis Phase 3).
1
3 Situation 3 (entspricht
Phase 1.0 bis Phase 1.3
bzw. 2 / 3). Mst. 1:150.
10
X
2
10
N
X
3
20
0
2m
Einleitung
Abb. 10: Zillis, Höhle.
Archäologische Untersuchungen 1994 / 1995. Grundriss nach Liver / Rageth 2001
(entspricht im Innenraum
etwa Situation 3, im Aussenraum (Abhang) Phase 4.
N
Mst. 1:150.
0
(vgl. Kap. 2.4.2), soll die eingehende archäound anthropologische Auswertung der Gräber (Phase 2, Phase 3 und Phase 4) unter
Einbezug biochemischer Analysen separat
an anderer Stelle vorgelegt werden. Um
den Text zu entlasten, wurden die Befundbeschreibungen nicht in den Text integriert,
sondern in Katalogform den jeweiligen Teilkapiteln angefügt.
In Kap. 3, der Fundvorlage, werden die
mit Phase 1 in Zusammenhang gebrachten,
kaiserzeitlichen Funde nicht nach Materialgattungen, sondern nach Funktionsgruppen
besprochen. Von einer vollständigen Neuvorlage des Fundbestandes wurde abgesehen, da das Fundmaterial mit Ausnahme
der Münzen und Tierknochen bereits in
den Vorberichten illustriert wurde. Eine
qualitative (Neu-)Beurteilung mit teils neu
angefertigten Fundzeichnungen kam nur
ausgewählten Fundgattungen zu (Beleuchtung, Votivbleche, Schmuck, Kleidungs- und
Ausrüstungsbestandteile, ausgewählte Gat-
2m
tungen der Geschirrkeramik, Glasgefässe).
Schwerpunkt der Fundvorlage bildete vorrangig die quantitative Erfassung und Beurteilung des kaiserzeitlichen Fundbestandes
als Basis für die Diskussion disziplinärer
Fragen und Interpretationen. Diese wurden in der Synthese (vgl. Kap. 4) zusammengeführt und erlaubten es, den paganen Kultort aus einer multidisziplinären
Gesamtperspektive vergleichend zu beleuchten und zu deuten sowie Fragen und
Überlegungen zu den jüngeren, frühmittelalterlichen Nutzungen der Höhle zur
Diskussion zu stellen.
21
22
Befundvorlage
2
Christa Ebnöther
Anna Flückiger
Sarah Lo Russo
2.1 Topographie und Stratigraphie
abfällt und in seinem untersten Teil in eine
natürliche Terrasse übergeht. Diese liegt
heute gut 17 m über dem Hinterrhein und
40 m von dessen Ufer entfernt.
Die heute wie wohl auch damals gut zugängliche Halbhöhle liegt auf einem
grossflächigen Schwemmkegel, der im Tal in
Alluvionen des Hinterrheins übergeht und
aus mit Kalksinter verfestigtem Schutt besteht (vgl. Abb. 4; Abb. 5).18
Mit der im Abstand von 5 m vor dem Höhleneingang angelegten Stützmauer (M119
respektive M79) hatte man bereits zu Beginn der Nutzung (Phase 1 und Phase 2)
den oberen Hangabschnitt – im Folgenden
als Vorplatz bezeichnet – befestigt, wohl
um den Zugang zu erleichtern und Hangrutschungen vorzubeugen. Der untere Hangabschnitt und die Terrasse im westlichen
Teil der Untersuchungsfläche, nachfolgend
als Abhang bezeichnet, wurde frühestens
Die topographische Situation des Fundplatzes ist mit dem Südprofil Abb. 12 im Detail
dokumentiert. Es zeigt, dass der Hang bereits unmittelbar vor der Höhlenöffnung,
die etwa 15 m unter dem ausgeebneten
Plateau der Burg Hasenstein liegt, steil gegen Westen hin, gegen den Hinterrhein,
53
1
85
77
41a / 61
57
M 119
Abb. 11: Zillis, Höhle. Ausschnitt des Nordprofiles
durch die Schichten auf
dem Vorplatz und Abhang
(ca. Achse 12). Der Jalon
steht ca. auf Achse III.
23
Befundvorlage
Osten
XII
XIV
X
VIII
VI
53
Vorplatz
54
1
2
14/24
7a
nicht dokumentiert,
vor Phase 2
20
11
34
39
33
41
M40
41a
59
4
6
8
10
12
14
41a
16
18
XlV
Xll
X
Vlll
Vl
lV
Il
N
0
– Il
0
Abb. 12: Zillis, Höhle. Südprofil durch die Höhle, den Vorplatz und den Abhang. Mst. 1:50.
24
2m
– lV
Befundvorlage
Westen
IV
II
0
–2
946
m ü.M.
55
944
Abhang
1
57
942
M119
M79
70
940
Grab 4
neuzeitliche Aufschüttungen
Grab 5
Grab 8
Phase 5
Phase 4
Phase 3
Phase 2
Phase 1.4
Phase 1.3
Phase 1.2 Planien
Phase 1.2 Grube
Phase 1.0 und 1.1
ergänzt
25
Befundvorlage
Norden
4
6
8
10
14
24
12
41
33
17
2
39
4
6
8
10
12
14
16
47
7
41
18
XlV
neuzeitliche Aufschüttungen
Xll
Phase 5
Phase 4
X
Phase 3
Vlll
Phase 2
Vl
Phase 1.4
lV
Phase 1.3
Phase 1.2 Planien
Il
Phase 1.2 Grube
N
0
Phase 1.0 und 1.1
−Il
0
2m
−lV
xxx
Skelettreste
ergänzt
Abb. 13: Zillis, Höhle. Ostprofil durch den Innenraum der Höhle auf der Achse IX (links) und VIII (rechts). Mst. 1:50.
26
34
Befundvorlage
Süden
14
16
18
946
m ü.M.
1
xxx
944
18/23
942
ab dem späten 7. Jahrhundert (Phase 4) als
Bestattungsplatz (Gräber 4 bis 10) genutzt.
Schichten und allfällige Baustrukturen älterer Phasen wurden bei der Anlage der
Gräber wohl weitgehend abgetragen und
zerstört.
In Ermangelung eines durchgehenden OstWest-Profiles wurde das hier wiedergegebene Südprofil Abb. 12 aus einem Teilprofil im Höhleninnern und zwei Profilen
auf dem Vorplatz und Abhang, die etwa 6 m
auseinanderliegen, zusammengefügt; die
oberen Schichtpakete im Innenraum wurden nach den Flächenplänen und den 1991
erstellten, schematischen Profilen ergänzt.
Im Bereich der beiden Stützmauern (M119
und M79) wurde ausserdem die während
des Schichtabtrages etwa auf Achse 12
beobachtete und dokumentierte Befundsituation in das Südprofil hineinprojiziert.
Wenn auch nicht ganz unproblematisch,
bildet das in dieser Weise rekonstruierte
Südprofil in der Art eines «Idealprofiles» die
für die Befundinterpretation wichtigsten
Baustrukturen und relevanten Schichten
repräsentativ ab.
Das auf Achse VII / VIII dokumentierte Ostprofil Abb. 13 durch den Höhleninnenraum
war in seinem nördlichen Teil (Achsen 6 – 12)
wenig aufschlussreich, da es parallel über
Mauer M40 verlief. Aus diesem Grund wurde der Profilabschnitt durch den Nordteil
der Höhle (mit Ausnahme des Profils durch
die Grube Pos. 39, hier spiegelverkehrt wiedergegeben, vgl. Abb. 29) nach den Flächenplänen schematisch rekonstruiert und ergänzt. Dasselbe gilt auch für die Feuerstelle
Pos. 47 (Phase 1.0) respektive Grube Pos. 46
(Phase 1.1) und Feuerstelle Pos. 17 (Phase 2),
deren stratigraphische Bezüge zu Schicht
Pos. 34 bzw. Pos. 7a nicht bekannt sind
(vgl. unten). Im Südteil der Höhle (Achsen
12 – 16) verläuft das Profil knapp östlich in
der Fortsetzung von Mauer M40. Es zeigt
inetwa die Schichtenabfolge wie sie im
Innenraum auch in der Fläche dokumentiert
27
Befundvorlage
werden konnte. Die ohnehin kleine Untersuchungsfläche war hier aber wegen eines
bereits zu Beginn der Ausgrabungen angelegten Sondierschnittes und die Gräber der
Phase 2 und Phase 3 beträchtlich gestört.
Die Korrelation der Befunde der Phase 2 bis
Phase 4 erfolgte mangels gesicherter stratigraphischer Verbindungen zwischen dem
Nord- und Südteil der Höhle über die
14C-Daten.
Abb. 14: Zillis, Höhle. Die
Phasen 1.0, 1.1, 1.2, 1.4
im Überblick (vgl. Abb. 19;
Abb. 22; Abb. 28). Mst. 1:250.
Phase 1.0
Die Korrelation der Befunde im Innen- mit
jenen im Aussenraum wurde mehrheitlich
bereits vor Ort während den Ausgrabungen
vorgenommen; sie konnte über die absolutchronologische Einordnung des stratifizierten Fundmaterials, über Passscherben
sowie über die 14C-Daten verifiziert und ergänzt werden Abb. 16.
Phase 1.1
Phase 1.2
Die Beschriebe und numerischen Bezeichnungen der hier vorgelegten und für die
Interpretation relevanten Baubefunde und
Schichten (Positionen) wurden aus der Grabungsdokumentation übernommen und
entsprechen somit auch jenen, die in den
Berichten Rageth 1994 und Liver / Rageth
2001 publiziert sind. Neu definiert und
benannt wurden dagegen die Nutzungsphasen (Phase 1 bis Phase 5).
2.2 Überblick über die Befundabfolge und
die Nutzungsphasen
N
Nach Ausweis des Fundmaterials wurde die
Höhle frühestens ab dem mittleren 3. Jahrhundert genutzt. Indizien auf eine ältere,
kaiserzeitliche oder prähistorische Nutzung
liessen sich weder in den Befunden noch im
Fundmaterial identifizieren.
0
28
5m
Phase 1.4
Phase 1 umfasst mit den Phase 1.0 bis Phase 1.4 alle Befunde respektive Aktivitäten in
und vor der Höhle, die mit einer Nutzung
der Höhle als paganem Kultraum zwischen
Befundvorlage
Wie stratifiziertes Fundmaterial und 14CDaten schliessen lassen, setzte die Bildung
des untersten, mehrlagigen Schichtpaketes Pos. 34 im Innenraum (Phase 1.1), das
sich aus über 100 feinsten (Asche-)Straten
zusammensetzt, wohl erst im Verlaufe des
4. Jahrhunderts ein. Allfällige während einer ersten Nutzung des Lokales (Phase 1.0)
entstandene Schichten scheinen folglich
vorgängig weitgehend ausgeräumt worden
zu sein.
Der geringe Fundanfall in Schicht Pos. 34
weist in Verbindung mit den Resultaten
der mikromorphologischen Analysen darauf hin, dass die Höhle während Phase 1.1
offenbar ausserordentlich sauber gehalten,
d. h. die Abfälle periodisch entfernt und
im Aussenbereich entsorgt worden waren. Passscherben zwischen Pos. 34 und
den darüber liegenden respektive auf dem
Vorplatz erfassten Planien (Phase 1.2 und
Phase 1.3) weisen darauf hin, dass ein Grossteil der während Phase 1.1 ausserhalb der
Höhle entsorgten Abfälle zu einem späteren Zeitpunkt (Phase 1.2) zusammen mit
weiterem Schuttmaterial zu Planierungszwecken wieder in respektive vor der Höhle
eingebracht worden war.
Abb. 15: Zillis, Höhle. Die
Phasen 2, 3 und 4 im Überblick (vgl. Abb. 52; Abb. 55;
Abb. 61). Mst. 1:250.
Phase 2
Phase 3
N
dem mittleren 3. und mittleren 5. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden können Abb. 14; Abb. 16. Während dieser Zeit
war die Höhle – oder vielmehr die Halbhöhle – mit einer auf einem Mauersockel
aufliegenden Holzwand verschlossen und
nur über in den Felsen gehauene Trittstufen,
die zu einem Eingang im Südwesten führten,
zugänglich. Durch diesen gelangte man zunächst in einen Vorraum, sodann in einen
grösseren und mit einer Feuerstelle ausgestatteten Hauptraum (Phase 1.0). Der gegen
den Rhein abfallende Hang vor der Höhle
war durch eine Trockenmauer (M119) befestigt und terrassiert.
Phase 4
0
5m
29
Befundvorlage
Phasen
Funde
Befundabfolge und
Datierungen Innenraum
Befundabfolge und
Datierungen Aussenraum
neuzeitliche Keramik
Pos. 2
Pos. 53
Pos. 1
Pos. 1
Skelettreste nicht im Verband:
7.– 9. Jh. (14C)
Phase 5
Denar Mailand, 13. Jh. (Südteil
Höhle), neuzeitliche Keramik
Denar Mailand,
13. Jh. (Pos. 57)
Pos. 23
Aufschüttungen Pos. 57, terminus
post quem 10. Jh. (14C)
Steinsetzung
Pos. 18
Gräber 4–10:
Ende 7./ 8.–10. Jh. (14C)
Gräber 2 und 3:
6.–7. Jh. (14C)
Pos. 59
Phase 4
Steinsetzung
Pos. 24, Pos. 14
Phase 3
UK Pos. 17:
Beinernes Kreuz
Phase 2
Feuerstelle Pos. 17
1.4
Pos. 7
1.3
Planie Pos. 33
Pos. 7a: 5./ 6. Jh. (14C)
Grab 1: 5./ 6. Jh. (14C)
Planie Pos. 41 / 61
Phase 1
Mauer
M79
Mauer
M40
Planie Pos. 41 / 61:
UK 3./ 4. Jh. (14C)
Pos. 65
Pos. 67
Pos. 70
Pos. 72
Pos. 73
1.2
1.1
1.0
Münzen aus der Grubenverfüllung:
terminus post quem 388 – 403
Grube Pos. 39
Münzen aus Pos. 34
274 bis 367 – 375
Grube Pos. 46
Pos. 34: UK 3./ 4. Jh. (14C)
Kuppelofen Pos. 47 / 48
Mauer
M119
Abb. 16: Zillis, Höhle. Schematische, mit Münz- und 14C-Datierungen (vgl. Kap. 2.5.2) ergänzte Darstellung der Befund- und Phasenabfolge.
Das Schichtpaket der Phase 1.1 war von
Grube Pos. 39 (Phase 1.2, Grube) durchschlagen, deren Funktion unklar bleibt. Die
Verfüllung enthielt nebst Mauerversturz
unter anderem auch Münzen, die einen
terminus post quem von 388 – 403 für die
nachfolgenden, oben erwähnten Bau- und
Planierungsaktivitäten im Innen- und Aussenraum liefern (Phase 1.2 bis Phase 1.3:
Grubenverfüllung und Planien). Soweit
beurteilbar, war die Höhle während der
nachfolgenden Nutzungsphase (Phase 1.4,
erste Hälfte / mittleres 5. Jahrhundert) wei30
terhin mit einer Holzwand verschlossen.
Im Innenraum kam es zur Bildung einer
weiteren Schicht (Pos. 7), deren Zusammensetzung eine Weiternutzung der Höhle als Kultraum vermuten lässt. Für eine
Nutzungskontinuität mag nicht zuletzt die
etwa gleichzeitig erfolgte Instandstellung
der Terrassierungsmauer (M79) auf dem
Vorplatzbereich sprechen.
Die Befundlage der beiden anschliessenden
Phasen 2 und 3 ist schwierig zu interpretieren und es bleibt entsprechend unklar
Befundvorlage
(vgl. Kap. 2.5.2), ob mit einem kürzeren
oder längeren Unterbruch der Nutzung der
Höhle zu rechnen ist. Im mittleren / späten 5. oder frühen 6. Jahrhundert (Phase 2,
Abb. 15) errichtete man jedenfalls im nördlichen Innenraum eine neue Herdstelle, unter welcher sich ein beinernes Kreuz fand;
im Südteil kam es zu einer ersten Grablegung (Grab 1). Auch wenn diese Befunde
für eine veränderte Nutzung der zunächst
wahrscheinlich weiterhin verschlossenen
Höhle sprechen, bleibt die Frage, wie diese
zu charakterisieren und zu interpretieren ist,
offen respektive zu diskutieren. Nunmehr
(auch) als Bestattungsplatz genutzt, wurde
sie jedenfalls kultisch – ob nun pagan oder
christlich – neu aufgeladen.
Während Phase 3, im Verlaufe der zweiten Hälfte des 6. / frühen 7. Jahrhunderts
kamen zwei weitere Bestattungen (Grab 2
und Grab 3) hinzu Abb. 15, die gleichsam
den «Raum» um die Herdstelle zu respektieren schienen. Spätestens mit der Anlage
von Grab 3 in das Mauerfundament der
Holzwand musste diese aber entfernt worden sein; die Höhle scheint nunmehr wohl
nicht mehr als geschlossener Raum genutzt
worden zu sein. Ob zu diesem Zeitpunkt
die Herdstelle noch in Verwendung war, ist
unklar.
Jüngere Aktivitäten sind ausschliesslich
über 14C-Datierungen und erst wieder ab
dem späten 7. / 8. und bis ins 10. Jahrhundert (Phase 4) zu fassen Abb. 15, als auf
der unteren Terrasse vor der Höhle eine
Nekropole unbekannter Ausdehnung angelegt wurde. Zeugnis davon geben die sieben
erfassten, Nord-Süd- bzw. Süd-Nord-ausgerichteten Bestattungen (Gräber 4 bis 10).
dieser weiterhin, vielleicht nur sporadisch, aufgesucht wurde. Ein zeitlicher
und / oder funktionaler Zusammenhang
zwischen der Nutzung des Höhleninnenraums und dem Bestattungsplatz vor der
Höhle ist indes weder über die Stratigraphie noch über Fundmaterial oder 14CDatierungen zu belegen.
Die oben skizzierten Befundabfolgen im
Innen- und Aussenraum wurden im Verlaufe der nachfolgenden Jahrhunderte
von verschiedenen, teils mächtigen Kiesund Lehmschichten überlagert (Phase 5;
Abb. 11 – Abb. 13): Mit einem ersten, nach
dem 10. und vor dem 13. Jahrhundert abgelagerten Schichtpaket wurden die Befunde der Phase 4 im Aussenraum, d. h.
die Nekropole vor der Höhle, überdeckt.
Bei den darüber liegenden Straten im Innen- und Aussenraum (Pos. 1 und jüngere
Schichten) handelt es sich nach Ausweis
der daraus geborgenen Funde um erst im
19. / 20. Jahrhundert abgelagerte Schichten.
In dieser Zeit scheint man wohl im Zuge
von Bauarbeiten im näheren Umfeld der
Höhle auf weitere Grablegungen des frühmittelalterlichen Bestattungsplatzes (Phase 4) gestossen zu sein. Ohne Meldung zu
erstatten, wurde die Skelettreste dabei offensichtlich den Grabgruben entnommen
und im Südteil der Höhle deponiert (zur
Lage vgl. Abb. 13) – es waren dies jene
Knochen, die 1990 von spielenden Kindern
entdeckt worden waren und in der Folge
die archäologischen Untersuchungen ausgelöst hatten.
Im Innenraum lassen die beiden grösseren Steinsetzungen, darunter eine mögliche Ofenanlage (Pos. 24), vermuten, dass
31
11
M40
Grab 3
Abb. 17: Zillis, Höhle. Mauer M40, durchschlagen von Grab 3 (Phase 3); im Innenraum ist die Steinreihe Pos. 11 erkennbar.
32
Befundvorlage
2.3 Phase 1: Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal während des mittleren 3. bis
mittleren 5. Jahrhunderts
2.3.1 Befunde der Phase 1.0 und Phase 1.1:
Nutzung als Kultlokal
2.3.1.1 Baustrukturen im Innenraum
Die rund 200-jährige Nutzung der Höhle
als paganes Kultlokal liess sich über den
Befund differenzieren: Während es sich
bei den Phase 1.0 und Phase 1.1 um zwei
eigentliche Nutzungsphasen handelt, manifestieren sich mit den Schichten der Phase
1.2 und Phase 1.3 lediglich bauliche Aktivitäten, die vor der jüngsten Nutzung, Phase
1.4, ausgeführt worden waren. Im Fundmaterial sind diese verschiedenen Phasen
allerdings nicht trennbar; die Mehrheit
der Funde stammt aus den Schichten der
Phase 1.2 und Phase 1.3 bzw. ist den Nutzungsphase 1.0 und Phase 1.1 zuzuweisen
(vgl. Kap. 3.1.2 – Kap. 3.1.3).
Der Innenraum der Höhle ist gut 4 m tief
und etwa 7 m breit Abb. 19 und weist eine
maximale Höhe von 2,5 m auf Abb. 13. Im
Norden befindet sich heute ein grösseres
Höhlenfenster Abb. 18 (vgl. unten), während die Höhlendecke im Süden von einer
schmalen Felsspalte durchbrochen wird.
Die 6 m breite Höhlenöffnung war durch
eine zweihäuptige, 0,4 m breite gemörtelte Mauer (M40) verschlossen Abb. 17;
Abb. 19. Als Sockelmauer für eine Ständerwand zu interpretieren, endete sie mit
einem geraden Mauerhaupt etwa einen
Abb. 18: Zillis, Höhle. Blick vom Innenraum gegen Norden durch das Höhlenfenster (Aufnahme 2019).
33
Befundvorlage
3
5
7
9
11
13
15
17
XV
Xlll
20
Xl
Tuff
47
Vorraum
lX
42
65
M40
Vll
67
70
Felsstufen
V
Vorplatz
M119
IIl
N
Abhang
l
N
1m
63
0
1m
Abb. 19: Zillis, Höhle. Phase 1.0. Grundriss. Mst. 1:100.
Meter vor der Südwand der Höhle und liess
so im Südwesten einen etwa 1,5 m breiten
Eingang entstehen, der möglicherweise mit
einer Tür verschlossen war. Mit einer solchen Türkonstruktion ist vielleicht Pfosten
Pos. 65 in Verbindung zu bringen.
Im Norden scheint Mauer M40 einst halbkreisförmig entlang der nördlichen Höhleninnenwand verlaufen zu sein, um an der
Rückwand an eine Reihe grösserer Steinblöcke («Mauer» Pos. 20) zu stossen. Von
dieser halbkreisförmigen Nordmauer war
34
lediglich noch der Versturz (Pos. 36) – mehrere bearbeitete Tuffsteine mit teils bemalten Verputzresten Abb. 23 – in und auf
der Verfüllung von Grube Pos. 39 (vgl. Phase
1.2, Abb. 32) erhalten. Die Frage, ob diese
Mauer wie im Bereich der Höhlenöffnung
als Fundamentsockel für eine Holzwand
diente oder nicht vielmehr bis auf die Höhe
des Felsabsatzes – heute etwa 1,5 m über
dem Boden befindlich – zu einem etwa
1 m hohen und 1,5 m tiefen Podest aufgemauert war Abb. 24, ist aus der Befundlage
nicht zu erschliessen.
Befundvorlage
39
47
46
47
46
39
20
48
11
Abb. 20: Zillis, Höhle. Übersicht über den Innenraum Phase 1.0 mit
Abb. 21: Zillis, Höhle. Brandplatte Pos. 47 mit Pfahlstellungen
Brandplatte Pos. 47. Zu Grube Pos. 46 vgl. Phase 1.1 Abb. 22, zu
Pos. 48 (Phase 1.0) Zu Grube Pos. 46 vgl. Phase 1.1 Abb. 22, zu
Grube Pos. 39 vgl. Phase 1.2 Abb. 28. Blick gegen Süden.
Grube Pos. 39 vgl. Phase 1.2 Abb. 28. Blick gegen Westen.
Einen podestartigen Absatz bildeten auch
die Steine der «Mauer» Pos. 20 Abb. 20
entlang der Höhlenrückwand; sie mögen
teils bereits natürlich vorhanden, teils während der ersten Nutzung der Höhle zu einem knapp 0,5 m hohen seitlichen Podest
arrangiert worden sein. Erst im Verlaufe von
Phase 1.1 errichtete man parallel zu dieser
«Mauer» eine leicht abgewinkelte Steinreihe («Mauer» Pos. 11) Abb. 20; Abb. 22 aus
hochkant gestellten Steinen. Es ist durchaus
denkbar, dass sie in Verbindung mit Pos. 20
als Unterbau eines weiteren Podiums oder
einer Bank zu interpretieren sind. Zahlreiche Scheibenkopfnägel, ein Wandhaken
und ein Kettenglied sowie mehrere Beschlagfragmente (vgl. Kap. 3.2.1), die grösstenteils aus den Planien der Phase 1.2 auf
dem Vorplatz geborgen wurden, lassen vermuten, dass der Innenraum ausgebaut und
vermutlich mit weiterem (Holz-)Mobiliar
ausgestattet war.
Im Eingangsbereich lassen eine halbkreisförmige gemörtelte Fläche, die wohl als Punktfundament zu interpretieren ist (Pos. 42)
und von Pfahllöchern durchschlagen war,
sowie ein behauener Tuffstein auf eine
mögliche Raumtrennung und damit Zweiräumigkeit des Höhleninnern mit einem
Vorraum und einem Hauptraum schliessen.
In der Mittelachse, im Zentrum des postulierten Hauptraumes, befand sich eine
kreisförmige Brandplatte Pos. 47, die unregelmässig von gut einem Dutzend Pfählen
(Pos. 48) und der Grube Pos. 46 von lanzettförmigem Grundriss durchschlagen war
Abb. 20; Abb. 21.
Die Gleichzeitigkeit und damit Zusammengehörigkeit von Brandplatte und Grube ist
wenig wahrscheinlich, über den Befund
aber weder zu be- noch zu widerlegen. Vielmehr ist anzunehmen, dass während einer
ersten Nutzungsphase (Phase 1.0) nur die
Brandplatte mit den Pfahlstellungen in Gebrauch war. In Analogie zu vergleichbar interpretierten Befunden aus eisenzeitlichen
bis mittelalterlichen Siedlungskontexten19
könnte es sich dabei um einen direkt befeuerten Backofen mit einem von einem –
vielleicht mobilen – Flechtwerk getragenen
Kuppelaufbau (Pfähle Pos. 48) gehandelt
haben. Grube Pos. 46 wurde vermutlich
35
Befundvorlage
3
5
7
9
11
13
15
17
XV
Xlll
20
Xl
11
Tuff
46
Vorraum
lX
34
65
M40
Vll
67
70
72
Felsstufen
V
Vorplatz
M119
IIl
N
1m
63
N
Abhang
l
Abb. 22: Zillis, Höhle. Phase 1.1. Grundriss. Mst. 1:100.
Abb. 23: Zillis, Höhle. Bearbeiteter Quelltuffstein mit Resten von weissem Verputz. Mst. 1:10.
36
0
1m
Befundvorlage
Süden
Norden
Podium
Höhlenfenster
Holzwand
A
N
Eingang
0
1m
Xlll
20
Xl
11
Podium
47
lX
Vorraum
M40
Höhlenfenster
Vll
Felsstufen
B
V
4
6
8
erst im Verlaufe der Entstehung von Schicht
Pos. 34 während Phase 1.1 angelegt Abb. 22.
Obschon keine Brandrötungen beobachtet
wurden, ist aufgrund der Lage der Grube
am Ort der älteren Brandplatte eine vergleichbare Funktion, d. h. eine Deutung als
Feuergrube, nicht ganz auszuschliessen.
Der Felsabsatz im Norden der Höhle geht
heute in ein Höhlenfenster über Abb. 18;
Abb. 24. Die Frage, ob es dieses bereits in
römischer Zeit gab und wenn ja, mit wel-
10
12
14
16
chen Ausmassen, ist nicht zu beantworten. Trotz dieser Unklarheiten hat sich Urs
Schwegler, Archäoastronom, Meggen LU20,
mit der Frage auseinandergesetzt, welche
Himmelskörper durch dieses Fenster mit
seiner heutigen Grösse in römischer Zeit
sichtbar gewesen wären. Gemäss seinen
Untersuchungen sah man durch die Öffnung am Nordhorizont den Talausschnitt
zwischen Piz Beverin und Muttner Horn
und nachts Sterne mit einer Deklination
zwischen ca. 50° und ca. 60°. Das Fenster
18
Abb. 24: Zillis, Höhle. Rekonstruktion des Innenausbaus
während Phase 1.0 mit
podiumartigem Aufbau im
Nordteil. A Ansicht. B Grundriss. Mst. 1:100.
37
Befundvorlage
41a
Grab 3
M79
M119
67
70
63
Abb. 25: Zillis, Höhle. Phase 1.0. Vorplatz, Bereich Nord. Zu Grab 3 vgl. Phase 3
Abb. 26: Zillis, Höhle. Schnitt an die beiden
Abb. 55. Blick gegen Süden.
Stützmauern M119 (Phase 1.0 bis Phase 1.2)
und M79 (Phase 1.4 und Phase 2). Blick gegen
Nordosten.
gab den Blick allerdings nicht auf vollständige Sternenbilder frei, sondern lediglich auf
Teile einiger Sternbilder, so des Drachens
(Kopf – jeweils im Winterhalbjahr), des
Kepheus, der Cassiopeia (am Rand streifend), der Giraffe, des Perseus (am Rand
streifend, nur der Kopf des Perseus war im
Fenster sichtbar) und des Grossen Bären
(am Rand streifend, nur der Stern Alkaid
war sichtbar). Ob der Tatsache, dass sowohl
heute wie damals der Kopf des Drachens
jeweils im Winterhalbjahr zwischen Mitte
Oktober (frühmorgens) und Anfang April
(zu Beginn der Nacht) zu sehen war und
ist, eine Bedeutung zuzumessen ist, muss
offenbleiben.
2.3.1.2 Baustrukturen auf dem Vorplatz
Im Abstand von 3,5 – 4 m von Mauer M40,
mit welcher die Höhle verschlossen war,
errichtete man die Trockenmauer M119
38
Abb. 19; Abb. 26, die wohl weniger tragend
war, sondern vielmehr in der Art einer Terrassierungsmauer das abfallende Gelände
vor der Höhle befestigte. Sie endete im
Süden etwa auf der Achse des postulierten
Einganges zur Höhle, zu welchem drei in
den Felsen gehauene Stufen mit Tritthöhen
von etwa 20 cm führten Abb. 19.
Mit Ausnahme der Pfostenstellung Pos. 67
und den beiden möglicherweise gesetzten
Steinen Abb. 25 liessen sich dieser ersten
Nutzungsphase keine weiteren Befunde zuweisen; die Frage, ob der Vorplatzbereich
überdacht war, ist nicht zu beantworten.
Holzkohlekonzentrationen (Pos. 73) und
vereinzelte kleinere brandgerötete Zonen
mögen darauf hinweisen, dass auf diesem
relativ steilen Vorplatzbereich (Höhendifferenz: knapp 1 m) Aktivitäten in Verbindung
mit Feuer, sei es kultischer oder profaner
Natur, durchgeführt worden waren.
Befundvorlage
2.3.1.3 Schichten
Die stratigraphisch älteste Schicht Pos. 34
wurde im gesamten Innenraum erfasst.
Es handelt sich dabei um ein 20 – 30 cm
mächtiges Schichtpaket, das von zahlreichen feinsten Holzkohle- und Aschestraten
durchzogen war Abb. 27. Es überdeckte die
Brandplatte Pos. 47 (Phase 1.0), Grube Pos.
46 dagegen schien erst im Verlaufe oder
nach Abschluss der Schichtengenese darin
eingetieft worden zu sein. Die teils ausgedehnten Ascheflächen, die zumindest an
der Oberkante der Schicht dokumentiert
werden konnten, zeigen, dass nach Abschluss der Schichtbildung keine grösseren
Schichtumlagerungen mehr stattgefunden
hatten. Nach Ausweis der geoarchäologischen Untersuchungen (vgl. Kap. 2.3.4)
handelt es sich dabei um eine Vielzahl akkumulierter Straten, die gemäss der Datierung
des daraus geborgenen Fundensembles
(vgl. Kap. 3.1.2) der zweiten Nutzungsphase,
d. h. der Phase 1.1, zuzuweisen sind.
Entsprechende Horizonte der ersten Nutzungsphase der Höhle, d. h. der Phase 1.0,
wurden zwar nicht in situ im Höhleninnern,
möglicherweise aber in Form eines umgelagerten Schichtrestes, nämlich Pos. 72, auf
dem Vorplatz erfasst Abb. 22. Entsprechende Indizien lieferten zumindest die geoarchäologischen Analysen (vgl. Kap. 2.3.4).
Sie liessen eine grosse Ähnlichkeit dieser
etwa 20 cm mächtigen Ascheschicht, die
auf einer Fläche von etwa 0,3 auf 0,3 m gefasst werden konnte und eine Münze des
Licinus I (319 – 32021) enthielt, mit Schicht
Pos. 34 im Inneraum erkennen. Es ist also
gut denkbar, dass mit diesem Schichtrest
ausgeräumte Nutzungsschichten wenn
nicht der Phase 1.0, dann der Phase 1.1
vorliegen.
11
34
Abb. 27: Zillis, Höhle. Phase 1.1. Schicht Pos. 34 im Nordteil der Höhle mit Ascheflächen (weiss); im Vordergrund der natürliche Höhlengrund. Blick gegen Norden.
Auf dem Vorplatz und Abhang konnten den
beiden ersten Phase 1.0 und Phase 1.1 ausser Schicht Pos. 70 und Pos. 73, einer kleinflächigen Holzkohlekonzentration, keine
weiteren Schichten zugewiesen werden.
2.3.2 Befunde der Phase 1.2 und Phase 1.3:
Anlage einer Grube und Planierungen
2.3.2.1 Anlage der Grube Pos. 39
Nach Ausweis der jüngsten Münze aus
Pos. 34 – einer Prägung des Valens (367–
37522) – wurde frühestens im ausgehenden 4. Jahrhundert von der Oberkante
von Schicht Pos. 34 eine Grube (Pos. 39)
mit den Ausmassen von rund 2 auf 1,5 m
und ca. 0,65 m Tiefe ausgehoben (Phase
1.2 Grube, Abb. 28 – 30). Die Frage, ob
und allenfalls wie diese Grube mit dem
Kultgeschehen in Verbindung zu bringen
ist, bleibt offen. Deren Verfüllung lieferte diesbezüglich keine Aufschlüsse, da es
39
Befundvorlage
3
5
7
9
11
13
15
17
XV
Xlll
20
Xl
11
Vorraum
39
lX
65
M40
Vll
Felsstufen
72
V
Vorplatz
M119
N
IIl
0
1m
Abhang
l
Abb. 28: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Grundriss mit Grube Pos. 39. Mst. 1:100.
Westen
Süden
Osten
Norden
944
m ü.M.
Fels
24
14
7a
33
41
14 24
33
Phase 4
Phase 3
Phase 2
Phase 1.4
Phase 5
943
Phase 4
M 40
Phase 1.3
Phase 3
Phase 2
41a
Phase 1.2 Planien
Phase 1.4
59?
3
Phase 1.3
Phase 1.2 Grube
Phase 1.2 Planien
41
39
39
a
Phase 1.2 Grube
b
Phase 1.0 und 1.1
Phase 1.0 und 1.1
Tuffstein
VII
VIII
IX
9
8
7
942
6
Quelltuffstein
Abb. 29: Zillis, Höhle. a Nord- und b Ostprofil durch Grube Pos. 39 im Innenraum. Zur Lage der Profile (vgl. Abb. 12 und Abb. 13). Mst. 1:40.
40
Befundvorlage
24
7a
33
41
M40
M40
39
39
Abb. 30: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Negativ der Grube Pos. 39. Blick
Abb. 31: Zillis, Höhle. Nordprofil in Grube Pos. 39 (vgl. Abb. 29a).
gegen Norden.
Blick gegen Norden.
sich dabei um sekundär eingebrachten
Abbruchschutt handelte Abb. 29; Abb. 31. Er
enthielt neben Geschirrfragmenten – unter
anderem solchen des Schlangengefässes –
und Münzen grössere Steinblöcke, darunter
bearbeitete Tuffsteine, sowie Mörtelfragmente mit Spritzern von roter Farbe, die auf
einen Abbruch oder eine Zerstörung eines
Baubefundes schliessen lassen, vermutlich
der nördlichen halbkreisförmigen Mauer
bzw. des postulierten Podiums (vgl. oben).
mehrere Abstiche hinweg, zum anderen
zu verschiedenen Befunden im Innenraum
(Schicht Pos. 34 und Verfüllung Grube
Pos. 39) – machen wahrscheinlich, dass es
sich hier um umgelagerte und ausplanierte Abfälle und um (Abbruch-)Schutt des 3.
und 4. Jahrhunderts respektive der Phase
1.0 und Phase 1.1 handelte.
In der Folge wurden der Nordteil der Höhle und der Vorplatzbereich mit einem dunkelbraun-humosen und von Steinen durchsetzten Schichtpaket planiert (Phase 1.2
Planien Pos. 41 / 41a / 61) Abb. 12; Abb. 29;
Abb. 32 – 34.
Die Schlussmünzen aus der Verfüllung von
Grube Pos. 39 liefern nicht nur einen terminus post quem von 388 – 403.24 für deren
Verfüllung, sondern auch für das Einbringen dieser Abfall- und Schuttplanien im Innenraum. In Verbindung mit den jüngsten
Münzen aus dem untersten Abstich der
Planie Phase 1.2 auf dem Vorplatzbereich25
und den 14C-Daten (Abb. 51) aus der Unterkante der Schicht scheinen diese Planierungsarbeiten kaum vor dem späteren
4. Jahrhundert ausgeführt worden zu sein.
Während dieses im Innenraum wenig mächtig war und nur wenige Funde enthielt, wies
es auf dem Vorplatzbereich eine Mächtigkeit bis zu 0,4 m auf und war ausserordentlich fundreich.23 Das Fundspektrum und
zahlreiche Passscherben – zum einen über
Im Nordteil der Höhle lag über dieser
Planie eine graue, kiesige Lehmschicht
(Pos. 33, Phase 1.3) Abb. 29; Abb. 31, die
bemerkenswerterweise neben ausserordentlich vielen Münzen (143 Exemplare26)
nur wenige weitere Funde, unter ande-
2.3.2.2 Planierung des Innenraumes und
des Vorplatzes
41
Befundvorlage
3
5
7
9
11
13
15
17
XV
Xlll
20
Xl
11
36
39
41
lX
M40
Vll
41a/61
Vorplatz
V
M79
IIl
N
1m
N
Abhang
0
1m
l
Abb. 32: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Grundriss. Planien und Schuttschichten. Mst. 1:100.
rem eines der Votivbleche (vgl. Kap. 3.3.1),
zwei Kristalle und mehrere Fragmente von
zwei Öllampen, aber nur wenig Gefässkeramik enthielt. Passscherben zu den fundreichen steinig-humosen Planien der Phase 1.2
im Innen- und Aussenraum lassen vermuten,
dass mit dieser Schicht ebenfalls «Abfälle»
der Nutzungsphasen 1.0 und 1.1 einplaniert
worden waren. Das Schichtmaterial selbst
wie auch die daraus stammenden, mehrheitlich als (Votiv-)Gaben zu interpretierenden Funde scheinen aber darauf hinzuweisen, dass es sich um einen besonderen
42
«Abfall» gehandelt haben musste, vielleicht
um das (Füll-)Material einer Konstruktion,
allenfalls des postulierten Podiums, im
Innenraum (vgl. Kap. 4.2).
2.3.3 Befunde der Phase 1.4: Weiternutzung der Höhle als paganes Kultlokal?
Die Ausdehnung der Schicht Pos. 33 (Phase
1.3) ist zwar nicht dokumentiert, sie liegt
aber als erstes Stratum auf der Mauerkrone M40 Abb. 29, zieht aber nicht darüber
hinweg und ist damit nicht zwingend mit
Befundvorlage
41
Grab 3
41
M40
41a/61
Grab 3
41a/61
Abb. 33: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Schicht
Abb. 34: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Schichten Pos. 41 und 41a / 61 im Innenraum und
Pos. 41a / 61 (unterer Teil) auf dem nördlichen
auf dem Vorplatzbereich. Blick gegen Nordosten.
Vorplatzbereich. Blick gegen Südosten.
dem Abbruch der Holzwand, d. h. der Aufgabe der Höhle als geschlossenes Lokal, in
Verbindung zu bringen. Möglicherweise
bildete deren Oberkante zusammen mit
Pos. 7, einer humosen, leicht holzkohlehaltigen Schicht, die im gesamten Innenraum, jedoch nicht im Bereich über Grube
Pos. 39 respektive im Nordteil der Höhle
fassbar war, das neue Gehniveau Abb. 16.
Wenig kompakt bzw. – gemäss den Beobachtungen der Ausgräber – offenbar
durchwühlt, enthielt sie Asche- und lehmigkiesige Einschlüsse sowie rötlich-brandige
Verfärbungen. In ihrer Zusammensetzung
scheint sie somit mit Pos. 34 (Phase 1.1)
vergleichbar zu sein. Im Unterschied zu
letztgenannter waren die Ascheeinschlüsse
jedoch kleinflächig, was sich gut mit den
Beobachtungen der Ausgräber in Übereinstimmung bringen lässt.
Auch wenn diese jüngste Nutzungsphase im Befund zwar fassbar ist, lässt sie
sich nur in groben Zügen rekonstruieren
und interpretieren Abb. 14 (zu den Fun-
den vgl. Kap. 3.1.2). Für eine (kultisch geprägte?) Weiternutzung der Höhle spricht
jedenfalls auch die vermutlich gleichzeitig erfolgte Instandstellung der Terrassierungsmauer M119 auf dem Vorplatz
(M79). Die ältere Mauer wurde dabei mit
weiteren Steinlagen erhöht und stabilisiert
Abb. 12; Abb. 26; Abb. 32. An den darin
verbauten, bearbeiteten Tuffsteinen hafteten teils Mörtelreste, was auf wiederverwendetes Baumaterial – vielleicht aus der
nordseitigen Mauer respektive dem Podium in der Höhle – weist.
2.3.4 Geoarchäologische Untersuchungen
zu den Schichten der Phase 1
Sarah Lo Russo27
2.3.4.1 Fragestellungen und Zielsetzungen
Im Rahmen des Projektes wurden vier
Sedimentproben der Phase 1 sedimentologisch und mikromorphologisch sowie drei
Proben aus Pos. 7a (Phase 2) sedimentologisch analysiert.
43
Befundvorlage
Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen die Charakterisierung sowie
die Rekonstruktion der Schichtgenese der
lokal bis zu 30 cm mächtigen Nutzungsschicht
innerhalb der Höhle (Phase 1.1, Pos. 34, Abb.
35.1), des aus Grube Pos. 46 (Phase 1.1, Abb.
21; Abb. 35.3) geborgenen Lockersedimentes und der Aschekonzentration auf dem Vorplatzbereich (Phase 1.0 und Phase 1.1, Pos.
72, Abb. 35.2). Die geoarchäologischen Beobachtungen und Interpretationen sollen
eine neue Perspektive auf die Schichtgenese und die damit verbundenen Aktivitäten,
allenfalls gar Kulthandlungen, aufzeigen.
2.3.4.2 Material und Methodik
– Probenauswahl und -aufbereitung:
Während der archäologischen Ausgrabung
fanden keine geoarchäologischen Feldarbeiten statt, d. h. es wurden keine Mikromorphologieproben, jedoch aus verschiedenen Schichten und Strukturen Sedimentproben entnommen. Eine Auswahl davon
wurde für geochemische und sedimentologische Analysen an das IPNA, Universität
Basel, gebracht Abb. 36.28
Schicht Pos. 34 (Phase 1.1, Abb. 27) wurde in drei Abstichen abgetragen Abb. 37.
Die Sedimentproben wurden alle aus einer
Fläche von etwa 1,5 m auf 1,5 m im rückwärtigen Teil der Höhle geborgen, wobei
Abb. 35: Zillis, Höhle. Phase
1.1. Lokalisierung der geoarchäologisch untersuchten
Proben. 1 Pos. 34; 2 Pos. 72;
1
3 Pos. 46. Mst. 1:250.
3
N
2
0
5m
1m
N
44
Fd. Nr. 64 dem untersten, ca. 30 cm mächtigen Abstich 3 und Probe Fd. Nr. 56 dem
mittleren, ca. 5 cm mächtigen Abstich 2
entnommen wurde. Fd. Nr. 68 stammt aus
der Verfüllung der Grube Pos. 46 (Phase
1.1) und Fd. Nr. 156 aus Pos. 72 (Phase 1.0
und Phase 1.1, Vorplatz).
Eine erste Begutachtung der Proben zeigte,
dass Fd. Nr. 64, eine der Sedimentproben
aus Pos. 34 (Phase 1.1), und Fd. 156 feingeschichtete Sedimentbrocken enthielten. In
diesen Brocken war das ursprüngliche Gefüge der Schichten erhalten, sodass zusätzlich
zu den geochemischen und sedimentologischen Analysen auch «Mikromorphologieproben» untersucht werden konnten
Abb. 36. Da die einzelnen Sedimentbrocken
sehr klein waren, wurden zwei bis drei Brocken pro Fundeinheit für weiterführende
Untersuchungen aufbereitet.29
Aus zwei Proben – aus Grube Pos. 46
(Fd. Nr. 68) und dem mittleren Abstich der
Pos. 34 (Fd. Nr. 56) – wurden zudem kleinere Mengen an Lockersediment gehärtet,
sodass die (petrographische) Schichtzusammensetzung mit jener der Blockproben
verglichen werden konnte (sogenannte
Pulverdünnschliffe). Ausserdem wurden
vier Lockersedimentproben geochemisch
untersucht und eine Korngrössenanalyse
(Granulometrie) durchgeführt.30
– Untersuchungen an Binokular und Polarisationsmikroskop:
Die Dünnschliffe wurden mit Durchlicht am
Binokular (8- bis 50-fache Vergrösserung,
Leica MZ12 mit ppl und xpl) und am Polarisationsmikroskop (16- bis 630-fache Vergrösserung, Leica DM-RXP mit den unterschiedlichen Filtern ppl, xpl und uvl) untersucht.31
Die histotaphonomische Beurteilung der
Knochen erfolgte mit den Methoden und
Skalen von Brönnimann et al. 2018.
Befundvorlage
Befund
Fd. Nr.
Verfüllung der Grube Pos. 46
68
Aschekonzentration
vor der Höhle (Pos. 72)
156a
x
x
156b
x
x
feingeschichtete Ablagerung
innerhalb der Höhle (Pos. 34)
Abstich 2
(ca. 5 cm
mächtig)
Abstich 3
(ca. 20 cm
mächtig)
Sedimentbrocken – Pulver –
Geochemie und
Dünnschliff
Dünnschliff Sedimentologie
x
56
x
64a
x
64b
x
64c
x
2.3.4.3 Resultate und Diskussion
– Granulometrie:
Die Sedimente aus der Grube Pos. 46
(Fd. 68) enthalten mitunter die grössten
Komponenten Abb. 38. Die Probe aus dem
untersten Abstich 3 der Pos. 34 (Fd. Nr. 64)
unterscheidet sich eindeutig von den übrigen Proben, da sie keine Komponenten enthält, die grösser als ein Zentimeter sind.
– Mikromorphologische Schichtbeschriebe:
Aus der Sedimentprobe des untersten
Abstiches 3 der Pos. 34 wurden drei zunächst nicht orientierte Sedimentbrocken
als Mikromorphologieproben (Fd. Nr. 64a,
64b und 64c) aufbereitet. Diese wurden
genauer beschrieben und in mehrere,
sogenannte mikromorphologische Positionen (MPos. 34.I bis MPos. 34.III) unterteilt. Deren Orientierung wurde anhand
mehrerer, in die jeweils darunterliegende
Mikroschicht eingetretener Komponenten
rekonstruiert. Das stratigraphische Verhältnis zwischen den einzelnen Sedimentbrocken bleibt aber ungeklärt Abb. 37.
MPos. 34.I. enthält keine Komponenten,
die grösser als ein Zentimeter sind Abb. 39.
Sowohl die minerogenen Bestandteile als
auch die meist weniger als zwei Millimeter
grossen Knochen zeigen regelmässig Spuren deutlicher Hitzeeinwirkung.32 Die unter-
x
Abb. 36: Zillis, Höhle. Geoarchäologisch untersuchte
Proben.
x
x
suchte Ablagerung ist feingeschichtet. Grob
lassen sich drei Mikroschicht-Typen definieren: Mikroschichten, in denen Aschen dominieren, Schichten mit einem höheren Anteil
an Mikroholzkohlen sowie Mikroschichten,
die häufiger grössere, d. h. bis ca. 5 mm grosse, Komponenten wie Kiesel, Holzkohlen
oder Knochen aufweisen.
Die deutliche Verdichtung, die regelmässige in situ-Fragmentierung und die häufige
horizontale Einregelung der Komponenten
sprechen für eine starke Überprägung der
Ablagerung durch direkte Begehung (Trampling) Abb. 41. Gegen eine Akkumulation
der Schicht durch Trampling spricht, dass
die einzelnen Mikroschichten meist über
den gesamten Dünnschliff verfolgt werden
können Abb. 40. In durch Trampling akkumulierten Schichten wären mehrere einAbb. 37: Zillis, Höhle. Profilschema durch Pos. 34. Die
Abstich 1
5 cm
Abstich 3 konnten nicht ge-
MPos. 34.lV (Fd. 56)
5 cm
Abstich 2
drei Sedimentbrocken aus
nauer lokalisiert werden.
MPos. 34.I
(Fd. 64a)
MPos. 34.III
MPos. 34.II
(Fd. 64b)
Abstich 3
MPos. 34.I
(Fd. 64c)
20 cm
45
Befundvorlage
Ton
Silt
Sand
Kies
Geröll
%
100
75
50
25
0
1
10
100
1000
10 000
100 000
Korngrösse in Mikrometer
Pos. 34, Abstich 2 (Fd. Nr. 56)
Verfüllung der Grube Pos. 46 (Fd. Nr. 68)
Pos. 34, Abstich 3 (Fd. Nr. 64)
Aschenkonzentration Pos. 72, (Fd. Nr. 156)
Abb. 38: Zillis, Höhle. Korngrössenkurven der Sedimentproben aus Phase 1.
getretene Bodenbrocken typisch; bis auf
eine einzige Ausnahme fehlen solche aber
in den untersuchten Feinschichtungen. Es
handelt sich hier demnach nicht um einzelne Sedimentlinsen, die z. B. an den Schuhsohlen anhaftend auf dem Höhlenboden
festgetreten wurden.33 Vielmehr wurden
die einzelnen, wenige Millimeter mächtigen
Mikroschichten bewusst ausgebracht und
anschliessend begangen.
Die Begehung dieser Schichten führte zur
Fragmentierung der Komponenten, insbesondere der Knochen(-splitter) und Holzkohlen. Es ist aber keineswegs so, dass die
Knochensplitter und Holzkohlen während
der Begehung in die Schichten eingetreten
worden wären. Sie sind, ebenso wie die
Feinkiesel und Sandkörner, als Bestandteile
dieser geringmächtigen asche- oder mikroholzkohlereichen Schichten zu interpretieren Abb. 42.
Es stellt sich daher die Frage, wie diese
Feinschichtungen auf dem Höhlenboden
46
1 cm
Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der
MPos. 34.I: Sehr dunkelbraune, kalkhaltige, feingeschichtete Ablagerung mit deutlich horizontal eingeregelten Komponenten.
– 2 % Ton, 28 % Silt (Asche), 20 % Sand, 10 % Kies
(Bündner Schiefer, Kalzit, Kalkstein, Quarzit, Tuff;
subgerundet; Erhaltung: tlw. Branntkalkbildung,
teilweise. Kalkkrusten), 25 % Organik, 15 % Porosität, komplexes Gefüge (Planarriss, Kanäle, Kammern)
– vereinzelt Lehmfragmente und Branntkalk (Ascheähnlich, frisch), wenig Knochen und Knochensplitter, sehr viele Knochen mit Hitzeüberprägung
(meist stark verbrannt – kalziniert), vereinzelt
Molluskenschalen, vereinzelt Holzkohlen (subkantig), regelmässig Mikroholzkohlen (Rundungsgrad
variabel), regelmässig Asche, vereinzelt verkohltes
organisches Material (u. a. ein Makrorest), wenig
organische Reste (sehr stark zersetzt)
– häufig horizontal eingeregelte Komponenten,
deutliche Verdichtung, vereinzelt eingetretene
Lehmbrocken, regelmässig in situ-Fragmentierung
– marginale Bioturbation, vereinzelt Regenwurmkalzite, vereinzelt Fe-Mn-Ausfällungen.
Abb. 39: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan
Fd. Nr. 64c (ppl) und mikromorphologischer
Schichtbeschrieb der MPos. 34.I.
0
1 cm
Abb. 40: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 64c
(ppl). Abgrenzung der einzelnen Mikroschichten.
Befundvorlage
HK
Kn
Kn
HK
Kn
0
1 mm
0
1 mm
Abb. 41: Zillis, Höhle. MPos. 34.I (Fd. Nr. 64c).
Abb. 42: Zillis, Höhle. MPos. 34.I (Fd. Nr. 64c).
Im Bild ist verdichtetes Sediment mit länglichen,
Knochenfragment mit Spuren von Hitzeeinwir-
oberflächenparallelen Porenräumen zu sehen.
kung (beginnende Kalzinierung), das gemeinsam
Darin befinden sich horizontal eingeregelte
mit Aschen (hellbraun-grau in xpl) abgelagert
Komponenten, wie ein in situ-fragmentierter
wurde (linker Bildausschnitt: ppl, rechter Bild-
Knochen mit Spuren von Hitzeeinwirkung (Kn)
rand: xpl).
und Holzkohlen (HK).
entstanden sind. Die feinen Korngrössen
der Komponenten in MPos. 34.I könnten
für ein regelmässiges Kehren des Höhlenbodens sprechen.34 Experimentelle und
archäologische Vergleiche haben gezeigt,
dass direkt aus einer erkalteten Feuerstelle gekehrte Feuerungsrückstände zur Bildung einer heterogenen Ablagerung mit
vermehrtem Vorkommen von verziegelten Lehmbrocken führten. Dies konnte in
MPos. 34.I nicht festgestellt werden.35 Möglicherweise wurden also nur ausgewählte
Feuerungsrückstände in der Höhle ausgebracht. Um zu entscheiden, ob das kleine Korngrössenspektrum und die geringe
Mächtigkeit der aus diesen ausgebrachten Feuerungsrückständen bestehenden
Schichten auf eine Selektion vor der Deponierung oder auf das Entfernen grösserer
Komponenten während der Begehung des
Höhlenbodens, zum Beispiel durch Kehren,
zurückzuführen sind, sind weitere Untersuchungen nötig (vgl. unten).
derem verbrannte Knochen, wie dies auch in
den Mikroschichten in MPos. 34.I beobachtet
wurde Abb. 42; Abb. 43. MPos. 34.II bildet
die Unterkante des Sedimentbröckchens
Fd. Nr. 64b, weshalb die untere Schichtgrenze der MPos. 34.II unbekannt ist. Die
obere Schichtgrenze, der Schichtübergang
von MPos. 34.II zu MPos. 34.III ist fliessend.
MPos. 34.III ist eine feingeschichtete Ablagerung, die aufgrund ihrer Zusammensetzung mit MPos. 34.I vergleichbar ist. Im
Gegensatz zu MPos. 34.I lassen sich hier die
einzelnen Mikroschichten jedoch nicht über
den gesamten Dünnschliff verfolgen und
nur schwer von der darüber- und darunterliegenden Mikroschicht abgrenzen. Dieser
Befund ist typisch für eine Akkumulation
durch Trampling36, was eine gewisse Bodenfeuchtigkeit zum Zeitpunkt der Begehung
voraussetzt.37 Dafür spricht auch die besonders deutliche Ausprägung des für eine
Begehung typischen Platten-Rissgefüges
Abb. 44.
Die vergleichsweise mächtige (ca. 4 mm)
Ascheschicht MPos. 34.II enthält unter an-
An der Oberkante des Sedimentbrockens
befindet sich ein stark kalkhaltiger Lehm in
47
←
←←
Befundvorlage
MPos. 34.III
MPos.
34.III
0
1 cm
Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der
MPos. 34.II: Graubeiger, ungeschichteter, kalkhaltiger
Silt bestehend aus Aschen mit regelmässig verbrannten Knochensplittern.
– 65 % Silt (Asche), 10 % Sand, 1 Quarz-Feinkiesel,
10 % Organik, 15 % Porosität, massives Gefüge
(Kammern, Kanäle)
– vereinzelt Branntkalk, regelmässig Knochensplitter,
sehr viele Knochen mit Hitzeüberprägung (meist
Stufe 1.5 = leicht verbrannt), wenig Mikroholzkohlen, sehr viel Asche (gute Erhaltung)
– wenig horizontal eingeregelte Komponenten,
schwache Verdichtung, vereinzelt in situ-Fragmentierung
– marginale Bioturbation.
Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der
MPos. 34.III: Dunkelbraune, feingeschichtete, kalkhaltige Ablagerung.
– 25 % Silt (Asche), 20 % Sand, 15 % Kies (Kalkstein,
Quarzit; Branntkalkbildung), 20 % Organik, 20 %
Porosität, massives Gefüge (Planarrisse, Kanäle,
Kammern)
– vereinzelt Branntkalk (frisch), wenig Knochen und
Knochensplitter, sehr viele Knochen mit Hitzeüberprägung (meist Stufe 1.5 – 2 = stark verbrannt), vereinzelt Eierschalen, vereinzelt Molluskenschalen,
wenig Holzkohlen (subkantig), wenig Mikroholzkohlen (subkantig), regelmässig Asche, vereinzelt
organische Reste (sehr stark zersetzt)
– häufig horizontal eingeregelte Komponenten,
schwache Verdichtung, wenig in situ-Fragmentierung
– marginale Bioturbation.
Abb. 43: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 64b
(ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.II und MPos. 34.III.
einem Porenraum. Innerhalb dieses wenige
Millimeter grossen Lehmbröckleins sind bei
630-facher Vergrösserung vereinzelte, konzentrisch aufgebaute, karbonatische Kristalle, sogenannte Sphärolithe, zu erkennen.
48
←
MPos. 34.II
MPos.
34.II
0
1 mm
Abb. 44: Zillis, Höhle. Deutliche Begehungsspuren sind im oberen Bereich der MPos. 34 .II
zu sehen. Der Schichtübergang zu MPos. 34.III
ist fliessend. Auch in MPos. 34.III sind deutliche
Anzeichen von Trampling, wie Planarrisse (rote
Pfeile) und eine horizontale Einregelung der
Komponenten erkennbar.
Aufgrund der schlechten Erhaltung und
Überlagerung des kalkhaltigen Sedimentes
lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen, ob
es sich dabei um Dungsphärolithe oder um
sogenannte avian uric acid spheres handelt: Dungsphärolithe werden im Darm
vieler Tiere, insbesondere von Wiederkäuern, produziert.38 Avian uric acid spheres
kommen in Guano, d. h. den Exkrementen
von Fledermäusen oder Vögeln vor, sind in
archäologischen Befunden jedoch nur sehr
selten erhalten, da sie leicht wasserlöslich
sind.39 Die Sphärolithe innerhalb des Lehmbrockens in MPos. 34.III belegen die Präsenz von stark verwitterten Exkrementen,
deren Produzent jedoch nicht bestimmt
werden kann. Dabei handelt es sich um den
einzigen Hinweis auf Exkremente in allen
untersuchten Proben. Da sich der Lehm in
einem Porenraum befindet, könnte es sich
Befundvorlage
0
1 cm
Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der
MPos. 34.IV: Graubraunes, kalkhaltiges Sediment.
– 30 % Silt (Asche), 5 % Sand, 15 % Kies (Quarzit,
Kalkstein, Bündnerschiefer; gerundet; deutliche
Brandrötung, Kalkkrusten), 10 % Organik, 40 %
Porosität
– vereinzelt Mörtel (frisch), wenig Knochen, vereinzelt Knochensplitter, vereinzelt Eierschalen, wenig
Mikroholzkohlen, sehr viele Asche.
Abb. 45: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 56
(ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.IV.
0
1 cm
Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 46
(Fd 68): Dunkelgraubraunes, kalkhaltiges Sediment.
– 20 % Silt (Asche), 8 % Sand, 22 % Kies (Kalkstein,
Kristallin, Quarzit, Flysch-Sandsteinfragmente;
Branntkalkbildung, Kalkkrusten), 15 % Organik,
35 % Porosität
– vereinzelt Lehmfragmente, vereinzelt Branntkalk
(Asche-ähnlich, frisch), vereinzelt Mörtelfragmente, wenig Knochensplitter, wenig Knochen mit
Hitzeüberprägung, vereinzelt Holzkohlen, wenig
Mikroholzkohlen, regelmässig Asche.
Abb. 46: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 68
(ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Sedimente aus der Verfüllung der
dabei auch um einen postsedimentären
Eintrag handeln.
Aus der Sedimentprobe aus Abstich 2 von
Pos. 34 (Fd. Nr. 56) wurde etwas Lockersediment entnommen und ein sogenannter Pulverdünnschliff hergestellt (vgl. oben). Beim
untersuchten Sediment handelt es sich um
graubraunen, karbonatischen Silt, genauer
Asche, die wenig Sand und regelmässig gerundete Kiesel (darunter Kalksteine, Tuff
oder Kalksinter, Sandsteine und Bündner
Schiefer) mit deutlichen Spuren von Hitzeeinwirkung enthält Abb. 45.
Vermutlich sind die amorphen Karbonatkrusten, die an einigen Kieseln anhaften,
ebenfalls als Asche zu interpretieren. Diese sind teilweise jedoch schlecht erhalten
und können daher nicht zweifelsfrei von
dem vereinzelt auftretenden Mörtel unterschieden werden. Weiter treten vereinzelt
Eierschalenfragmente, wenige Knochen-
Grube Pos. 46.
fragmente sowie vereinzelt Knochensplitter
und wenige Mikroholzkohlen auf. Bemerkenswert sind zwei feingeschichtete Sedimentbrocken, die MPos. 34.I ähnlich sehen.
Der Pulverdünnschliff aus dem Verfüllungsmaterial der Grube Pos. 46 (Phase
1.1, Fd. Nr. 68) enthält regelmässig Fein- bis
Mittelkies, teilweise mit karbonatischen
Krusten Abb. 46. Da die Probe sowohl
Kalkkiesel mit Hitze einwirkung (Branntkalksäume), vereinzelt Mörtelfragmente als
auch amorphe Aschen enthält, ist nicht zu
beurteilen, ob es sich bei den Kalkkrusten
an einigen Kieseln um verwitterten Mörtel oder um Feuerstellenausraum handelt.
Nebst den minerogenen Bestandteilen zeugen verbrannte Knochensplitter, Holzkohlen
und Aschen unterschiedlicher Erhaltung
von Hitzeeinwirkung. Die Probe enthält
zudem dunkle, vermutlich mikroholzkoh49
Befundvorlage
0
1 cm
Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 72
(Fd. Nr. 156b): Dunkelgraubraune, ungeschichtete,
kalkhaltige Schicht.
– 2 % Ton, 22 % Silt (u.a. Asche), 23 % Sand, 10 %
Kies (Kalzit, Kalkstein, Kalkschiefer; subgerundet),
15 % Organik, 28 % Porosität, Krümelgefüge
(mikroaggregiert, Kammern, Kanäle)
– vereinzelt Branntkalk (Asche-ähnlich), vereinzelt
Mörtel, vereinzelt Knochen, wenig Knochensplitter, regelmässig Knochen mit Hitzeüberprägung,
wenig Molluskenschalen, wenig Koprolithe (Omnivor, unverbrannt), vereinzelt Holzkohlen (kantig,
Hasel, Nadelholz), wenig Mikroholzkohlen (Rundungsgrad variabel), wenig Asche
– vereinzelt in situ-Fragmentierung
– deutliche Bioturbation, wenig Regenwurmkalzite,
marginale Entkalkung, vereinzelt Fe-Mn-Ausfällungen, vereinzelt Ca-Ausfällungen, vereinzelt staubige Einschwemmungen (ungeschichtet).
Abb. 47: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr.
0
1 cm
Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 72
(Fd. Nr. 156a): Dunkelgraubraune, kalkhaltige Schicht
mit undeutlicher horizontaler Einregelung der Komponenten.
– 2 % Ton, 23 % Silt (Asche, karbonatisches, detritisches Sedimentdetritisch), kalkfreies Sediment),
13 % Sand, 12 % Kies (Quarzit, Kalkschiefer, Kalkstein, Bündner Schiefer; Kalkkrusten, Schmelzsaum
(Quarze), 25 % Organik, 25 % Porosität, komplexes
Gefüge (Kammern, Kanäle, mikroaggregiert)
– vereinzelt Branntkalk (frisch, Asche-ähnlich), vereinzelt Mörtel, wenig Knochen, wenig Knochensplitter, regelmässig Knochen mit Hitzeüberprägung, wenig Molluskenschalen, vereinzelt Holzkohlen, regelmässig Mikroholzkohlen, regelmässig
Asche
– regelmässig horizontal eingeregelte Komponenten
– deutliche Bioturbation, vereinzelt Wurzelreste,
schwache Entkalkung, vereinzelt Fe-Mn-Ausfällungen, vereinzelt Phosphat-Ausfällungenmarginale
Bioturbation.
156b (ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 72.
Abb. 48: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr.
156a (ppl) und mikromorphologischer Schicht-
lereiche Sedimentbrocken sowie aschereiche Schichtreste. In den Sedimentbrocken
sind stellenweise Verdichtungen und eine
horizontale Ausrichtung der Komponenten
festzustellen, die für eine Interpretation als
umgelagerte Fragmente einer begangenen
Schicht sprechen könnten.
Von der Ascheschicht Pos. 72 auf dem Vorplatz (Phase 1.0 und Phase 1.1, Fd. Nr. 156)
wurden zwei Sedimentbrocken eingegossen (Fd. Nr. 156a, Fd. Nr. 156b) Abb. 48;
Abb. 47. Diese unterscheiden sich in ihrem
makroskopisch erkennbaren Gefüge deutlich voneinander, was auch durch die mikromorphologische Untersuchung bestätigt
50
beschrieb der Pos. 72.
wurde und auf einen äusserst heterogenen
Charakter von Pos. 72 hinweist.
Die Braunfärbung wie auch das ausgeprägte Krümelgefüge und weitere deutliche Anzeichen von Bioturbation des Sedimentes
in Fd. Nr. 156b könnten auf einen höheren,
stark zersetzten organischen Anteil zurückzuführen sein. Eine einheitliche Orientierung der Komponenten ist in diesem Sedimentbrocken nicht vorhanden. Feuerungsrückstände wie Aschen, Holzkohlen, Branntkalk und verbrannte Knochen sind deutlich
seltener als in den anderen Proben, aber ste-
Befundvorlage
Abb. 49: Zillis, Höhle. Pos. 72, Fd. Nr. 156b (ppl). Mikrophoto zweier unterschiedlicher Lehmbrocken. Rechts
im Bild: dunkelbrauner, karbonatischer, sandiger Lehm
mit Mikroholzkohlen (HK), verbrannten Knochensplittern (Kn), Branntkalk (BrK), Sandsteinfragment (Sst)
Sst
Kn
und Kalksteinen (K). Links im Bild: Aufgebrochener,
länglicher Lehmbrocken aus hellbraunem, stark glimmerhaltigem und leicht tonigem Lehm, darin Molluskenschalenfragment (M).
BrK
Kn
HK
M
K
BrK
0
tig vorhanden. Es kommen vereinzelt Lehmbrocken vor, die innerhalb der Höhle nicht
bzw. nur als eine einzelne Schliere beobachtet werden konnten Abb. 49.
Die Orientierung der Probe Fd. Nr. 156a
konnte nicht rekonstruiert werden. Die
Schicht wirkt stark mikroaggregiert (Krümelgefüge), die Komponenten weisen jedoch
eine parallele Orientierung auf Abb. 47;
Abb. 48. Eine Feinschichtung, wie sie für
MPos. 34.I typisch ist, ist nicht vorhanden. Die Schichtzusammensetzung ist aber
grundsätzlich mit Pos. 34 vergleichbar. In
Pos. 72 kommt jedoch vereinzelt Grobkies
vor, der in Pos. 34 fehlt. Zusammen mit zwei
Lehmbrocken, die in den Proben innerhalb
der Höhle nicht beobachtet wurden, könnte
dies auf einen Eintrag von Umgebungsmaterial hindeuten.
Die horizontale Einregelung ist als Hinweis
für eine Begehung des Sedimentbrockens
Fd. Nr. 156a zu deuten. Aufgrund der fehlenden Orientierung der Probe kann nicht
entschieden werden, ob dies für eine Begehung der gesamten Pos. 72 spricht. Da in
1 mm
Fd. Nr. 156b entsprechende Indizien fehlen,
wäre es denkbar, dass die Begehung des
Sedimentes Fd. Nr. 156a vor dessen Ablagerung auf dem Vorplatzbereich erfolgte:
Der Sedimentbrocken wäre demnach bereits als solcher in die Schicht Pos. 72 gelangt und bei der Entnahme der Sedimentprobe durch die Ausgräber ein zweites Mal
verlagert worden.
Die grosse Ähnlichkeit der Probe Fd. Nr.
156a mit Pos. 34 bei einem gleichzeitigen
Sedimenteintrag aus dem Aussenbereich
lässt auf ein heterogenes Sediment schliessen. Dies könnte darauf hinweisen, dass
es sich bei Pos. 72 unter anderem um umgelagerte Schichtreste von Pos. 34 oder
vergleichbarem Schichtmaterial handelt.
Bei dieser Verlagerung wäre Material von
innerhalb und ausserhalb der Höhle vermischt und das ursprüngliche Gefüge der
Schicht zerstört worden. Die horizontale
Orientierung der Komponenten innerhalb
Fd. Nr. 156a wäre in diesem Szenario auf
eine lokale Begehung von Pos. 72 nach der
Ablagerung der Sedimente auf dem Vorplatz zurückzuführen.
51
Befundvorlage
2.3.4.4 Archäozoologische und geoarchäologische Untersuchung der Siebrückstände
Sarah Lo Russo, Sabine Deschler-Erb
Aus den Siebrückständen der Erdproben
aus Schicht Pos. 34 und Grube Pos. 46
(Phase 1.1) wurden alle Tierknochen, die
grösser als 2 Millimeter waren, ausgelesen
und die Knochensplitter in der 1 – 2-Millimeter-Fraktion auf die An- und Abwesenheit von kalzinierten und unverbrannten
Knochen gescannt Abb. 50.
Abb. 50: Zillis, Höhle. Nachweis verbrannter und unverbrannter Tierknochen (x)
unter den handaufgelesenen Tierknochen und in den
Siebrückständen der sedi-
Dabei liess sich feststellen, dass in allen
Proben kalzinierte Knochen vorhanden
waren. Deren Anteile in der Kiesfraktion
(> 2 mm, meist < 10 mm) variieren allerdings stark; in den Siebrückständen der
Probe aus Abstich 2 von Pos. 34 treten jedoch ausschliesslich kalzinierte Knochen auf.
Unter den handaufgelesenen Tierknochen
aus Schicht Pos. 34 sind dagegen nur gerade 0,4 % der Knochen (n = 2517) kalziniert,
aus Grube Pos. 46 4,3 % (n = 47) und im Gesamtbestand etwa 2 % (n = 13 540). Diese
geringen Anteile sind zweifelsohne auf die
Ausgrabungsmethode bzw. auf die starke
Fragmentierung der kalzinierten Knochen
zurückzuführen.40
mentologisch untersuchten
Ein vergleichbarer Unterschied in den Anteilen verbrannter Tierknochen in den verschiedenen Korngrössenfraktionen liess
sich auch in den interdisziplinär untersuchten Befunden in der späteisenzeitlichen
Siedlung Basel-Gasfabrik BS feststellen.
Proben aus Schicht Pos. 34
und aus Grube Pos. 46;
? = Knochen, die makroskopisch als lediglich leicht
verbrannt angesprochen
werden können.
Position
Fundnummer
34 Mitte
Abstich 2
56
34 unten
Abstich 3
64
46
68
52
Siebmaschenweite
Kalzinierte
Tierknochen
Unverbrannte
Tierknochen
Handaufgelesene
Tierknochen
2 – 10 mm
x
keine
1 – 2 mm
x
?
2 – 10 mm
keine
x
1 – 2 mm
x
?
2 – 10 mm
x
x
169 Fragmente
524 Fragmente
47 Fragmente
Da sie dort in aschereichen, mehrfach verlagerten Schichten vorkamen, wurde eine
Verwendung der Tierknochen als Brennmaterial postuliert.41 Das Fehlen grösserer kalzinierter Knochenfragmente ist auf deren
stärkere Fragmentierung durch anhaltende
mechanische Belastung zurückzuführen.
Da kalzinierte Knochen längst nicht überall
und in jeder Schicht ausschliesslich in der
Sandfraktion vorkommen42, greift eine rein
taphonomische Erklärung des beobachteten Phänomens in vielen Fällen, so auch
in Zillis, zu kurz. Weder die Verfüllung
von Grube Pos. 46 noch das Sediment aus
Abstich 2 von Pos. 34 lieferten Anzeichen
für eine starke Begehung (vgl. oben). Die
ausgeprägte Fragmentierung der kalzinierten Knochen ist somit nicht auf eine mechanische Beanspruchung durch Trampling
zurückzuführen. Vielmehr scheinen sie bereits in dieser Fragmentgrösse abgelagert
worden zu sein.43 Denkbare Ursachen für
die Kleinteiligkeit der kalzinierten Knochen
sind ausserdem hohe Brenntemperaturen
oder eine physikalische Beanspruchung unmittelbar nach dem Brand, aber noch vor
der kompletten Erkaltung der Knochen.44
Eine solche physikalische Beanspruchung
kann zum Beispiel durch das Löschen des
Feuers mit Wasser, Wein oder anderen
Flüssigkeiten verursacht werden.45 Es ist
somit durchaus vorstellbar, dass das Vorhandensein von kalzinierten Knochen in der
Kies- und Sandfraktion in der aschereichen
und lockeren Schicht MPos. 34.IV (mittlerer Abstich 2, Fd. Nr. 56) auf vergleichbare
Beanspruchungen zurückzuführen ist.
Im feingeschichteten unteren Bereich der
Pos. 34 (Fd. Nr. 64, Abstich 3) hingegen
kommen kalzinierte Knochensplitter ausschliesslich in der Sandfraktion vor. Das
Fehlen von kalzinierten Knochensplittern
in der Kiesfraktion ist nicht taphonomisch
Befundvorlage
bedingt, aber auch kaum mit einer Reinigung des Höhlenbodens zu erklären, da
die Siebrückstände der Probe Fd. Nr. 64
unverbrannte Knochen enthielten.
2.3.4.5 Schlussfolgerungen
– Betreten für Unbefugte verboten:
Die Schichterhaltung der mikromorphologisch untersuchten Proben aus der Höhle ist
ausgezeichnet. Innerhalb der Höhle – zumindest im Bereich, aus dem die untersuchten Proben aus Pos. 34 stammen – sind
wenige bis keine Bioturbationsspuren oder
andere postsedimentäre Überprägungen
fassbar. In den untersuchten Sedimenten
fehlen zudem sowohl Hinweise auf Gänge
im Boden lebender Tiere im Boden wie auch
in situ erhaltene Koprolithfragmente oder
Phosphatausfällungen. Vögel, Fledermäuse,
Mäuse oder andere Kleinsäuger hatten
also keinen Zugang zur Höhle, die während ihrer Nutzung als paganer Kultraum
mit einer Holzwand verschlossen war
(vgl. Abb. 119).
– Ge(h)schichten aus der Kulthöhle:
Pos. 34 war im gesamten Höhleninnern
fassbar und wurde in drei Abstichen ausgegraben. Die geoarchäologischen Untersuchungen der Proben aus dem mittleren
(Abstich 2, Fd. Nr. 56) und dem untersten Abstich (Abstich 3, Fd. Nr. 64) zeigen, dass Pos.
34 mehrere übereinanderliegende Schichten zusammenfasst.
Die Sedimentproben aus Pos. 34 wurden
in vier mikromorphologische Positionen
unterteilt. In MPos. 34.I bis 34.III sind regelmässig hitzeüberprägte Knochensplitter
vorhanden, die gemeinsam mit den Holzkohlen und Aschen ausgebracht worden
waren. MPos. 34.I und MPos. 34.III sind
feingeschichtete Ablagerungen aus dem
Abstich 3 (Fd. Nr. 64). Bei MPos. 34.III könn-
te es sich um durch Trampling verschlepptes und akkumuliertes Material handeln,
was eine gewisse Bodenfeuchtigkeit voraussetzt. MPos. 34.I besteht aus mehreren,
wenige Millimeter mächtigen Mikroschichten, die sich jeweils über die gesamte Länge
der Dünnschliffe verfolgen lassen und sich
im Anteil an Holzkohlen und Aschen voneinander unterscheiden. Die Mikroschichten
zeigen deutliche Hinweise auf eine Überprägung durch Begehung, die jedoch nicht
zu einer Homogenisierung der einzelnen
Mikroschichten oder Akkumulation von
Material durch Trampling geführt hatte.
Bei MPos. 34.I dürfte es sich daher um
Niveaus handeln, die unter sehr trockenen Bedingungen begangen wurden. Der
Befund legt also nahe, dass die Bodenfeuchtigkeit während der Schichtakkumulation nicht konstant war. In der Probe
MPos. 34.IV (Abstich 2, Fd. Nr. 56) konnten keine Sedimentbrocken, sondern
nur Lockersediment untersucht werden.
Dies lässt vermuten, dass das Sediment
weniger stark durch Begehung komprimiert und das Gefüge somit instabiler war.
MPos. 34.IV enthält Komponenten, die grösser sind als ein Zentimeter. Dies könnte ein
weiteres Indiz gegen eine Begehung sein, da
in den mit Sicherheit begangenen Schichten
(MPos. 34.I und MPos. 34.III) fast nur Komponenten vorkommen, die kleiner als ein
Zentimeter sind Abb. 38. In MPos. 34.IV dominieren Holzaschen und viele Komponenten weisen Spuren von Hitzeüberprägung
auf. In den Siebrückständen finden sich
zudem ausschliesslich kalzinierte Knochenfragmente (2–10 mm).
Die Verfüllung der Grube Pos. 46 (Fd. Nr. 68)
enthält grössere Komponenten sowie
einzelne Sedimentbrocken aus einer mit
Pos. 34 vergleichbaren Schicht. Es scheint
daher wenig plausibel, dass es sich bei der
Verfüllung um die begangene, in die Grube
53
Befundvorlage
eingesunkene Pos. 34.I handelt. Vielmehr
scheint die Grube mit umgelagerten Sedimenten verfüllt worden zu sein.
Mit Pos. 72 (Fd. Nr. 156) wurde eine nur
lokal erfasste Schicht ausserhalb der Höhle
beprobt. Die mikromorphologisch untersuchten Sedimentbrocken sind mikroaggregiert (Krümelgefüge) und enthalten Molluskenschalenfragmente, was auf Bioturbation
zurückzuführen ist. Eine komplette Homogenisierung der Schicht erfolgte jedoch
nicht, da eine einplanierte Schicht (Phase
1.2 Planie Vorplatzbereich) Pos. 72 überdeckte und somit vor weiterer Bioturbation
schützte. Die Zusammensetzung der Sedimentbrocken ist einerseits mit Pos. 34 vergleichbar, enthält andererseits aber auch
Komponenten, die mikromorphologisch
in letzterer nicht nachgewiesen werden
konnten. Die Frage, ob diese bisher unbekannten Komponenten in Pos. 72 aus Teilen
von Schicht Pos. 34 aus anderen Bereichen
der Höhle, einer älteren Nutzungsphase
oder von ausserhalb der Höhle stammten,
bleibt offen.
Der Nachweis von mit Pos. 34 vergleichbaren Sedimentbrocken in Grube Pos. 46
sowie auf dem Vorplatz (Pos. 72) weist
darauf hin, dass die verdichteten, feingeschichteten Sedimente – die intentionell
ausgestreuten Feuerungsrückstände – gelegentlich oder lokal entfernt respektive
umgelagert wurden. Auch wenn somit von
Hiaten auszugehen ist, widerspiegeln die
Sedimente der im Höhleninnern gefassten
Schichtabfolge ein komplexes Muster wiederholter Handlungen.
– Erneuerung und Unterhalt der «Ascheböden» – Teil eines Reinigungsrituals?
In der Kulthöhle von Zillis wurde mit dem
untersten Abstich der Pos. 34 (Abstich 3)
eine feingeschichtete Abfolge begangener
54
Planien aus Feuerungsrückständen untersucht. Im 3.5 cm mächtigen Sedimentbrocken MPos. 34.I (Fd. Nr. 64c) konnten über
20 solcher Mikroschichten abgegrenzt werden Abb. 40. Unter der Annahme, dass die
drei untersuchten Brocken für das Sediment
Pos. 34 aus dem untersten, 20 cm mächtigen Abstich 3 repräsentativ sind, ist im
Gesamten mit weit über 100 solcher Mikroschichten zu rechnen. Diese Abfolge entstand im Verlauf der Phase 1.1, d. h. während etwa 80 bis 100 Jahren (vgl. Kap. 4).
Es stellt sich also die Frage, weshalb die
in Pos. 34 häufigen Feuerungsrückstände
(Aschen, Holzkohlen, verbrannte Knochen)
so regelmässig auf den Höhlenboden gelangten.
Die Befunde aus dem frühmittelalterlichen
Tomils46, aber auch aus der Wikingerzeit
in Island, sowie ethnografische Beispiele
belegen, dass Aschen zum Trockenlegen
feuchter Stellen in Torfböden ausplaniert
wurden.47 Auch in Zillis könnte die begangene, vergleichsweise mächtige Ascheschicht
MPos. 34.II zum Trockenlegen des Höhlenbodens ausgebracht worden sein, zumal
die darüberliegende MPos. 34.III Anzeichen
einer erhöhten Bodenfeuchtigkeit aufweist
(vgl. oben). Da die Feuerungsrückstände
aber auch in sehr trockenen Bereichen
der Höhle ausgestreut wurden, dürfte dies
kaum der ausschlaggebende Grund gewesen sein. Asche ist aber auch ein wirksames
Fungizid und wird zudem erfolgreich gegen
Ungeziefer und Schädlinge eingesetzt.48
Die Feuerungsrückstände könnten daher zum Reinigen des Höhlenbodens ausgebracht worden sein. Allerdings fehlen
bisher archäologische Nachweise für eine
entsprechende Verwendung von Feuerungsrückständen im Zusammenhang mit
dem Trockenlegen und Reinigen von Böden
aus römischer Zeit.
Befundvorlage
Im untersten, durchschnittlich 20 cm
mächtigen Abstich 3 der Schicht Pos. 34
wurde aus dem gesamten Höhleninnern
vergleichsweise wenig und zudem stark
fragmentiertes Fundmaterial geborgen
(vgl. Abb. 64). In Anbetracht der grossen
Fundmenge in den Planien im Aussenraum respektive in Verbindung mit den
Passscherben sowie den Ergebnissen des
numismatischen Fundbestandes spricht
dies für eine regelmässige und gründliche
Reinigung des mit den ausgestreuten Feuerungsrückständen bedeckten Höhlenbodens. Demnach wurden die Brandreste in
Zillis nicht als Schmutz wahrgenommen
und vom ansonsten äusserst sauberen
Höhlenboden entfernt. In den mikromorphologisch untersuchten Sedimentbrocken
befanden sich darüber hinaus keinerlei
(minerogene) Einträge von ausserhalb der
Höhle. Dieses Fehlen einer eigentlichen
Nutzungsschicht auf römerzeitlichen Böden
ist ungewöhnlich und aus profanen Befunden bisher gänzlich unbekannt. Der beste
Vergleich hierfür findet sich in den äusserst
geringmächtigen Nutzungsschichten auf
den mehrfach erneuerten Lehmböden aus
dem Mittelgang des Mithräums in Biesheim
(F). Dort wurde eine Abfolge von insgesamt
elf Lehmböden im Mittelgang gefasst.49 In
Zillis ist auf den ersten Blick kein eigentlicher
Boden erkennbar. Bei näherer Betrachtung
könnte aber das Ausbringen der Feuerungsrückstände mit dem Einbringen eines neuen
Lehmbodens im Mittelgang des Mithräums
in Biesheim verglichen werden. Die Verdichtung der einzelnen Mikroschichten spricht
dafür, dass jede Mikroschicht jeweils eine
Oberfläche bildete und das Ausbringen
der Feuerungsrückstände wiederholt, aber
vermutlich nicht unmittelbar nacheinander
stattfand. De facto übernahmen diese auf
der Oberfläche deponierten, ausgesiebten
Feuerungsrückstände also die Funktion von
Böden. Diese Böden zeigen keine Spuren
von Verschmutzung oder Abnutzung und
somit keine offensichtliche Notwendigkeit
einer Erneuerung. Aus profanen Kontexten
sind bisher keine vergleichbaren Befunde
aus römischer Zeit bekannt. Demnach könnte das Ausbringen von gesamthaft weit über
100 solcher «Ascheböden» einen kultischen
Hintergrund, beispielsweise als Teil eines
Reinigungsrituales, haben.
– Brandopfer – Teil eines mehrstufigen
Rituals?
Brandopfer werden im archäologischen Befund in der Regel über das Vorhandenseins
eines Altares (ara) oder einer Feuerstelle
(focus) erschlossen. Brandrückstände bleiben dagegen nicht zwingend erhalten; sie
wurden gegebenenfalls auch von der Opferstelle entfernt und anderswo deponiert.
Liegen aus kultischen Befundkontexten kalzinierte Tierknochen vor, werden diese als
Nachweise für die Durchführung blutiger
Brandopfer interpretiert.50
In Zillis wurde bereits während der Ausgrabung erkannt, dass hier ein besondere
Umgang mit Brandresten gepflegt wurde,
weshalb Proben für spätere Untersuchungen aus den aschereichen Schichten entnommen worden waren.51 Im untersten
Schichtpaket Pos. 34 dominieren denn auch
Feuerungsrückstände – Aschen, Holzkohlen und minerogene Komponenten sowie
weniger als zwei Millimeter grosse, verbrannte bis kalzinierte Knochen. Die kleinstfragmentierten kalzinierten Tierknochen in
den einzelnen Straten von Pos. 34 sind als
Feuerungsrückstände von (blutigen) Brandopfern zu interpretieren.
Die mikromorphologischen Untersuchungen, die Analyse der Siebrückstände aus
den Sedimentproben und der Vergleich
mit den archäozoologischen und archäologischen Daten haben gezeigt, dass diese
55
Befundvorlage
Brandopfer Teil eines mehrstufigen Rituals
waren. Denn im untersten Abstich 3 der
Pos. 34 fehlen kalzinierte oder verbrannte Knochen, die grösser als 2 mm sind,
während grössere unverbrannte Knochen
in diesen Schichten aber vorkommen
Abb. 50. Dies weist auf eine Selektion der
Brandreste nach Grösse bereits vor der Deponierung hin. Ob dies durch ein sorgfältiges Auslesen oder beispielsweise durch
Sieben erfolgte, bleibt offen. Die grösseren
ausgesiebten oder ausgelesenen Komponenten wurden wohl anderswo, vielleicht
zusammen mit den auf dem Höhlenboden
deponierten (Votiv-)Gaben und den angefallenen Bankettabfällen (Geschirr, unverbrannte Tierknochen) im Aussenbereich
deponiert.
– Fazit und offene Fragen:
Mit den geoarchäologischen Untersuchungen wird ein mehrstufiges Ritual fassbar,
das drei wichtige Aspekte – Feuer, Erneuerung und Reinigung – ins Zentrum stellt.
Brandopfer sind ein wichtiger Bestandteil
der in Zillis gefassten Kultpraktik. Das sorgfältige Auslesen oder Sieben der dadurch
entstandenen Feuerungsrückstände lässt
sich indirekt in den begangenen Planien, in
den sogenannten Ascheböden, nachweisen,
die auf dem Höhlenboden überdauerten.
Die Verwendung von Asche und anderen
Feuerungsrückständen zur Erneuerung des
Bodens könnte – wenn nicht zur Trockenlegung – mit einem Reinigungsritual in Zusammenhang stehen.
Auch wenn oben vorgelegte Hochrechnungen vermuten lassen, dass diese Rituale
mindestens einmal pro Jahr durchgeführt
worden waren, bleibt letztlich dennoch unklar, ob jedes (blutige) Brandopfer Teil dieses mehrstufigen Rituals war. Denkbar wäre,
dass die Brandreste aufbewahrt wurden
und nur in Zusammenhang mit einer ritu-
56
ellen Reinigung des Kultraumes und / oder
zu (kult-)spezifischen Anlässen, seien es
Initiations- oder Weiherituale, ausgelesen
und ausgestreut wurden.
Offen bleibt desgleichen, wie mit den grösseren Komponenten der Brandreste verfahren wurde. Wurden sie erneut verbrannt,
andernorts deponiert oder mechanisch
zerkleinert? Zudem ist die oberflächliche
Deponierungspraxis von Resten der Brandopfer nicht immer mit einem Aussieben
oder Auslesen der Feuerungsrückstände in
Verbindung zu bringen. Dies zeigen die mit
Fd. Nr. 56 beprobten Sedimente aus dem
mittleren Abstich 2, die auch grössere kalzinierte Knochen enthalten.
In einem weiteren Schritt wäre zu untersuchen, ob es sich bei der regelmässigen
Erneuerung der Böden und beim hier beobachteten, besonderen Umgang mit Feuerungsrückständen um eine lokale oder
überregionale Eigenheit in der Kultpraxis
handelte oder ob damit gar kultspezifische
Rituale gefasst wurden.
2.3.5 Befundkatalog
2.3.5.1 Phase 1.0 und Phase 1.1: Strukturen
Innenraum
– Mauer M40:
Zweihäuptige gemörtelte Mauer von 0,4 m
Breite, u. a. sind darin Tuffsteine verbaut.
Ohne Fundamentlage ist sie nur wenig in
den anstehenden Felsen eingetieft und 2
bis 3 Steinlagen respektive 0,30 – 0,35 m
hoch erhalten. Auf einer Länge von etwa
7 m erfasst, verschloss sie – wohl als
Unterbau einer Ständerwand – die Höhle.
Im Süden endet sie in einer Mauerfront, im
Norden folgt sie halbkreisförmig der Felswand. Der Mauerversturz (Pos. 36) liegt in
Grube Pos. 39 liegt im oberen Teil der Ver-
Befundvorlage
füllung von Grube Pos. 39. Pos. 34 (Phase
1.1), Pos. 41 (Phase 1.2) und Pos. 7 (Phase
1.4) nehmen auf die Mauer Bezug, Pos. 33
(Phase 1.3) zieht darauf; sie wird von Grab
3 durchschlagen.
– Mörtelsockel Pos. 42 und Pfähle Pos. 43:
Halbkreisförmiger (ca. 0,4 auf 0,4 m), auf
den anstehenden Höhlenboden angebrachter und an die Innenfront von Mauer M40
stossender Mörtelsockel von 2 – 3 cm Mächtigkeit, der teils von den Pfählen Pos. 43
(6 – 7 Pfahllöcher; Durchmesser: 3 – 6 mm;
Tiefe: bis zu 0,1 m) durchschlagen wird.
– «Mauer» Pos. 20:
Wohl bereits natürlich vorhandene, teils
aber auch anthropogen unsystematisch positionierte Steine unterschiedlicher Grösse,
die einen 0,60 – 0,70 m hohen Absatz entlang der Höhlenrückwand bilden. Trockenmauer / Unterbau für ein Podest / eine Sitzbank möglicherweise in Verbindung mit
«Mauer» Pos. 11?
«Mauer» Pos. 11:
Einlagige «Trockenmauer» aus grösseren, hochkant gestellten Steinblöcken (bis
0,40 m hoch), Die Steine liegen auf dem
unteren Teil von Schicht Pos. 34 (Phase 1.1)
auf, der obere Teil der Schicht nimmt darauf
Bezug. Trockenmauer / Unterbau für ein Podest / eine Sitzbank möglicherweise in Verbindung mit «Mauer» Pos. 20?
– Brandplatte Pos. 47:
Brandgerötete Zone von etwa 1 auf 1 m, die
von Grube Pos. 46 und den Pfählen (Pos. 48)
sowie von Grube Pos. 39 durchschlagen
wird.
– Grube Pos. 46:
Grube von lanzettförmigem Grundriss, welche die Brandplatte Pos. 47 und Pos. 34
durchschlägt. Länge: 0,70 – 0,75 m; Breite:
0,30 – 0,35 m; Tiefe: 0,10 bis 0,12 m. Zur
Verfüllung (vgl. Kap. 2.3.4).
– Pfähle Pos. 48:
12 – 13 vertikale Pfahllöcher. Dm: 3 – 6 mm;
Tiefe: 0,05 – 0,1 m, teils zugespitzt, mit kohle- und aschehaltigem Material (Pos. 34?)
verfüllt. Sie durchschlagen die Brandplatte
Pos. 47.
– Pfostenloch Pos. 38:
Pfostenloch mit Keilsteinen. Durchmesser:
0,35 – 0,40 m; Tiefe: 0,20 – 0,22 m.
2.3.5.2 Phase 1.0 und Phase 1.1:
Strukturen Vorplatz
– Trockenmauer M119:
Einhäuptige, in einen Mauergraben gesetzte, drei bis vier Lagen hoch erhaltene Trockenmauer bestehend aus meist
flachen Steinen, die mit lehmig-kiesigem
Material (ähnlich dem anstehenden Boden) versetzt sind. Hangabwärts ist eine
klare Flucht zu erkennen, hangaufwärts
ist sie treppenartig abgestuft. Sie wird von
Mauer M79 überlagert; Pos. 70 (Phase
1.0) nimmt darauf Bezug und Pos. 41a
(Phase 1.2) zieht darüber.
– Pfosten Pos. 65 und Pos. 67:
Beide Pfosten sind mit Keilsteinen versehen
und werden von Schicht Pos. 41a / 62 überlagert.
2.3.5.3 Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten
Innenraum
– Schichten Pos. 34:
Schwarzes, kohlehaltig-humoses, 20 – 30 cm
mächtiges, von Aschestraten durchzogenes, mehrlagiges Schichtpaket (zu den geoarchäologischen Untersuchungen vgl. Kap.
2.3.4), das wohl im oberen Teil Pos. 26 entspricht und im gesamten Höhleninnenraum
57
Befundvorlage
100 calAD 200
300
400
500
600
700
Phase 3
Mittel aus:
Mittel aus:
Grab 2
(Knochen) ETH-59629: 1506 ±26 BP
(Knochen) ETH-59630: 1460 ±26 BP
Grab 3
(Knochen) BE-5524: 1500 ±40 BP
(Knochen) ETH-59632: 1500 ±25 BP
(Knochen) ETH-59631: 1499 ±26 BP
Phase 2 Vorplatz
Pos. 7a (Holzkohle)
BE-9175.1.1: 1593 ±19 BP
Phase 2 Innenraum
Mittel aus:
Grab 1
(Zahn) BE-10496.1.1: 1559 ±20 BP
(Zahn) BE-10497.1.1: 1575 ±20 BP
(Knochen) ETH-59627: 1558 ±26 BP
(Knochen) ETH-59628: 1500 ±26 BP
Phase 1.2 Vorplatz
UK Pos. 62 (Holzkohle)
BE-9899.1.1: 1760 ±19 BP
Phase 1.2 Innenraum
UK Pos. 62 (Holzkohle)
BE-9900.1.1: 1787 ±19 BP
UK Pos. 34 (Holzkohle)
BE-9174.1.1: 1763 ±20 BP
2-sigma
Abb. 51: Zillis, Höhle. Übersicht über die
14C-datierten
Schichten und Strukturen
der Phasen 1 bis 3. Kalibriert mit Calib Version 8.2
(vgl. Kap. 2.5.2).
1-sigma
fassbar war. Es nimmt auf Mauer M40 Bezug; ein unterer Teil der Schicht liegt unter
Mauer Pos. 11. Die Schicht wird dort, wo
die Planien der Phase 1.2 (Pos. 41) nicht
vorhanden sind, d. h. im Südteil der Höhle, direkt von Pos. 7 (Phase 1.4) überlagert. 14C-Daten: Fd. Nr. 64 (Unterkante der
Schicht), Haselzweig, Durchmesser 5 mm, 5
Jahrringe mit Waldkante. BE-9174.1.1: 1763
±19 BP Abb. 51.
– Schicht Pos. 26:
Stark brandiges (Geh-?)Niveau, das wahrscheinlich dem oberen Teil von Pos. 34
entspricht und im gesamten Höhleninnenraum fassbar war. Es nimmt auf Mauer M40
Bezug und wird dort, wo die Planien der
Phase 1.2 (Pos. 41) nicht vorhanden sind,
direkt von Pos. 7 (Phase 1.4) überlagert.
58
2.3.5.4 Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten
Vorplatz
– Schicht Pos. 63:
Kies. Anstehender Boden.
– Schicht Pos. 70:
Dunkelbraune, kiesige Schicht auf der Oberkante des anstehenden Bodens, wird von
Schicht Pos. 61 / 62 (Phase 1.2) überlagert.
– Schicht Pos. 72:
Konzentration von stark aschehaltigem
Schichtmaterial auf der Oberkante des
anstehenden Bodens (vgl. Kap. 2.3.4). Umgelagerte Bestandteile von Schicht Pos. 34
(Phase 1.1) oder einer älteren (Phase 1.0)
vergleichbaren Schicht?
Befundvorlage
– Schicht Pos. 73:
Holzkohlekonzentration auf einer Fläche
von ca. 0,3 auf 0,15 m.
te der Schicht), Stammholz, Ahorn, 10 – 15
Jahrringe, ohne Waldkante, BE-9900.1.1:
1787 ±19 BP Abb. 51.
2.3.5.5 Phase 1.2: Strukturen Innenraum
– Schicht Pos. 33:
(Phase 1.3). Fundreiche graue, kiesige
Lehmschicht über Grube Pos. 39 und
Schicht Pos. 41, die auf die Mauerkrone
M40, aber nicht darüber zieht. Ausdehnung
gegen Süden und Osten unklar.
– Grube Pos. 39:
Rundliche Grube. Durchmesser: ca. 1,5 auf
2 m; Tiefe: 0,60 bis 0,65 m. Verfüllung: grünlich-gelber Kies mit einzelnen grösseren
Steinblöcken sowie Mörtel- und Verputzfragmente mit Farbspritzern. Auf der Oberkante liegt der Tuffsteinversturz Pos. 36; im
unteren Teil enthält sie weniger Steine, aber
vermehrt Holzkohle. Die Grube nimmt auf
Mauer M40 Bezug und durchschlägt Schicht
Pos. 34 sowie die Brandplatte Pos. 47.
2.3.5.6 Phase 1.2 und Phase 1.3: Schichten
– Tuffsteinversturz Pos. 36:
Konzentration von teils bearbeiteten Tuffsteinen auf der Oberkante der Verfüllung
und nördlich der Grube Pos. 39. Versturz
von Mauer M40?
– Schichten Pos. 41 und Pos. 41a / 61 / 62:
(Phase 1.2 Planien). Im Innenraum auf den
Nordteil begrenzte dunkelbraune, steinighumose Schicht (Pos. 41), die auf Mauer
M40 Bezug nimmt. Sie ist mit den Schichten
Pos. 41a und 61 (dunkelbraun, teils holzkohlehaltig, steinig-humos) und Pos. 61 / 62
(dunkelbraun, steinig-kiesig humos) auf
dem Vorplatzbereich gleichzusetzen. Im
Höhleninnern liegt sie über der Verfüllung
von Grube Pos. 36 und Pos. 39 und wird
von den Schichten Pos. 33 (Phase 1.3) und
Pos. 7a (Phase 2) überlagert. Im Aussenbereich überdeckt sie die Trittstufen und wird
lokal von Schicht Pos. 7a überlagert.
14C-Daten: Fd. Nr. 124 (Vorplatz, Unterkante der Schicht), Astholz Lärche /
Fichte, ohne Waldkante, BE-9899.1.1:
176 ±19 BP; Fd. Nr. 140 (Vorplatz, Unterkan-
2.3.5.7 Phase 1.4: Strukturen und Schichten
– Mauer M79:
Einhäuptige, in einen Mauergraben gesetzte Trockenmauer (Tuffsteine, Brekzien) im
Abstand von 4 m parallel zu Mauer M40 verlaufend. Die Tuffsteine weisen z. T. Mörtelspuren auf (Mauer M40 entnommene und
hier wiederverwendete Steine?). Sie überlagert M119 und liegt auf / in Pos. 41a / 62.
– Schicht Pos. 7:
Wenig kompakte, humose und leicht holzkohlehaltige Schicht, die auch Asche und
rötlich-brandige Verfärbungen ebenso wie
lehmige und kiesige Einschlüsse enthält. Sie
wird lokal von Pos. 7a (vgl. Phase 2) überlagert, war aber kaum davon trennbar. Erst
die 14C-Daten aus Schicht Pos. 7a ermöglichten es zu erkennen, dass die beiden genannten Schichten zwei verschiedenen Nutzungsphasen zuzuweisen sind.
2.4 Phase 2 und Phase 3: Nutzung der
Höhle zwischen dem mittleren / späten
5. und frühen 7. Jahrhundert ‒ kultische
Neuaufladung?
Die Nutzung der Höhle nach der Aufgabe
des Kultlokales, d. h. nach Phase 1.4, lässt
sich nur in groben Zügen nachzeichnen,
da die Befunde im Süd- und Nordteil der
Höhle wie auch im Innen- und Aussenraum nur schwierig respektive nur über die
59
Befundvorlage
3
5
7
9
11
15
13
17
XV
Xlll
20
Xl
11
Grab 1
17
lX
Vorraum
M40
Vll
V
Vorplatz
M79
N
IIl
Abhang
0
1m
l
Abb. 52: Zillis, Höhle.
Phase 2. Grundriss mit
Feuerstelle Pos. 17 und
Grab 1. Mst. 1:100.
14C-Daten
zu korrelieren waren. Vor allem
die Anlage der Gräber hatte im Innenraum
zu erheblichen Materialumlagerungen geführt, die im Detail nicht mehr nachvollziehund rekonstruierbar sind.
2.4.1 Die Befunde der Phase 2 und Phase 3
Die Frage, ob zwischen dem Ende der Phase
1.4 und dem Beginn von Phase 2 mit einem
Hiatus, einem Unterbruch in der Nutzung
der Höhle zu rechnen ist, lässt sich nicht
schlüssig beantworten. Verschiedene Indizien scheinen aber dafür zu sprechen, dass
zwischen dem Ende von Phase 1.4 und dem
Beginn von Phase 2 kaum mit einem län-
60
geren Nutzungsunterbruch zu rechnen ist:
Zum einen wurden zwischen den Schichten Pos. 7 (Phase 1.4) und Pos. 7a (Phase 2) keine natürlichen Schichtablagerungen festgestellt, zum anderen lagen auch
keine Anzeichen vor, die auf ein Entfernen
von Schichten vor der Anlage der Feuerstelle Pos. 17, d. h. vor Beginn der Phase 2,
schliessen liessen.
Der Beginn von Phase 2 Abb. 52 wird durch
die Errichtung der Feuerstelle Pos. 17
Abb. 53 frühestens ab dem mittleren / späten 5. Jahrhundert und durch die Anlage
von Grab 1 Abb. 54 im Südteil der Höhle
markiert (vgl. Kap. 2.5.2). Die Konstruktion
Befundvorlage
der Feuerstelle – eine von vertikal gesetzten Steinen eingefasste Steinplatte – entspricht einer Bauweise, wie sie aus alpinen
Siedlungskontexten zwischen Bronzezeit
und Mittelalter gut bekannt ist. Unter dieser Feuerstelle fand sich das beinerne Kreuz
Abb. 57 (vgl. unten).
Weitere Elemente des (Innen-)Ausbaus
(Holzboden? Versturz einer Holzwand?)
und / oder einen Nutzungshorizont fasste
man mit der humosen, teils stark holzkohlehaltigen und als Brandhorizont angesprochenen Schicht Pos. 7a. Dieses über
14C-Daten (vgl. Abb. 51 und Kap. 2.5.2) ins
mittlere / späte 5. oder frühe 6. Jahrhundert datierte Stratum wurde lokal über den
Schichten Pos. 33 und Pos. 7 (Phase 1.4)
beobachtet. Möglicherweise nahm sie auf
die Feuerstelle Pos. 17 Bezug, vielleicht lag
sie auch darauf. Sicher zog sie aber über die
Verfüllung von Grab 1 und über die Mauerkrone von M40 hinweg auf den Vorplatzbereich, wo sie unmittelbar auf der Planie der
Phase 1.2 (Pos. 41a) lag (vgl. Abb. 29 und
Kap. 2.4.3).
Wird Schicht Pos. 7a als Brandhorizont und
Versturz interpretiert, war die die Höhle
verschliessende Holzwand auf Mauer M40
möglicherweise während Phase 2 noch in
Funktion. Wenngleich diese Interpretation
hier favorisiert wird Abb. 52, ist aber auch
eine Deutung als Holzboden oder Nutzungshorizont nicht auszuschliessen. Sie würde
auf einen bereits zu Beginn von Phase 2
erfolgten Abbruch der Holzwand hinweisen
(vgl. Kap. 2.5.2); die Höhle wäre folglich bereits während Phase 2 als offene Halbhöhle
genutzt worden. Ob die Höhle nun geschlossen war oder nicht, die Befunde im Höhleninneren sprechen jedenfalls für eine neue
und andere Nutzung als während Phase 1;
der Vorplatz blieb mit der Beibehaltung der
Terrassierungsmauer M79 unverändert.
24
7a
7a
17
Ab. 53: Zillis, Höhle. Phase 2. Feuerstelle Pos. 17 mit Resten der
Schicht Pos. 7a. Steinsetzung Pos. 24 zu Phase 4. Blick gegen Norden.
Grab 2
Grab 1
Abb. 54: Zillis, Höhle. Grab 1 (Phase 2) und Grab 2 (Phase 3).
Blick gegen Norden.
Phase 3 Abb. 55 umfasst die Erweiterung
des Bestattungsplatzes im Innenraum der
Höhle mit den Gräbern 2 und 3. Von besonderem Interesse ist dabei Grab 3 Abb. 56,
das Schicht Pos. 7a durchschlägt und in
Mauer M40 eingetieft wurde. Spätestens zu
diesem Zeitpunkt, d. h. mit der Anlage von
Grab 3 spätestens in der zweiten Hälfte des
6. oder im frühen 7. Jahrhundert, musste
somit die Holzwand abgebrochen worden
61
Befundvorlage
3
5
7
9
11
13
15
17
XV
Xlll
20
Xl
11
Grab 1
17
Grab 2
lX
Vorraum ?
Grab 3
Vll
59
N
V
0
Abb. 55: Zillis, Höhle. Phase 3.
Grundriss. Mst. 1:100.
sein Abb. 51. Es drängt sich hier natürlich
sogleich die Frage auf, ob und mit welcher
Intention die Grablegung genau an diesem
Ort erfolgte, zumal sowohl in wie auch vor
der Höhle genügend Platz zur Verfügung
gestanden hätte. Ist allenfalls dem Umstand, dass man zunächst mit Grab 1 (Phase 2), dann auch mit den beiden jüngeren
Gräbern 2 und 3 den einstigen paganen
Kultraum («Hauptraum» Phase 1) oder vielmehr den während Phase 2 und möglicherweise auch während Phase 3 mit einer Feuerstelle ausgestatteten «Raum» gleichsam
respektiert zu haben schien, eine besondere Bedeutung beizumessen – eine Bedeutung, die mit dem Ort selbst und den hier
bestatteten Personen in einen Zusammenhang zu bringen ist?
Mit Ausnahme des beineren Kreuzes, das
letztlich jedoch kaum eindeutig zu interpretieren ist, liessen sich im Fundbestand
62
1m
nur wenige weitere, typochronologisch dieser Nutzungsphase zuzuweisende Objekte
identifizieren (vgl. unten). Das Fehlen von
Gebrauchsgegenständen, insbesondere von
Geschirr, mag vielleicht aber gerade dafür
sprechen, dass der Ort nur temporär oder
sporadisch aufgesucht worden war.
Wenngleich es also kaum gelingt, die Bedeutung dieser Grablegungen und deren
Lage zu eruieren und damit auch die Frage
nach dem Charakter der nunmehr veränderten Nutzung der Höhle offen respektive
zu diskutieren bleibt (vgl. Kap. 4.3), sprechen die Befunde doch klar für eine kultische Neuaufladung dieses Ortes.
2.4.2 Fundmaterial der Phase 2 und Phase 3
Anna Flückiger
Aufschlussreich in Bezug auf obige Frage
zum Charakter der Nutzung der Höhle wäh-
Befundvorlage
rend Phase 2 mag das auf Abb. 57 wiedergegebene beinerne Kreuz sein, das unmittelbar unter der Feuerstelle Pos. 17 zu Tage
gekommen war. Von dem beinernen Kreuz
sind drei Arme erhalten, was eine funktional-typologische Einordnung zunächst erschwert, da an der Fehlstelle sowohl eine
Aufhängung als auch etwa eine Haar- bzw.
Schmucknadel denkbar sind. Die (nahezu?)
unbearbeitete Rückseite des flachen Fragments weist eher auf die Anbringung als Intarsie oder Pilgerzeichen hin als auf ein Tragen als Kreuzanhänger. Die zentralen Rillen
haben unter Umständen das Aufnähen mit
einem Faden ermöglicht.52 Möglich wäre
insbesondere auch eine Funktion des Kreuzes als Teil eines Kästchen- oder gar Buchbeschlags, da vergleichbare Darstellungen
bekannt sind.53 Frühmittelalterliche Reliquiarkästchen mit – auch durchbrochenen –
Beinbeschlägen oder -intarsien gibt es sogar
häufig.54 Selten sind auch Kreuze mit Beinbeschlägen in Kirchen des frühen Mittelalters überliefert.55 Es liegt eine Datierung ins
frühe Mittelalter nahe, da zumindest aus
Bronze im 6. und 7. Jahrhundert im südlichen und östlichen Alpenraum sehr ähnliche Kreuzdarstellungen überliefert sind.56
Mangels direkter Vergleiche ist aber eine
andersartige Datierung nicht auszuschliessen. Die gefiederte Ausführung des oberen
Kreuzarms ist untypisch für diese Kreuze
aus Buntmetall. In umgedrehtem Zustand
liesse sich darin auch etwa eine Taubendarstellung vermuten – erhalten wären dann
die Flügel und Schwanzfedern. Ob das Kreuz
intentionell deponiert wurde, und wenn ja,
mit welcher Motivation? Es könnte ebenso
von einer christlichen wie nichtchristlichen
Person deponiert oder verloren worden
sein.57 Auch eine sekundäre Verlagerung
kommt grundsätzlich in Frage. Dennoch
fällt das Objekt an diesem Ort natürlich aufgrund seiner christlichen Ikonographie auf.
In der weiteren Erörterung ist deshalb zwar
Abb. 56: Zillis, Höhle. Phase
3. In Mauer M40 (Phase 1
bis Phase 2) eingetieftes
Grab 3 und Grube Pos. 39.
Blick gegen Norden.
M40
39
Grab 3
Abb. 57: Zillis, Höhle. Phase
3. Beinernes Kreuz. Links:
Vorderseite; Mitte: Seitenansicht; rechts: Rückseite.
Mst. 1:1.
nicht direkt zu folgern, aber zumindest auch
nicht auszuschliessen, dass die Höhle zur
Zeit der Deponierung auf eine nicht näher
bestimmbare Weise christlich konnotiert
war.
Aus Schicht Pos. 7a stammt ausserdem ein
Eisenmesser mit Griffangel und abgesetz63
Befundvorlage
Abb. 58: Zillis, Höhle. Reiterfibel, Kupferlegierung. Flach, unverziert, mit abgefasten
Kanten, Hals des Pferdchens zum Nadelhalter hin nach hinten gebogen, Pferdekopf
fragmentarisch erhalten. Stegöse des Nadelhalters erhalten, Nadelrast und Nadel
fehlen. Länge ca. 3,6 cm, Stärke max. ca. 2,5 mm, Gewicht 5,5 g. Fd. Nr. 167 (Aussenraum, Pos. 77, Phase 5). Mst. 1:1.
Ton
Silt
Sand
Kies
Geröll
%
100
75
wurde, doch typochronologisch noch dieser
Nutzungsphase zugewiesen werden kann.
Es handelt sich um die bronzene Reiterfibel
Abb. 58. Die Fibel, von der Teile des Pferdekopfes und der Verschlusskonstruktion fehlen, ist ein typischer Bestandteil der ältermerowingerzeitlichen Frauenbekleidung.
Reiterfibeln kommen nördlich der Alpen
ebenso wie im südlichen und westlichen
Alpenraum zumeist paarweise in Gräbern
vor.60 Gemäss dem neuesten Chronologiesystem für das Frühmittelalter (für das
heutige Süddeutschland) sind die Fibeln
in geringem Ausmass schon in der dortigen Phase 2 (Mitte des 5. Jahrhunderts bis
ca. 480 / 490) und dann vor allem in Phase 3
vertreten (480 / 490 bis etwa 520 / 530).61 In
ihrem Kontext ist die Fibel Abb. 58 offenbar
ein verlagertes Altstück.
2.4.3 Befundkatalog
50
2.4.3.1 Phase 2
25
1
10
100
1000
10 000
100 000
Korngrösse in Mikrometer
Pos. 7a, ausserhalb der Höhle (Fd. Nr. 111)
Pos. 7a, innerhalb der Höhle (Fd. Nr. 69)
Pos. 7a, ausserhalb der Höhle (Fd. Nr. 110)
Abb. 59: Zillis. Korngrössenkurven der Sedimentproben aus Schicht 7a (Phase 2).
ter Klinge und leicht geschwungenem Rücken.58 Seine Form ist relativ unspezifisch,
besonders zumal die Spitze fehlt, kann aber
durchaus frühmittelalterlich sein. Messer
mit abgeknickten Rücken datieren in die
jüngere Merowingerzeit.59
An dieser Stelle sei kurz ein weiterer Fund
erwähnt, der zwar aus Schicht Pos. 77, d. h.
den ersten Straten der Phase 5 geborgen
64
– Feuerstelle Pos. 17:
Von vertikal gesetzten Steinen eingefasste
Steinplatte, die von Pos. 24 überlagert wird;
Schicht Pos. 7a nimmt möglicherweise darauf Bezug und liegt evtl. auch darüber.
– Feuerstelle Pos. 19:
Ca. 8 cm tiefe, mit brandig-lehmigem Material verfüllte Mulde.
– Grab 1:
Grabbau: Unregelmässig locker gesetzte
grosse, runde Steine entlang der Grabgrube
(keine eigentliche Auskleidung); Holzkohlenfragmente im Bereich der Fussknochen.62
Skelett: Süd-Nord-ausgerichtet in gestreckter Rückenlage; Schädel nach links gedreht;
rechts Bein leicht angewinkelt. Gut erhalten,
männlich, 50-jährig. Gemäss den Beobachtungen der Ausgräber zog Schicht Pos. 7a
über die Grabgrube.
Befundvorlage
100 calAD
Höhle Aussenraum Phase 4
Grab 8
(Knochen) UZ-3947: 1155 ± 55 BP
Grab 4
(Zahn) UZ-3946: 1195 ± 55 BP
Höhle Innenraum Phase 5
Individuum 5
(Zahn) BE-10490.1.1: 1209 ± 21 BP
(Zahn) BE-10491.1.1: 1223 ± 20 BP
Individuum 17.1
(Zahn) BE-10492.1.1: 1233 ± 19 BP
(Zahn) BE-10493.1.1: 1292 ± 20 BP
Individuum 2
(Zahn) BE-10486.1.1: 1256 ± 19 BP
(Zahn) BE-10487.1.1: 1249 ± 19 BP
Individuum 17.2
(Zahn) BE-10494.1.1: 1277 ± 20 BP
(Zahn) BE-10495.1.1: 1275 ± 20 BP
Holzkohle
BE-5448: 1280 ± 20 BP
Individuum 1
(Zahn) BE-10484.1.1: 1316 ± 20 BP
(Zahn) BE-10485.1.1: 1275 ± 20 BP
Individuum 4
(Zahn) BE-10488.1.1: 1312 ± 20 BP
(Zahn) BE-10489.1.1: 1333 ± 20 BP
300
500
700
900
1100
Abb. 60: Zillis, Höhle. Übersicht über die 14C-datierten
Gräber und Skelettreste im
Innen- und Aussenraum
(Phase 4 und Phase 5; zu den
Gräbern 1 bis 3 vgl. Abb. 51).
Kalibriert mit Calib Version
8.2 (vgl. Kap. 2.5.2).
Höhle Aussenraum Phase 4
Grab 6
(Zahn) BE-10500.1.1: 1345 ± 20 BP
(Zahn) BE-10501.1.1: 1282 ± 20 BP
Grab 7
(Zahn) BE-10502.1.1: 1305 ± 33 BP
(Zahn) BE-10503.1.1: 1354 ± 20 BP
Grab 5
(Zahn) BE-10498.1.1: 1325 ± 20 BP
(Zahn) BE-10499.1.1: 1312 ± 20 BP
Höhle Innenraum Phase 5
Knochendeponie
(Knochen) BE-5323: 1430 ± 30 BP
Höhle Innenraum Phase 3
Grab 3
(Knochen) BE-5524: 1500 ±40 BP
(Knochen) ETH-59632: 1500 ±25 BP
(Knochen) ETH-59631: 1499 ±26 BP
Grab 2
(Knochen) ETH-59629: 1506 ±26 BP
(Knochen) ETH-59630: 1460 ±26 BP
Phase 2
Grab 1
(Zahn) BE-10496.1.1: 1559 ±20 BP
(Zahn) BE-10497.1.1: 1575 ±20 BP
(Knochen) ETH-59627: 1558 ±26 BP
(Knochen) ETH-59628: 1500 ±26 BP
2-sigma
1-sigma
Mittelwert
65
Befundvorlage
3
5
7
9
11
13
15
17
XV
Xlll
Xl
20
24
lX
18
Vll
V
IIl
l
Grab 9
Grab 4
Grab 6
Grab 5
W-l
Grab 10
1m
Grab 8
N
Grab 7
N
W-III
0
Abb. 61: Zillis, Höhle. Phase 4. Grundriss. Mst. 1:100.
66
1m
Befundvorlage
14C-Daten:
ETH-59627 (Knochen): 1558
±26 BP; ETH-59628 (Knochen): 1500 ±26
BP; BE-10496.1.1 (Zahn): 1559 ±20 BP;
BE-10497.1.1 (Zahn) 1575 ±20 BP Abb. 51
und Kap. 2.5.2.
– Schicht 7a:
Holzkohlehaltige Schicht, die im Innenraum
lokal auf Schicht Pos. 7 bzw. Pos. 33 dokumentiert wurde (zur Problematik vgl. oben
Befundkatalog Phase 1.4) und über Mauer
M40 zieht Abb. 29; auf dem Vorplatzbereich
überlagert sie Pos. 41a (Pos. 61 / 62). Sowohl das stratigraphische Verhältnis zu Feuerstelle Pos. 17 wie auch die Interpretation
der Schicht (Nutzungshorizont? Brandhorizont? Versturz?) bleiben unklar. Im Hinblick
auf die Frage, ob eine Gleichsetzung dieser
Schichten im Innen- und Aussenraum zulässig ist, wurden drei Lockersedimentproben
aus Pos. 7a, zwei aus dem Innenraum (Oberkante Pos. 33) und eine Probe vom Vorplatzbereich, geoarchäologisch untersucht.
Die nahezu identische Korngrössenverteilung innerhalb der drei untersuchten Lockersedimentproben Abb. 59 kann die Korrelation bestätigen.63
14C-Daten: Holzkohle Fd. Nr. 109 (Vorplatz,
Pos. 7a, OK Schicht Pos. 61 / 62), Lärche 1 cm,
9 Jahrringe, Kernholz, BE-9175.1.1: 1593
±19 BP Abb. 51.
– Schicht Pos. 59:
Braune, kiesig-humose Schicht über Schicht
Pos. 41a / 61 / 62 und Pos. 7a. Aussenraum.
2.4.3.2 Phase 3
– Grab 2:
Grabbau: Grube ohne weitere Auskleidung,
aber mit Holzresten auf der Sohle (Sarg?
Brett?); Skelett: Nord-Süd-ausgerichtet in
linker Seitenlage, die Arme und Beine sind
leicht angewinkelt; gut erhalten, weiblich,
10–14-jährig.
14C-Daten:
ETH-59629 (Knochen): 1506 ±26
BP; ETH-59630 (Knochen): 1460 ±26 BP
Abb. 51.
– Grab 3:
Grabbau: In Mauer M40 eingetieft,
locker gesetzte runde Steine entlang der
Seitenwände, Holzreste unter und über
dem Skelett: Holzsarg? Skelett: Nord-Südausgerichtet in gestreckter Rückenlage, der
linker Arm ist angewinkelt und liegt auf
dem Bauch; mittlere Erhaltung, männlich,
30 – 39-jährig.
14C-Daten: ETH-59631 (Knochen): 1499 ±26
BP; ETH-59632 (Knochen): 1500 ±25 BP;
BE-5524 (Knochen): 1500 ±40 BP Abb. 51.
2.5 Phase 4 und Phase 5: Nekropole des
späten 7. bis 10. Jahrhunderts
2.5.1 Die Befunde der Phase 4 und Phase 5
Im Höhleninnern waren die Befunde der
Phase 2 und Phase 3 – die Feuerstelle
Pos. 17 sowie die Grablegungen – von zwei
Steinsetzungen Abb. 61 überlagert, deren
Gleichzeitigkeit nicht gesichert ist (Phase 4).
Bei jener im Nordteil der Höhle (Pos. 24)
könnte es sich um den Unterbau einer
Feuerstelle oder eines Ofens gehandelt
haben, bei jener im Südteil um ein Bodenniveau (Pos. 18). Die rückseitige Steinreihe
Pos. 11 scheint noch in Verwendung gewesen zu sein.
Es ist anzunehmen, dass die Höhle noch
benutzt oder zumindest sporadisch aufgesucht wurde, als zwischen der zweiten
Hälfte des 7. und dem 10. Jahrhundert
(14C-Datierungen: Abb. 60) auf der unteren
Hangterrasse weitere Gräber, die Gräber 4
bis 10 Abb. 61; Abb. 64 angelegt wurden.
Epigenetische Merkmale weisen auf verwandschaftliche Beziehungen zwischen den
in den Gräbern 4, 6, 7 und 8 Bestatteten und
67
Befundvorlage
OxCal v4.4.2 Bronk Ramsey (2020); r:5 Atmospheric data from Reimer et al (2020)
Skelettreste, jedoch auch neuzeitliche Keramik geborgen. Den Abschluss der Schichtenabfolgen im Innen- und Aussenraum
bilden die humosen Straten Pos. 2 und
Pos. 53.
1800
Radiocarbon determination (BP)
1700
2.5.2 Bemerkungen zu den 14C-Daten der
frühmittelalterlichen Gräber
Jonas von Felten, Sönke Szidat
1600
R_Combine Zahnproben
R_Combine Knochenproben
2.5.2.1 Ausgangslage
1500
1400
350
400
450
500
550
600
650
Calibrated date (calAD)
Abb. 62: Zillis, Höhle. Grab 1.
Die Auswirkung von
Schwankungen der Kalibrationskurve auf kalibrierte
14C-Daten.
jenem in Grab 3 (Phase 3).64 Dass während
den Ausgrabungen nur ein kleiner Teil der
Nekropole erfasst wurde, zeigen die Skelettreste von mindestens 6 weiteren Individuen Abb. 60, die im 19. oder 20. Jahrhundert wohl bei Bauarbeiten in der unmittelbaren Umgebung entdeckt und in der Höhle
deponiert wurden (Abb. 13).
Die Steinsetzungen im Innenraum waren
von Schicht Pos. 1 respektive jene im Südteil von einer weitgehend fundleeren Schotterschicht (Pos. 2365), die Grabgruppe im
Aussenraum von einem mächtigen Kiespaket (Pos. 57, Abb. 11; Abb. 12) überlagert,
aus welchem neben kaiserzeitlichen Funden
ein um oder nach 1250 in Mailand geprägter Denar geborgen wurde (vgl. Abb. 74.11),
der einen terminus ante quem für die Auflassung dieses Platzes als Nekropole liefert. Darüber lagen verschiedene weitere,
teils mächtige Schichtpakete (Phase 5), so
unter anderem Schicht Pos. 1. Im Innenraum wurden daraus der Mailänder Denar
(vgl. Abb. 74.12) sowie die oben erwähnten
68
Die 14C-Daten der Bestattungen im Innenund Aussenraum Abb. 60 lassen eine zeitliche Gruppierung der Gräber erkennen, die
mit den Phasen 2 bis 4 abgebildet wurde.
Diese Gruppierung wird jedoch durch zwei
Umstände relativiert: Zum einen liegen die
Daten aus Grab 1 in einem Plateau der Kalibrationskurve Abb. 6266, zum andern stammen die Proben sowohl von Langknochen
wie auch von Zähnen des Bestatteten. Letzteres ist insofern problematisch, als dass
bei Zähnen der Kohlenstoffaustausch mit
der Bildung des Zahnes, d. h. im Alter von
6 bis 14 Jahren, weitgehend abgeschlossen
ist67, während der Kohlenstoffaustausch
bei Langknochen bis zum Lebensende erfolgt, sich dabei aber mit zunehmendem
Alter verlangsamt. Bei hohem Alter eines
Individuums kann es daher zu einer Differenz von über 30 Jahren zwischen dem
14C-Alter der Knochen und dem effektiven
Alter kommen68. Mit dem 14C-Datum wird
folglich nicht bestimmt, wann das Individuum verstarb, sondern vielmehr wann das
Probenmaterial gebildet wurde. Genau dies
hat letztlich zur grossen Differenz zwischen
den 14C-Daten und dem effektiven Sterbedatum des ca. 50-jährigen Individuums aus
Grab 1 geführt. Diese Erkenntnis kann aber,
zusammen mit der verfeinerten Kalibrationskurve IntCal20, auch für ein verfeinertes
Altersmodell genutzt werden, wie in diesem
Abschnitt vorgestellt wird.
Befundvorlage
OxCal v4.4.2 Bronk Ramsey (2020); r.5 Atmospheric data from Reimer et al (2020)
2.5.2.2 Material und Methode
Die kombinierte Kalibration der Zahn- und
Knochenproben aus Grab 1 Abb. 62 zeigt,
im Gegensatz zu den Einzelkalibrationen
Abb. 60, dass die Zähne am wahrscheinlichsten in einen der drei Peaks des kalibrierten Datums fallen. Diese Peaks korrelieren mit Schwankungen der Kalibrationskurve und datieren in die Zeit um 450, 490 oder
540. Die 14C-Daten der Langknochen liegen
ausserhalb der Schwankungen der Kalibrationskurve und datieren höchstwahrscheinlich in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts.
Dies wiederum macht eine Datierung der
Zähne im dritten Peak, d. h. um 540 wahrscheinlich. Durch das anthropologische
Alter ist bekannt, dass das Sterbedatum
ungefähr 40 Jahre nach der Zahnbildung
liegen muss, was ein Todesjahr um 580 annehmen lässt.
Dieses Gedankenspiel kann unter Beizug
der Münzreihe der Phase 1 (vgl. Kap. 3.3.2)
und stratigraphischer Gesichtspunkte – die
Gräber in der Höhle sind in das Schichtpaket der Phase 1 eingetieft – in einem bayesschen Modell weitergeführt und zum
Ausdruck gebracht werden.69 Das Modell70
Abb. 63 baut auf einer sequence von zwei
stratigraphisch aufeinanderfolgenden phases (phase A und phase B) auf71; die Daten
innerhalb der phase B (Grablegungen der
Phasen 2 bis 4) wurden unabhängig voneinander gereiht.
Bei jenen Gräbern, für die nur 14C-Daten
entweder aus Knochen- oder Zahnproben
vorliegen, können die Daten kombiniert
werden, da sie aus demselben 14C-Reservoir
stammen. Sie können mit einem normalverteilten Versatz versehen werden, der die
Diskrepanz zwischen dem 14C-Alter der Zähne bzw. Knochen und dem effektiven Sterbealter ausgleicht. Dies trifft auf alle Gräber
Sequence Gräber Zillis
phase A (= Phase 1)
C_Date(403.5,5)
phase B (= Phasen 2, 3, 4)
Sum Grab 1
N(3,1)+ Grab 2
N(11.7,3.43) + Grab 3
N(34.5,2.83) + Grab 5
Combine Grab 6
N(34.5,2.83) + Grab 7
300
400
600
500
700
800
900
Modelled date (AD)
ausser auf die Gräber 1 und 6 zu. Obwohl
die Daten von Grab 6 aus demselben Reservoir stammen, sind die 14C-Daten zu unterschiedlich, als dass sie kombiniert werden
könnten. Sie werden daher unabhängig
voneinander kalibriert, mit einem Versatz
versehen und kombiniert.
Abb. 63: Zillis, Höhle. Die
Sterbedaten der bestatteten
Individuen. Modelliert mit
OxCal v4.4.2 Die angezeigten
Spannbreiten beziehen sich
auf den 2-Sigma-Bereich.
Der Versatz bei Zahn- bzw.
Knochenproben ist durch
Unter den in dieser Modellierung berücksichtigten Gräbern ist Grab 1 das einzige,
dem sowohl Knochen- wie auch Zahnproben entnommen wurden. Die Proben werden deshalb getrennt kombiniert, mit den
jeweiligen Versätzen für Knochen- und
Zahnproben versehen und kombiniert.
Normalverteilungen N(μ,
σ) ausgedrückt. Das vollständige Modell mit allen
Versätzen kann unter
http://doi.org / 10.5281 /
zenodo.4501155 eingesehen
werden.
2.5.2.3 Resultate und Diskussion
Die differenzierte Beurteilung und Modellierung der 14C-Daten macht deutlich, dass
69
Befundvorlage
die nahezu ein Jahrhundert umfassende
zeitliche Lücke zwischen der Anlage der
Gräber im Höhleninnern (Phase 2 / 3) und
den Bestattungen auf dem Vorplatz (Phase
4, Gräber 5 bis 7), die im ausgehenden 7. /
frühen 8. Jahrhundert erfolgten.
Grab 4
Grab 5
Grab 8
2.5.3 Befundkatalog
2.5.3.1 Phase 4: Strukturen und Gräber
Grab 6
Grab 7
– Steinsetzung Pos. 24:
Steinsetzung / Rollierung aus schräg gestellten Steinen in einer grünlich-grauen, teils
brandgeröteten Lehmschicht (Pos. 14). Ofenunterbau?
– Steinrollierung Pos. 18:
Unregelmässige, teils aus plattenförmigen
Steinen angelegte Rollierung auf einer Fläche von ca. 1,8 m auf 5 m.
Abb. 64: Zillis, Höhle. Phase 4.
Blick auf die Gräber nach der
Entnahme der Skelettreste.
Blick gegen Süden.
70
die Gräber 1 bis 3 im Höhleninnenraum fast
gleichzeitig oder kurz nacheinander im ausgehenden 6. / frühen 7. Jahrhundert angelegt worden waren, was die Auflösung ihrer
Gruppierung in die Phasen 2 und 3 zur Folge
hat (Abb. 51; Abb. 52; Abb. 55; Abb. 60).
Die Datierung der Grablegungen liefert jedoch nach wie vor lediglich einen terminus
ante quem für den Beginn von Phase 2, die –
mit der Feuerstelle Pos. 17 Abb. 52 und
dem darunter vorgefundenen beinernen
Kreuz Abb. 57 – auf eine veränderte Nutzung der Höhle, die möglicherweise bereits
mit einer kultischen Neuaufladung der Höhle verbunden werden kann (vgl. Kap. 2.4),
weist. Die Frage nach einer ungebrochenen
Nutzungskontinuität der Höhle bleibt somit
bestehen. Unverändert bleibt desgleichen
– Grab 4 (Pos. 108):
Grabbau: Grabgrube hangseitig und auf den
Schmalseiten mit einer trocken geschichteten einhäuptigen Mauer, talseits mit kleineren Steinen ausgekleidet, Abdeckung mit
grösseren Schieferplatten. Stratigraphisch
jünger als Grab 5. Skelett: Süd-Nord-ausgerichtet, in gestreckter Rückenlage mit
körperparalleler Armhaltung, Hände auf
Hüften aufliegend; gut erhalten, männlich,
40 – 49-jährig.
14C-Daten: UZ 3946 (Knochen): 1195 ±55 BP.
– Grab 5 (Pos. 111):
Grabbau: Grabgrube mit vertikaler Steinplatte (verstürzt) und trocken geschichteten
Steinen ausgekleidet, Abdeckung mit Steinen bzw. im Norden mit einer grösseren
Steinplatte. Stratigraphisch älter als Grab 4.
Skelett: Nord-Süd-ausgerichtet in gestreckter Rückenlage, Armhaltung nicht feststellbar; schlecht erhalten, Geschlecht unbestimmt (evtl. männlich), 40 – 49-jährig.
Befundvorlage
14C-Daten:
BE-10498.1.1 (Zahn): 1325 ±20
BP; BE-10499.1.1 (Zahn): 1312 ±20 BP.
– Grab 6 (Pos. 110):
Grabbau: Grabgrube mit trocken geschichteten Steinen gewölbeartig ausgekleidet,
Spuren eines Holzsarges, Abdeckung aus
Platten und grösseren Steinen. Skelett: SüdNord-ausgerichtet in gestreckter Rückenlage mit körperparalleler Armhaltung. Skelett:
gut erhalten, männlich, 40 – 49-jährig.
14
C-Daten: BE-10500.1.1 (Zahn): 1345 ±20
BP; BE-10501.1.1 (Zahn): 1282 ±20 BP.
– Grab 7 (Pos. 117):
Grabbau: Grabgrube mit bis zu drei Lagen
hohen, einhäuptigen Trockenmauern ausgekleidet; Spuren eines Holzsarges, Abdeckung aus bis zu 1 m langen Schieferplatten
und kleineren Steinen. Skelett: Süd-Nordausgerichtet, wobei die Knochen nicht mehr
im Verband lagen; gut erhalten, weiblich,
40 – 49-jährig.
14C-Daten: BE-10502.1.1 (Zahn): 1307 ± 33
BP; BE-10503.1.1 (Zahn): 1354 ±20 BP.
– Grab 8 (Pos. 118):
Grabbau: Grabgrube mit unregelmässig aufgeschichteten Steinen ausgekleidet; Spuren
eines Holzsarges von 0,45 m Breite und
2 m Länge, Abdeckung aus meist grösseren
Steinen; Skelett: Nord-Süd-ausgerichtet, in
gestreckter Rückenlage mit körperparalleler
Armhaltung; gut erhalten, männlich, älter
als 50-jährig.
14C-Daten: UZ 3947 (Knochen): 1155 ±55 BP.
2.5.3.2 Phase 4: Innen- und Aussenraum,
Schichten ohne neuzeitliches Fundmaterial
– Schicht Pos. 23:
Kiesig-schotterige Schicht.
– Schicht Pos. 57:
Kiesig-schotterhaltige Schicht.
– Schicht Pos. 77:
Dunkelbraune, leicht kiesige, lehmig-humose
Schicht über Pos. 57.
– Schicht Pos. 83:
Schwarze, holzkohlehaltige, steinig-humose
Schicht unter Pos. 57.
– Schicht Pos. 85:
Beige-braune, lehmige, leicht kiesig-humose
Schicht.
– Schicht Pos. 89:
Schwarze, holzkohlehaltige, steinig-humose
Schicht unter Pos. 57.
2.5.3.3 Phase 5: Aussen- und Innenraum,
Schichten mit neuzeitlichem Fundmaterial
– Schicht Pos. 1:
Kiesig-schotterhaltig-lehmige Aufschüttungen mit mehreren Zwischenschichten im Innen- und Aussenraum. Im Südteil der Höhle
fanden sich im oberen Schichtbereich die
Skelettreste von mindestens 6 weiteren
menschlichen Individuen (zur Lage:
Abb. 13; zur Datierung Abb. 60). Im Aussenraum schliesst Pos. 1 die Schichten Pos. 54
(dunkelgraues, kiesiges Schichtband) und
Pos. 55 (humos-kiesige Schicht mit Mörtelschutt, evt. Schutt der Burg Hasenstein?)
ein.
– Schicht Pos. 2:
Braunes, humoses Material, z. T. mit Steinen durchsetzt; scheint von aussen in die
Höhle gerutscht zu sein. Humus.
– Schicht Pos. 53:
Humose-steinige Schicht. Humus.
– Schicht Pos. 52:
Grau-braune, lehmig-humose Schicht, über
Pos. 1 und unter Pos. 2.
71
Abb. 65: Zillis, Höhle. Fundbergung 1991.
72
Fundvorlage
3
3.1 Vorbemerkungen
Christa Ebnöther
Anna Flückiger
Markus Peter
Sabine Deschler-Erb
Barbara Stopp
3.1.1 Fundaufnahme und -bearbeitung
Für die Neubewertung des Fundbestandes
wurden alle als kaiserzeitlich und (früh-)
mittelalterlich identifizierbaren Funde katalogisiert und quantifiziert, zusätzlich erfasste man systematisch Passscherben. Ein
grosser Teil der kaiserzeitlichen Gefässfragmente der Kampagne von 1994, d. h. der
Untersuchung des Vorplatzes und Abhanges,
war allerdings nicht mehr auffindbar. Da
glücklicherweise aber viele der heute verschollenen Fragmente, auch kleinste Wandscherben, unmittelbar nach Abschluss der
Ausgrabungen gezeichnet worden waren,
konnte unter Einbezug der Fundzeichnungen der überlieferte Gefässbestand annähernd rekonstruiert werden.
Da in den beiden Vorberichten alle aussagekräftigen Fundobjekte bereits nach Befundeinheiten publiziert wurden, wurde im Rahmen dieser Publikation auf eine umfassende Neuvorlage nach stratigraphischen Kriterien verzichtet.72 Neu gezeichnet und vorgelegt werden nur jene Funde, für welche
ergänzende Informationen gewonnen wer-
Pos. 34
den konnten. Seiner zentralen Bedeutung
entsprechend wird auch das Ensemble
aus Pos. 34 (Phase 1.1) erneut vollständig
vorgelegt.
Von den Tierknochen wurden nur jene aus
den stratifizierten Ensembles der Phase 1
und Phase 2 bearbeitet und in die Auswertungen miteinbezogen. Da die Mehrheit des
kaiserzeitlichen Fundmaterials aus eben
diesen beiden Phasen stammt (vgl. unten),
sind die Zahlen und Resultate der osteologischen Untersuchungen zweifellos als repräsentativ zu beurteilen.
3.1.2 Befundabfolge und Fundensembles
Das Fundensemble aus Schicht Pos. 34
(Phase 1.1, Abb. 66; Abb. 67), der ältesten
Schicht im Höhleninnern, die unter anderem über der Brandplatte Pos. 46 (Kuppelofen? Phase 1.0) liegt, ist wenig umfangreich. Gerade aus dem unteren, mächtigsten
Teil (Abstich 3) im Nordteil der Höhle
(Bereich über der Brandplatte Pos. 47)
stammen nur wenige Funde, unter anderem aber das Glasgefäss Abb. 100.4 sowie
zwei Münzen, die auf ein Einsetzen der
Bildung dieser Schicht erst im Verlaufe des
Südteil (Bereich m 12 – 16)
Abb. 66: Zillis, Höhle.
Fundmaterial
Fundmaterial
Funde und Fundverteilung
keine Funde
Fd. 43; Fd. Nr. 149: Trillerpfeife;
4 Münzen (terminus post quem
367 – 375); 1 Fragment Schlangengefäss, 1 WS AR 60; 187 Tierknochen
in Pos. 34 (Phase 1.1).
geoarchäologische Untersuchungen Nordteil (Bereich m 8 – 12)
Abstich 1
(5 cm)
Abstich 2 MPos. 34.IV
(5 cm)
nicht / unvollständig Fd. Nr. 56; Fd. Nr. 58; Fd. Nr. 60:
ausgelesene Brand- 2 Münzen (terminus post quem
reste
364 – 375),169 Tierknochen
Fd. Nr. 47; Fd. Nr. 48; Fd. Nr. 150:
28 Münzen (terminus post quem
355 – 358); Ohrring; 9 Kristalle;
10 Fragmente Schlangengefäss;
Spielstein; 1566 Tierknochen
Abstich 3 MPos. 34.I – III
(20 cm)
ausgelesene /
Fd. Nr. 64: 2 Münzen (terminus
gesiebte Brandreste post quem 351 – 354); 1 RS kon.
Glasbecher; 1 Fragment Schlangengefäss; 525 Tierknochen
keine Funde
73
Fundvorlage
4. Jahrhunderts weisen Abb. 66. Die während einer ersten Nutzung (Phase 1.0) entstandenen Schichten und Abfälle sind somit
nicht überliefert; sie wurden wohl vollständig ausgeräumt.
1 und 2) Abb. 66. Ausser den auf Abb. 67
wiedergegebenen Funden umfasst das Ensemble aus dieser Schicht insgesamt 36
Münzen (vgl. Kap. 3.3.2; Abb. 77; Abb. 78)
sowie Fragmente von weiteren beigetonigen Glanztonbechern (ohne Abb.), ein
Fragment des grobkeramischen Topfes
Abb. 97.2, Fragmente des Glasbechers
Abb. 100.10, ein Fragment der Firmalampe
Abb. 71.5 und neun Bergkristallfragmente.
Die geringen Fundzahlen lassen ferner in
Verbindung mit den registrierten Passscherben zu den Planien der Phase 1.2 und
Phase 1.3 sowie den geoarchäologischen
Untersuchungen (vgl. Kap. 2.3.4) schliessen,
dass das Höhleninnere, insbesondere der
Nordteil (Hauptraum), während Phase 1.1
ausgesprochen sauber gehalten wurde. Die
Mehrheit des Fundmaterials, unter anderem auch recht viele Tierknochen, wurde
im Südteil der Höhle geborgen (Abstiche
Wie auch die Verbissspuren an den Tierknochen (vgl. Kap. 3.7) vermuten lassen,
wurde der Grossteil des während Phase 1.1
angefallenen Abfalls regelmässig ausserhalb der Höhle entsorgt und nur ein geringer Teil blieb liegen oder wurde im Südteil
1
2
9
3
4
10
5
11
6
12
7
13
8
14
Abb. 67: Zillis, Höhle. Fundensemble aus Schicht Pos. 34 (Phase 1.1). Mst. 1:3.
1 – 2 2 RS von Kelchaufsätzen des Schlangengefässes. Grünglasierte Keramik. Fd. Nr. 47.
3 – 4 Applikenfragmente (Schlangenkörper) des Schlangengefässes. Grünglasierte Keramik. Fd. Nr. 47.
5 1 RS, 3 WS Drag. 54. Terra Sigillata. Ostgallisches Fabrikat. Fd. Nr. 47.
6 1 RS Becher Glanztonkeramik. Beigetonig mit bräunlichem Überzug aussen. Fd. Nr. 47.
7 1 RS Becher mit grauem Tonkern. Beigetonige Gebrauchskeramik. Fd. Nr. 47.
8 1 Kragenfragment einer rot überfärbten Reibschale. Keramik. Fd. Nr. 48.
9 Spielstein. Stein. Fd. Nr. 47.
10 Ohrring. Silber. Fd. Nr. 47 (vgl. Kap. 3.4; Abb. 85.1).
11 Fragment einer Trillerpfeife. Knochen. Fd. Nr. 43 (vgl. Kap. 3.5; Abb. 87.1).
12 – 13 Nägel. Eisen. Fd. Nr. 47 und Fd. Nr. 48.
14 Tüllenförmiges Objekt. Eisen. Fd. Nr. 47.
15 Blechfragment. Eisen. Fd. Nr. 47.
74
15
Fundvorlage
(Vorraum) deponiert. Im ausgehenden
4. Jahrhundert, im Zuge jüngerer Bauaktivitäten in und vor der Höhle, scheint er
jedoch wieder einplaniert worden zu sein
(Phase 1.2 und Phase 1.3: vgl. Kap. 2.3.2).
Innenraum
Bauteile (27)
Münzen (423)
Votivbleche (3)
Schmuck/ Kleidung (2)
Die Stratigraphie im Innenraum widerspiegelt mit Phase 1.0 bis Phase 1.3 somit nicht
eine fortlaufende Abfolge verschiedener
Nutzungen der Höhle, sondern lediglich
zwei Nutzungsphasen (Phase 1.0 und Phase
1.1) und nachfolgende Bautätigkeiten bzw.
Umlagerungen von älterem Schichtmaterial
(Phase 1.2 und Phase 1.3) ab (vgl. Abb. 120).
Das gesamte Fundmaterial aus den Schichten der Phase 1.0 bis Phase 1.3 ist folglich
den ersten beiden Nutzungsphasen zuzuweisen.
Die postulierte jüngste Nutzungsphase der
Höhle als paganes Kultlokal (Phase 1.4) ist
zwar über den Befund erschliessbar, lässt
sich aber im Fundmaterial nicht fassen. Aus
Schicht Pos. 7 sowie einer «gestörten» Zone
unmittelbar nördlich von Grab 1 (vgl. Phase
2)73 stammt zwar ein recht umfangreiches
Fundensemble, nämlich 129 Münzen sowie 32 Keramikfragmente darunter vier
Scherben des Schlangengefässes, 28 Glasfragmente, drei Lampenfragmente, 39
Bergkristalle und eine der beiden Trillerpfeifen.74 Passscherben zu Funden aus den
darunterliegenden Schichten und den Planien auf dem Vorplatzbereich lassen aber
vermuten, dass es sich hier wahrscheinlich um umgelagerte Funde respektive um
Funde aus umgelagertem Schichtmaterial
handelt, unter anderem dem Aushub für
die in den anstehenden Boden eingreifenden Gruben der Gräber 1 und 2 (Phase 2).
Die Funde aus der «gestörten» Zone südlich von Grab 1 stammen vermutlich somit
ursprünglich aus den Schichten Pos. 34
(Phase 1.1) und Pos. 7 (Phase 1.4) im Südteil der Höhle.
Trillerpfeifen(2)
Lampen (32)
Bergkristalle (68)
Schlangengefäss (19)
übriges Geschirr (117)
Speisereste (6032)
Aussenraum
Bauteile (148)
Münzen (213)
Schmuck/ Kleidung (4)
Lampen (8)
Bergkristalle (85)
Schlangengefäss (478)
übriges Geschirr (478)
Speisereste (7546)
0
20
Phase 1
40
60
80
100 %
jünger
Abb. 68: Zillis, Höhle. Häufigkeit des stratifizierten kaiserzeitlichen Fundmaterials in
Phase 1 und den jüngeren Schichten (in Klammern: Anzahl).
3.1.3 Vertikale und horizontale
Fundverteilung
Wie auch aus obigen Bemerkungen hervorgeht, stammen die kaiserzeitlichen Funde zu
einem überwiegenden Teil aus den Schichten der Phase 1, insbesondere den Planien
der Phase 1.2 und Phase 1.3; die übrigen
stammen zumeist aus Straten der Phase 2
bis Phase 5 und aus den Grabverfüllungen
im Aussenbereich Abb. 68.75 In ihrer Gesamtheit verteilen sie sich zu etwa gleichen
Teilen über die untersuchten Flächen des
75
Fundvorlage
Alle Phasen
Innen- und Aussenraumes Abb 68; Abb. 69.
Auch wenn mit Ausnahme der Funde aus
Schicht Pos. 34 alle Objekte sekundär umgelagert sind, so zeichnen sich doch für einzelne Fundgattungen Unterschiede ab, die
auf einen unterschiedlichen Umgang mit
dem «Abfall» weisen könnten. So fanden
sich beispielsweise die Münzen und Lampen mehrheitlich und zusammen mit den
Votivblechen in den Planien der Phase 1.2
und Phase 1.3 im Innenraum, während die
Gefässe aus Keramik, das Schlangengefäss
inklusive, und aus Lavez sowie ein Grossteil der Tierknochen hauptsächlich aus den
Planien auf dem Vorplatzbereich stammen.
Wurden möglicherweise also (Votiv-)Gaben,
d. h. die Zeugnisse individueller Gesten, und
die Reste von Ritualen und Banketten, – die
Überreste gemeinschaftlicher Aktivitäten –
an unterschiedlichen Orten entsorgt bzw.
zwischendeponiert?
Phase 1.0 und Phase 1.1
3.1.4 Fundvorlage
0
200
400
600
800
1000
– 200
– 400
– 600
– 800
– 1000
– 1200
N
Phase 1.2 und Phase 1.3
0
5m
Abb. 69: Zillis, Höhle. Verteilung des kaiserzeitlichen Gesamtfundbestandes
(Anzahl / m2). Mst. 1:250.
76
Der kaiserzeitliche Fundbestand soll hier
nicht nach Materialgattungen, sondern
nach funktionalen Kriterien vorgelegt werden Abb. 70. So werden zunächst die Elemente der Innenausstattung und Beleuchtung (vgl. Kap. 3.2) der Höhle besprochen,
wozu im weitesten Sinne letztlich auch die
als Votive und Gaben (vgl. Kap. 3.3) interpretierten Objekte zu zählen sind: Sie wurden als (Votiv-)Gaben zur Höhle gebracht
und dort – wohl meist in individuellen Gesten – niedergelegt, um in der Folge gleichsam Bestandteil der Ausstattung der Höhle
zu bilden. Dies gilt sicherlich für die Münzen,
Bergkristalle und Votivbleche. Ob es sich
beim Schmuck, den Kleidungsbestandteilen
und den weiteren metallenen Kleinfunden
(vgl. Kap. 3.4) in jedem Fall tatsächlich um
(Votiv-)Gaben handelt und nicht im einen
oder anderen Fall um Verlustfunde, lässt
sich kaum beurteilen.
Fundvorlage
davon Phase 1.1
Gesamtfund(Pos. 34 Fragmente) bestand MIZ
Ausstattung und Beleuchtung
Lampen
Firmalampen
1 (Abb. 71.5)
Bildlampen
Bauteile
Bleche, Nägel (Eisen)
Bergkristalle
Votive; Gaben
Münzen
Fragmente /
Gewicht
3
39
2
6
4
175
9
156 / 5,2 kg
36
647
Votivbleche
3
Schmuck/Kleidung
Kultgerät
1
Ascheschaufel (?)
Eisen
Trillerpfeifen
Knochen (Geflügel
und Schaf / Ziege)
Kultgefäss
Trinkgefäss
Schlangengefäss
bleiglasiert
Geschirrensemble
Trinkgeschirr
Becher
1
1
1
96
Terra Sigillata
(mittel- / ostgallisch)
4
17
157
Glanztonkeramik
4
5
29
Dünnwandkeramik
Glas
Zubereitungsund Kochgeschirr
1
23
2
1
4
1 (Abb. 100.4)
25
97
Teller / Platten
Terra Sigillata
3
8
Schalen
Terra Sigillata
4
11
Schüsseln
Terra Sigillata
Töpfe
Grobkeramik
Töpfe gehauen
Schüsseln gedreht
Reibschalen
2
1 (Abb. 97.2)
2
120
Lavez
7
51
Lavez
6
20
Lavez, gerillter Rand
1
6
Terra Sigillata
rätische Reibschale
Schlacht- und
Speiseabfälle
Tierknochen
Den Funden, die mit individuellen Handlungen zu verbinden sind, folgt die Vorlage und Diskussion jener Funde, die in den
gemeinschaftlichen (Kult-)Aktivitäten Verwendung fanden: So mögliches Kultgerät
(vgl. Kap. 3.5) sowie das Keramik-, Glasund Lavezgeschirr (vgl. Kap. 3.6), das, wie
möglicherweise das Schlangengefäss, bei
2
12
Gebrauchskeramik
Auftragsgeschirr
6
2
1
2
2
Schaf / Ziege
471
2826
4581,7 g
Huhn / Hahn
344
1723
974,75 g
Schwein
257
1300
2175,85 g
Rind
6
187
862,3 g
übrige Haustiere
1
5
104,1 g
Jagdtiere
1
5
10 g
rituellen Praktiken eingesetzt wurde und /
oder der Zubereitung und dem Auftragen der Speisen sowie dem Ausschank
und Konsum von Getränken bei den Kultbanketten diente. Mit letzteren zu verbinden sind auch die überlieferten Reste der
gemeinschaftlichen Mahlzeiten, die Tierknochen (vgl. Kap. 3.7).
Abb. 70: Zillis, Höhle. Übersicht über den nach Funktionsgruppen gegliederten kaiserzeitlichen Gesamtfundbestand
(bei den Tierknochen sind
nur die stratifzierten und bestimmbaren Fragmente aufgeführt (vgl. Anhang Abb. 131).
77
Fundvorlage
3.2 Elemente der Innenausstattung und
Beleuchtung
3.2.1 Elemente aus Eisen
Ein Grossteil der eisernen Beschlagfragmente, Zwingen und Scheibenkopfnägel gehörte
zweifellos zu verschiedenen Baubestandteilen oder war am Holzmobiliar angebracht76
bzw. war Teil des Mobiliars selbst, wie beispielsweise der Wandhaken77 oder das Kettenglied78. An stratifizierten Objekten liegen insgesamt 15 Beschlagteile und ca. 160
Eisennägel und Nagelfragmente vor, die
zum überwiegenden Teil (gegen 80 %) aus
der Planie der Phase 1.2 im Aussenraum geborgen wurden. Auf eine eingehendere Besprechung wird an dieser Stelle verzichtet.
3.2.2 Lampen
Zur Gruppe der Ausstattungselemente gehören die Lichtträger: Während sich eiserne
Kienspan- oder Fackelhalter im Fundbestand nicht identifizieren liessen, sind insgesamt 45 Fragmente von mindestens fünf
Öllampen überliefert Abb. 71.79 Sie fanden
sich mehrheitlich im Nordteil der Höhle
(Grube Pos. 39, Planien Phase 1.2 bis Phase
1.3). Acht Fragmente sowie die vollständig
erhaltene Lampe Abb. 71.1, die im – ebenfalls beinahe vollständig erhaltenen – Lavezgefäss Abb. 99 lag, stammen aus der Planie
auf dem Vorplatzbereich (Phase 1.2).
Die beiden grifflosen Bildlampen mit Leiterbanddekor und Voluten Abb. 71.1 – 2, die
sich bezüglich Qualität und Erhaltung erheblich voneinander unterscheiden, lassen
sich typologisch nicht einordnen. Aufgrund
des stark glimmerhaltigen Tones handelt es
sich bei beiden Exemplaren wahrscheinlich
aber um Importe aus dem östlichen Mittelmeerraum – möglicherweise aus dem westlichen Kleinasien (Region Ephesos)80, woher
78
Rundlampen mit kurzer Schnauze und vergleichbarem Dekor auf Schulter und Spiegel
aus mittel- und spätkaiserzeitlichen Kontexten bekannt sind.81
Zweifellos mittelkaiserzeitlich zu datieren
sind die drei Firmalampen Abb. 71.3 – 5
unterschiedlichen Fabrikats mit offenem,
geradem Kanal des Typs Loeschke X. Für
die Lampe Abb. 71.3 ist aufgrund des Firmastempels PVLLI, dessen Verbreitung sich
auf den Raum zwischen Oberitalien und Dakien konzentriert, eine Provenienz aus Oberitalien zu postulieren.82
3.3 Votive und Gaben
Zu den individuellen Gesten – votum, donum
dedit oder auch stipem iacere – bezeugenden, als Votive respektive Gaben zu interpretierenden Funden gehören neben den
gefiederten Blechen zweifellos die Münzen
und wohl die Bergkristalle, vielleicht auch
einige der wenigen Schmuck- und Kleidungsbestandteile.
Bevor sie im Zuge der regelmässigen Reinigungen des Innenraums ausgeräumt wurden, blieben diese (Votiv-)Gaben sicherlich
am Ort ihrer (ursprünglichen) Deponierung
liegen – sei es auf dem Boden oder Felsabsatz, sei in einer Felsnische oder in / auf anderem, nicht erhaltenen Mobiliar, wie dies
beispielsweise im Mithräum in Stockstadt
(D) der Fall war, wo in der Nische eines
Lichtaltars ein Bergkristall und eine Lampe
deponiert waren.83 Die (Votiv-)Gaben wurden dadurch – gleichsam in «sekundärer»
Verwendung und wohl zugleich ihren Lichteffekt nutzend – Teil der Raumausstattung.
Dass man gerade auch Kristallfragmente
auch als primäre Ausstattungselemente
verwendete, lässt sich am Beispiel des Mithräums in Martigny VS aufzeigen: An einigen
der dort geborgenen Bergkristallfragmente
Fundvorlage
1
3
2
4
5
Abb. 71: Zillis, Höhle. Öllampen. Mst. 1:3.
1 Vollständig erhaltene, runde, grifflose Bildlampe mit sehr flauen Konturen, Voluten und offenem Kanal. Orangefarbener, glimmerhaltiger
Ton mit stark abgeriebenem rotorangem Überzug. Spiegel mit Hase (?); zwei Fülllöcher; im Leiterbanddekor auf der Schulter befinden sich
kleine Tonkügelchen. Kleiner Standring. Fd. Nr. 137 (Phase 1.2 aussen, Planie).
2 Spiegel- und Schulterfragmente einer Bildlampe desselben Typs wie Abb. 71.1. Harter, orangefarbener, glimmerhaltiger Ton mit gut erhaltenem, rotorangem Überzug. Spiegel mit Kopf eines Steinbockes; zwei Füllöcher. Fd. Nr. 262 (Streufund Innenraum) und Fd. Nr. 190 (Grube
Pos. 39: Phase 1.2 innen).
3 Fast vollständig erhaltene Firmalampe (Spiegel ausgebrochen). Hart gebrannter, ziegelroter Ton. Auf der Schulter Reste einer (nun weggebrochenen) Knubbe. Firmastempel PVLLI auf der Bodenunterseite. Fd. Nr. 45 (Phase 1.3 innen, Mehrheit der Fragmente), Fd. Nr. 15 (Phase 2,
Störung), Fd. Nr. 49 (Phase 1.3 innen), Fd. Nr. 50 (Phase 1.2 innen, Grube), Fd. Nr. 117 (Phase 1.2 aussen, Planie), Fd. Nr. 269 (Streufund).
4 Körper einer Firmalampe aus hart gebranntem, ziegelrotem Ton (selbes Fabrikat wie Abb. 71.3). Auf der Schulter Reste zweier Knubben.
Fd. Nr. 73 (Phase 1.2 innen, Grube) und Fd. Nr. 15 (Phase 2, Störung).
5 Ca. Hälfte (Schnauze und Hälfte des Körpers) einer Firmalampe, Tonkern grau, Oberflächen beidseitig orange. Fd. Nr. 150 (Phase 1.1,
innen); Fd. Nr. 95 und Fd. Nr. 128 (Phase 1.2 aussen, Planie).
79
Fundvorlage
1
2
3
Abb. 72: Zillis, Höhle. Votivbleche. Mst. 1:1.
1 Votivblech, Silber, gefiedert. Vollständig erhalten? Auf der einen Seite in eine
Spitze auslaufend, auf der anderen Einkerbung. Länge 3,5 cm; Breite 1,4 cm.
Fd. Nr. 70 (Phase 1.3, innen, über Grube Pos. 39).
2 Votivblech, Silber, gefiedert. Fragment. Länge 2,1 cm; Breite 1,27 cm. Fd. Nr. 71
(Phase 1.2, innen, Bereich über Grube Pos. 39).
3 Votivblech, Bronze, gefiedert. Fragment. Länge 1,05 cm, Breite max. 0,8 cm.
Fd. Nr. 71 (Phase 1.2, innen, Bereich über Grube Pos. 39).
hafteten kaum sichtbare Mörtelspuren,
die darauf schliessen liessen, dass sie einst
im Wand- und Deckenverputz angebracht
worden waren.84
3.3.1 Votivbleche
Anna Flückiger
Die zwei silbernen und das bronzene Votivblech sind alle dem Typ der gefiederten
Votivbleche ohne abgesetzte Kopfplatte –
dem Typ 1 A nach Nicole Birkle85 – zuzuweisen und gehören mit ihren Massen von
maximal 3,5 cm Länge zu den kleinsten Exemplaren dieser Fundgattung überhaupt
Abb. 72.1. Sie kamen alle in den Planien der
Phase 1.2 und Phase 1.3 unmittelbar über
Grube Pos. 39 im Nordteil der Höhle zu Tage.
Die Tatsache, dass es sich bei den drei Votivblechen um eine vergleichsweise seltene
Fundgattung in der Zilliser Höhle handelt,
lässt die Frage nach dem Zeitpunkt ihrer
Deponierung und nach ihrer Funktion aufleuchten. Gefiederte Votivbleche wie die
hier vertretenen kommen im 1. Jahrhun80
dert. auf und stammen hauptsächlich aus
dem 2. und 3. Jahrhundert. Dazu ist allerdings zu beachten, dass keines der Votivbleche sicher vollständig ist und deshalb auch
eine andere Typvariante oder letztendlich
gar ein anderer Typ in Frage käme. Für manche Fundkontexte ist unklar, ob Bleche auch
noch im 4. Jahrhundert deponiert wurden,
worunter nach Nicole Birkle auch die Funde
aus Zillis zählen. Es gibt jedoch auch einige
gesicherte Befunde des 4. Jahrhunderts.86
Dies bedeutet jedoch nicht zwingend, dass
die drei Votivbleche in Zillis erst so spät in
die Höhle gelangt sein müssen. Dennoch
wäre aufgrund ihres Fundkontexts eine primäre Deponierung auch in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts oder später denkbar.
Mit grosser Vorsicht liesse sich der Frage
nachgehen, ob wegen der kleinen Zahl, der
Fragmentierung und der möglicherweise
späten Gabe der Votivbleche – beides aber
keine zwingenden Umstände der Erstdeponierung! – allenfalls auch eine von der
vor allem mittelkaiserzeitlichen Votivpraxis
abweichende spätantike Deponierung der
Bleche in Frage käme. Konkret wird spekuliert, ob die Stücke, falls überhaupt späte Deponierungen, tatsächlich primär um
ihrer gefiederten Form willen oder nicht
allenfalls eher wegen ihres Materialwerts
als Votive in die Höhle gegeben wurden.
Auch hinsichtlich der unklaren Interpretation der weiteren Metallkleinfunde sei
dieser Gedanke zunächst als Spekulation in
den Raum gestellt: In Ste-Croix, Gorges de
Covatanne VD, treten im Gegensatz zu Zillis Bronzebleche zuhauf auf und werden
dort nicht als ein Ersatz von Votivblechen,
sondern als ein mögliches paramonetäres
Medium angesehen.87 Andernorts wurde
darauf hingewiesen, dass mit der Zeit im
römischen Kultgeschehen – gerade im Hinblick auf die Reduktion des Münzumlaufs –
Tesserae aus verschiedenen Materialien und
Fundvorlage
allenfalls sogar weitere Objektgattungen als
Ersatz von Münzgaben geläufig waren.88 Es
sei deshalb in diesem Zusammenhang auf
einige Objekte aus Buntmetall hingewiesen,
die entweder bereits publiziert sind oder
unten (vgl. Kap. 3.4) ausführlicher besprochen werden.89 Eine primäre Deponierung
der drei Bleche Abb. 72 zwischen dem 3.
und 4. Jahrhundert in der Art der Gabe von
Votivblechen ist aber auch aufgrund des
Kontexts und der datierenden Beifunde in
der Planie weitaus wahrscheinlicher.
3.3.2 Münzen
Markus Peter
In und vor der Höhle von Zillis wurden
während der Grabungskampagnen von
1991 – 1995 nicht weniger als 647 Münzen
gefunden; mit Ausnahme von zwei Mailänder Silbermünzen des 13. Jahrhunderts
handelt es sich ausschliesslich um römische
Prägungen Abb. 73; Abb. 74. Der detaillierte
Katalog ist im Internet abrufbar.90
Der chronologische Überblick Abb. 75
zeigt auf den ersten Blick, dass es sich
bei den meisten Münzen um spätrömisches Kleingeld des 4. Jahrhunderts handelt.
Die grosse Zahl, die chronologische Verteilung, der archäologische Befund und der
Charakter der übrigen Funde lassen keinen
Zweifel an der Deutung der Münzen: Offensichtlich handelt es sich – zumindest zum
grössten Teil – um absichtlich deponierte
Münzen, die in ihrer Masse rituelle Handlungen im 4. und im früheren 5. Jahrhundert bezeugen.
3.3.2.1 Interpretation der Münzreihe
Der Vergleich mit den Siedlungsfunden aus
der rund 30 km rheinabwärts gelegenen
und kontinuierlich besiedelten Kleinstadt
in Chur zeigt deutlich, dass die Münzen aus
Silber(-legierung) Buntmetall
Claudius (für Germanicus)
1
Hadrianus Sesterz
1
Marcus Aurelius Sesterz
1
Commodus Sesterz
Septimius Severus für Caracalla Denar
3
1
Severus Alexander für Julia Mamaea Sesterz
1
Traianus Decius Sesterz
1
Valerianus I.
Gallienus (260 – 268)
1
23
Claudius II.
17
Für Divus Claudius II.
12
Quintillus
3
Aurelianus
9
Victorinus
1
Tetricus I.
6
Tacitus
1
Probus
2
285 – 295
1
295 – 305
3
305 – 317
9
317 – 330
18
330–337
54
337 – 341
57
330 – 341
14
341 – 348
59
348 – 350
7
350 – 353
22
353 – 364
138
364 – 378
120
378 – 383
22
378 – 388
6
383 – 403
19
4. Jahrhundert unbestimmt
11
Mailand, denaro terzolo scodellato, 13. Jahrhundert
der Höhle von Zillis nicht während Jahrhunderten deponiert wurden, sondern einen
klaren zeitlichen Schwerpunkt im 4. und
wohl auch 5. Jahrhundert aufweisen, während sich die akkumulierten Verluste (und
Deponierungen) von Münzen in Chur auf
weitaus gleichmässigere Weise von der
frühen Kaiserzeit bis in die spätrömische
Epoche verteilen Abb. 75.
2
Abb. 73: Zillis, Höhle. Fundmünzen aus dem Innenund Aussenraum. Übersicht.
81
Fundvorlage
1
7
2
3
8
4
9
5
10
6
11
12
Abb. 74: Zillis, Höhle. Auswahl an Münzen. Mst. 1:1.
1 Septimius Severus für Caracalla Caesar. Denar, Rom 196 – 198. Fd. Nr. 214d. 2 Gallienus. Antoninian,
Rom 267 – 268. Fd. Nr. 221d. 3 Constans. AE4, Aquileia 340 – 341. Fd. Nr. 211a. 4 Constantius II. AE2,
Siscia 350. Fd. Nr. 125d-1. 5 Constantius II. AE3, Rom 355 – 358. Fd. Nr. 157a. 6 Iulianus II. AE2 (Imitation)
(Lugdunum 363 – 363). Fd. Nr. 113d-3. 7 Valentinianus I. AE3, Siscia 367 – 375. Fd. Nr. 15h – 20. 8 Valens.
AE3, Rom 364 – 375. Fd. Nr. 181f-1. 9 Gratianus. AE2 (Imitation) (Lugdunum 378 – 383). Fd. Nr. 154c-1).
10 Arcadius. AE4, 388 – 403. Fd. Nr. 73c-29. 11 – 12 Mailand. Denaro terzolo scodellato, ca. 1200 – 1250.
Fd. Nr. 23; Fd. Nr. 173a-1.
Dass es sich bei den Münzen von Zillis um einen sekundär in und vor der Höhle verstreuten spätrömischen Hort handeln könnte, ist
ausgeschlossen. Dagegen spricht abgesehen von der räumlichen Verteilung schon
nur die chronologische Zusammensetzung,
die eine gleichzeitige Entnahme der Münzen aus der Zirkulation und Deponierung
der Prägungen ausschliesst; spätrömische
Ensembles von Kleingeld sind in aller Regel
sowohl in chronologischer Hinsicht als auch
82
in Bezug auf die vertretenen Nominale sehr
homogen, da die Laufzeiten der Prägungen
im Durchschnitt kurz waren und sich der
Umlauf rasch erneuerte.91
Hingegen ist die Parallelität zu den Münzfunden aus den Mithräen von Martigny VS und
Orbe-Boscéaz VD bemerkenswert Abb. 76:
Wie in Zillis dominieren dort nicht nur die
Prägungen des 4. Jahrhunderts sehr deutlich, sondern auch die feinchronologische
Fundvorlage
%
25
Abb. 75: Vergleich der chronologischen Verteilung der
20
römischen Fundmünzen von
15
beck 1973, Koenig 1977 und
Zillis und Chur (nach OverRuoff 1991, ohne Ensembles
10
und Schatzfunde).
5
0
2
0
1
4
3
6
5
8
7
10
12
11
9
14
13
16
15
17
Chur (n = 374)
Keltisch
Republik
Augustus
Tiberius
Caligula
Claudius
Nero, 68 – 69
1
2
3
4
5
6
7
19
24
22
20
21
26
25
23
28
27
30
29
32
31
34
33
36
35
38
37
40
39
Zillis (n= 634)
Vespasian
Titus
Domitian
Nerva
Traian
Hadrian
Antoninus Pius
8
9
10
11
12
13
14
18
15
16
17
18
19
20
21
Marc Aurel
Commodus
193 – 211
211 – 218
218 – 222
222 – 235
235 – 238
238 – 244
244 – 253
253 – 260
260 – 268
268 – 275
275 – 285
285 – 295
22
23
24
25
26
27
28
295 – 305
305 – 317
317 – 330
330 – 337
337 – 341
341 – 348
348 – 350
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
350 – 353
353 – 364
364 – 378
378 – 383
383 – 403
%
25
Abb. 76: Vergleich der chronologischen Verteilung der römi-
20
schen Fundmünzen von Zillis,
Martigny VS (Cole / Wiblé
15
1999, ohne Ensembles) und
Orbe-Boscéaz VD (Mühle-
10
mann in: Paunier / Luginbühl
2016, 1, 293 – 301).
5
0
0
2
1
4
3
6
5
8
7
10
9
12
11
14
13
16
15
Orbe (n= 261)
1
2
3
4
5
6
7
Keltisch
Republik
Augustus
Tiberius
Caligula
Claudius
Nero, 68 – 69
8
9
10
11
12
13
14
Vespasian
Titus
Domitian
Nerva
Traian
Hadrian
Antoninus Pius
18
17
19
24
22
20
21
23
26
25
28
27
30
29
Martigny (n= 1964)
15
16
17
18
19
20
21
Marc Aurel
Commodus
193 – 211
211 – 218
218 – 222
222 – 235
235 – 238
22
23
24
25
26
27
28
238 – 244
244 – 253
253 – 260
260 – 268
268 – 275
275 – 285
285 – 295
32
31
34
33
36
35
38
37
40
39
Zillis (n= 634)
29
30
31
32
33
34
35
295 – 305
305 – 317
317 – 330
330 – 337
337 – 341
341 – 348
348 – 350
36
37
38
39
40
350 – 353
353 – 364
364 – 378
378 – 383
383 – 403
83
Fundvorlage
Abb. 77: Zillis, Höhle. Fund-
Fd. Nr.
Münzherr
Prägestätte
Nominal
Datierung
münzen aus Schicht Pos. 34
47 Claudius II.
Roma
Antoninian
268 – 269
(Phase 1.1).
48 Claudius II.
Roma
Antoninian
270
47 Quintillus
Mediolanum
Antoninian
270
47 für Divus Claudius II.
Roma?
Antoninian
270 – ?
48 Tetricus I.
(Treveri oder Colonia) Antoninian
47 Tetricus I.
Colonia
Antoninian
273 – 274
47 Aurelianus
Siscia
Antoninian
274
64 Aurelianus
Roma
Denar
274
47 Constantinus I.
Londinium
AE2
310 – 312
48 Constantinus I. für Crispus Caesar
Arelate
AE3
317
48 constantinisch?
?
AE3
317 – 350?
48 Constantinus I. für Constantius II. Caesar
Arelate
AE3
327
48 ?
?
AE4
330 – ?
48 Constantinus I. für Constantius II. Caesar
Constantinopolis
AE3
330 – 333
48 constantinisch
?
AE4
335 – 341
47 Constantinus I. für Constantius II. Caesar
Arelate
AE3
336
48 constantinisch für Urbs Roma
?
AE4
337 – 340
48 Constantinus II.
Roma
AE4
337 – 340
48 Constantius II.
Siscia
AE3
340 – 341
43 Constantius II.
Lugdunum
AE4
341 – 348
47 Constans
Aquileia
AE3
341 – 348
48 Constans
?
AE4
341 – 348
48 Constans oder Constantius II.
?
AE4
341 – 348
48 Constans
Treveri
AE3
348 – 350
47 Constantius II. für Constantius Gallus Caesar
Siscia
AE3
351 – 354
48 Constantius II. für Constantius Gallus Caesar
?
AE3
351 – 354
64 Constantius II. für Constantius Gallus Caesar
Aquileia oder Siscia
AE3
351 – 354
Arelate
AE3
353 – 355
149 Constantius II.
48 Constantius II.
?
AE3
353 – 358
47 Constantius II.
Roma
AE3
355 – 358
48 Constantius II. für Iulianus II. Caesar
Roma
AE3
355 – 358
48 Constantius II.
Roma
AE3
355 – 358
58 Iulianus II.
Arelate
AE3
361 – 363
149 Valentinianus I.
Aquileia
AE3
364 – 367
60 Valentinianus I.
Arelate
AE3
364– 375
43 Valens
Arelate
AE3
367 – 375
Verteilung ist im Wesentlichen vergleichbar:
Gut vertreten sind jeweils die Prägungen
des dritten Viertels des 3. Jahrhunderts sowie die constantinischen Münzen (Perioden
32 – 34); dominant sind jedoch die Exempla84
271 – 274?
re aus der spätconstantinischen und valentinianischen Periode (37 – 38), während auch
die theodosianischen Münzen der Jahre
nach 378 im Vergleich zu Siedlungsfunden
überproportional vertreten sind. Die grosse
Fundvorlage
Zahl spätrömischer Münzen ist ein geradezu typisches Merkmal von Mithräen in den
nordwestlichen Provinzen.92
Dennoch kann trotz der engen Parallelität
zu den Funden von Orbe-Boscéaz VD und
Martigny VS allein aufgrund der Münzen
nicht auf die Kultgemeinschaft geschlossen werden, so lange keine weiteren charakteristischen Funde und Befunde vorliegen. Das Spektrum der Münzen selbst lässt
keine entsprechende Deutung zu: Eine
an sich denkbare bewusste Auswahl nach
spezifischen Motiven mit besonderen
sakralen Konnotationen lässt sich nicht
nachweisen.93
Zu grosser Vorsicht in dieser Hinsicht mahnen zahlreiche weitere Fundstellen, deren
Münzvotive Parallelen aufweisen. So ist
die Häufigkeit spätrömischer Prägungen
geradezu kennzeichnend für viele alpine
sakrale Bezirke94 – ob Mithräen wie Martigny VS95, ob Kulthöhlen ohne nachgewiesenen mithräischen Bezug wie GradiščeSt. Egyden (A)96, Godič und Moste in
Slowenien97, oder ob sakrale Orte auf Passübergängen (Julier98, Theodul VS99, Grosser
St. Bernhard VS100).
Generell sind grosse Mengen von spätrömischen Münzen an numinosen Orten aus
serhalb grösserer Siedlungen ein sehr verbreitetes Phänomen101, das sich weiträumig in Höhenheiligtümern102, Quell-103 und
Flussfunden104 beobachten lässt. Dieser
Umstand, der nicht selten wie in Zillis den
chronologischen Tendenzen des keramischen Fundmaterials zu widersprechen
scheint105, muss nicht zwingend allein eine
Intensivierung der Deponierungspraxis widerspiegeln, sondern dürfte auch mit der
sinkenden Kaufkraft der einzelnen Stücke
zusammenhängen, die mit einer stark erhöhten Menge an zirkulierenden Münzen
bis 268
268 – 275
275 – 285
285 – 305
305 – 317
317– 330
330 – 341
341– 348
348 – 353
353 – 364
364 – 378
378 – 383
383 – 403
0
2
4
6
8
10
und einer durchdringenderen Monetarisierung einherging.
Abb. 78: Zillis, Höhle. Chrono-
Im Fall von Zillis scheint allerdings die räumliche Verbreitung von Münzen, Lampen und
Bergkristallen, die sich von den übrigen
Fundgattungen unterscheidet, dennoch für
eine Änderung der Deponierungspraxis im
späten 3. bis 4. Jahrhundert zu sprechen
(vgl. unten).
(Phase 1.1).
logische Verteilung der 36
Fundmünzen aus Pos. 34
3.3.2.2 Die räumliche Verteilung der
Münzen
– Vertikale Verteilung:
Zunächst ist festzuhalten, dass nur gerade 36 Münzen in mehr oder weniger ungestörter Lage gefunden wurden (Pos. 34,
Phase 1.1); die übrigen, über 600 Exemplare, waren, wie oben erläutert, teils
mehrmals umgelagert worden. Dennoch
erlauben auch deren Fundkartierungen bemerkenswerte Aussagen.
Doch zunächst zu den 36 Prägungen aus
Phase 1.1 Abb. 77; Abb. 78. Acht Exemplare wurden im späten 3. Jahrhundert geprägt, 28 stammen aus dem 4. Jahrhundert,
85
Fundvorlage
darunter als jüngste drei valentinianische
Münzen der Jahre 364 – 375 (jüngste:
367 – 375). Zwei Münzen wurden im UK-Bereich der Schicht geborgen: ein 274 geprägter Denar des Aurelianus und eine für Constantius Gallus in den Jahres 351 – 354 geprägte AE3. Damit ist erwiesen, dass Phase
1.1 und damit auch die eigentliche Schichtbildung nicht vor dem 4. Jahrhundert einsetzte. Die zahlreichen späteren Münzen,
die verlagert in jüngeren Strukturen gefunden wurden, deuten allerdings eine intensive rituelle Weiternutzung während der folgenden Jahrzehnte an (vgl. unten).
Erwähnenswert sind ausserdem 54 Münzen,
die in Grube Pos. 39 (Phase 1.2) gefunden
wurden; es handelt sich dabei nicht um
ein homogenes Ensemble, sondern um
Prägungen vom späten 3. bis zum Übergang zum 5. Jahrhundert, die ursprünglich
über einen grösseren Zeitraum hinweg
in die Höhle gelangt waren; jüngste
Münze ist eine Kleinbronze des Arcadius,
geprägt 388 – 403. Damit ergibt sich ein
terminus post quem für das Einbringen
der Schichten der Phase 1.2 und Phase 1.3
im Innenraum.
– Horizontale Verteilung:
Zwei der vier jüngsten Exemplare der Phase 1.1 fanden sich im Nordteil der Höhle,
während die älteren Prägungen sich gleichmässiger verteilen; die ältesten Münzen
fanden sich vor allem im Südteil der Höhle.
Dies legt den Schluss nahe, dass die Münzen
vor allem im nördlichen Teil Verwendung
fanden; je älter die Prägungen, desto eher
waren sie bereits sekundärer Umlagerung
in Richtung Höhlenausgang unterworfen.
Diese Tendenz lässt sich auch in der Verteilung der übrigen, über 600 Münzen, erkennen: Die Mehrzahl wurde in der Höhle
selbst gefunden; doch fällt auf, dass der An-
86
teil älterer Prägungen ausserhalb der Höhle
höher ist, während die jüngsten Prägungen
in der Höhle weitaus häufiger sind Abb. 79.
Obschon abgesehen von den 36 Münzen
der Phase 1.1 sämtliche Münzen sekundär
verlagert waren, dürften die Zonen mit
deutlich erhöhter Funddichte in der Höhle
tatsächlich ursprüngliche Konzentrationen
anzeigen.
Dies erinnert stark an die Befunde der gut
dokumentierten Mithräen von Martigny VS
und Orbe-Boscéaz VD106: In beiden Fällen
ist der Anteil älterer Münzen ausserhalb des
eigentlichen Kultgebäudes ebenfalls deutlich höher, während im Kultraum die jüngsten Münzen dominieren. Es scheint, als
hätten sich in den spelaea bzw. in der Höhle
hauptsächlich die in den jüngsten Benutzungsphasen deponierten Objekte erhalten, während sich in der unmittelbaren
Umgebung eine diachron repräsentativere
Fundverteilung abzeichnet. Dies könnte
seinen Grund in periodischen Reinigungen und / oder Umbauten der Kulträume
haben, in denen deponierte Objekte entfernt wurden, während in der Umgebung
ein gleichmässigerer Fundniederschlag
stattfand. So oder so lässt sich die hohe
Funddichte im Innern der Kulträume am
plausibelsten durch eine Votivpraxis erklären, die mit einer intensiven und bestimmt
unübersehbaren Streuung von Kleingeld
einherging.107 Insbesondere die zahlreichen
Münzen im Nordteil der Höhle erinnern
an die erhöhten Konzentrationen im Apsiden- bzw. Kultbildbereich der Mithräen
von Orbe-Boscéaz VD und Martigny VS –
jeweils ebenfalls in der Zone, die vom Eingang des Kultraumes am weitesten entfernt
war. Die exakt dokumentierte Fundlage aller
Münzen in den genannten Mithräen kann
einige weitere Hinweise auf die Interpretation der Münzfunde in und bei der Höhle von Zillis geben. So zeigt die Parallelität
Fundvorlage
der Befunde und der Münzreihen, dass
wir wohl keine zufälligen räumlichen und
zeitlichen Verteilungen vor uns haben. Im
Gegenteil müssen wir davon ausgehen,
dass sich hinter diesen Mustern vergleichbare Deponierungsmechanismen verstecken, unabhängig von der exakten Identifizierung des jeweils involvierten Kultes.
Vieles spricht dafür, dass die Münzen
von den Gläubigen auf den Boden gelegt
oder geworfen wurden, doch kann man
sich ebenso gut vorstellen, dass Münzen
auch in aufgehenden Strukturen deponiert
waren (Nischen, Regale, selbst Deckenkonstruktionen kämen in Frage) und bei Aufgabe des Kultraumes hinunterfielen. Dies
führt zu zwei weiteren Feststellungen:
Erstens wurde das deponierte Kleingeld
offensichtlich nicht oder nur sehr selektiv
eingesammelt – angesichts der geringen
(aber nicht völlig zu vernachlässigenden)
vertretenen Werte ist dies nicht weiter
erstaunlich. Zweitens wird die Masse der
sichtbar herumliegenden oder angebrachten Münzen den visuellen Eindruck des an
sich dunklen Kultlokals stark geprägt haben.
Es stellt sich somit die Frage, ob mit der
rituellen Deponierung der Münzen – wie
im Übrigen mit jener der Bergkristalle –
auch ganz bewusst besondere Lichteffekte
erzeugt werden sollten.
Relativer Anteil der Münzen aus dem
Zeitraum von 41 – 330. (Perioden 06 – 31).
20 – 30 %
50 – 60 %
Relativer Anteil der Münzen aus dem
Zeitraum von 330 – 441. (Perioden 32 – 33).
10 – 20 %
20 – 30 %
50 – 60 %
Relativer Anteil der Münzen aus dem
Zeitraum von 341 – 378. (Perioden 34 – 38).
10 – 20 %
20 – 30 %
70 – 80 %
Relativer Anteil der Münzen aus dem
Zeitraum von 378 – 402. (Perioden 39 – 40).
90 – 10 %
90 – 100 %
selte, horizontale Verteilung aller Fundmünzen.
Zu den Perioden vgl. Legende zu Abb. 75.
Mst. ca. 1:300.
N
Abb. 79: Zillis, Höhle. Chronologisch aufgeschlüs-
0
5m
87
Fundvorlage
3.3.2.3 Die geographische Herkunft der
Münzen
%
20
15
10
5
0
Treveri
Arelate
Lugdunum
Roma
Aquileia
Sirmium
Siscia
Chur Einzelfunde(n= 17)
Heraclea
Nikomedia
Thesalonici Constantina
Antiochia
Cyzicus
Zillis (n= 88)
Alexandria
RMRVe (n= 327)
Abb. 80: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 330 – 341 aus Zillis,
Chur (Einzelfunde) und dem Veneto (RMRVe).
Da die grosse Mehrheit der Fundmünzen
im späten 3. und 4. Jahrhundert – einer
Periode der dezentralen Münzproduktion –
geprägt wurde, kann die Herkunft der Münzen detailliert erfasst werden. Die Anteile
der Prägeorte entsprechen durchaus den
Erwartungen: Die Lage der Höhle von Zillis
an einer wichtigen Transitstrasse über die
Alpen schlägt sich in der starken Vertretung
italischer Münzen und dem vergleichsweise
geringen, gegenüber Norditalien aber leicht
erhöhten Anteil von Prägungen aus Gallien
und dem Rheinland nieder. Die Diagramme Abb. 80 – Abb. 83 verdeutlichen dies
für die Prägeperioden 330 – 341, 341 – 348,
364 – 378 und 378 – 403.108 Einer differenzierteren regionalen Analyse steht allerdings die vorerst noch zu geringe Zahl von
publizierten Fundmünzen aus dem Kanton
Graubünden entgegen.
%
50
3.3.2.4 Zum Ende der Deponierung von
Münzen in Zillis
40
Abgesehen von zwei Mailänder Denaren
des 13. Jahrhunderts aus jüngeren Aufschüttungen sind zehn theodosianische
Kleinbronzen der Jahre 388 – 403 die jüngsten vertretenen Prägungen. Da aber die
Kleingeldprägung in den westlichen Provinzen nach diesem Prägezeitraum praktisch zum Erliegen gekommen war, sind
diese Münzen zunächst nur im Sinne eines
terminus post quem interpretierbar. Dass
die Massnahmen gegen nicht-christliche
Religionen durch Theodosius I. in den Jahren 391 – 392 nicht zur Einstellung paganer
Kulte führten, wird damit jedenfalls einmal
mehr deutlich.109
30
20
10
0
Treveri
Arelate
Lugdunum
Roma
Aquileia
Zillis (n=26)
Sirmium
Siscia
Heraclea
Nikomedia
Thesalonici Constantina
Antiochia
Cyzicus
Alexandria
RMRVe (n= 111)
Abb. 81: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 341 – 348 aus Zillis
und dem Veneto (RMRVe).
Wenn man allerdings der Frage nachgeht,
wie weit der terminus post quem zu fassen
88
Fundvorlage
ist, ob also die spätesten Prägungen aus
Zillis auch mit einem Abbrechen der Münzdeponierungen erst im späten 5. Jahrhundert zu vereinbaren sind, betritt man unsicheren Boden. Neuere Untersuchungen
zeigen, dass sich trotz des überall dominierenden Phänomens der versiegenden Kleingeldversorgung der westlichen Provinzen
nach 403 bei genauerer Betrachtung dank
stratifizierter Sequenzen und Schatzfunden
wohl unterschiedliche regionale Entwicklungen nachzeichnen lassen.110 Während
man beispielsweise im südlichen Rhonetal (wie im östlichen Mittelmeergebiet)
dem Kleingeldmangel im 5. Jahrhundert
mit gegossenen Nachahmungen entgegenwirkte111, wurden in Nord- und Ostgallien
vermehrt ältere Kleinbronzen aus Italien
importiert. Dieser Influx lässt sich allein anhand der im Verlaufe des 5. Jahrhunderts
zunehmenden Anteile von Münzen der
Jahre 388 – 403 aus Aquileia und Rom nachvollziehen.112 In Italien selbst ging der Anteil
neuer Münzen nach 403 ebenfalls drastisch
zurück, doch versiegte er bis zum Ende des
5. Jahrhunderts nie vollständig113 und wurde durch lokal geprägte Nachahmungen
schlechter Qualität ergänzt.114
In Zillis liegen mit nur einer Ausnahme115
ausschliesslich offizielle Prägungen dieser
Periode vor. Hinzu kommt, dass lediglich
eine der nach 388 geprägten Münzen nennenswerte Abnützungsspuren aufweist.116
Von besonderem Interesse sind in diesem
Zusammenhang auch die nächstälteren
Münzen, die valentinianischen Centenionales (AE3) der Jahre 364 – 378. Diese waren
deutlich grösser und schwerer ausgegeben
worden als die jüngeren theodosianischen
Halbcentenionales (AE4), was dazu geführt
hat, dass im Umlauf nach 383 vermehrt
besonders leichte oder gar beschnittene
Exemplare der älteren Münzen weiterlebten.117 Mit anderen Worten: Je höher
%
50
40
30
20
10
0
Treveri
Arelate
Lugdunum
Roma
Aquileia
Zillis (n= 72)
Sirmium
Siscia
Heraclea
Nikomedia
Thesalonici Constantina
Antiochia
Cyzicus
Alexandria
RMRVe (n= 279)
Abb. 82: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 364 – 378 aus Zillis
und dem Veneto (RMRVe).
%
60
50
40
30
20
10
0
Treveri
Arelate
Lugdunum
Roma
Aquileia
Zillis (n= 19)
Sirmium
Siscia
Heraclea
Nikomedia
Thesalonici Constantina
Antiochia
Cyzicus
Alexandria
RMRVe (n= 399)
Abb. 83: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 378 – 403 aus Zillis
und dem Veneto (RMRVe).
89
Fundvorlage
Abb. 84: Zillis, Höhle. Auswahl von Bergkristallstufen-,
spitzen und Bruchstücken.
Mst. 1:2,5.
90
der Anteil an untypisch kleinen und / oder
abgegriffenen valentinianischen Centenionales liegt, desto später datiert der entsprechende Komplex. Der durchschnittliche
Maximaldurchmesser der valentinianischen
Münzen beträgt in Zillis 17,96 mm und
liegt somit im Bereich der ursprünglichen
Grösse, aber über jenem der entsprechenden Fundmünzen aus dem kontinuierlich
weiterbesiedelten Kaiseraugst.118 Die Zahl
der valentinianischen Münzen im Verhältnis zu den theodosianischen Prägungen
ist ebenfalls aufschlussreich: Während
die Relation in Zillis 120:47 beträgt, die älteren Münzen also im Verhältnis 2,5:1 dominieren, liegt sie in einer Grubenverfüllung
des späteren 5. Jahrhunderts in Sion, Sousle-Scex VS bei 2:15 (1:7,5)!119 Aufgrund dieser Indikatoren sprechen die Münzen von
Zillis somit am ehesten für ein Ende der
Deponierungen bereits in der ersten Hälfte
des 5. Jahrhunderts.
3.3.3 Bergkristalle
Die 156 Bergkristallfragmente fanden sich
mehrheitlich in den Planien der Phase 1.2
im Innen- und Aussenraum (44 % im Innenrespektive 56 % im Ausssenraum). Neben
einigen grösseren Exemplaren handelt es
sich dabei mehrheitlich um – teils kleinste –
Splitter (Durchschnittsgewicht 30 g) guter Qualität (= transparent), die absichtlich zerschlagen worden waren120 Abb. 84;
Abb. 119. Mit Ausnahme von 20 Fragmenten, die nicht regionaler bzw. südalpiner
Provenienz sind (darunter mindestens ein
grosses Fragment), stammen die Kristalle
aus lokalen Vorkommen in der Region Beverin. Mit welcher Absicht einige der Kristalle
zersplittert wurden und ob dies allenfalls vor
Ort geschah, bleibt offen.
Einzeln oder in geringen Mengen finden sich
Kristalle sowohl in sakralen wie auch profanen Kontexten121, in grösserer Zahl sind sie
aus kultisch konnotierten Befunden bisher
Fundvorlage
nur aus den Mithräen in Martigny VS122
und Kempraten SG123 sowie offenbar aus
dem kleinen Abri in Ste-Croix, Gorges de
Covatanne VD124 und der Grotte «Tana del
Louf» in Angera (I)125 bekannt.
3.4 Schmuck, Kleidungs- und Ausrüstungsbestandteile sowie weitere metallene
Kleinfunde
Anna Flückiger
1
2
3
4
5
6
Eine Auswahl an Metallobjekten126 wird
hier gesondert besprochen. Die Kleinfunde
aus Pos. 34 (Phase 1.1) und den Planien der
Phase 1.2 folgen zuerst, im Anschluss einzelne Artefakte aus jüngeren Strukturen.
Aus Phase 1.1 und Phase 1.2 ist wenig
Schmuck überliefert, darunter ein Ohrring
und zwei Fingerringe: Für den silbernen
Ohrring mit profiliertem Ende Abb. 85.1
(Phase 1.1) findet sich ein Vergleich – ebenfalls aus Silber, aber mit vierfacher statt
dreifacher Profilierung bzw. Riefelung und
ohne die unten anhaftende Scheibe – in
Berschis SG, Capölle (Grab 1917 / 2).127 Letzterer kam wohl erst im 6. oder 7. Jahrhundert in die Erde: Beifunde in diesem Grab
sind ein eiserner Armring «mit verdickten
Enden»128 sowie eine nicht abgebildete
Perlenkette, deren Beschreibung129 eine
Datierung in das 6. bis 7. Jahrhundert wahrscheinlich macht.130 Nicht primär wegen der
Seltenheit solcher Ohrringe, sondern vor
allem auch wegen der flachovalen Scheibe
an der Unterseite von Ohrring Abb. 85.1
fragt sich aber, ob sich an dieser Stelle ursprünglich ein Körbchen oder eine andere
Zier befunden hat. Die Typochronologie der
Körbchenohrringe orientiert sich primär an
der Beschaffenheit der Körbchen131, weshalb eine Einordnung von Ohrring Abb. 85.1
schwerfällt. Körbchenohrringe kommen ab
der Spätantike (4. Jahrhundert), aber vor
allem im frühen Mittelalter vor.132 Weil es
Abb. 85: Zillis, Höhle. Metallene Kleinfunde. Mst. 1:1.
1 Ohrring, Silber. Rundstabig, mit profiliertem Endknopf. Unten am Ring aussen leicht
erhabener, flachovaler Vorsprung (Auflagefläche für Zierelement? Eher keine Bruchstelle). Spitze leicht verbogen. Durchmesser max. 2,6 cm, Stärke max. 0,2 cm.
Gewicht 1,3 g. Fd. Nr. 47 (Phase 1.1).
2 Ring, Kupferlegierung. Flach vierkantig, Schauseite mit Querstrichgruppen ungleichmässig gekerbt. An einer Stelle erhöht, dort beidseits mit vier Kerben versehen. An
einer Stelle offen / durchbrochen, dort und an wenigen anderen Stellen Mineralisierungsspuren. Durchmesser max. 2,0 cm (aussen, ohne Zier), innen ca. 1,9 cm. Gewicht 0,4 g. Fd. Nr. 70 (Phase 1.2, Planie innen).
3 Ring, Kupferlegierung. Drahtförmig, Enden unregelmässig zusammengewickelt.
Verbogen, oval. Höhe ca. 2,8 cm, Breite ca. 1,8 cm, Stärke Draht max. ca. 0,1 mm.
Gewicht 0,9 g. Fd. Nr. 125. (Phase 1.2, Planie aussen).
4 Schnalle, Kupferlegierung. D-förmiger Bügel, drahtförmige, rundstabige bis vierkantige Dornhalterung, deren Enden mit Plättchen verstärkt sind. Bügel vorne nahezu
dreikantig. Dorn am Ansatz vierkantig, weiter vorn D-förmig. Bügel und Dorn mit Kerben am Ansatz. Bügel verbogen. Breite max. 3,6 cm (Dornhalterung),
Länge max. ca. 3,0 cm. Gewicht 10,9 g. Fd. Nr. 266 (Phase 1.2, Planie aussen).
5 Gewicht, Blei. Fast kugelförmig, mit Spuren sekundärer Einwirkungen (Dellen /
Schnitte? Eine Absplitterung?). Ein Ende mit annähernd rundstabigem Fortsatz, dieser evtl. aus Eisen oder anderem Metall. Durchmesser ca. 1,95 cm. Gewicht 16,2 g.
Fd. Nr. 118 (Phase 1.2, Planie aussen).
6 Beschlagfragment, Kupferlegierung. Profiliert, mit Endknopf?, Rückseite nahezu
flach. An den Enden (auch beim Knopf) Bruchspuren, fragmentarisch erhalten.
Länge erhalten 2,45 cm, Stärke max. ca. 0,3 cm. Gewicht 1,6 g. Fd. Nr. 265 (Phase 4,
Verfüllung Grab 7).
91
Fundvorlage
Abb. 86: Zillis, Höhle. Zangenfibel. Kupferlegierung.
Fd. Nr. 172 (Phase 5). Mst. 1:2.
zudem aber auch vereinzelte Ohrringe aus
früheren Kontexten des 4. und 5. Jahrhunderts gibt, die zwar keine Körbchenohrringe
sind, doch ähnliche Ringformen besitzen
und ebenfalls eine angelötete Zier (etwa
Metallkügelchen)133, müssen eine genauere
typologische Einordnung und Datierung für
Ohrring Abb. 85.1 vorerst ausbleiben.
Der sehr schmale, im Querschnitt vierkantige Ring Abb. 85.2 wurde in Versturz / Planie
Pos. 41 im Innenraum der Höhle (Phase 1.2)
gefunden. Die Form mit der schmalen erhabenen Stelle ist ungewöhnlich; eine relativ
gute Parallele stammt aus dem spätkaiserzeitlichen Kastell Arbon TG / Arbor Felix.134
Abgesehen davon liegt es nahe, den Ring
zur spätkaiserzeitlichen Gruppe Riha 2.24
«Fingerringe mit geripptem Reif»135 zu stellen. Solche schmalen Fingerringe mit Strichkerben auf der Schauseite kommen gerade
in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts
vielfach zwischen Britannien und Pannonien vor und zeichnen sich auch durch ihre
unregelmässige Ausführung aus.136
Der Ring Abb. 85.3 (Phase 1.2) ist stark
verbogen, es handelt sich aber wahrscheinlich um einen Vertreter des Typs
Riha 19, Variante 2, «Drahtfingerringe mit
Abb. 87: Zillis, Höhle. Trillerpfeifen. Bein. 1 Fragment
einer aus einem Hühnerknochen gefertigten Pfeife
mit rechteckig geschnitztem
Loch. Fd. Nr. 43 (Phase 1.1,
Südteil). 2 Fragment einer
1
aus dem Metapodium eines
Schafs oder einer Ziege
gefertigten Knochenpfeife.
Loch nur fragmentarisch
erhalten. Fd. Nr. 30 (Phase
1.4 innen). Mst. 1:1.
92
2
Spiralscheibe».137 Dieser Typ ist zwischen
der Latènezeit und der späten Kaiserzeit
sehr langlebig.138 Auch in merowingerzeitlichen Gräbern ist er noch vertreten.139
Zum Kleidungszubehör zählt die Gürtelschnalle Abb. 85.4 (Phase 1.2). Sie ist in ihrem Kontext wohl ein Altstück. Ein nahezu
identisches Gegenstück aus Chur wird in
die augusteische Zeit oder ins frühe 1. Jahrhundert datiert.140 Vergleichbare Schnallen
kommen von republikanischer Zeit an, dann
vor allem im 1. Jahrhundert, aber auch
noch im 2. Jahrhundert vor.141
Das Bleigewicht Abb. 85.5 fällt ganz aus
dem Rahmen des übrigen Fundmaterials.
Die bleierne Kugel mit eisernem Fortsatz
stammt wie die Schnalle Abb. 85.4 und der
Ring Abb. 85.3 aus der Planie der Phase 1.2
ausserhalb der Höhle. Es handelt sich sehr
wahrscheinlich um das Schiebegewicht einer römischen Schnellwaage.142 Weil die
Aufhängung fehlt, kann nicht auf das ursprüngliche Gewicht und die entsprechende römische Gewichtseinheit geschlossen
werden.143
Aus den jüngeren Befunden soll hier der
Bronzebeschlag Abb. 85.6 hervorgehoben
werden. Das flache, profilierte Zierstück aus
Kupferlegierung stammt aus der Verfüllung
von Grab 7 (Phase 4). Eine Einordnung als
Fragment eines kaiserzeitlichen Riemenbeschlags liegt nahe.144 Für diese Objekte sind verschiedene Funktionen denkbar,
es kommt eine Datierung vom mittleren
2. Jahrhundert an bis nach dessen Ende in
Frage.145 In seinem Kontext ist der Fund also
ein umgelagertes Altstück. Aufgrund der
Lage von Grab 7, mehrere Meter ausserhalb
der Höhle, kann zudem nicht mit Sicherheit
festgestellt werden, ob der Fund aus einem
Kontext in Zusammenhang mit der Höhle und dem Vorplatz oder nicht allenfalls
Fundvorlage
sogar sekundär vom weiteren Umfeld hierhin verlagert wurde. Eventuell könnte ein
Zusammenhang mit der Passstrasse bestehen; ein Verlust des Stücks durch Kultangehörige wäre nur ab der Zeit der Höhlennutzung als Kultort denkbar, also etwa ab der
Mitte des 3. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit
wurde der Beschlag aber vermutlich nicht
mehr genutzt – zumindest nicht mehr in primärer Funktion.
Dasselbe gilt wohl auch für die aus Phase 5
(Schicht Pos. 1, Aussenraum) stammende
Zangenfibel Abb. 86146 aus Kupferlegierung
mit strichverziertem Bügel vom Typ Feugère
32. Dieser Fibeltyp begegnet besonders
häufig in mittelkaiserzeitlichen Siedlungsbefunden und Gräbern in Oberitalien und
dem Alpenraum, besonders im Wallis, in
Graubünden und in den Südalpen, vor allem
in den Dolomiten.147
Der Zusammenhang dieser Metallobjekte
mit dem spätkaiserzeitlichen Kultgeschehen ist zunächst offen; Gedanken zur Weihegabe von Schmuck- und Kleidungselementen folgen in der Synthese.
3.5 Kultgeräte
Diese Fundgruppe umfasst Gerätschaften,
die im weitesten Sinn als liturgisch bezeichnet und in einen Zusammenhang mit dem
Kultgeschehen zu bringen sind oder gebracht werden könnten.
Bei den zwei Einloch-Trillerpfeifen Abb. 87
handelt es sich um Blasinstrumente, die aus
einem Hühner- respektive einem Schaf- /
Ziegenknochen hergestellt wurden.148 Solche Pfeifen wurden in der Regel weniger
als Musik-, sondern vielmehr als Signalinstrumente – auf der Jagd und beim Militär –
verwendet.149 Sie sind bislang denn auch
vorwiegend aus profanen, zivilen wie auch
militärischen Kontexten bekannt. Dass sie
aber auch bei rituellen Handlungen Verwendung finden konnten, zeigt das aus einem
Gänseknochen geschnitzte Exemplar (Halbfabrikat) aus dem Heiligtum für Iuppiter
Heliopolitanus in Petronell (A) / Carnuntum.150 Ein – allenfalls magisch zu deutender – Zusammenhang zwischen verarbeitetem Rohmaterial (Tierart) und Verwendung
ist nicht auszuschliessen.151
Abb. 88: Zillis, Höhle. Eiserne
Ascheschaufel (?) Fd. Nr. 127
(Phase 1.2). Mst. 1:2.
Zur Gruppe der Geräte ist ein stark korrodiertes Eisenobjekt zu zählen (Phase 1.2 aussen), das mit seinem vierkantigen Griff und
der gesenkten Laffe als Schöpfer oder aber
als Kohle- / Ascheschaufel (batillum) interpretiert werden könnte Abb. 88152, wobei
letztgenannte in der Regel ein gerades153
und nur selten ein gesenktes Blatt154 besitzen. Obwohl solche überwiegend aus profanen Siedlungskontexten bekannt sind, sei
hier auf die Kohleschaufel mit gesenktem
Blatt aus dem Mithräum in Carrawburgh
(GB) hingewiesen, an welcher ausserdem
noch Reste von verbrannten Pinienzapfen
hafteten.155 Weitere Funde von Kohleschaufeln aus kultischen Befundkontexten lassen
sich bislang zwar nicht anführen, doch fehlt
es nicht an entsprechenden Bildzeugnissen:
So sei als Erstes auf das Fussbodenmosaik
im Mitreo di Felicissimus (Regio V, Insula
IX,1) in Ostia (I) hingewiesen, auf welchem
der vierte Weihegrad (leo) mit einem Sistrum und einem Blitzbündel, den Symbolen
für den Planeten Iuppiter, sowie mit einer
Kohleschaufel dargestellt ist.156 Ebenfalls
aus einem Mithräum, aus dem Mithräum
93
Fundvorlage
III in Frankfurt-Heddernheim (D), stammt
das Relief mit der Darstellung eines Äons,
der in seiner linken Hand eine Kohleschaufel hält.157
Ein Schöpfer oder eine Schaufel schliesslich
ist auch auf den Wandmalereien im Mithräum in Caesarea Maritima (IL) darstellt.
Hier scheint ein Myste einen Schöpfer zu
halten und daraus Honig(?) auf die Hände
eines nur mit einem Umhang bekleideten
Initianten zu giessen.158 Diese Szene lässt
sich mit einer Passage aus Porphyrius’ Traktat über die Nymphengrotte in der Odyssee
verbinden. Er merkt an, dass jenen, die zum
Grad des Löwen geweiht werden, Honig
anstelle von Wasser zur Reinigung über die
Hände gegossen werde, da Honig im Gegensatz zu Wasser dem Feuer als läuterndem Element nicht «feindlich» sei.159
Schlangengefäss fand sich ausschliesslich
Service-, Trink- und Küchengeschirr, das
wohl für die Bankette und zweifellos im
einen oder anderen Fall auch als Behältnisse für (Votiv-)Gaben verwendet wurde;
grössere Vorratsgefässe, z. B. Dolien, und
Transportbehältnisse (Amphoren) liegen
nicht vor.
3.6.1 Schlangengefäss
3.6.1.1 Erhaltung
Im Vergleich zum restlichen, hier geborgenen Gefässbestand sind vom Kultgefäss
recht viele, insgesamt 96 Fragmente, erhalten Abb. 90. 12 kleinere Fragmente stammen aus Schicht Pos. 34 (Phase 1.1), die übrigen – vornehmlich grosse Fragmente und
grössere Gefässteile – aus den Planien der
Phase 1.2 auf dem Vorplatz (vgl. Abb. 68).
3.6 Das Geschirrensemble
Das Geschirrensemble setzt sich einzig aus
Gefässen aus Ton, Glas und Lavez zusammen; Metallgefässe liessen sich im überlieferten Fundbestand nicht identifizieren.
Neben dem als Kultgefäss verwendeten
←
←
1
Manche der Scherben sind brandgerötet
bzw. russgeschwärzt, wobei die Position
einiger dieser Feuerspuren darauf schliessen lässt Abb. 89 (Pfeile), dass sie nicht
während des Gebrauches, sondern erst
nach der Zerscherbung des Gefässes durch
2
Abb. 89: Zillis, Höhle. Schlangengefäss. Brandspuren (Pfeile). 1 russgeschwärzte Bruchstelle am Bodenfragment eines Kelchaufsatzes mit zentraler Lochung; 2 brandgerötete Scherbe (Innenseite des Ringes).
Mst. 1:3.
94
Fundvorlage
einen sekundären Brand oder einen Feuerkontakt entstanden waren.160
tion genutzt wurden; eine Herkunft aus den
Ostalpen ist aus dem gleichen Grund wenig
wahrscheinlich.162
Abb. 90: Zillis, Höhle. Überlieferte Fragmente des
Schlangengefässes.
3.6.1.2 Fabrikat, Form und Rekonstruktion
Das Gefäss besitzt einen sehr feinkörnigen
weisslichen Scherbenkörper – gemäss der
chemischen Analysen handelt es sich dabei um einen kaolinitreichen Ton161 – und
ist mit einer unregelmässig aufgetragenen
gelblich-grünen Bleiglasur versehen; allein
auf den Innenseiten der Kelchaufsätze
scheint die Glasur zu fehlen.
Die Provenienz des Gefässes konnte nicht
eruiert werden, da solche Tone in den
kristallinen Mittelgebirgen Deutschlands
und Frankreichs vom Massif Central über
die Vogesen und den Schwarzwald bis zum
Bayerischen Wald zu finden sind und aus
den dortigen – soweit überhaupt bekannten – Töpfereiwerkstätten keine entsprechenden Tonreferenzen vorliegen. Ausschliessen lässt sich aber eine Herkunft
aus Italien, wo kaolinitische Tone generell
selten sind und nicht für die Gefässproduk-
Die überlieferten Fragmente liessen sich
zu einem hohlen Gefässring von ovalem Querschnitt und von etwa 32 cm
Durchmesser rekonstruieren. Darauf aufgesetzt waren gemäss der erhaltenen
Randscherben mindestens zwei doppelhenklige, kelchartige Gefässe mit feingerippter Halszone. Der Bodenteil dieser Kelchaufsätze war mit einer zentralen
Lochung von ca. 0,5 cm Durchmesser versehen, die mit einer entsprechenden Lochung
auf der Oberseite des Gefässringes korrespondierte Abb. 91.
Zwischen den Gefässen waren freistehende, aus Modeln genommene Medaillons
platziert. Von diesen beidseitig glasierten
Medaillons, deren Rückseiten unsorgfältig geglättet und gewellt sind, sind sieben
erhalten. Auf deren Vorderseite ist einmal
eine Büste der Göttin Luna und zweimal eine
aus demselben Model genommene Götter-
95
Fundvorlage
Abb. 91: Zillis, Höhle.
Schlangengefäss. Rekonstruktion nach Liver /
Rageth 2001, Abb. 12. Der
Gefässringe und sechs der
sieben erhaltenen Medaillons. Mst. 1:4.
Abb. 92: Zillis, Höhle.
Schlangengefäss. Mögliche
Rekonstruktionen mit zwei
oder drei Kelchaufsätzen
bzw. zehn oder neun Medaillons. Die erhaltenen Gefässteile sind mit dunklem
Farbton gekennzeichnet.
Mst. 1:10.
figur, wohl jene des Merkur, neben einem
Ziegenbock oder Altar dargestellt. Vier weitere Fragmente zeigen springende (Wild-)
Tiere (Eber, Gazelle? Hund?), die sich –
wie dies die angedeuteten Gräser und
Büsche annehmen lassen – in freier Natur
bewegen.
Von der Vorderseite des Gefässringes winden sich mit unregelmässigen Einstichen
überzogene Schlangenkörper um die Medaillonränder und ziehen über die Henkel
bis zum Rand der Kelche. Die flachgedrückten Köpfe der Schlangen, deren Mund leicht
96
geöffnet ist und die mit einem dreigliedrigen Stirnkamm versehen sind, liegen auf
dem Gefässrand auf.
Die überlieferten Fragmente erlauben eine
Rekonstruktion des Gefässes entweder mit
zwei Kelchaufsätzen und zehn Medaillons
oder – was fast plausibler erscheint – mit
drei Kelchaufsätzen und neun Medaillons,
die von je zwei Schlangen umwunden werden Abb. 92; Abb. 93.163
Auch wenn eine Interpretation als Mehrfachlampe oder Räuchergefäss grundsätzlich
Fundvorlage
nicht auszuschliessen ist, scheint sie doch
wenig wahrscheinlich.164 Die in Form von
Miniaturkelchen aufgesetzten «Becher» –
nicht zuletzt auch die experimentellen Versuche mit der Gefässreplike – sprechen
vielmehr für eine Verwendung weniger als
Ausschank- denn als Trinkgeschirr.
Bei einem Fassungsvermögen des Ringes
von ca. 0,48 l (7 acetabula) und eines bis
zum Rand gefüllten Bechers von ca. 0,345 l
(5 acetabula) fasste das Gefäss je nach Rekonstruktion mit zwei oder drei Kelchaufsätzen 1,3 l (18 acetabula) oder 1,5 l (22
acetabula) Flüssigkeit.165
3.6.1.3 Versuch einer kontextuellen
Einordnung
Das Gefäss aus Zillis vereint formal und mit
seinem Dekor – als Ringgefäss mit Schlangenappliken und figürlichen Darstellungen
unter anderem von römischen Gottheiten –
mehrere Merkmale, die es als Kultgefäss
auszeichnen. Bislang sind zwar keine identischen, doch eine ganze Reihe von vor allem
im Dekor vergleichbaren Kultgefässen aus
gesicherten Befundkontexten bekannt, die
eine Beurteilung des Zilliser Exemplares ermöglichen und eine Einordnung zumindest
diskutieren lassen.
Formal handelt es sich dabei um ein Ringgefäss im Sinne eines Mehrfachgefässes,
dessen Ring mit den aufgesetzten Gefässen
kommunizierte. Ringgefässe sind aus dem
Vorderen Orient und dem östlichen Mittelmeerraum sowie dem griechischen Westen
seit der Bronzezeit aus Gräbern und sakralen Kontexten bekannt166; vereinzelt finden
sie sich auch im eisenzeitlichen167 und römischen Westen. Mit Ausnahme dreier unverzierter Ringgefässe mit drei respektive fünf
Becheraufsätzen aus dem Matronenheiligtum in Kottenheim (D)168, stammen die
römischen Ringgefässe aus unbekannten
oder aus wenig spezifischen, profanen Siedlungskontexten.169 Gerade letzteres und
der auf dem Kölner Exemplar angebrachte
Trinkspruch könnten darauf hinweisen, dass
Ringgefässe wohl weniger im Rahmen von
Kulthandlungen verwendet, sondern vielmehr bei den zuweil stattfindenden Gastmählern und vielleicht auch Kultbanketten
folgenden Umtrünken und Trinkgelagen,
den comissationes, herumgereicht wurden.
Abb. 93: Zillis, Höhle. Schlangengefäss. Massstabgetreue
Replike des Schlangengefässes (Ø ca. 40 cm) mit drei
Kelchaufsätzen, hergestellt
von Johannes Weiss, Aeugst
a. A. ZH.
Gefässe, deren Dekor in einem oder in
mehreren Elementen mit jenem auf dem
Zilliser Exemplar vergleichbar ist, sind ungleich zahlreicher bekannt geworden. Nicht
mit in die Diskussion einbezogen werden
hier Gefässe mit Darstellungen von Gottheiten, die aus Modelschüsseln ausgeformt
wurden (Reliefsigillata).170 Als Massenware
hergestellt und häufig und imperiumsweit
in unterschiedlichen Befundkontexten zu
finden, ist – vielleicht von Ausnahmen abgesehen (Reliefschüsseln mit mithräischen
Motiven?) – kaum davon auszugehen, dass
sie für eine spezifisch kultische Verwen97
Fundvorlage
dung produziert worden waren. Gefässe
mit Götterfiguren oder -büsten, die aus
Modeln genommen und appliziert oder frei
mit Barbotine aufgetragen wurden, mögen
dagegen im einen oder anderen Fall auf
Auftrag und für eine kultische Bestimmung
angefertigt worden sein.171 Dies gilt zweifellos und wohl durchwegs für Gefässe, die
mit plastischen Auflagen von Schlangen
versehen sind. Die symbolische Bedeutung
der Schlangen, ihre chthonische Kraft und
ihr apotropäischer Charakter, erschliesst
sich über ihren Lebensraum – sie bewegen
sich sowohl unter wie auch über der Erde,
zwischen Dunkelheit und Licht – und durch
ihre periodische «Erneuerung» (Häutung),
einer symbolischen Wiedergeburt. Nebst
ihrer wichtigen Rolle als persönliche oder
ortsgebundene Schutzgeister, erscheinen
sie auf bildlichen Darstellungen in Verbindung mit Gottheiten wie der Isis, des Mithras, Sabazios oder Göttern im Umkreis des
Dionysos / Bacchus – nicht zuletzt auch mit
Merkur, zu dessen Attributen ein Schlangenstab (caduceus) gehört.172
Das Formenspektrum der mit plastischen
Schlangenauflagen versehenen Gefässe ist
breit und umfasst geschlossene Gefässe
(Tonnen, Flaschen) sowie zwei- bis dreihenklige, manchmal mit Schälchen oder figürlichen Aufsätzen versehene, rundbauchige
und offene Gefässe173. Hinzu kommen Gefässe mit blinden (Tournai (B)174) oder kommunizierenden Tüllen (Faimingen (D)175),
Reibschalen176 und schliesslich einige wenige Spezialformen wie Siebheber (Köln
(D)177) oder Vexiergefässe (Tienen (B)178).
Vorab in Italien und in den Westprovinzen mit einem ausgeprägten Schwerpunkt
in den Rhein- und Donauprovinzen, aber
kaum in Britannien und den im heutigen
Frankreich gelegenen Gebieten der Gallia
Lugdunensis, Aquitania oder Narbonen-
98
sis179 verbreitet, stammen sie aus unterschiedlichen Befundkontexten.
– Schlangengefässe aus profanen Siedlungskontexten:
Vor allem aus der Koloniestadt Augst
BL / Augusta Raurica und vereinzelt auch
aus weiteren Siedlungen in deren näherem
Umland und in der weiteren Region, hauptsächlich in der rechtsrheinischen Germania
Superior (Neckargebiet), liegen in recht
grosser Zahl geschlossene Gefässe (Tonnen
und Flaschen Abb. 94.1180) mit Schlangenappliken vor. Ihre Befundkontexte – sie fanden sich fast ausschliesslich zusammen mit
Siedlungsabfall in Wohn- und Gewerbebauten – legen eine Verwendung hauptsächlich
im zivilen häuslichen respektive familiären
Bereich nahe.181 Dasselbe gilt sicherlich
auch für die topfförmigen Schlangengefässe Abb. 94.3, wie sie aus dem Wallis und
dem Aostatal (I) aus Siedlungs- und aus
Grabkontexten bekannt sind182, sowie für
die vereinzelten Exemplare aus ländlichen
und städtischen Siedlungen auch in anderen Gebieten im römischen Nordwesten.183
Auf einigen wenigen Gefässen teils auch
etwas anderer Formen aus der Gallia
Belgica sind neben Schlangen weitere
Motive angebracht Abb. 94.7 – 8 (Merkur,
Hahn, Widder; Bacchantinnen?).184
Aus Augst BL stammen nebst den obengenannten geschlossenen, zwei offene, kraterartige Schlangengefässe, auf deren Henkeln
Schälchen angebracht waren Abb. 94.2185.
Wie auf den beiden Exemplaren aus Avenches VD / Aventicum (vierhenklig) und Neuss
(D) / Novaesium186 sind darauf ausser den
Schlangen weitere Kriechtiere (Eidechsen,
Frösche, Schildkröten) appliziert. In Form
und Dekor damit vergleichbare Gefässe
fanden sich auch in grösserer Zahl, insgesamt in 25 Exemplaren, im Schutthügel und
vereinzelt im Areal der nördlichen principia
Fundvorlage
des Legionslagers in Brugg AG / Vindonissa
Abb. 94.6.187 Vom selben Fundort, aus dem
Areal der sogenannten mansio188, stammen
ferner die Fragmente zweier (henkelloser?)
bauchiger Gefässe mit Schlangen- sowie Eidechsenappliken Abb. 94.5.189 Desgleichen
aus einem profanen Siedlungskontext, aus
einem Gebäude in Chartres (F) / Autricum,
wurden die drei identischen, rundbauchigen Schlangengefässe Abb. 94.4 geborgen.
Sowohl formal wie auch im Dekor – sie
weisen keine weiteren Appliken auf – unterscheiden sie sich jedoch von den obigen Gefässen mit Schälchenaufsätzen. Die Beifunde, insbesondere ein mit magischen Sprüchen beschriebenes Räuchergefäss, weisen
auf eine Verwendung in Zusammenhang
mit magischen Praktiken hin.190
– Schlangengefässe aus kultischen Befundkontexten191:
Wie der bislang bekannte Befundbestand
schliessen lässt, scheinen Schlangengefässe in der Regel nicht in Heiligtümern
traditioneller, griechisch-römischer oder
indigener Gottheiten, sondern ausschliesslich in Kulträumen religiöser Vereinigungen verwendet worden zu sein. So liegen
Schlangengefässe mit Schälchenaufsätzen
und oftmals Appliken weiterer Kriechtiere
Abb. 94.9 – 10.13 aus mehreren Lokalen
von Gemeinschaften um Gottheiten im
Umkreis des Liber / Dionysos / Bacchus und
Sabazios, d. h. Gottheiten der Vegetation
und Fruchtbarkeit, des Weines und Rausches192 sowie aus dem mit einem gallorömischen Umgangstempel ausgestatteten
Sakralbezirk der Magna Mater in Kempraten SG vor Abb. 94.14193; letztere wurden
in einer der lokalen Töpfereien produziert.
Hinzu kommt schliesslich das Exemplar
aus dem Mithräum in Ptuj (SLO) / Poetovio
Abb. 94.27, das keine anderen Appliken
aufweist und dessen Schälchen nur wenig
ausgeprägt sind.
Etwa genauso häufig überliefert sind zweioder dreihenklige bauchige Gefässe mit
abgesetzter Halszone, die wie obige Gefässe unterschiedlichen Fabrikats sind und
oftmals als Kratere bezeichnet werden194;
sie wurden wohl meist lokal oder regional
gefertigt.195 Sowohl in Bezug auf die Form
wie auch im Dekor ist die Ausführung im
Detail variantenreich. Dies ist zweifellos
darauf zurückzuführen, dass es sich dabei
jeweils um Einzelanfertigungen, gar um
Auftragsarbeiten handelte. Für eine Interpretation in diesem Sinne sprechen auch
die auf einigen Gefässen vor dem Brand angebrachten Weiheinschriften von Biesheim
(F), Mühlthal (D) und Mainz (D), die erkennen lassen, dass die Kultgefässe von Einzelpersonen in Auftrag gegeben und gestiftet
worden waren.
Der Dekor beschränkt sich in der Regel auf
Schlangen, die auf den Henkeln aufliegen;
hinzu kommen in einzelnen Fällen Traubenranken Abb. 94.16.23 oder figürliche Darstellungen Abb. 94.17.
Ausser den dakischen Gefässen aus Alba
Iulia (RO) / Apulum Abb. 94.11 und Moigrad
(RO) / Porolissum196, die aus Kultgebäuden
für Liber Pater / Dionysos stammen, und
den 70 bis 80 Gefässen aus dem Kultbezirk
für die heliopolitanische Trias in Petronell
(A) / Carnuntum Abb. 94.10197, in welchem
man unter anderem auch Rituale für eine
mit Bacchus gleichzusetzende Gottheit
vollzog198, wurden die Mehrheit der Gefässe dieser Gruppe ebenso wie die Gefässe,
die sich durch einen besonderen Dekor
und / oder eine besondere Form auszeichnen, aus mithräischen Kultbauten geborgen.
Auf den Rändern oder Henkeln einiger Gefässe letztgenannter Gruppe waren vollplastisch geformte Tierfiguren, Raben und Löwen, angebracht Abb. 94.19.24.30 – 31199).
99
Fundvorlage
Der Gefässkörper des Exemplares aus
Mainz (D) / Mogontiacum Abb. 94.24 war
zudem mit einer in Barbotinetechnik aufgetragenen Ritualszene versehen und jene
aus Köln (D) / CCAA und Stockstadt (D)
Abb. 94.30 – 31 besassen innen verbreiterte und durchlochte Ränder, die auf eine
Verwendung wahrscheinlich als Räuchergefässe schliessen lassen.200 Bisher einzigartig ist schliesslich das Vexiergefäss aus
dem Mithräum in Tienen (B) Abb. 94.20.
– Einordnung des Zilliser Schlangengefässes:
Wie bereits vor längerer Zeit postuliert, ist –
vor allem auch in Anbetracht der ausgeprägt regionalspezifischen Verbreitung –
von einem Gebrauch der henkellosen geschlossenen Schlangengefässe ohne weiteren Appliken wohl als Libationsgefässe im
häuslich-familiären Kult bzw. im regionalen
Totenkult auszugehen. Die Schlangen sind
dabei wohl nicht mit bestimmten Gottheiten in Verbindung zu bringen, sondern repräsentierten in diesem Kontext vielmehr
persönliche oder ortsgebundene Schutzgeister.201 Die wenigen Gefässe, die mit
Schlangen und Götterbildnissen versehen
waren, dürften dagegen für den Kult mit
den dargestellten Gottheiten bestimmt gewesen sein – dies vielleicht auch ausserhalb
des häuslich-familiären Rahmens, d. h. innerhalb von Berufs- oder Kultgemeinschaf-
ten. Die archäologischen Nachweise solcher
Lokale sind nur schwierig, bestenfalls über
einzelne Indizien im Befund- oder Fundbestand zu erbringen.202
Das Vorkommen von Schlangengefässen
mit Schälchenaufsätzen und Appliken von
weiteren Kriechtieren in Versammlungslokalen von Kultgemeinschaften um Liber /
Dionysos / Bacchus und Sabazios mag für
eine kult-, wenn nicht ritualspezifische Verwendung dieser Gefässe sprechen, ohne
dass diese aber präzisiert werden könnte.203
Mit den genannten Kulten respektive Kultgemeinschaften sind denn wohl auch die
im Gebiet der Rheinprovinzen vereinzelt in
profanen Siedlungskontexten auftretenden
Schlangengefässe mit Appliken von Kriechtieren in Verbindung zu bringen (vgl. oben).
In diesem Zusammenhang ist auch auf
das in eine Grube im Areal des Kastellvicus Straubing (D) / Sorviodurum verfüllte
Ensemble hinzuweisen: Es umfasste nebst
weiterem (Kult-)Geschirr elf Schlangengefässe ohne Schälchenaufsätze, die teils mit
Appliken von Kriechtieren versehen waren
und deshalb mit Kultfeierlichkeiten um
Sabazios in Verbindung gebracht wurde.204
Ein auf einem Schlangengefäss angebrachtes Graffito könnte auf eine Verwendung
des Gefässes im Rahmen eines Reinigungsrituales hinweisen.205
Abb. 94 (rechte Seite): Schlangengefässe: Formen und Befundkontexte. Mst. 1:25.
1 Augst BL: Schmid 1991, Taf. 14, 66; 5, 14; 2 Augst BL: Schmid 1991, Taf. 24, 208; 3 Isérables VS: Wiblé
1998, fig. 82; 4 Chartres (F): Joly 2010, fig. 58; 5 – 6 Brugg AG: Evéquoz 2002, pl. 2, 7 – 8; 3, 2-3; 7 Tournai
(B): Amand 1984, fig. 9.4; 8 Tourinne-St-Lambert (B): Amand 1984, pl. XXXIX, 1; 9; 9 Cosa (I): CollinsClinton 1977, fig. 9; 48; 10 Carnuntum (A) Gassner 2004, fig. 6; 11 Apulum (RU): Höpken 2004, fig. 6, 36;
12 Apulum (RU): Fiedler 2005, Abb. 8; 13 Pompeji (I): Barbet 1999, 72; 14 Kempraten SG; 15 Mainz (D):
Joly 2010, fig. 64, 1; 16 Carnuntum (A): Gassner 2004, fig. 5; 7; 17 Biesheim (F): Thomas 2004, fig. 8; 18,
22 – 24 Mainz (D): Huld-Zetsche 2008, Taf. 63; 68 – 69; 72; 19 – 20 Tienen (B): Martens 2004b, fig. 9.1 – 9.3;
10; 21 Martigny VS: Wiblé 2004, fig. 11; 25 Zillis, Höhle; 26 Mühlthal (D): Garbsch 1985, Abb. 10, 3 – 4;
27 Ptuj (SLO): Tušek 2001, Taf. 1,1; 28 Linz (A): Karnitsch 1956, Taf. VI, 8; VIII, 8; 29 Künzing (D): Schmotz
2000, Abb. 16); 30 Köln (D): Bird 2004, fig. 1,3; 31 Stockstadt (D): Germania 12, 1928, 55 mit Abb. 8; 32
Mühlthal (D): Garbsch 1985, Abb. 8.
100
Fundvorlage
Henkellose Gefässe
Gefässe mit Schälchenaufsätzen
(und Kriechtieren)
Bauchige Gefässe mit abgesetzter
Halszone und Schlangen auf Henkeln
Bauchige Gefässe mit
Aufsätzen, Räuchergefässe
Besondere und
andere Gefässe
Siedlungs-/ Grabkontexte
1
3
5
2
7
4
8
6
Liber
9
11
12
10
Sabazios
13
Magna Mater (Isis)
Kybele
14
15
luppiter Heliopolitanus
16
Mithras
17
19
18
21
26
27
22
23
24
28
29
30
20
25
31
32
101
Fundvorlage
Im römischen Westen ist der Sabazioskult vor allem über die charakteristischen
Votivhände gut belegt.206 Mit Ausnahme des Lokals in Pompeij (I), das sich
im Garten eines Wohnhauses befand, liessen
sich ihm geweihte Kult- und Versammlungslokale bisher jedoch nicht identifizieren;
sie waren vielleicht auch nicht zwingend
notwendig. Wie die Schlangengefässe aus
dem Magna Mater-Heiligtum Kempraten
SG zu interpretieren sind, bleibt unklar. Verweisen sie in diesem Sakralbezirk allenfalls
auf die Präsenz einer Kultgemeinschaft um
Sabazios, der eng mit dem Kult um Magna
Mater / Kybele verbunden sein konnte?207
Eine ganze Reihe von Schlangengefässen
stammt aus mithräischen Befundkontexten. Das Motiv der Schlange erscheint
denn auch zuweilen in Verbindung mit einem kelchartigen Gefäss auf mithräischen
Kultbildern. Wohl in der Absicht daraus
zu trinken, legt die Schlange dabei ihren
Kopf auf den Rand oder gegen die Öffnung
des Gefässes, das in diesen Kontexten als
Wasserbehältnis208 oder Räuchergefäss209
interpretiert wird. Eine feste kult- oder ritualspezifische und symbolisch zu interpretierende Verbindung zwischen Kelch und
Schlange ist daraus aber kaum abzuleiten,
da die Schlange ebenso häufig den Kopf
zum Stier wendet, sei es, dass sie ihn zum
Glied streckt, um daraus den Samen zu saugen oder zur Wunde hebt, um das Blut zu
lecken. Schlangengefässe sind darüber hinaus bei weitem nicht in jedem Mithräum
bzw. im gesamten Gebiet, in dem dieser
Kult nachzuweisen ist, zu finden (vgl. oben).
Keine Schlangengefässe fanden sich bisher
beispielsweise in den Mithräen von Mackwiller (F), Orbe-Boscéaz VD, Kempraten
SG, Strassburg-Königshofen (F) und Königsbrunn (D) – alles Mithräen, die in Gebieten
liegen, in welchen durchaus Schlangengefässe erwartet werden könnten. In Anbe-
102
tracht des Fundbestandes aus den beiden
Mithräen in Güglingen (D) – es liess sich
nur ein einziges Fragment, eine Schlangenapplike, identifizieren210 – ist jedoch auch
gut denkbar, dass das Fehlen entsprechender Gefässe auf die Überlieferungsumstände oder darauf zurückzuführen ist, dass sie
nicht im Kultgebäude aufbewahrt worden
waren.
Aus den Inventaren einiger Mithräen im
gallischen Raum sind aber teils formal
vergleichbare oder andere besondere Gefässe bekannt. Genannt seien hier die Flasche oder der Krug aus dem Mithräum in
Septeuil (F), auf dessen Schultern wahrscheinlich (mehrere?) Becher aufgesetzt
waren211, sowie der reichverzierte Krater aus dem mutmasslichen Mithräum
in Mandelieu (F)212. In diesem Lokal kam
ausserdem in einer Grube unmittelbar neben einem der Liegepodien ein vollständig
erhaltenes unverziertes Henkelgefäss (Höhe
44 cm) zu Tage213; möglicherweise handelt
es sich hier um die rituelle Deponierung
eines im Kult verwendeten Gefässes.
Die zumeist grossformatigen und kraterartigen Schlangengefässe scheinen im mithräischen Kultgeschehen also nicht unabdingbar gewesen zu sein. Bei Bedarf – und diesen
gab es ganz offensichtlich (Wasserbehältnis für Reinigungsrituale? Mischgefäss?) –
konnten auch andere Gefässe verwendet
werden. Offenbar desgleichen nicht zwingend notwendig, da nur in einigen wenigen
Mithräen in den Rhein- und Donauprovinzen vorhanden, waren die Gefässe mit figürlichen Aufsätzen (Rabe, Löwe), die zum Teil
auch als Räuchergefässe verwendet werden konnten Abb. 94.19.24.30 – 31. Dass
sie im Rahmen von Ritualen für den ersten
und vierten Weihegrad eingesetzt werden
konnten, erschliesst sich aus den Aufsätzen
und aus einem Kommentar auf den oben
Fundvorlage
erwähnten Malereien der Prozession von
Anwärtern auf den Weihegrad des Löwen
im Mithräum von Santa Prisca (I); er lautet:
«Empfange die Weihrauch-Opfernden, Vater,
empfange, Geweihter, die Löwen, durch die
wir den Weihrauch darbringen, durch die
wir auch selbst verzehrt werden».214 Funde
von einzelnen plastischen Figuren lassen im
Weiteren vermuten, dass diese ritualspezifischen figürlichen Aufsätze nach Beendigung
des Rituals abgeschlagen und deponiert
wurden.215 In einen vergleichbaren rituellen Kontext, in jenen eines Weiherituals,
ist möglicherweise auch das Vexiergefäss
aus dem Mithräum in Tienen (B) zu setzen
Abb. 92.20: Erhitzte man die Flüssigkeit in
diesem Gefäss, stieg diese durch den eingelassenen hohlen Schlangenkörper und
wurde ausgespien; gleichzeitig hob und
senkte sich der Deckel mit klappernden
Geräuschen.216 Dass es sich dabei um eine
gewollte, lautmalerische Begleitung eines
(Weihe-)Rituals handelte, ist gut vorstellbar.
Vergleichbares ist sowohl für die Rituale der
Weihegrade der Raben wie auch der Löwen schriftlich überliefert: Die Teilnehmer
hatten bei diesen Zeremonien die entsprechende Tiermasken aufzusetzen und die
Stimme der Raben zu imitieren bzw. in der
Art der Löwen zu brüllen.217
Mit Ausnahme der nur in ausgewählten
Regionen im häuslichen Kult verwendeten
tonnen- oder flaschenförmigen Exemplare, wurden Schlangengefässe somit, wenn
überhaupt, nur im Kult für Gottheiten
benutzt, deren ursprüngliche Verehrung
im östlichen Mittelmeerraum und in den
angrenzenden Gebieten wurzelte oder
die, wie der italische Weingott Liber Pater,
mit einer solchen assoziiert werden können. Um diese Gottheiten organisierten
sich Gemeinschaften, die sich über das
Prinzip der Mitgliedschaft oder der Einweihung zusammenschlossen und unter dem
Begriff «Gruppenkulte» zusammengefasst
werden.218 Als integraler Bestandteil der
römischen Religion waren diese Vereinigungen teils privater Natur und übten ihren
Kult in gemeinschaftseigenen Lokalen und
Bauten ganz unterschiedlicher Bauformen
aus. Teils waren sie – wie im Falle der Kulte
um Magna Mater und Isis – in den öffentlichen Kult integriert und besassen entsprechend Tempel oder gar Sakralbezirke. Da
keine Exklusivitätsansprüche bestanden,
waren in den Kulträumen solcher Vereinigungen zumeist auch weitere Gottheiten
aus dem regionalen Pantheon präsent;
ausserdem liegen zuweilen Nachweise für
die Ausübung des Kaiserkultes vor.219
Den Bogen zum bislang einzigartigen Zilliser Schlangengefäss Abb. 94.25 zurückschlagend220, bleibt zu fragen, ob es nun mit
einem der genannten Kulte in Verbindung
zu bringen ist.
Was die Gefässform betrifft, so ist zunächst
festzuhalten, dass die auf den Ring aufgesetzten und mit diesem kommunizierenden Kelche nichts mit den Schälchenaufsätzen oben diskutierter Schlangengefässe
gemein haben. Sie sind vielmehr als Miniaturformen der bauchigen Schlangengefässe zu interpretieren und als (Trink-)Becher anzusprechen. In diesem Sinne liegt
mit dem Zilliser Ringgefäss letztlich ein
zwei- oder dreiteiliges Trinkservice vor, das
der Gruppe der Sondergefässe zugewiesen
werden könnte.
Das Stichwort «Trinkservice» führt zu einem weiteren, in der Gruppe der Sondergefässe platzierten Gefäss, nämlich zum
aussergewöhnlich grossformatigen Terra
Sigillata-«Becher» Drag. 54 aus dem Mithräum von Mühlthal (D) Abb. 94.32, der
nicht mit Schlangenappliken versehen ist,
sondern auf welchem in Barbotinetechnik
103
Fundvorlage
Gattung
Form
Typ
Terra Sigillata
Becher
Drag. 52–54
Teller
Schalen
RS
WS
BS
MIZ RS
MIZ total
22
134
1
17
Drag. 32
4
2
2
3
1
Drag. 40?
1
1
1
Schalen
Drag. 33
6
3
3
Schüsseln
Drag. 37
Reibschalen
2
4
2
2
2
2
BS unbestimmt
5
unbestimmt
19
3
24
Dünnwandkeramik
Becher
Marabini LXVIII
1
19
3
1
1
Glanztonkeramik
Becher
Karniesrand, oculé
1
2
0
1
1
Becher
oculé
Becher
NB 32
1
1
1
Becher
NB 33 orange
2
2
2
Becher
NB 33 grau
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
35
42
Becher diverse
engobierte Keramik
unbestimmt
scheibengedrehte Keramik, beigetonig
Becher
scheibengedrehte Keramik, grautonig
11
1
9
4
1
1
unbestimmt
59
unbestimmt
2
scheibengedrehte Keramik, Wechselbrand, grob gemagert Topf
6
66
scheibengedrehte Keramik, grautonig, grob gemagert
Topf
7
35
Reibschalen
rätische Reibschale
2
Total
Abb. 95: Zillis, Höhle. Kaiserzeitliche Gefässkeramik.
Übersicht.
104
56
ein kultspezifisches Sujet, die Tauroktonie,
dargestellt ist. Es ist durchaus denkbar, dass
es sich hier weniger um ein Kultgefäss im
engeren Sinne des Wortes handelte, sondern dass dieser «Becher» – zusammen mit
den dort zahlreich vorhandenen kleineren
Bechern derselben Form – ein besonderes
Trinkservice bildete. Ein Trinkservice, das
beispielsweise mit dem, allerdings nicht
spezifisch in dieser Art kultisch «markierten» Becher bzw. dem Trinkservice aus einer
Villa bei Szentendre (HU) / Ulcisia Castra vergleichbar ist.221 Dieses Ensemble umfasste
ausser einem 25 cm hohen Becher der Form
Niederbieber 33 mindestens fünf bis sechs
formgleiche kleine Becher, die bei Banketten nachfolgenden Trinkgelagen die Runde
1
376
2
6
20
gemacht haben könnten (vgl. oben).222 Eine
vergleichbare Verwendung wäre auch für
den grossen und die zahlreichen kleineren
Trinkbecher im Mithräum in Mühlthal (D)
und auch für das Zilliser Schlangengefäss
vorstellbar.
Da es sich bei letzterem zweifellos um eine
Sonderanfertigung handelt, ist davon auszugehen, dass nicht nur die Form, sondern
auch die Darstellungen auf den Medaillons
nicht zufällig gewählt, sondern gemäss Auftrag der Kultgemeinschaft angebracht wurden: Der auf zwei Medaillons abgebildete
Merkur war einer der beliebtesten respektive am häufigsten erwähnten und dargestellten Götter im römischen Nordwesten.
Fundvorlage
Im öffentlichen wie auch im häuslichen Bereich fast stets präsent, wurde er auch als
(Schutz-)Gottheit innerhalb von Berufsvereinigungen und religiösen Gemeinschaften
verehrt.223 Auch innerhalb mithräischer Gemeinschaften nahm er nicht eine unbedeutende Rolle ein: Merkur repräsentierte hier
zum einen den ersten Weihegrad, die Raben224. Zum anderen kommt seine enge Verbindung zu Mithras auch in inschriftlichen
Weihungen – in einigen Fällen sind sie sogar deo invicto Mithrae Mercurio geweiht –
und ikonographischen Zeugnissen vor allem in Mithräen im gallischen und germanischen Raum zum Ausdruck.225 Luna, über
die Ikonographie (Halbmondsichel, Stierhörner) eng mit dem Stier verbunden, ist
auf den mithräischen Bildzeugnissen ebenso häufig dargestellt wie ihr männliches
Gegenstück, der Gott Sol.226 Im Gebiet der
Nordwestprovinzen ansonsten ikonographisch und inschriftlich selten bezeugt, tritt
sie (zusammen mit Sol) aber auch in der dolichenischen Ikonographie auf.227 Die Wildtiere (und der Hund?) schliesslich, die auf
immerhin mindestens vier von neun Medaillons dargestellt sind und somit eine nicht
unwichtige Bedeutung eingenommen zu haben scheinen, erinnern an die Jagdszenen,
wie sie beispielsweise auf den Rückseiten
der Kultbilder von Frankfurt-Heddernheim
(D) / Nida und Rückingen (D) in Kombination mit Mahlszenen dargestellt228 oder an
den Wänden des Mithräums in Dura Europos (SYR) angebracht sind.229 Alle Motive auf
den erhaltenen Medaillons lassen sich somit
in irgendeiner Weise im Mithraskult wiederfinden. Nicht ohne Bedeutung ist aber wohl
die Tatsache, dass sich die Gestalt des Gottes
Merkur und / oder Wildtiere auf keinem der
Kultgefässe aus mithräischen Befundkontexten identifizieren lassen.
Das Zilliser Kultgefäss betreffend bleibt
abschliessend festzuhalten, dass die Schlan-
genappliken und die Büste der Luna durchaus auf einen Bezug zum Mithraskult hinweisen. Die Gefässform, die zweifache
Darstellung des Merkur und die prominente Präsenz der Wildtiere geben jedoch
Anlass, nicht die Verbindung zu einer (Kult-)
Gemeinschaft, aber zu Mithras zu hinterfragen. Wenn Form und Dekor nicht mit
einer regionalen Ausprägung des Mithraskultes in Verbindung zu bringen sind, dann
vielleicht mit einer Kultgemeinschaft um
eine andere, jedoch nicht genauer zu bestimmende Gottheit oder Göttergemeinschaft orientalischen oder orientalisierenden Charakters.
3.6.2 Bankettservice und Votivgeschirr
3.6.2.1 Gefässkeramik
– Umfang und Erhaltung:
Insgesamt umfasst das Ensemble (ohne das
Schlangengefäss) 452 kaiserzeitliche Keramikfragmente, die mehrheitlich in kleinsten
Scherben, ja sogar Splittern überliefert sind
und zu mindestens 42 Gefässen gehören
Abb. 95.
– Funktionsspektrum:
Das Ensemble umfasst mit einem hohen
Anteil an Terra Sigillata (74 % aller Gefässe, 46 % aller Fragmente) und Dünnwand- /
Glanztonkeramik (14 % aller Gefässe, 11,5 %
aller Fragmente) neben Service- und Tafelgeschirr vor allem Trinkgeschirr (62 % aller
Gefässe, 46,5 % aller Fragmente). Küchengeschirr ist nur mit den beiden archäologisch gut erhaltenen grobkeramischen
Töpfen sowie einigen wenigen Einzelfragmenten von Reibschalen vertreten; für das
Vor- und Zubereiten der Speisen wurde
wohl mehrheitlich Lavezgeschirr verwendet.
Ausschankgefässe wie beispielsweise Krüge
oder Flaschen sind nicht vertreten; ebenso fehlen im überlieferten Fundbestand
105
Fundvorlage
1
0
5 cm
2
Abb. 96: Zillis, Höhle. Ge-
Abb. 97: Zillis, Höhle. Gefässkeramik. Grobkera-
fässkeramik. Dünnwand-
mische Töpfe. Mst. 1:3.
keramik. Mst. 1:3.
1 7 RS, 35 WS und 6 BS Topf, Tonkern rötlich,
1 RS, 19 WS und 3 BS Hen-
Oberflächen innen und aussen schwarz. Hori-
kelbecher des Typs Mara-
zontaler Kammstrich. Fragmente grösstenteils
bini LXVIII. Hart gebrannter,
nicht anpassend. Fd. Nr. 124, 140, 260 (Phase 1.2
braunoranger-glimmerhal-
Planie aussen); Fd. Nr. 273 (Streufund).
tiger Ton, Rand- / Halspartie
2 6 RS und 66 WS Topf, Tonkern grau, Oberfläche
mit lasierender schwarzer
aussen rötlich, flauer Kammstrich aussen. Frag-
Bemalung auf Rand und
mente grösstenteils nicht anpassend. Fd. Nr. 47
Bauch. Fd. Nr. 78 (Phase
(Phase 1.1 innen); Fd. Nr. 50, 73, 75 (Phase 1.2
1.0 aussen); Fd. Nr. 66, 95,
innen Grube Pos. 39); Fd. Nr. 93, 95, 101, 109,
101, 113, 117, 128, 188
114, 122, 123, 124, 125, 133, 140, 154 (Phase
(Phase 1.2 Planie Vorplatz);
1.2 Planie aussen); Fd. Nr. 70 (Phase 1.2 und
Fd. Nr. 67 (Phase 3 innen);
Phase 1.3 innen); Fd. Nr. 45, 49 (Phase 1.3 innen),
Fd. Nr. 237 (Streufund).
Fd. Nr. 37, 46 (Phase 1.4 innen); Fd. Nr. 24 (Phase
2 innen Störung); Fd. Nr. 103 (Phase 1.4 aussen),
Fd. Nr. 25 (Phase 5 innen), Fd. Nr. 92 (Streufund
innen); Fd. Nr. 62, 65 (Verfüllung Grab 2 und 3).
grössere Vorrats- und Transportgefässe
(Dolien und Amphoren).
– Bemerkungen zu ausgewählten Keramikgattungen:
Bei der Terra Sigillata handelt es sich wohl
106
vorwiegend um Gefässe aus ostgallischen
Produktionsstätten, wobei für das eine
oder andere Fragment eine Herkunft aus
den Argonnen nicht auszuschliessen ist.
Signifikant ist das enge Formenspektrum:
Während Reliefsigillata nur gerade mit zwei
Fragmenten vertreten ist – eines davon
war zu einem Rundel geschlagen230 – wird
das Spektrum von einem ausserordentlich
hohen Anteil (61 % aller Terra Sigillata-Gefässe, 75 % aller Terra Sigillata-Fragmente)
von teils mit Barbotine und Glassschliff
verzierten Bechern der Form Drag. 52 – 54
dominiert. Auf einem Wandfragment eines solchen Bechers (unterer Gefässteil)
befindet sich ein Graffito in Form eines
doppelten V.231 Den Trinkgefässen aus Terra-Sigillata sind die Becher aus Glanztonkeramik anzufügen, davon trägt einer – ein
Exemplar mit Karniesrand und décor oculé –
das Graffito [...]ASS[...].232
Zum Trinkgeschirr zu zählen ist desgleichen
der in grösseren und mehreren Fragmenten
erhaltene Dünnwandbecher der Form Marabini LXVIII Abb. 96.233 Die Frage der Provenienz dieser während des 2. / 3. Jahrhunderts im gesamten Mittelmeerraum und
im südlichen Voralpengebiet verbreiteten
Becher steht immer noch zur Diskussion.234
Da bislang keine Produktionsstätten lokalisiert sind und für die verschiedenen festzustellenden Fabrikate noch keine Tonanalysen erfolgt sind, bleibt unklar, ob es sich
um italische / adriatische, ostmediterrane
Produkte oder allenfalls im Süden Galliens
hergestellte Becher handelt.
Auch für die beiden grobkeramischen Töpfe
Abb. 97, die beide mit mehreren und grösseren Fragmenten vertreten sind, ist aufgrund typologischer Kriterien eine südalpine Provenienz (Lombardei / Tessin) zu
postulieren.235 Ihr Vorkommen in verschiedenen Siedlungs- und Grabkontexten im
Fundvorlage
Südalpenraum spricht für eine Datierung
ins 4. / 5. Jahrhundert.236
Formen
Töpfe gehauen
Die Mehrheit der insgesamt 77 Lavezfragmente, die zu mindestens 16 Gefässen
gehören, ist – soweit auffind- und damit
beurteilbar – aus hell- bis grünlichgrauem
Gestein gefertigt und stammt aus den Planien der Phase 1.2 des Aussenraumes Abb. 98.
Wie wohl für die Mehrheit des Lavezgeschirrs aus dem bündnerischen Alpenraum
ist eine Herkunft aus dem Raum um Chiavenna (I) anzunehmen.237
WS
BS
MIZ RS
MIZ total
11
20
20
7
7
–
5
–
–
1
Schüssel gedreht, gerillter Rand
2
4
–
1
1
Schüssel gedreht
6
7
2
6
7
19
36
22
14
16
Schüssel gedreht, Rippe
3.6.2.2 Lavezgeschirr
RS
Total
Abb. 98: Zillis, Höhle. Lavezgefässe. Übersicht.
Bei etwa der Hälfte der Lavezgefässe handelt es sich um gehauene Töpfe konischer
Form, wie sie im alpinen Raum ab dem
1. Jahrhundert in den früh- und mittelkaiserzeitlichen Fundbeständen von Siedlungen regelmässig vertreten sind. Besonders
hervorzuheben ist das aus der Planie der
Phase 1.2 (Vorplatz) stammende Gefäss mit
unregelmässig sekundär abgearbeitetem
Rand238 Abb. 99, in dem die vollständig erhaltene Öllampe Abb. 69.1 lag.
Unter den gedrehten Gefässen findet sich
neben mehreren Exemplaren mit geradem
Rand und umlaufenden Rillenbündeln, die
sich zeitlich nicht differenzieren lassen,
eine mit mehreren Fragmenten vertretene
Schale mit gerilltem Horizontalrand239, wie
sie überregional in Fundkontexten des ausgehenden 3. bis 5. Jahrhunderts auftreten
können Abb. 102.240
3.6.2.3 Glasgeschirr241
Die 97 überlieferten kaiserzeitlichen Glasfragmente gehören zu mindestens 25 Gefässindividuen Abb. 100; Abb. 101 und
stammen zu etwa 60 % aus den Vorplatzplanien der Phase 1.2.242 Mit Ausnahme
Abb. 99: Zillis, Höhle. Lavezgefäss mit abgearbeitetem Rand aus Phase 1.2 (Planie Aussenraum); darin lag die Öllampe Abb. 71.1. Durchmesser Boden 17 cm, Höhe 10 cm.
des zu grossen Teilen erhaltenen Bechers
AR 98.1 Abb. 100.1, für den eine Datierung
ins 3. oder 4. Jahrhundert möglich ist,243
setzt sich das Ensemble ausschliesslich aus
teils mit Schlifflinien versehenen, ansonsten
aber unverzierten Bechern mit abgesprengten Rändern der Typen AR 56, AR 60 und AR
66 Abb. 100.2 – 11 zusammen. Mehrheitlich
107
entfärbt
naturfarben
gelb-grün
grünlich
AR 98.1
1
AR 66
7
2
3
5
4
6
8
konischer
Becher
9
AR 60
10
AR 56
11
Abb. 100 : Zillis, Höhle. Zusammenstellung der Glasgefässe. Mst. 1:3.
1 8 RS, 4 BS, 18 WS Becher AR 98.1 / Isings 85b, entfärbt, frei geblasen, Heftnarbe auf Bodenfragment sichtbar, viele Bläschen und
Schlieren, Qualität 3, Durchmesser 12 cm. Fd. Nr. 221 (Phase 1.2
aussen); Fd. Nr. 223 und 237 (Phase 5 Abhang aussen, anpassend).
2 1 RS ovoider Becher AR 66 / Isings 106 mit Schliffbändern unter
dem Rand und an der Wand, naturfarben, frei geblasen, Qualität 2.
Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung).
3 2 RS konischer Becher mit Schlifflinienband AR 66 / Isings 106,
naturfarben, frei geblasen, leichte Schlieren und Blasen, Qualität 2,
Durchmesser 9 cm. Fd. Nr. 121 und 130 (Phase 1.2 aussen), anpassend.
4 1 RS konischer Becher mit Schlifflinienband unterhalb des Randes
(AR 66 / Isings 106?), naturfarben, Bläschen, frei geblasen, Qualität 2.
Fd. Nr. 64 (Phase 1.1 innen).
5 2 RS, konischer Becher mit Schlifflinienband und schwach mattiertem Rand AR 66 / Isings 106, gelb-grünlich, frei geblasen, viele
Bläschen, Qualität 2, Durchmesser 4 cm. Fd. Nr. 61 (Phase 1.2 innen);
Fd. Nr. 170 (Phase 5 Abhang aussen); nicht anpassend, evtl. gleiches
Gefäss.
6 1 RS, 4 WS konischer Becher mit Schlifflinienband, Rand überschliffen, gelb-grünlich, Schlieren und Blasen, frei geblasen, Qualität 1.
Fd. Nr. 46 und 37 (Phase 1.4 innen); Fd. Nr. 54 (Phase 1.2 innen).
108
7 2 RS, 4 WS konischer Becher mit Schlifflinienband und abgesprengtem Rand AR 66 / Isings 106, grünlich, Qualität 1. Fd. Nr. 55 (Phase
1.2 innen), Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung); Fd. Nr. 151 und 208
(Phase 1.2 aussen); Fd. Nr. 167 und 173 (Phase 5, Vorplatz und
Abhang). Nicht anpassend, evtl. gleiches Gefäss.
8 1 RS, 1 BS, 1 WS ovoider Becher AR 66.1 / Isings 106 mit Schlifflinienband, grünlich, frei geblasen, Qualität 2, Durchmesser 10 cm.
Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung).
9 1 RS, 1 WS konischer Becher mit Schlifflinienband, grünlich, frei
geblasen, Qualität 2. Fd. Nr. 214 und 130 (Phase 1.2 aussen), evtl.
gleiches Gefäss.
10 4 RS, 1 BS, 12 WS bauchiger Becher AR 60 / Isings 96, grünlich,
Schlieren und Blasen, starke Irisierung, frei geblasen, Qualität 3,
Durchmesser 9 cm. Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung); Fd. Nr. 47
(Phase 1.1 innen); Fd. Nr. 70 (Phase 1.3 innen); Fd.133 (Phase 1.2
aussen).
11 1 RS, 8 WS halbkugelige Schale AR 56 mit Schlifflinienband und
leicht mattiertem Rand, im unteren Teil horizontale Schliffe?,
grünlich, frei geblasen, Qualität 1, Durchmesser 11 cm. Fd 221
(Phase 1.2 aussen), Fd. Nr. 200 und 223 (Phase 5 aussen), Fd. Nr. 229
und 242 (Verfüllung Grab 4). Keine anpassenden Fragmente, aber
wohl gleiches Gefäss.
Fundvorlage
von grünlicher und grünlich-gelber Farbe,
sind sie typochronologisch ins 4. / frühere 5. Jahrhundert zu datieren und finden
sich auch regelmässig in entsprechend
zu datierenden Fundensembles grösserer
Siedlungen auch im östlichen Alpenraum
Abb. 102.244
3.6.3 Chronologische und funktionale
Bewertung des Gefässspektrums
Den absolutchronologischen Rahmen für
die Nutzung der Höhle als Kultlokal (Phase
1) bilden auf der einen Seite die 14C-Datierungen (vgl. Abb. 51 und Kap. 2.5.2)
der Schichten der Phase 1 mit Daten ab
der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts und auf
der anderen Seite jene der Phase 2, die einen terminus ante quem im ausgehenden
5. Jahrhundert für die Aufgabe der Höhle
als paganes Kultlokal liefern. Ergänzend
lässt sich die Münzreihe heranziehen. Sie
weist auf einen Beginn der Münzdeponierungen im späten 3. Jahrhundert respektive auf ein Ende dieser Votivpraxis – nicht
zwingend auch der Nutzung der Höhle als
Kultlokal – im Verlaufe der ersten Hälfte des
5. Jahrhunderts (vgl. Kap. 3.3.2).
Mit der typochronologischen Bewertung
des Gefässspektrums soll hauptsächlich der
Frage nachgegangen werden, wie sich der
Zilliser Gefässbestand auch vor dem regionalen Hintergrund in den oben umrissenen
absolutchronologischen Rahmen einfügt. In
die funktionale Bewertung werden quantitative Aspekte miteinbezogen und ausgehend von Vergleichen mit Gefässinventaren
aus anderen Kultlokalen Fragen der Interpretation des Gefässensembles diskutiert.
3.6.3.1 Typochronologische Bewertung
Das im Fundbestand vertretene, chronologisch relevante keramische Typenspek-
trum (vgl. Abb. 95) ist zwar ausserordentlich eng, fügt sich aber gut in die Spektren
ein, wie sie aus Siedlungen des 3. Jahrhunderts bekannt sind. Mangels regionaler
Vergleichskomplexe – im Fundbestand des
Gebäudekomplexes in Riom-Cadra ist dieser
Zeithorizont schlecht fassbar245 und aus
Chur / Curia liegen bislang keine geschlossenen bzw. publizierten Ensembles des 3. Jahrhunderts vor246 – sei an dieser Stelle auf
entsprechende Referenzensembles aus
dem Gebiet des östlichen Mittellandes
verwiesen.247
Werden die in früh- und mittelkaiserzeitlichen Komplexen regelmässig vorhandenen
gehauenen Lavezgefässe ebenfalls diesem
mittelkaiserzeitlichen Zeithorizont zugewiesen, ist festzustellen, dass der Bestand aus
der Höhle von mittelkaiserzeitlichen Gefässtypen dominiert wird Abb. 102. Nicht in
diesen Zeitrahmen gehören die beiden grobkeramischen Töpfe Abb. 97, die Lavezschale
mit gerilltem Horizontalrand sowie die Glasgefässe Abb. 100.2 – 11, die aus typochronologischer Sicht alle dem 4. / früheren
5. Jahrhundert zuzuweisen sind (vgl. oben).
Dass auch dieses jüngere Formenrepertoire
ausgesprochen eng ist, illustriert der Vergleich mit spätkaiserzeitlichen Fundkomplexen aus Siedlungen unterschiedlichen Typs
im zentralen Alpenraum und dem Inntal248
Abb. 102249: Mehrere Ensembles mit Münzen des 4. / frühen 5. Jahrhunderts liegen
aus der befestigten Siedlung in Chur / Curia
(Hof und Marsöl)250 und aus dem als Raststation interpretierten Gebäudekomplex in
Riom-Cadra251 vor: Neben mittelkaiserzeitlicher Keramik umfassen diese Ensembles
durchwegs Argonnensigillaten, grünglasierte Reibschalen252 sowie nordafrikanische
Terra Sigillata, die im Alpenraum vor allem
im späteren 4. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts in signifikanten Zahlen zu finden ist253. Vertreten sind
109
Fundvorlage
Glasfarbe
Typ
entfärbt
AR 98
RS
WS
8
BS
18
MIZ total
4
1
konische Becher
4
1
unbestimmt
5
4
naturfarben
AR 66
4
gelb-grün
AR 66
2
AR 56
1
8
1
konische Becher
1
4
1
unbestimmt
1
unbestimmt
grünlich
AR 66
3
1
5
5
3
5
1
AR 60
4
12
1
konische Becher
1
1
24
66
unbestimmt
Total
Abb. 101: Zillis, Höhle. Glasgefässe. Übersicht.
1
1
2
1
1
3
3
7
25
in diesen Ensembles ausserdem Glasbecher der Formen AR 59 / Isings 96 und AR
65 / Isings 106254 sowie vereinzelt Lavezgefässe mit kannelierter Aussenwandung, die
kaum vor dem 5. Jahrhundert zu erwarten
sind255. Letztere finden sich sowohl in der
Verfüllung der Kanalheizung (Phase 2c3,
terminus post quem 364 – 367) wie auch in
der Abbruchschicht in Riom-Cadra (Phase 3,
terminus post quem 378 – 383) und in Chur,
Hof Nr. 15256 zusammen mit Laveztöpfen
mit gekerbter Leiste257.
Ergänzend sei ein Blick auf das Ensemble einerseits aus der befestigen Höhensiedlung
Schaan, Krüppel (FL) geworfen, die sicher
bis in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts,
aber auch noch später, vielleicht nur sporadisch, aufgesucht wurde258, sowie andererseits aus dem Kastell in Schaan (FL)259 aus
der Zeit der zweiten Hälfte des 4. und des
früheren 5. Jahrhunderts (Schlussmünze
395 – 408).260 Erstgenanntes Ensemble ist
wenig umfangreich und enthält nordafrikanische Terra Sigillata, aber keine grünglasierten Reibschalen. Jenes aus dem Kastell
fügt sich mit dem breiten Spektrum an Argonnensigillaten, den grünglasierten Reib-
110
schalen sowie den Lavezgefässen, zu welchen ein Exemplar mit gerilltem Horizontalrand und mehrere mit gekerbter Leiste
gehören, in die Gruppe der Ensembles aus
Chur (Hof und Marsöl), Riom-Cadra, Phase
3, Sils i. D., Hohenrätien sowie Innsbruck
(A) / Veldidena. Auch wenn bislang absolute Daten fehlen, darf für diese Gruppe von
Siedlungskomplexen von einer Datierung
bis ins mittlere 5. Jahrhundert, teils auch
darüber hinaus, ausgegangen werden.
Von dieser Gruppe setzen sich die wenig
umfangreichen Inventare der ländlichen
Siedlungen in Schiers, Chrea261 und Zernez262 deutlich ab. Allein vereinzelte Argonnen- und nordafrikanische Terra Sigillata sowie das in beiden Siedlungen jeweils
überaus zahlreich vertretene Lavezgeschirr,
unter anderem mit kannelierter / getreppter Aussenwandung, verbinden sie mit den
Ensembles aus der oben diskutierten Gruppe. Wenn nicht (auch) mit dem unterschiedlichen Siedlungscharakter zu begründen, ist
für die beiden Fundorte eine jüngere Zeitstellung anzunehmen, die sich vorerst aber
nicht präziser eingrenzen bzw. lediglich als
«spätantik-frühmittelalterlich» benennen
lässt.
Zusammenfassend lässt sich somit für das
Gefässensemble aus der Höhle in Zillis festhalten, dass es sich bezüglich des allgemeinen Zeitrahmens, den es umspannt, nicht
von jenem der Münzen unterscheidet. Dadurch, dass das Gefässspektrum von Formen des 3. Jahrhunderts dominiert wird,
die Münzreihe dagegen vorab Prägungen
des 4. Jahrhundert umfasst, liegen die Unterschiede allein in den zeitlichen Schwerpunkten.
Mit dem Vergleich mit spätkaiserzeitlichen / frühmittelalterlichen Siedlungskomplexen aus dem zentralen Alpenraum liess
Lavez, Aussenkanneluren / getreppt
Lavez, gekerbte Leiste
nordafrikan. Terra Sigillata
Glas, rundgeschm.Rand /
Stengelglas
Terra Sigillata, Argonnen
grünglasierte Reibschalen
Lavez, Horizontalrand gerillt
Glas, AR 65 / 66, ohne Nuppen
Glas, AR 60 / I.96
Glas, AR 65 / 66, mit Nuppen
mittelkaiserzeitl. Keramik- und
Glasgefässe, gehauene Lavezgefässe
Fundort (Schlussmünze)
Glas, AR 56
Glas, AR 59
Fundvorlage
Zernez, Friedhof, über Mauerversturz
Zernez, Friedhof, unter Mauerversturz
Schiers, Chrea
Chur, Hof Nr. 15 (321)
Riom, Westtrakt, Phase 3 (378 – 383)
Sils i. D., Hohenrätien (353 – 358)
Schaan, Kastell (FL) (395 – 408)
Innsbruck-Wilten (A)/Veldidena (388–404)
Chur, Marsöl, Grube 1
Chur, Marsöl, Kulturschicht
Riom, Westtrakt, Phase 2c3 (364 – 367)
Zillis, Kirche
Chur, Ackermann, Phase 4 (337 – 340)
Schaan, Krüppel (FL) (350 – 354)
Zillis, Höhle (388 – 403)
Chur, Ackermann, Phase 3 (192)
Abb. 102: Gewichtete Seriation der Gefässspektren mit den Schlussmünzen ( ) aus spätantiken (und frühmittelalterlichen) Siedlungen in
Graubünden und im Alpenrheintal sowie aus Innsbruck (A) / Veldidena. Olive Balken: prozentuale Anteile der Funktionsgruppen innerhalb
eines Ensembles. Rote Balken: positive Abweichungen vom durchschnittlichen prozentualen Anteil (nach Desachy 2004).
sich ausserdem aufzeigen, dass bei einer
Nutzung der Höhle bis ins mittlere 5. Jahrhundert und später – aus rein typochronologischer Sicht – neben nordafrikanischer
Terra Sigillata zweifellos auch grünglasierte
Reibschalen sowie Lavezgefässe mit gekerbter Leiste und kannelierter Wandung, vielleicht auch Gläser mit rundgeschmolzenem
Rand263 zu erwarten wären. Auch wenn sich
also im Gefässbestand aus der Höhle das
4. Jahrhundert wenig repräsentativ und das
5. Jahrhundert nicht manifestiert, so weist
das Vorhandensein oben genannter Fabrikate bzw. Gefässe in den Ensembles bei der
Kirche St. Martin und den Gebäuderesten
auf dem Plateau über der Höhle (vgl. Kap. 4,
zur Lage vgl. Abb. 4 und Abb. 6) klar darauf
hin, dass wir im Gemeindegebiet von Zillis
durchaus mit einer Besiedlung im 5. Jahrhundert und darüber hinaus rechnen können.
Die im Gefässbestand der Höhle in Zillis
festzustellenden Unterschiede zu regionalen spätkaiserzeitlichen Siedlungskomplexen können daher kaum chronologisch
begründet werden, sondern sind mit der
unterschiedlichen Bedeutung respektive
Funktion der Höhle als Kultlokal in Verbindung zu bringen.
111
Töpfe
Reibschalen
Drag. 52 – 54
Schüsseln
Becher Glas
Schalen
Amphoren
Dolien
Kochgeschirr
Becher übrige
Teller/Platten
Deckel
Kultgefässe
Krüge
Räucherkelche
Fundvorlage
Königsbrunn (D)
Orbe VD, Ensemble 15037
Orbe VD, Ensemble 15030
Mühlthal (D)
Zillis
Martigny VS, innen
Tienen (B)
Güglingen (D), Mithräum II
Riegel (D), Befund 11
Riegel (D), total
Riegel (D), Befund 13
Abb. 103: Gewichtete Seriation der Gefässspektren aus Mithräen. Olive Balken: prozentuale Anteile der Funktionsgruppen innerhalb eines
Ensembles. Rote Balken: positive Abweichungen vom durchschnittlichen prozentualen Anteil (nach Desachy 2004).
3.6.3.2 Funktionale Bewertung
Unter dem Postulat einer Nutzung der
Höhle als Kultlokal soll das Gefässensemble deshalb nun mit Inventaren aus anderen
Kultlokalen verglichen werden. Forschungsbedingt stehen dafür nur mithräische Kultbauten und unter diesen nur jene mit vollständig publizierten Inventaren zur Verfügung.264 Dazu zählen die Inventare aus den
Mithräen von Mühlthal (D)265 und Königsbrunn (D)266 in Rätien, von Riegel (D)267 und
Güglingen (D)268 in der rechtsrheinischen
und von Orbe-Boscéaz VD269 in der linksrheinischen Germania Superior, von Tienen (B)
in der Germania Inferior270 sowie, allerdings
mit Einschränkungen, von Martigny VS in
der Vallis Poenina271. Problematisch – und
daher bei einem Vergleich der Geschirrinventare entsprechend quellenkritisch zu
berücksichtigen – sind die oftmals unterschiedlichen Ansprachen und Interpretationen (Funktionszuweisungen) von Gefässen
sowie die unterschiedlichen Quantifizie112
rungsmethoden Abb. 103.272 Hinzu kommt
neben der unterschiedlichen Erhaltung der
Befunde die unterschiedliche Herkunft der
Funde (Innen- / Aussenraum, Gruben). Gerade aus diesem Grund sind die gleichsam
Momentaufnahmen widerspiegelnden Ensembles, wie sie mit den verstürzten Gestellen aus Riegel (D) und den Gruben in
Tienen (B) vorliegen (vgl. unten), zwar interessant, aber für einen übergreifenden
Vergleich wenig geeignet. Für Tienen (B)
und Güglingen (D) wurde – mit unterschiedlichen Argumenten (Gebrauchsspuren in
Tienen, Untervertretung von Backtellern
und Skelettteilspektren der Tierknochen
in Güglingen) – postuliert, dass zumindest
ein Teil der Speisen – und damit auch der
Gefässe – von den Banketteilnehmern aus
eigenen Beständen mitgebracht wurde.
Wenn dem in der Tat so war, erhebt sich
die Frage, ob und welche der überlieferten
Geschirrinventare aus Mithräen überhaupt
repräsentativ sind und quantitative Vergleiche zulassen.273
Fundvorlage
– Chronologie:
Für eine funktionale Bewertung ist zunächst
die Frage der chronologischen Vergleichbarkeit über die Münzreihen und das Typenspektrum dieser Inventare zu klären.
Beginnend mit den Münzreihen, ist festzustellen, dass jene der Mithräen in Mühlthal (D) und Orbe-Boscéaz VD wie auch
Martigny VS einen Schwerpunkt im 4. Jahrhundert / frühen 5. Jahrhundert zeigen.274
Aus den rechtsrheinischen Mithräen zwischen Rhein und Donau sind jedoch generell nur wenige Münzen und auch kaum Prägungen des 4. Jahrhunderts zu erwarten.275
So liegen aus Güglingen (D) nur etwas mehr
als 90 Münzen mit einem Schwerpunkt
in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts
vor276; Angaben zur Münzreihe aus Riegel
(D) fehlen. Entsprechend präsentieren sich
auch die Gefässspektren aus diesen Kultbauten, d. h. sie sind von einem mittelkaiserzeitlichen Formen- und Typenspektrum
geprägt. Gleiches gilt aber auch für die
Mithräen mit Münzreihen, die bis ins frühe 5. Jahrhundert reichen: so ist auch der
Grossteil der Gefässe aus Orbe-Boscéaz VD
typochronologisch der mittleren Kaiserzeit
zuzuweisen; es liegen nur einige wenige, ins
4. Jahrhundert zu datierende Schüsseln später Glanztonkeramik (Lamb. 45, Lamb. 1 / 3)
vor.277 Vergleichbares ist auch in Martigny VS zu beobachten, wo ausserdem
eine Platte nordafrikanischer Terra Sigillata
aufgeführt wird.278 Allein im Ensemble
aus Mühlthal (D) ist mit grünglasierten
Reibschalen und Glasbechern der Formen
AR 64 – 67 auch das spätere 4. und frühe
5. Jahrhundert im Gefässspektrum ausserordentlich gut vertreten.279
– Kultgeschirr:
Mit Ausnahme von Orbe-Boscéaz VD und
Königsbrunn (D) liegen aus allen hier zum
Vergleich herangezogenen Bauten kultisch
gekennzeichnete Gefässe vor. Es sind dies
vornehmlich Gefässe unterschiedlicher Formen mit Schlangen- oder anderen Appliken,
die zum Teil mit mehreren Exemplaren oder
Fragmenten vertreten sind.280 Hinzu kommen die zu einem «Räucherfass» umgearbeitete Amphore aus Riegel (D)281 sowie die
103 bzw. 33 Räucherkelche aus den Inventaren von Tienen (B) und Riegel (D), die vielleicht Teil (individueller?) Bankettservices
waren (vgl. unten) und deren Vorkommen
generell weniger kult- denn vielmehr regionsspezifisch zu sein scheint.
– Bankett- und Votivgeschirr:
Der Grossteil der aus Mithräen stammenden Gefässbestände dürfte mehrheitlich
als Geschirr interpretiert werden, das für
die Zu- und Vorbereitung sowie Durchführung von Banketten verwendet wurde.
Darüber hinaus ist aber auch an Behältnisse für Tranksame oder Nahrungsmittel, die als (Votiv-)Gaben deponiert wurden, und an Libationsgefässe zu denken
(vgl. Kap. 4).
Vergleichende Untersuchungen in Zusammenhang mit den Inventaren aus den
Mithräen in Güglingen (D) zeigten auf, dass
diese sich durch hohe Anteile an Trink- und
Küchengeschirr und geringere Anteile an
Vorratsgeschirr von Ensembles aus profanen Kontexten unterscheiden.282 Bezüglich der Anteile von Trinkgeschirr – von
Bechern und Krügen – zeichnen sich in der
Tat aber selbst in den Mithräen erhebliche
Unterschiede ab Abb. 103. So sind die hohen Anteile von Trinkgeschirr z. B. in den
Mithräen von Riegel (D) und Tienen (B) auf
das zahlreiche Vorhandensein von Krügen
und weniger von Bechern zurückzuführen.
Letztere sind auch in Siedlungsensembles
des 3. Jahrhunderts, wie sie z. B. aus den
Gutshöfen in Biberist SO oder der Villa in
Worb BE vorliegen283, meist gut vertreten;
113
Fundvorlage
hohe Anteile an Trinkbechern sind somit
weniger ein funktionales, sondern (auch)
ein zeittypisches Phänomen.
Die Trinkbecher betreffend sind also weniger die quantitativen Aspekte bemerkenswert, sondern vielmehr, wie dies
bereits mehrfach festgestellt wurde, das
überdurchschnittlich häufige Vorkommen
von Bechern der Form Drag. 52 – 54. Dies
scheint jedoch nicht eine «mithräische
Eigenheit» zu sein, da sie zum einen nicht
in allen Mithräen in signifikanten Zahlen
und zum andern auch in zeitgleichen, anderen Kultkontexten vorhanden sind.284 In
den Mithräen von Orbe-Boscéaz VD und
Mühlthal (D) sind Becher dieses Typs aber
als eigentliche «Trinksets» vorhanden: In
ersterem fanden sich 13 Becher der Form
Drag. 52 – 54, einer davon in grösserer Ausführung (Mischbecher?).285 Zusammen mit
sechs Schüsseln, sechs Tellern und einem
Krug bildeten sie ein Trink- und Speiseservice für zwölf Teilnehmer. In Mühlthal
(D) setzte sich das Service aus dem oben
erwähnten grossen «Becher» mit einer in
Barbotinetechnik aufgetragenen Tauroktonie und einer vor dem Brand angebrachten
Votivinschrift sowie mindestens 53 kleinen
Bechern zusammen.
Eine kultspezifische Kennzeichnung von
Bechern etwas anderer Art und damit vielleicht anderer Deutung lässt sich auch im
Ensemble aus Martigny VS erkennen: Von
den 99 mit Weiheinschriften versehenen
Gefässen handelt es sich bei 73 % bis 79 %
um Trinkbecher unterschiedlicher Gattungen und Formen. Dazu gehören fünf Becher
der Form Niederbieber 33, deren darauf angebrachte Graffiti vermuten liessen, dass sie
respektive ihr Inhalt von ein- und derselben
Person deponiert wurden. Hierbei scheint
es sich also weniger (nur) um Bankett-, sondern vielmehr (auch) um Behältnisse für Vo-
114
tivgaben zu handeln286 – das eine muss das
andere nicht zwingend ausschliessen; auch
einige der wohl in Ritualen verwendeten
Kultgefässe, Schlangen- und Sondergefässe,
sind mit Weiheinschriften, einzelner Personen sogar, versehen.287
Am Beispiel des Ensembles in Tienen (B)
lässt sich sehr schön illustrieren, wie ein
Bankettservice zusammengesetzt sein
konnte. Gemäss der Befund- und Fundinterpretation handelt es sich bei diesem Ensemble um die Reste – Geschirr und Speiseabfälle – eines einmaligen Ereignisses, eines
Kultbankettes, das in der zweiten Hälfte des
3. Jahrhunderts für mindestens 100 Teilnehmende ausgerichtet und hernach rituell als
Ganzes (?) entsorgt wurde. Das Gefässensemble – die Mehrheit der Gefässe waren
zu weniger als 25 % erhalten – umfasst
neben Kultgefässen «individuelle Bankettservices».288 Diese setzen sich aus je einem
Trinkbecher, einem grösseren (Misch?-)
Becher, der von zwei Teilnehmern benutzt
wurde, einer Kanne bzw. einem Wasserkocher, einem Teller und einem Räucherkelch
zusammen; hinzu kommt ein Kochtopf (mit
Feuerspuren und Fettspuren von Schaf- und
Geflügelfleisch) mit Deckel.
Ebenfalls einen besonderen Einblick, aber
etwas anderer Art, in das Gefässinventar
eines Mithräums gibt das Geschirr aus zwei
verstürzten Regalen in Riegel (D). Auf einem der beiden Regale, im Vorraum, standen neben Kultgerät vor allem Trink- und
Ausschankgeschirr – acht bis zehn Becher
und ca. zehn Krüge, d. h. individuelle Trinkservices, auf dem zweiten, im spelaeum,
Räucherkelche und Krüge.289
Trotz aller Vorbehalte bezüglich der Vergleichbarkeit von Inventaren aus Kulträumen ist der Zilliser Gefässbestand sowohl
in seinem Funktionsspektrum wie auch mit
Fundvorlage
Total
n
Oberflächenerhaltung
Total
Total
Grube Phase
Aussenraum Innenraum Pos. 46 1.1
13 540
7508
6032
47
2517
681
873
1780
91,9
90,5
93,6
89,4
92,5
96,5
99,0
91,2
mittel
%
5,8
6,7
4,8
10,6
6,0
2,8
1,0
6,0
schlecht
%
2,3
2,9
1,6
1,5
0,7
0,2
0,3
0,7
0,1
2,0
11,4
21,4
3,0
7,0
4,5
4,4
0,8
%
1,9
3,1
0,2
%
22,6
31,8
11,2
Carnivorenverbiss
%
2,8
1,3
4,7
Nagerverbiss
%
0,9
0,5
1,5
angebrannt
%
0,6
0,2
0,2
partielle Verkohlung
%
0,8
0,6
0,5
0,1
völlige Verkohlung
%
0,4
0,2
0,5
1,2
partielle Verkohlung und
partielle Kalzinierung
%
0,7
völlige Verkohlung und
partielle Kalzinierung
%
partielle Kalzinierung
%
Durchschnittsgewicht
Phase
1.4
%
Wurzelfrass
Zerlegungsspuren
Phase
1.3
gut
verrundete Bruchkanten
Brandspuren
Phase
1.2
1,1
2,1
2,8
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
völlige Kalzinierung
%
0,5
0,3
0,6
4,3
0,4
0,3
1,1
0,5
Total Brandspuren
%
1,5
1,3
1,9
4,3
1,7
4,7
2,1
0,7
Hausrind
%
3,7
3,9
24,1
16,7
42,9
37,5
Hausschaf /-ziege
%
12,7
5,4
19,8
16,1
24,7
22,7
19,4
Hausschwein
%
15,2
17,3
13,5
8,9
19,4
24,5
7,4
Haushuhn
%
3,9
3,2
4,3
3,2
10,3
4,5
2,9
Hausrind
g
4,6
4,4
5,1
Hausschaf /-ziege
g
1,8
1,4
2,2
Hausschwein
g
1,7
1,4
1,9
Haushuhn
g
0,6
0,4
0,7
Abb. 104: Zillis, Höhle. Erhaltung der Tierknochen inner- und ausserhalb der Höhle.
seinem chronologischen Schwerpunkt sehr
gut mit Geschirrinventaren aus Mithräen
vergleichbar: Es lassen sich zwar keine individuellen Services rekonstruieren, aber
das Gefässspektrum setzt sich hauptsächlich aus Trinkbechern der Form Drag. 54
zusammen und wird im 4. Jahrhundert mit
Glasbechern ergänzt. Zum Trinkgeschirr im
weitesten Sinne gehört letztlich auch das
Schlangengefäss mit seinen drei kleinen
Kelchen, aus welchen es sich gut trinken
lässt; als Ausschankgefäss dagegen eignet
es sich weniger.
Bei dem auch in einigen Mithräen zu beobachtenden, von der Münzreihe abweichenden chronologischen Schwerpunkt
des Gefässbestandes wird zuweilen von
einem «retardierenden Charakter» der Geschirrensembles gesprochen bzw. der mittelkaiserzeitliche Gefässbestand als «Erstausstattung» des Mithräums interpretiert
oder eine «Änderung der Opfergewohnheiten» postuliert.290 Denkbar sind aber
durchaus auch andere Interpretationsmöglichkeiten, die unten (vgl. Kap. 4) aufgerollt
werden sollen.
115
Fundvorlage
3.7 Tierknochen
Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp
Erste osteologische Untersuchungen wurden bereits in den 1990er Jahren von Bruno
Kaufmann, Anthropologisches Forschungsinstitut Aesch BL, durchgeführt. Er sichtete
sowohl das Tierknochenmaterial der Ausgrabungen von 1990 / 91 in der Höhle als
auch der Ausgrbungen von 1994 / 95 auf
dem Vorplatzbereich. Seine Bestimmungen
liegen in einem Vorbericht vor, eine statistische und befundbezogene Auswertung
erfolgte nicht.291
3.7.2 Taphonomie
Im Folgenden werden die taphonomischen
Untersuchungen zunächst beim Total aller Funde sowie dem Höhleninnenraum
und dem Vorplatz durchgeführt Abb. 104.
Dadurch soll festgestellt werden, welche
Erscheinungen bei den Knochen durch natürliche Prozesse und welche durch anthropogene Einflüsse entstanden sind. In einem
weiteren Schritt werden die beim Höhlenmaterial beobachteten Spuren, die mit
menschlichen Eingriffen in Zusammenhang
stehen, einer stratigraphischen Untersuchung unterzogen.
3.7.1 Material und Methode
Beim im Folgenden vorgelegten Knochenmaterial handelt es sich zum überwiegenden Teil um die Tierknochen aus stratifizierten Fundkomplexen der Phase 1, die
insgesamt 13 540 Fragmente mit einem
Gewicht von 13 600,5 g umfassen. Aus dem
Höhleninnern stammen ca. 6000, aus dem
Vorplatzbereich 7500 Fragmente. Mit Ausnahme zweier Fundkomplexe aus den beiden Steinsetzungen der Phase 4 wurden
die Tierknochen aus den jüngeren Phasen
nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für die
zahlreichen Molluskenschalen. Schnirkelschnecken, zu denen die meisten der gefundenen Schneckenhäuser gehören, können
sich bis zu einem halben Meter in den Boden eingraben. Die stratigraphische Zugehörigkeit dieser Funde und somit auch ihre
Datierung sind daher unklar.
Das Tierknochenmaterial wurde mit Hilfe
der osteologischen Vergleichssammlung
des IPNA, Universität Basel, bestimmt und
mit dem Programm OSSOBOOK292 aufgenommen. Für die verwendeten Aufnahmemethoden und -kriterien sei auf die Publikation Deschler-Erb / Schröder Fartash
1999293 verwiesen.
116
3.7.2.1 Vergleich zwischen Innenraum und
Vorplatz
Die Erhaltung der Knochenoberflächen ist
im Allgemeinen als gut zu bezeichnen. Bei
den Funden aus dem Aussenbereich ist sie
allerdings etwas schlechter als bei denjenigen, die in der Höhle gefunden wurden.
Dies deutet darauf hin, dass das Fundmaterial in der Höhle besser vor natürlichen
Einflüssen (z. B. vor wechselndem Klima)
geschützt war. Auch der Anteil der Knochen
mit verrundeten Bruchkanten ist an und für
sich nicht sehr hoch, was auf eher geringe
Bewegungen und Umlagerungen des Fundmaterials schliessen lässt. Aber auch bei
diesem Kriterium zeichnen sich mit einem
Anteil von lediglich 0,2 % im Innen- und
über 3 % im Aussenraum doch spürbare Unterschiede ab. Dies deutet daraufhin, dass
das auf dem Vorplatz gefundene Material
stärker bewegt wurde als dasjenige aus
dem Innenraum.
Etwa ein Drittel der Knochen aus dem Aussenraum ist von Wurzelfrass betroffen, was
auf einen starken Pflanzenbewuchs zurückzuführen ist. Aber auch bei den Knochen
aus dem Höhleninnern beträgt der Wur-
Fundvorlage
zelfrassanteil immerhin noch 11 %. Bei den
Verbissspuren zeigen sich ebenfalls Unterschiede zwischen den beiden Bereichen, allerdings finden sich die höheren Anteilswerte für dieses Kriterium im Innenraum.
Das Gesamtdurchschnittsgewicht von etwa
1 g je Fragment ist für ein nicht geschlämmtes Fundensemble als sehr niedrig zu bezeichnen. Dies spricht zwar auch für eine
sorgfältige Sammeltätigkeit der Ausgräber,
ist aber primär auf die spezielle tierartliche
Zusammensetzung der Funde (vgl. unten)
zurückzuführen. Das im Vergleich zum Aussenraum leicht höhere Durchschnittsgewicht der Knochen im Innenraum dürfte mit
den hier festgestellten besseren Erhaltungsbedingungen zusammenhängen.
Auch wenn man die einzelnen Tierarten
separat betrachtet, ist das Durchschnittsgewicht auffallend gering. So beträgt es bei
den Rinderknochen lediglich 5 g, was im
Vergleich zu anderen römischen Fundensembles, z. B. in der Theaterstratigraphie
von Augst BL, wo die Werte zwischen 20 g
und 35 g schwanken294, deutlich tiefer ist.
Das Gleiche ist auch für die Schweine- und
Schaf- / Ziegenknochen festzustellen.
Zerlegungsspuren, die auf eine kulinarische
Nutzung der Tierkörper schliessen lassen,
fanden sich bei allen wichtigen Tierarten.
Der hohe Zerlegungsgrad und das geringe
Durchschnittsgewicht hat auch Auswirkungen auf den Bestimmungsgrad der Tierknochen: Beim Material vom Vorplatz beträgt
er nur 55 %, bei demjenigen aus dem Höhleninneren sogar nur 36 % (vgl. Anhang
Abb. 131).
Der Brandspurenanteil gehört zu den Kriterien, anhand derer sich der kultische
Hintergrund eines Tierknochenkomplexes
relativ gut feststellen lässt.295 Allerdings
ist er nur dann erhöht, wenn Brandopfer
stattgefunden haben. Dies scheint aufgrund
der geringen Werte, die beim handaufgelesenen Knochenmaterial festgestellt werden können (< 2 %), nicht der Fall gewesen
zu sein. Dies deutet darauf hin, dass diese
Knochen in erster Linie Abfälle von Kultmahlzeiten darstellen.296 Der leicht höhere
Wert in der Höhle dürfte damit zusammenhängen, dass hier die Grube Pos. 46 lag, in
die Knochenabfälle gelegentlich und unabsichtlich hineingerieten. Bei den Knochen
mit Brandspuren, die im Aussenbereich
gefunden wurden, handelt es sich um verlagertes Fundmaterial, das ursprünglich in
der Höhle angefallen war und nach aussen
planiert wurde. Dabei erfolgte eine Vermischung mit anderem Material, was die geringeren Brandspurenanteile erklärt. Bei
den kleinfragmentierten Knochen, die sich
in den Siebrückständen fanden, ist hingegen nicht auszuschliessen, dass es sich
um Überreste von Brandopfern handelt
(vgl. Kap. 2.3.4).
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass
das in der Höhle gefundene Tierknochenmaterial besser erhalten ist als dasjenige
aus dem Aussenbereich, wo es stärker und
vor allem länger den natürlichen Einflüssen
ausgesetzt war.
3.7.2.2 Taphonomische Untersuchungen zu
den Tierknochen aus dem Innenraum
Im Innenraum der Höhle konnten drei Phasen eruiert werden (vgl. Kap. 2): Während
einer ersten Nutzung (Phase 1.0) nur eine
Feuerstelle (Pos. 47), aber keine Schichten
zugewiesen werden konnten, stammt aus
dem darüberliegenden Schichtpaket der
Phase 1.1 ein grosses Ensemble (Pos. 34:
2517 Knochenfragmente), das nach Aussage des Fundmaterials im Verlaufe der
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts abge117
Fundvorlage
%
60
lagert wurde (vgl. Anhang Abb. 132). Dieser Phase ist ausserdem die Grube Pos. 46
zuzuweisen, die 47 Knochenfragmente enthielt. Die darüberliegenden Schichten sind
als Planien zu interpretieren (Phase 1.2 mit
681 und Phase 1.3 mit 873 Fragmenten).
Wie oben dargelegt (vgl. Kap. 2.3.3), waren die Phase 1.4 zugewiesenen Schichten
durchwühlt und durch die Grablegungen
1 und 2 (Phase 2 / 3) gestört; das Fundmaterial stammt zu einem grossen Teil aus
den Phase 1.0 und Phase 1.1.
50
40
30
20
10
0
aussen
innen
Hausrind (n =197)
Haushuhn (n= 1723)
Hausschaf/-ziege (n =2826)
Jagdtiere (n= 5)
Total
Hausschwein (n=1300)
Abb. 105: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der verschiedenen Tierarten im
Innenraum, auf dem Vorplatz und unter dem Gesamtmaterial nach Fragmenten
(vgl. Anhang Abb. 131).
%
60
Die Knochen von Phase 1.1 (Pos. 34) weisen
nur 2 %, jene aus der Grube Pos. 46 keine
Verbissspuren von Carnivoren und / oder
Nagern auf. Bei denjenigen aus den Planien
der Phase 1.2 und Phase 1.3 sind es hingegen rund 20 % bzw. 25 %. Da, wie oben erläutert, die Höhle bis Phase 2 verschlossen
war, scheinen die Tierknochen aus den Planien 1.2 und 1.3 einst ausserhalb der Höhle
zwischendeponiert und für herumstreunende Carnivoren erreichbar gewesen zu sein.
Die Anteile der Knochen mit verrundeten
Bruchkanten nehmen bis Phase 1.3 sukzessive zu, was mit den Planierungen in
Zusammenhang stehen dürfte. Höchste
Anteile an Brandspuren fanden sich erwartungsgemäss in Grube 46 (Phase 1.1), aber
auch in Phase 1.2. Höchste Anteile an Zerlegungsspuren fanden sich bei Rinder- und
Schaf- / Ziegenknochen in der Planie der
Phase 1.2, beim Schwein in der Planie der
Phase 1.3.
50
40
30
20
10
0
aussen
innen
Total
Hausrind (n =862,3 g)
Haushuhn (n= 974,75 g)
Hausschaf/-ziege (n = 5153,1 g)
Jagdtiere (n= 10 g)
Hausschwein (n=1413,55 g)
Abb. 106: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der verschiedenen Tierarten im
Innenraum, auf dem Vorplatz und unter dem Gesamtmaterial nach Gewicht
(vgl. Anhang Abb. 131).
118
3.7.3 Tierarten
Wie oben bereits zu den Molluskenresten
erwähnt, ist auch bei den Knochen von
Säugern, Vögeln und Amphibien zu diskutieren, inwiefern es sich um anthropogene
oder um natürliche Einträge (z. B. Winterbzw. Sommergäste, durch Raubtiere ein-
Fundvorlage
geschleppte Kadaver) handelt. Dies trifft
vor allem auf die Überreste von Wildtieren zu, die hauptsächlich im Innenraum
gefunden wurden Abb. 105; Abb. 106 (vgl.
Anhang Abb. 131). Letzteres dürfte damit
zu erklären sein, dass etwaige oberflächlich
vor der Höhle liegende Tierkadaver rasch
diversen Raubtieren anheimgefallen wären.
Wildtierknochen kommen in allen Phasen
der Höhlenverfüllung, aber mehrheitlich ab
Phase 1.3 vor (vgl. Anhang Abb. 132).
Interessanterweise handelt es sich bei
den beiden Hirschbelegen aus Phase 1.4
und Phase 4 um Geweihfragmente. Es
muss offenbleiben, ob sie in irgendeinem
Zusammenhang mit den in der Höhle praktizierten Kulthandlungen stehen, oder ob
sie zu einem späteren Zeitpunkt hierher
gelangten.
Alle hier genannten Wildsäuger gehören
zur einheimischen holozänen Fauna und
dürften folglich in der näheren oder weiteren Umgebung von Zillis gelebt haben
bzw. gejagt worden sein.
Weitaus wichtiger sind aber die Überreste
von Haustieren Abb. 105; Abb. 106 (vgl. Anhang Abb. 131; Abb. 132). Darunter sind
in erster Linie die Hausrinder, Hausschweine und Schafe / Ziegen zu nennen. Von
letzteren konnten wenige Knochen bis auf
die Art bestimmt werden. Dabei zeigte sich,
dass sowohl Schafe wie Ziegen vertreten
sind, allerdings liessen sich nur sehr wenige
Ziegen bestimmen. Schafe waren eindeutig
die wichtigere Tierart. Daneben konnten
noch wenige Hunde- und Equidenknochen
bestimmt werden. Bei Letzteren war eine
Zuweisung zu Pferd, Esel oder Maultier
nicht möglich. Sie stammen aus Phase 1.4.
Es ist unsicher, ob sie in Zusammenhang mit
den Kulthandlungen stehen.
%
60
50
40
30
20
10
0
Höhle innen 1.1
(n =1080)
Höhle innen 1.2 Höhle aussen 1.2 Höhle innen 1.3
(n = 565)
(n =2631)
(n = 723)
Hausrind
Hausschwein
Hausschaf/-ziege
Haushuhn
Höhle innen 1.4
(n =856)
Abb. 107: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der wichtigsten Tierarten in der Phase
1.0 bis Phase 1.4 nach Fragmenten (vgl. Anhang Abb. 132).
%
60
50
40
30
20
10
0
Höhle Nord
(n =1385)
davon Grube Pos. 39
(n = 406)
Hausrind
Hausschwein
Hausschaf/-ziege
Haushuhn
Nord und Süd
(n =1078)
Höhle Süd
(n =874)
Abb. 108: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der wichtigsten Tierarten im Innenraum
nach Fragmenten.
119
Fundvorlage
%
25
Einziger Vertreter des Hausgeflügels ist das
Haushuhn. Fischreste liegen keine vor, was
aber daran liegen dürfte, dass keine Erdproben geschlämmt und archäozoologisch
untersucht wurden.297 Exotische Tiere und
tierische Importprodukte konnten ebenfalls
nicht nachgewiesen werden.
20
15
10
5
0
–5
–10
–15
–20
Kopf
Rumpf
Höhle aussen (n=560,3 g)
Oberarm /
-schenkel
(Stylopodium)
Unterarm/
-schenkel
(Zygopodium)
Hand/Fuss
(Autopodium)
Höhle innen (n= 296,2 g)
Abb. 109: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum des Hausrindes in Relation zu einem
modernen Vergleichsskelett (vgl. Anhang Abb. 133).
%
25
20
15
10
5
Die in Zillis vertretenen Tierarten entsprechen somit zwar dem üblichen Spektrum
römischer Fundstellen, dieses weist hier allerdings eine eher geringe Diversität auf. Zu
diskutieren bleibt, woher diese Haustiere
stammen.
Unter dem Untersuchungsmaterial fanden
sich neben den tierischen auch menschliche Knochen (vgl. Anhang Abb. 131), was
weiter nicht erstaunt, da die Fundstelle ja
überhaupt erst aufgrund dieser menschlichen Knochen entdeckt wurde.298 Die
meisten dieser Knochen, die während der
archäozoologischen Untersuchung erkannt
wurden, stammen aus den Schichten, die
zu der Phase 1.4 und vor allem der Phase 4
gehören. Dies spricht dafür, dass auch diese Knochen aus den Gräbern stammen, die
nach der Aufgabe der Höhle als Kultlokal
angelegt worden waren.
3.7.3.1 Tierartenanteile im Gesamtmaterial
0
–5
–10
–15
–20
–25
Kopf
Rumpf
Höhle aussen (n=1932,7 g)
Oberarm /
-schenkel
(Stylopodium)
Unterarm/
-schenkel
(Zygopodium)
Hand/Fuss
(Autopodium)
Höhle innen (n= 3220,3 g)
Abb. 110: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum von Hausschaf / -ziege in Relation zu
einem modernen Vergleichsskelett (vgl. Anhang Abb. 134).
120
Unter dem Gesamtmaterial Abb. 105;
Abb. 106 sind die Schafe / Ziegen, entsprechend der artlich bestimmbaren Knochen
hauptsächlich die Schafe, mit Abstand die
wichtigste Tierart: Nach Fragmentzahlen
machen sie 47 % der bestimmbaren Tierknochen aus, nach Gewicht beträgt ihr
Anteil sogar 56 %. Das bedeutet, dass das
meiste in der Höhle konsumierte Fleisch
von Schafen stammte. Die zweitwichtigste
Tierart ist nach Fragmentzahlen das Haushuhn (29 %), gefolgt vom Hausschwein
Fundvorlage
(22 %). Nach Gewicht betrachtet ist die
Reihenfolge umgekehrt. Trotzdem erreicht
das Haushuhn immer noch einen Gewichtsanteil von fast 10 %, was im Vergleich mit
Siedlungskomplexen als ausserordentlich
hoch zu bezeichnen ist.299 Diese Tierart hat
folglich eine besondere Bedeutung für die
Höhle von Zillis und es stellt sich die Frage
nach der Anzahl der hier ursprünglich vorhandenen Individuen. Beim Fundmaterial
des Mithräums von Tienen (B) wurde die
Mindestindividuenzahl aufgrund der Carpometacarpen berechnet, die das am wenigsten fragmentierte Skelettelement darstellen. Es ergaben sich gegen 200 Individuen,
die dort bei einem einzigen Kultmahl konsumiert wurden.300 Für Zillis wurde dieser
Skelettteil 63 Mal registriert, was 32 und
somit deutlich weniger Individuen als für
Tienen ergibt. Dort wurden insgesamt auch
deutlich mehr Hühner- bzw. Vogelknochenfragmente (ca. 9600 Fragmente) gefunden.
Die weiteren Tierarten erreichen in Zillis
kaum nennenswerte Anteile: Das Hausrind,
welches die grössten und schwersten Knochen aufweist, erreicht nach Fragmentzahlen weniger als 5 %. Aber auch nach den
Gewichtsanteilen beurteilt liegen seine Anteilswerte bei weniger als 10 %.
Für Aussagen bezüglich menschlicher Nutzung der natürlichen Fauna sind nur die
Jagdtiere zu berücksichtigen. Diese machen einen äusserst geringen Anteil an
den bestimmbaren Tierknochen aus. Gejagte Tiere spielten folglich beim Kultgeschehen in der Höhle von Zillis eine nur
sehr marginale Rolle.
3.7.3.2 Die Tierartenanteile innerhalb der
Höhle
In den einzelnen Phasen sind zwar leicht
schwankende Werte bei den Tierartenan-
%
15
12
9
6
5
0
–3
–6
–9
Kopf
Rumpf
Höhle aussen (n= 762 g)
Oberarm /
-schenkel
(Stylopodium)
Unterarm/
-schenkel
(Zygopodium)
Hand/Fuss
(Autopodium)
Höhle innen (n= 1411,75 g)
Abb. 111: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum des Hausschweines in Relation zu einem
modernen Vergleichsskelett (vgl. Anhang Abb. 135).
teilen festzustellen Abb. 107. Trotzdem
kann die beim Gesamtmaterial bestehende Reihenfolge «Schaf / Ziege – Haushuhn –
Hausschwein» in fast allen Phasen beobachtet werden. Die schwankenden Tierartenanteile in den einzelnen Phasen dürften
hauptsächlich taphonomisch zu erklären
sein. Bei den wenigen Jagdtierknochen und
den selten vertretenen Haustieren (Hunde
und Equiden) fällt hingegen auf (vgl. Anhang Abb. 132), dass sie mit einer Ausnahme nur in Phase 1.4 vorkommen. In diesem
Fall sind Vermischungen mit jüngerem Material nicht auszuschliessen.
Auch in der Fläche zeichnen sich leichte Unterschiede ab: Im nördlichen Höhlenteil ist
der Hühnerknochenanteil leicht höher als
im südlichen Bereich Abb. 108; dort sind
dafür die Schaf- / Ziegen- und die Schweineknochen besser vertreten. Auch von den
mit wenigen Fragmenten vertretenen Tierarten fanden sich die meisten im südlichen
Teil der Höhle.
121
Fundvorlage
%
50
in die Höhle gebracht hat. Das Mitbringen
von konserviertem Fleisch zur Bereicherung
der Kultmahlzeiten konnte auch für die
Heiligtümer von Avenches VD / Aventicum
nachgewiesen werden.301
40
30
20
10
0
Kopf
Höhle aussen (n=637 g)
Rumpf
Flügel
Bein
Höhle innen (n= 1074 g)
Abb. 112: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum des Haushuhns (vgl. Anhang Abb. 136).
3.7.4 Skelettteilspektren
Da vom Hausrind praktisch alle Skelettteile vertreten sind Abb. 109; (vgl. Anhang
Abb. 133) ist anzunehmen, dass zumindest
ein Teil der Rinder lebend zur Höhle geführt
und hier getötet wurde. Darauf deutet auch
das Skelettteilspektrum, das vor allem bei
den Extremitäten kaum Abweichungen
vom Vergleichsskelett zeigt. Grössere Abweichungen liegen nur bei den Kopf- und
den Rumpfteilen vor. Da die Abweichungen vor allem im Aussenbereich ausgeprägt
sind, spielen hier taphonomische Faktoren
mit Sicherheit eine Rolle. So ist anzunehmen, dass die härteren Zähne den schlechteren Erhaltungsbedingungen ausserhalb
der Höhle sicher besser widerstanden
haben als die Rumpfknochen. Allerdings
ist auch zu überlegen, ob Kopfteile, die
kulinarisch nicht genutzt werden konnten,
bewusst aus der Höhle geschafft wurden.
Umgekehrt fällt die gute Vertretung des
Stylopodiums, darunter das Schulterblatt,
im Höhleninneren auf. Möglicherweise
handelt es sich dabei um Abfälle von Vorderschinken, welche man zum Verzehr mit
122
Die Schafe und wahrscheinlich auch die wenigen Ziegen wurden ebenfalls lebend zur
Höhle gebracht, denn auch bei ihnen sind
alle Skelettregionen gleichermassen vertreten Abb. 110 (vgl. Anhang Abb. 134). Wie
bei den Rinderknochen sind bei dieser Tierart die Kopfteile über- und die Rumpfteile in
Relation zu einem Vergleichsskelett untervertreten, was auch in diesem Fall taphonomische Gründe haben dürfte. Nur bei dieser
Tierart hingegen fällt die Übervertretung
des Zygopodiums auf. Dies muss nicht unbedingt mit einer menschlichen Bevorzugung
dieser Fleischregion in Zusammenhang stehen, sondern könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Schaf- / Ziegen-Tibia
aufgrund ihrer Anatomie auch bei kleineren
Fragmenten relativ gut zu bestimmen ist.
Darauf deutet im vorliegenden Fall auch
die Tatsache, dass der Zygopodiumsanteil
beim schlechter erhaltenen Vorplatzmaterial noch höher ist als bei den Knochen aus
dem Höhleninneren.
Bei den Hausschweinknochen liegen ebenfalls nur geringe Abweichungen zum Vergleichsskelett vor Abb. 111 (vgl. Anhang
Abb. 135). Die Übervertretung der Kopfteile
vor allem im Aussenraum könnte wiederum
sowohl mit der besseren Erhaltungsfähigkeit der Zähne als auch mit der Entsorgung
von Schlachtabfällen ausserhalb der Höhle
zu erklären sein.
Bei den Hühnerknochen fällt auf, dass die
Kopfteile unter dem Fundmaterial quasi
fehlen Abb. 112 (vgl. Anhang Abb. 136).
Dies scheint eher keine taphonomischen
Ursachen zu haben, denn die Rumpfteile,
Fundvorlage
welche ebenfalls aus zerbrechlichen Plattenknochen bestehen, sind sehr gut im
Fundmaterial von Zillis vertreten. Es muss
daher damit gerechnet werden, dass, vorausgesetzt die Tiere wurden lebend zur
Höhle gebracht, die Köpfe im Verlaufe der
Kulthandlungen abgetrennt und gesondert
behandelt wurden. Kleinere Knochen wie
Phalangen fehlen ebenfalls fast vollständig im Fundmaterial. Dies dürfte aber grabungstechnisch zu erklären sein.
3.7.5 Alter
Beim Hausrind sind nur relativ wenige Daten zum Individualalter vorhanden, sodass
eine Auftrennung in Innen- und Aussenraum nicht möglich ist. Beim Gesamtmaterial zeigt sich ein eindeutiges und für
römerzeitliche Funde aussergewöhnliches
Bild Abb. 113. Praktisch alle Individuen waren bei ihrer Tötung weniger als 36 Monate alt, also noch nicht ausgewachsen. Etwa
50 % hatten ein Alter von unter 18 Monaten
(infantil-juvenil), davon 15 % sogar unter
6 Monaten. Eine zweite grössere Gruppe
(über 40 %) bilden die juvenil-subadulten
Individuen (7 bis 36 Monate). Für eine
saisonale Einordnung der Schlachtungen
sind die hauptsächlich aufgrund der Epiphysenverwachsungen durchgeführten Altersbestimmungen beim Rind zu ungenau.
Immerhin lässt sich feststellen, dass im
Fundmaterial alle drei ersten Lebensjahre
repräsentiert sind. Und die weniger als 6
Monate alten Individuen zeigen, dass auch
im Sommerhalbjahr geschlachtet wurde.
Auch bei den Schaf / Ziegenknochen ist der
Anteil an ausgewachsenen Tieren mit Werten von unter 10 % auffallend gering Abb.
114. Unter diesen Jungtieren sind alle Stufen von neonat-infantil bis subadult vertreten. Mit Abstand am häufigsten sind aller-
%
50
40
30
20
10
0
infantil-juvenil
(< 18 Monate)
infantil
(< 6 Monate)
subadult
(19 – 36 Monate)
juvenil
(< 18 Monate)
jungadult
(> 36 Monate)
juvenil-subadult
(7 – 36 Monate)
altadult
(>> 36 Monate)
Abb. 113: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Hausrind (n=74).
dings die juvenilen (gegen 50 %) sowie die
infantil-juvenilen Individuen (25 %) belegt.
Die meisten Tiere wurden somit in der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres, also
im Winterhalbjahr, und nur 10 % in den
ersten Lebensmonaten und im zweiten Lebensjahr geschlachtet. Im Innenraum sind
die Knochen ganz junger Individuen im Vergleich zum Vorplatz besser vertreten. Dies
dürfte weniger mit menschlicher Selektion
zusammenhängen, sondern eher auf die
schlechteren Erhaltungsbedingungen ausserhalb der Höhle zurückzuführen sein, die
den jugendlichen Geflechtsknochen stärker
zusetzen als adulten Knochen.302
Unter den Hausschweinknochen sind praktisch keine ausgewachsenen Tiere vertreten Abb. 115. Dies ist auch für eine Tierart,
die lediglich zur Fleischnutzung gehalten
wurde, als aussergewöhnlich zu bezeichnen. Denn in durchschnittlichen Siedlungskomplexen findet sich immer ein gewisser
Teil an Knochen, die von den ausgewachsenen Zuchttieren stammen. Hier fand folglich auch bei den Schweinen eine gezielte
Selektion statt.
123
Fundvorlage
%
60
Im Gesamtmaterial sind die infantilen und
infantil / juvenilen Individuen mit Werten
um 40 % am häufigsten vertreten. Unter
letzterer Gruppe dürften sich ebenfalls
hauptsächlich infantile Individuen verbergen, denn der Anteil der sicher bestimmbaren juvenilen Individuen liegt bei nur 10 %.
Die meisten Schweine waren folglich noch
nicht sechs Monate alt, als sie zur Höhle getrieben wurden.
50
40
30
20
10
0
Höhle aussen
(n =241)
Höhle innen
(n = 194)
fötal-neonat (bis 8 Wochen)
subadult (12– 24 Monate)
infantil (2 –6 Monate)
jungadult
infantil-juvenil (2–12 Monate)
adult-senil
Total
(n = 435)
Die zwischen dem Höhleninnern und dem
Aussenraum feststellbaren Unterschiede
dürften wie bei den Schafen / Ziegen auf
taphonomische Faktoren zurückzuführen
sein.
Unter den Hühnerknochen stammen etwa
80 % von ausgewachsenen Tieren, etwa 20 %
waren noch nicht ausgewachsen Abb. 116.
Diese Anteile entsprechen nicht den für
römische consumer sites üblichen Verhältnissen: Gewöhnlich beträgt der Anteil an
Jungtieren dort nur wenige Prozent, nur im
wahrscheinlichen Aufzuchtbetrieb von Les
Ilettes (F) ist er deutlich höher.303 Jungtieranteile zwischen 20 % und 35 % wurden
hingegen bei den Hühnern des Mithräums
von Tienen (B) festgestellt.304
juvenil (6 –12 Monate)
Abb. 114: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Hausschaf / -ziege.
%
60
50
40
30
20
10
0
Höhle aussen
(n =258)
Höhle innen
(n = 444)
fötal-neonat (bis 8 Wochen)
juvenil (6 – 12 Monate)
infantil (2 –6 Monate)
subadult (12– 24 Monate)
infantil-juvenil (2–12 Monate)
jungadult
Abb. 115: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Hausschwein.
124
Total
(n = 702)
Moderne Hühnerrassen sollen mit ca. 3,5
Monaten ausgewachsen sein, allerdings
dürften sich die antiken Hühner langsamer
entwickelt haben.305 Laut antiken Quellen
fand die Brutzeit von Februar bis September statt und dauerte jeweils drei Wochen,
allerdings wurde von einem Ausbrüten der
Küken nach der Sommersonnwende abgeraten, da die Tiere vor der kalten Jahreszeit
nicht mehr ihre volle Grösse erreichten.306
Es kann folglich nicht gesagt werden, wann
genau die nicht ausgewachsenen Hühner
von Zillis geschlüpft sind. Eine wie bei
den meisten Schafen / Ziegen festgestellte
Tötung im Winterhalbjahr ist aber durch-
Fundvorlage
aus möglich. Des Weiteren ist festzustellen,
dass bei den ausgewachsenen Hühnerknochen nur einmal ein medullärer Knochen,
der für Tiere in der Legephase spricht,
nachgewiesen werden konnte. Da gemäss
Columella die Hühner vom 13. November
an aufhörten Eier zu legen307, könnte dies
ebenfalls für eine Tötung in der dunklen
Jahreszeit sprechen. Allerdings ist dabei
auch zu berücksichtigen, dass es sich bei
der Mehrheit der Hühner um männliche
Tiere handelte und dass Hennen bei geringem Calciumangebot nur wenig medullären
Knochen bilden.308
%
100
80
60
40
20
0
Höhle aussen
(n = 389)
Höhle innen
(n = 973)
adult
infantil (2 – 6 Monate)
3.7.6 Geschlecht und Masse
Total
(n = 1362)
infantil-juvenil (2– 12 Monate)
Nur bei wenigen Knochen und nur für wenige Tierarten konnten Geschlechtsbestimmungen durchgeführt werden Abb. 117.
Während beim Schaf / Ziege ein weibliches
Tier vorliegt, sind beim Hausschwein die
männlichen Tiere relativ deutlich übervertreten. Dies ist allerdings eine typische
Erscheinung für ein Haustier, das rein zur
Fleischnutzung gehalten wurde.309
Bei den Hühnermetatarsen ist es aufgrund
der Spornbildung möglich, zwischen männlichen und weiblichen Tieren zu unterscheiden. Ob es allerdings bei kleineren
oder schlecht erhaltenen Fragmenten in
jedem Fall möglich ist, zwischen einem ausgebrannten, männlichen Sporn und einem
kleiner gewachsenen, weiblichen Sporn
zu differenzieren310, sei dahin gestellt. Die
beim vorliegenden Fundmaterial vorge-
männlich
juvenil
juvenil-subadult
Abb. 116: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Haushuhn.
nommenen Zuweisungen, die eine Dominanz der männlichen Tiere aufzeigen, sind
daher nicht unproblematisch. Medullärer
Knochen, der auf weibliche Tiere schliessen
lassen würde, kommt im Fall von Zillis ebenfalls kaum vor.311
Eindeutigere diesbezügliche Resultate liefern die metrischen Untersuchungen, auch
wenn die Datengrundlage für Zillis nicht
gerade gross ist. Wir verwenden die von
Sébastien Lepetz312 eingeführten Umrechnungsfaktoren, die es erlauben, die Längenmasse verschiedener Skelettelemente
männlich wahrscheinlich
weiblich
Abb. 117: Zillis, Höhle.
weiblich wahrscheinlich
Rothirsch
2
Anzahl Geschlechtsbestim-
Pferd
1
mungen.
Haushuhn
5
Hausschaf/-ziege
Hausschwein
1
1
1
1
9
3
125
Fundvorlage
n
4
tönernen Rinderstatuette dem Mithraskult zugeordnet. Ob ein Zusammenhang
zwischen der Knochenzahl einerseits und
der Art des Kultes, der Grösse der Kultgemeinde oder der Häufigkeit der Kulthandlungen andererseits besteht, bleibt
zu diskutieren.
3
2
1
0
94
92
98
96
102
100
Abb. 118: Zillis, Höhle. Indizes der Tarsometatarsen
(Laufbein) von Hühnern
(n = 21). Berechnung nach
Lepetz 1996.
106
104
110
108
114
112
118
116
122
120
126
124
130
128
zusammenzufassen und als Gesamtheit
auszuwerten. Die gleiche Methode wurde
auch bei den Hühnerknochen von Augst BL /
Augusta Raurica angewendet. Dabei zeigte
sich ein relativ ausgewogenes Verhältnis
zwischen weiblichen und männlichen Individuen.313 Die vermessenen Hühnerknochen
von Zillis stammen hingegen praktisch alle
von männlichen Tieren. Einzig bei den beiden Knochen, die einen Index zwischen 106
und 108 aufweisen, könnte es sich aufgrund
der Augster Ergebnisse auch um sehr grosse Hennen handeln Abb. 118. Die extreme
Selektion in Zillis weist in jedem Fall und
mit grosser Sicherheit auf einen kultischen
Hintergrund hin.314
3.7.7 Diskussion der Resultate
Die Knochenanzahl, die in und bei der
Höhle von Zillis gefunden wurde, ist im
Vergleich zu manchen anderen Kulthöhlen
auffallend hoch. So kamen in der Tunnelhöhle und der Tropfsteinhöhle am Kugelstein (A) neben Schlangentopffragmenten
nur 431 bzw. 98 bestimmbare Knochen zum
Vorschein.315 Ähnlich hohe Fundzahlen wie
in Zillis fanden sich hingegen in der Höhle
auf der Gradišče über St. Egyden / Kärnten
(A) (3600 Fragmente).316 Diese Höhle wird
aufgrund der Schlangengefässe, der Öllämpchen, eines silbernen Palmblatts und einer
126
Bezüglich der Tierarten ist in erster Linie
die klare Dominanz der Schaf- / Ziegenknochen bzw. Schafe in Zillis hervorzuheben.
Das Schwein und das Rind spielen hingegen
eine sehr untergeordnete Rolle. Diese Reihenfolge weicht deutlich von derjenigen ab,
wie sie meist in profanem römischem Siedlungskontext anzutreffen ist. Üblicherweise dominieren in den Fundstellen nördlich
der Alpen (Mittelland, Jura, Hochrhein) die
Hausrindknochen deutlich vor Hausschwein
und Schaf / Ziege.317 Hohe Rinderanteile
fanden sich aber auch unter den wenigen
bislang untersuchten vorrömischen und römischen Tierknochen der Kleinstadt ChurWelschdörfli.318 In inneralpinen Siedlungen
können aber topographisch bedingt auch
hohe Schaf- / Ziegenknochenanteile vorkommen, so in der eisenzeitlichen Siedlung
Mottata-Ramosch319 oder in der römerzeitlichen Fundstelle Riom-Cadra.320 Im Fall von
Zillis könnte die Tradition einer überwiegenden Kleinviehzucht noch in römischer Zeit
weitergeführt worden sein, wie dies auch
bei der Siedlung von Brig-Glis VS festgestellt
werden konnte.321
Die Hühnerfragmentanteile können zwar
auch in profanen Kontexten sehr unterschiedlich sein, erreichen aber nur selten
höhere Werte als 5 %. Erhöhte Hühnerwerte, wie sie im Fall der Höhle von Zillis vorliegen, sind aber typisch für Tierknochenkomplexe aus kultischem Kontext.322 Allerdings
bestehen teilweise grössere Unterschiede
zwischen den verschiedenen Kulten, wie
dies ja auch schon bei den Haussäugetieren
Fundvorlage
festgestellt werden konnte. So erreichen die
Hühnerknochen in gallorömischen Heiligtümern Werte bis um 10 %.323 Es bestehen
also deutliche Unterschiede zwischen den
Tierknochenfunden aus den einheimisch
geprägten Heiligtümern und der Höhle von
Zillis. Lenken wir daher unser Augenmerk
auf die orientalischen Kulte.
In zwei Gruben in einem Gebäudekomplex
in Arras (F), der mit dem Kybele- und AttisKult in Zusammenhang gebracht wird, beträgt der Hühneranteil 12,4 % bzw. 16,4 %,
mit Abstand die wichtigste Tierart ist das
Hausschwein.324 Im Isis und Magna MaterHeiligtum von Mainz (D) / Mogontiacum
hingegen stammen ca. 90 % der Knochen
von Haushühnern, allerdings waren sie
hohen Temperaturen ausgesetzt und sind
somit als Überreste von Brandopfern anzusprechen.325 Ein Brandopferplatz mit ähnlicher Zusammensetzung konnte innerhalb
des Heiligtums von Kempraten-Seewiese SG
festgestellt werden, wo sich auch Fluchtäfelchen mit der Nennung der Magna Mater
fanden.326 Auch unter den Tierknochen aus
dem Isis Heiligtum von Belo in der Baetica
(E) fand sich ein hoher Anteil an verbrannten Hühnerknochen.327
Bei den Kulten, die weiblichen Gottheiten gewidmet waren, kann der Anteil der Hühnerknochen also zwar sehr hoch sein, aber man
setzte sie meist bei Brandopfern ein, was,
wie wir zumindest bei den von Hand eingesammelten Tierknochen gesehen haben,
in Zillis nicht der Fall war. Wenden wir uns
daher für weitere Vergleiche den männlichen Gottheiten zu:
Eine Grubenverfüllung aus dem Kastellvicus von Straubing (D) wird von Constanze
Höpken mit Sabazius in Zusammenhang gesehen. Hier beträgt der Geflügelanteil etwa
8 %, der grösste Anteil der Knochen stammt
vom Rind (44 %).328 In Grube G11 des Iuppiter Heliopolitanus-Heiligtums der canabae
von Petronell (A) / Carnuntum erreichen die
Hühner einen Anteil von 17.5 % und die Rinder sogar 72 %.329 In beiden Fällen bestehen
durch die hohen Rinderanteile grössere Unterschiede zum Komplex von Zillis.
Der am häufigsten in den Nordwestprovinzen nachgewiesene orientalische Kult für
eine männliche Gottheit ist Mithras gewidmet. Bislang sind zwar nur wenige Mithräen
im Gebiet nördlich der Alpen auch archäozoologisch untersucht. Allen gemeinsam ist
aber, dass die Hühnerknochen meist unverbrannt sind, also nicht mit Brandopfern in
Zusammenhang stehen.330 Der Anteil der
Vogel- bzw. Hühnerknochen weicht aber an
den verschiedenen Fundstellen stark voneinander ab: Während er in Martigny VS
(33 %) sowie Orbe-Boscéaz VD (31 %)331
und St. Egyden (A)332 moderat erhöht ist,
erreicht er in Künzing (D) mit 38,8 %333, in
Tienen (B) mit 73,6 %334 und in Septeuil (F)
mit 73–78 %335 extrem hohe Werte. In der
Tunnelhöhle (A) liegt er bei 52 %, allerdings
ist hier eine Zuweisung zum Mithraskult
nicht gesichert.336
Die Unterschiede zwischen diesen Fundstellen könnten auf regionale Eigenheiten zurückzuführen sein.337 Die grösste Übereinstimmung der Hühnerknochenanteile von
Zillis besteht mit den Funden aus den Mithräen von Orbe-Boscéaz VD und Martigny VS.
Eine Abweichung zu diesen Heiligtümern
ergibt sich zwar durch den hohen Schweineund eher geringen Schaf- / Ziegenanteil in
Martigny VS und Orbe-Boscéaz VD.338 Die
davon abweichenden Werte können aber
auf die spezielle topografische Lage von Zillis
zurückgeführt werden (vgl. oben).
Von Bedeutung ist in kultischem Zusammenhang auch das Geschlecht der Tiere, denn
127
Fundvorlage
es entspricht oft demjenigen der verehrten
Gottheit.339 Daher ist zu prüfen, ob im Mithraskult, der nur Männern offenstand, auch
hauptsächlich männliche Tiere in den Kult
involviert waren. Dies ist bei den Hühnern
von Tienen (B) der Fall.340 Bemerkenswerterweise fanden sich aber auch im Isis und Magna Mater-Heiligtum in Mainz (D) / Mogontiacum nur Hähne.341 Die Autoren erklären
dies mit der allgemein grossen Bedeutung,
die der Hahn seit Jahrtausenden in den
vorderorientalischen Kulten hatte, so als allmorgendlich krähender Lichtverkünder.342
Aber auch wirtschaftliche Gründe sind
nicht völlig von der Hand zu weisen. So vermutet Elisabeth Stephan bei den ebenfalls
nur männlichen Tieren aus dem Temenos von
Rottenburg (D) / Sumelocenna, dass es sich
dabei um die überzähligen Hähne handelte,
welche die Züchter auf dem Markt verkauften.343 Trotzdem dürften die Hähne
relativ teuer gewesen sein, denn laut dem
Preisedikt des Diokletian, das keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machte,
kostete ein Paar Hühner 60, ein Huhn also
30 Denare, ein Pfund Rindfleisch hingegen
nur 8 Denare.344 Es handelte sich also ohnehin um relativ kostspielige Tiere.
In den Mithräen von Martigny VS und OrbeBoscéaz VD ist nun aber das Geschlechterverhältnis relativ ausgeglichen: In Martigny
VS kommen sieben Hähne auf vier Hennen
und in Orbe-Boscéaz VD vier Hähne auf
sechs Hennen vor.345 Möglicherweise liegen
bei den verschiedenen Geschlechterverhältnissen wieder regionale Ausprägungen
des Kults vor, oder aber auf dem lokalen
Markt wurden relativ wenige Hühner angeboten, sodass man keine Rücksicht auf das
Geschlecht der Tiere nehmen konnte.
Im Fall des Mithräums der Villa von OrbeBoscéaz VD ist es wahrscheinlich, dass die
Tiere aus lokaler Zucht stammten, weshalb
128
wiederum männliche und weibliche Tiere
vertreten sind. In den meisten anderen Fällen stellt sich aber die Frage, wo die Hühner
gezüchtet worden waren, die zeitgleich und
zu Dutzenden zu den Mithräen gebracht
wurden. Nach schriftlichen Quellen war die
römische Geflügelzucht weit fortgeschritten. So war die Kunstbrut bekannt, bei der
man die Eier zum Ausbrüten in Kot einlegte.346 Dass man auch nördlich der Alpen intensivere Hühnerzucht betrieb, konnte aufgrund von Eierschalenfunden im Gebäude
O von Biberist SO aufgezeigt werden.347
Aber im Val Schons / Schams sind im Umfeld des Fundorts kaum weitere römische
Siedlungen oder Gutshöfe bekannt, in der
Hühnerzucht hätte betrieben werden können. Ob alle in der Höhle getöteten Tiere
aus Zillis selbst stammen, ist daher zumindest bei den Hühnern fraglich. Dass sie aus
dem überregionalen Handel stammten, ist
durchaus denkbar. Zu diskutieren bliebe in
diesem Fall, ob sie von Händlern oder von
den Kultanhängern selber ins Tal gebracht
wurden. Jedenfalls ist bekannt, dass es sich
beim Mithraskult um einen sehr mobilen
Kult handelte.348
Was lässt sich nun aufgrund der Tierknochen zu den in der Höhle durchgeführten
Ritualen aussagen? Falls es sich tatsächlich
um einen Mithras geweihten Ort handelt,
kann davon ausgegangen werden, dass
das gemeinsame Mahl einen wesentlichen
Teil der Kulthandlungen darstellte.349 Die
starke Fragmentierung und die relativ hohen Schnittspurenanteile350 bei Hausrind-,
Schaf- / Ziegen-, Hausschwein- und auch
Hühnerknochen lassen denn auch darauf
schliessen, dass das Fleisch all dieser Tiere
in der Höhle von Zillis zubereitet und gegessen wurde. Möglicherweise wurden die
Tierkörper im Rahmen der Kulthandlungen
sogar stärker als üblich zerlegt.
Fundvorlage
Zumindest ein Teil der Haussäuger wurde
lebend zur Höhle geführt und getötet. Bei
den Hühnern stellt sich hingegen das bereits oben diskutierte Problem der quasi
fehlenden Köpfe.351 Es ist daher unklar,
ob diese Tiere noch lebend oder bereits
geschlachtet zur Höhle gebracht wurden.
Die Tatsache, dass es sich dabei praktisch
ausschliesslich um männliche Individuen handelte, deutet auf eine symbolische
Bedeutung hin, die über diejenige der getöteten Säugetiere hinausgeht352, archäozoologisch aber kaum nachweisbar ist. Einen
Hinweis auf eine symbolische Bedeutung
des Geflügels könnte ein Zitat von Ambrosiaster (Pseudoaugustin)353 liefern. Er
beschreibt, dass den Mithrasinitianten
die Hände mit Hühnerdärmen zusammengebunden und von einem liberator mit einem Schwert wieder aufgeschnitten worden seien. Da der Verdauungstrakt eines
Huhnes sechs- bis achtmal dessen Körperlänge ausmacht354, hätte für diesen Akt ein
Huhn pro Initiant wohl gereicht. Falls man
solche Rituale in Zillis durchgeführt hat,
hätte dies mindestens 32-mal der Fall gewesen sein können.
Da man – wie für einen Kultkomplex typisch –
in Zillis mehrheitlich junge bis sehr junge
Säugetiere tötete, können die Tierknochen
schliesslich auch Hinweise auf den Zeitraum
geben, in dem die Handlungen stattgefunden haben.355 Allerdings sind die Resultate
zu den Sterbealtern von Schafen / Ziegen
und Schweinen im Fall von Zillis nicht unproblematisch, besonders, wenn man davon ausgeht, dass Schafe und Schweine
anlässlich des gleichen Festes getötet wurden: Die Lämmer wurden in der Antike, wie
auch heutzutage noch, nur im Frühjahr geboren.356 Da die meisten Lämmer von Zillis
in der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres starben, dürften die meisten Lammtötungen auch im Winterhalbjahr stattge-
funden haben. Die Mehrzahl der Schweine
wurde hingegen in Zillis nur wenige Monate
alt. In den schriftlichen Quellen finden sich
für die Schweine neben einem Frühjahrswurf auch Hinweise auf einen zweiten Wurf
im Herbst. Diese Tiere seien aber jeweils
schwächer gewesen als die im Frühjahr geborenen.357 Vorausgesetzt, es handelt sich
um einen solchen zweiten Wurf, würden
das Schweinealtersspektrum von Zillis – wie
wahrscheinlich auch die Hühnerknochen –
für Feste im Winter sprechen. Daneben
müssen aber aufgrund des Altersspektrums
der Rinder auch im Sommer Treffen stattgefunden haben. Dies konnte aufgrund der
Tierknochenuntersuchungen auch beim
Mithräum von Tienen (B) festgestellt werden. Die Autoren ordnen das im Juni / Juli
begangene Fest den Sommersolstitien zu,
welche eine wichtige Rolle im Mithraskult
spielten.358
Im Fall von Zillis hätten die Kulthandlungen
hauptsächlich im Winterhalbjahr, vielleicht
im Zeitraum der Wintersonnwende stattgefunden. Damit ergibt sich ein Bezug zum
Geburtstag des Sol invictus (25. Dezember),
der oft zusammen mit Mithras auftritt oder
sogar mit ihm gleichgesetzt wird.359 Jedenfalls lässt sich aufgrund der Altersspektren
aufzeigen, dass die Höhle von Zillis mehrfach und zu verschiedenen Jahreszeiten
aufgesucht wurde. Die Knochen der hochgerechnet 32 Hühner sind also nicht bei
einem einzigen Ereignis angefallen. Dies
spricht im Gegensatz zu Tienen (B), wo
mindestens 285 Personen am gleichen
Festmahl teilgenommen haben sollen360,
für eine sehr kleine Kultgemeinde. Im Gegensatz zum Mithräum von Martigny VS361
fehlen Lebensmittel, die für eine reiche
Oberschicht sprechen, fast gänzlich, so Austern und Wildbret. Möglicherweise spricht
dies für Angehörige einer unteren sozialen
Bevölkerungsschicht.
129
Fundvorlage
3.7.8 Schlussfolgerungen
Die Resultate der archäozoologischen Untersuchungen unterstützen eindeutig die
kultische Deutung des spätkaiserzeitlichen
Fundplatzes. Aufgrund der tierartlichen Zusammensetzung, besonders des relativ hohen Anteils an unverbrannten, männlichen
Hühnerknochen bei gleichzeitig eher geringem Anteil an Rinderknochen, kann der
Komplex am ehesten dem Mithraskult zugeordnet werden. Die meisten Tiere, hauptsächlich Lämmer, aber auch Kälber und Ferkel, wurden lebend zur Höhle gebracht und
hier getötet, wobei viel Blut geflossen sein
muss. Eine grosse Rolle kam auch den Hähnen zu. Ob sie eine spezielle Symbolik hatten und Teil eines besonderen Rituals waren,
kann anhand des vorliegenden Fundmaterials zwar vermutet, aber nicht bewiesen werden. Anschliessend an die Rituale zerlegte
man die Tiere, bereitete das Fleisch zu und
verspeiste es bei einem gemeinsamen Festmahl im Nordteil der Höhle. Bei den meisten angetroffenen Tierknochen handelt es
sich daher um Schlachtabfälle und Abfälle
anschliessender Kultmahlzeiten. Diese blieben zunächst am Ort des Konsums liegen,
wurden dann aber zum Teil aus der Höhle
entfernt. Die Rituale fanden mehrmals und
hauptsächlich im Winterhalbjahr statt. An
den Kulthandlungen dürften jeweils nur
wenige Personen, möglicherweise Angehörige der Unterschicht, teilgenommen haben.
Die Frage, wo diese lebten und woher sie
stammten, ist bislang ebenso ungelöst wie
diejenige nach der Herkunft der hier getöteten Tiere.
130
Fundvorlage
Abb. 119: Zillis, Höhle. Bergkristall. Mst. 3:1.
131
Synthese
4
Christa Ebnöther
Anna Flückiger
Die Neusichtung und -bearbeitung der
Befunde und Funde aus der Halbhöhle
(Balme) in Zillis erlaubten es, für die Zeit
zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert vier
Phasen bzw. drei Hauptnutzungsphasen
herauszuarbeiten, während welcher die
Höhle durchwegs zu kultischen Zwecken,
allerdings unterschiedlicher Ausprägung,
aufgesucht worden war. Da die hochmittelalterliche und neuzeitliche Aufschüttungen
umfassende jüngste Phase (Phase 5) nicht
mehr mit einer eigentlichen Nutzung der
Höhle und des Vorplatzes in Verbindung
zu bringen ist, wird sie im Folgenden nicht
weiter berücksichtigt.
Nach der Zusammenfassung der Befundabfolge (vgl. Kap. 4.1) sollen in der Synthese
nun die Stränge der einzelnen Untersuchungen und Interpretationen, wie sie in Kap. 2
und Kap. 3 vorgelegt wurden, zu einem
Gesamtbild zusammengefügt und die verschiedenen Nutzungen der Höhle aus einer
interdisziplinären Perspektive beleuchtet
werden. Im Fokus stehen dabei Fragen zum
Charakter des paganen Kultortes und des
Kultgeschehens in der Zeit zwischen dem
3. und dem frühen 5. Jahrhundert (Phase 1,
vgl. Kap. 4.2). Für die nachfolgenden frühmittelalterlichen Nutzungsphasen (Phase
2 bis Phase 4: Ende 6. bis 10. Jahrhundert),
die mit einer kultischen Neuaufladung der
Höhle verbunden werden können, lassen
sich vorerst nur einige punktuelle Ein- und
Ausblicke geben (vgl. Kap. 4.3).
4.1 Die Nutzung der Höhle zwischen dem
3. und 10. Jahrhundert
Den Gesamtfundbestand berücksichtigend –
die typochronologische Einordnung des
Geschirrinventars und die Münzreihe – sowie aufgrund der 14C-Daten ist der Beginn
der Nutzung der Höhle (Phase 1.0) frühestens im mittleren 3. Jahrhundert anzu-
setzen Abb. 120. Zu dieser Zeit wurde die
8 m breite Höhlenöffnung mit einer auf einem Mauersockel aufliegenden Holzwand
verschlossen und war nunmehr nur über
einen, über Felsstufen erreichbaren Eingang im Südwesten zugänglich Abb. 121.
Dieser führte – wahrscheinlich über einen
Vorraum – in den im Nordteil gelegenen
Hauptraum. Über dessen Innenausbau sind
dem Befund nur wenig Informationen abzugewinnen: Im Zentrum befand sich eine
Feuerstelle, vermutlich ein Kuppelofen. Bei
der in letzten Resten erfassten, entlang
der Nordwand angelegten halbkreisförmigen Stirnmauer dürfte es sich weniger um
das Fundament einer aufgehenden Mauer
als um den Unterbau eines sockelartigen
Aufbaues, vielleicht eines (Kult-)Podiums,
gehandelt haben. Zahlreiche Nägel und Beschlagteile weisen darüber hinaus auf nicht
erhaltenes Holzmobiliar und / oder einen
hölzernen Innenausbau; zweifellos wurden
auch die vielen kleineren und grösseren
Felsabsätze und Nischen in der Höhlenrückwand als Ablageflächen genutzt.
Phase 1.0, der ersten Nutzung der Höhle als
paganes Kultlokal zuzuweisende Schichten
sind aus dem Innenraum nicht überliefert.
Letzte, auf den Vorplatz ausgeräumte, d. h.
umgelagerte Schichtreste liegen möglicherweise aber mit Pos. 72 vor (Phase 1.0 / 1.1,
vgl. Kap. 2.3.4). Aufgrund der (typo-)chronologischen Einordnung der Funde aus
dem unteren Bereich des ältesten Schichtpaketes im Höhleninnern (Pos. 34, Phase
1.1, Abb. 66; Abb. 67), dazu gehört auch
eine Münze des Constantius II. für Constantius Gallus Caesar (351 – 354), ist davon auszugehen, dass dessen Bildung und
somit die zweite Nutzung erst im Verlaufe
des 4. Jahrhunderts einsetzten; die älteren
Nutzungshorizonte (Phase 1.0) scheinen
vorgängig abgetragen und ausgeräumt worden zu sein.
133
Synthese
In baulicher Hinsicht erfolgten während
Phase 1.1 keine wesentlichen Veränderungen: Im Verlaufe der Nutzung wurde entlang der rückseitigen Höhlenwand eine weitere Steinreihe gesetzt, möglicherweise der
Unterbau einer Bank oder eines Gestelles.
Zudem scheint der Kuppelofen abgebrochen worden zu sein. Die geringe Zahl der
Funde aus Schicht Pos. 34 lässt in Verbindung mit den Resultaten der geoarchäologischen Untersuchungen schliessen, dass der
Höhlenboden äusserst sauber gehalten und
die Abfälle regelmässig aus der Höhle getragen wurden (vgl. Kap. 3.1.2).
Der Abschluss der Schichtbildung von
Pos. 34, die sich aus zahlreichen feinen
Aschestraten zusammensetzt (vgl. Kap.
2.3.4), lässt sich zeitlich nicht genauer eingrenzen: Die jüngste, daraus stammende
Münze (367 – 375) liefert jedoch einen terminus post quem für die Anlage der Grube
Pos. 39 und damit für den Beginn der Phase 1.2. Ob und allenfalls welche rituelle
Funktion dieser Grube zugekommen war,
ist nicht zu beurteilen. Ihre kompakte Verfüllung spricht jedenfalls für einen einmaligen Verfüllungsvorgang u. a. mit Mauerversturz. Dieser wiederum bezeugt einen
vorgängigen Abbruch einer Konstruktion,
vielleicht der halbkreisförmigen Nordmauer bzw. des postulierten Podiums, der gemäss der Schlussmünze aus der Verfüllung
von Grube Pos. 39 (Arcadius, 388 – 403) im
ausgehenden 4. oder frühen 5. Jahrhundert
erfolgt sein muss. Wie die nachfolgenden
Bautätigkeiten – Planierungsarbeiten im
Innen- und Aussenraum (Planien Phase 1.2
und Phase 1.3) – schliessen lassen, ist dieser Abbruch aber nicht mit der Aufgabe der
Höhle als paganes Kultlokal gleichzusetzen.
Das Fundspektrum in diesen Planien sowie
Passscherben legen nahe, dass damit ein
Grossteil der während Phase 1.0 und Phase 1.1 anderswo deponierten bzw. aus der
134
Höhle entfernten Votiv-(Gaben) und Abfälle
wieder in respektive vor die Höhle einplaniert worden waren.
Der Befund- und reiche Fundbestand, der
für die Phase 1.0 bis Phase 1.3 überliefert
ist, ermöglichte die Entzifferung und Differenzierung des hier praktizierten Kultgeschehens, das neben gemeinschaftlichen
Aktivitäten – rituellen Handlungen und
Banketten – auch individuelle Gesten einschliesst, vornehmlich die Deponierung von
(Votiv-)Gaben (vgl. Kap. 4.2.2).
Die jüngste pagane Nutzung (Phase 1.4) ist
über den von numismatischer Seite gewonnenen terminus post quem von 388 – 403
(Phase 1.1 bis Phase 1.3) respektive den
terminus ante quem, den die 14C-Datierungen der Schicht Pos. 7a und Grab 1 (Phase
2: letztes Drittel 5. / frühes 6. Jahrhundert)
liefern, ins mittlere 5. Jahrhundert zu datieren (vgl. Abb. 51, ergänzend Kap. 2.5.2).
Im Befund manifestiert sich Phase 1.4 in
Schicht Pos. 7, einer mit Pos. 34 vergleichbaren, aber durch die nachfolgenden (nach
Phase 2) Aktivitäten stark durchwühlten
und gestörten Schicht. Die Höhle scheint
weiterhin verschlossen gewesen zu sein,
was in Verbindung mit der während dieser Phase erfolgten Erneuerung der Terrassierungsmauer eine sowohl in zeitlicher
wie vielleicht auch funktionaler Hinsicht
kontinuierliche Nutzung postulieren lässt.
Im Fundensemble aus Schicht Pos. 7, das
zahlreiche Passscherben zu Gefässen aus
älteren Straten umfasste, liessen sich indes keine Funde identifizieren, welche die
oben erschlossene Datierung oder gar eine
kultische Nutzung der Höhle bestätigten.
Da auch die Nutzungsschichten der Phase
1.1 (Pos. 34) nur wenige Funde enthielten,
könnte gerade dies aber auf eine kontinuierliche Nutzung der Höhle als Kultlokal, jedoch mit anderem respektive reduziertem
Synthese
Phasen und Skizze
Befunde
Funde
Kultische Neuaufladung
Beinernes Kreuz (vgl. Abb. 57)
Schicht Pos. 7a mit
unter Feuerstelle Pos. 17.
Feuerstelle Pos. 17, Grab 1;
Mauer / Wand anfänglich evtl.
noch bestehend.
Datierungsgrundlagen
14
C-Daten Grab 1 (Ende 6. / frühes 7. Jh.,
vgl. Abb. 51 und Kap. 2.5.2) als terminus ante
quem für den Beginn von Phase 2 (Feuerstelle
Pos. 17)?
Phase 2
Jüngste pagane Nutzung
(?) Pos. 7, Erneuerung
der Terrassierungsmauer.
Kontinuierliche Nutzung mit
verändertem bzw. reduziertem Kultgeschehen?
Keine jüngeren Funde, aber viele
Passscherben zu darunterliegenden Schichten.
Über terminus post quem von Phase 1.3 und
terminus ante quem von Phase 2 in die erste
Hälfte/mittleres 5. Jh. zu datieren.
Planie Phase 1.3 (Pos. 33)
im Nordteil der Höhle; aus
einer Konstruktion?
Sehr viele Münzen (Schlussmünze
388 – 403) und nur wenige weitere
Funde (Votivblech, Lampen, wenige Kristalle und Gefässe).
Terminus post quem für das Einbringen der
Planie: Schlussmünzen aus Grube Pos. 39:
388 – 403.
Planien Phase 1.2 im
nördlichen Innen- und
Aussenraum.
Die Funde stammen aus der ersten
und zweiten Nutzungsphase
(Phase 1.0 und Phase 1.1).
Terminus post quem für das Einbringen der Planie: Schlussmünze aus Grube Pos. 39: 388 – 403;
Münzen aus UK Planie 1.2 im Aussenraum
367 – 375, Nordteil und 367 – 378, Südteil.
Phase 1.4
Phase 1.2 Planien und Phase 1.3 Planie
Verfüllung von Grube
Pos. 39 mit Mauerversturz
(Abbruch einer Konstruktion?).
Phase 1.2 Grube
Schlussmünzen aus der Grubenverfüllung:
388 – 403.
Terminus post quem für die Anlage der Grube:
Schlussmünze aus Pos. 34: 364 – 375.
Grube Pos. 39 wird an
OK Pos. 34 ausgehoben,
Funktion?
Zweite Nutzung als paganes
Kultlokal Genese von
Schicht Pos. 34; Steinreihe
Pos. 11, Grube Pos. 46.
Die Abfälle werden ausserhalb der
Höhle entsorgt. Schicht Pos. 34
enthält nur wenige Funde; das
Schlangengefäss ging spätestens
zu Beginn dieser Phase zu Bruch.
Erste Nutzung als paganes
Kultlokal Geschlossene
Höhle mit Kuppelofen (?);
Terrassierungsmauer.
Schichtabtrag im Innenraum. Die
Abfälle werden aus der Höhle
gebracht; keine Funde in situ bzw.
aus geschlossenen Befundkontexten.
Zweite Hälfte / späteres 4. Jh. 14C-Daten und
Funde aus dem untersten Teil von Schicht
Pos. 34: Münze 351 – 354. Jüngste Münze aus
Schicht Pos. 34: 364 – 375.
Phase 1.1
Nutzungsbeginn mittleres / spätes 3. Jh. über die
C-Daten (vgl. Abb. 51), die Münzreihe sowie
über die typochronologische Einordnung weiterer
Funde erschlossen.
14
Phase 1.0
Abb. 120: Zillis, Höhle. Synoptische Darstellung der Befundabfolge und Nutzungen der Höhle während den Phasen 1 und 2.
135
Synthese
Kultgeschehen hinweisen – auf ein Kultgeschehen ohne individuelle Gesten oder
vielmehr ohne fassbare Deponierungen
von (Votiv-)Gaben und ohne Bankette in der
Art, wie sie für die Phase 1.0 und Phase 1.1
überliefert sind.
Mit der Errichtung einer neuen Feuerstelle
(Phase 2) und der Anlage von Grab 1 kam es
spätestens im ausgehenden 6. Jahrhundert
(vgl. Kap. 2.5.2) zu einer Nutzungsänderung.
Im Befund waren zwischen Phase 1.4 und
dem Beginn von Phase 2 weder natürliche
Ablagerungen noch anthropogene Eingriffe
wie beispielsweise ein Abtrag oder Entfernen von Schichten festzustellen, d. h. Indizien, die auf einen längeren Nutzungsunterbruch hingewiesen hätten. Spätestens mit
der Anlage der ersten Bestattung wurde die
Höhle kultisch neu aufgeladen. Sieht man
im Beinkreuz (vgl. Abb. 57), das sich unter
der neu angelegten Feuerstelle fand, ein
christliches Symbol, erfolgte diese kultische
Neuaufladung vielleicht bereits schon früher. Obschon die Befundlage im Bereich der
Sockelmauer keine eindeutigen Aufschlüsse
lieferte, kann davon ausgegangen werden,
dass die Höhle während dieser Phase weiterhin durch eine Holzwand verschlossen
war; auch die Terrassierungsmauer auf dem
Vorplatz scheint noch bestanden zu haben.
Für eine Kontinuität dieser neuen Nutzung
der Höhle mag die Lage der beiden während Phase 3 hinzu gekommenen Bestattungen sprechen: Sowohl mit dem im Südteil der Höhle angelegten Grab 2 wie auch
mit Grab 3, das den Abbruch der Holzwand
voraussetzte oder bedingte, schien man
wie zuvor einen «Raum» um die Feuerstelle respektiert zu haben. Ob man während
Phase 4 (7. / 8. bis 10. Jahrhundert) diesen
«Raum» weiterhin respektieren wollte oder
musste und aus diesem Grund die jüngeren
Bestattungen (Grab 4 bis Grab 10) ausser-
136
halb der Höhle anlegte, bleibt unklar. Auch
wenn die 14C-Daten einen Hiatus von ein
bis zwei Generationen nahelegen, weist die
Verwandtschaft des in der Höhle in Grab 3
Bestatteten mit einigen der vor der Höhle
beigesetzten Personen (vgl. Kap. 2.5) auf
die anhaltende wichtige Bedeutung, die
dieser Platz für eine (ortsansässige?) Gemeinschaft bis ins 10. Jahrhundert eingenommen hatte. Wie die unter Phase 5
zusammengefassten, massiven Aufschüttungen zu verstehen geben, wurde die Nekropole, der Erinnerungsort an die Toten
dieser Gemeinschaft, aber spätestens zu
Beginn des 13. Jahrhunderts aufgelassen.
4.2 Die Höhle als paganer Kultort
Die kultische Konnotation der Höhle während des 3. bis ins frühere 5. Jahrhundert
steht ausser Zweifel. Nun gilt es jedoch, diese zu präzisieren, d. h. den Charakter des
Kultortes und des Kultgeschehens zu entschlüsseln sowie Fragen nach der oder den
Gottheiten zu diskutieren, deren Kult hier
praktiziert wurde. Eng damit verbunden
sind Fragen nach dem Personenkreis, welchem Zugang zu diesem Lokal und damit zu
diesem Kult gewährt war, und schliesslich
die Frage nach der Bedeutung des Kultortes
in seinem regionalen und überregionalen
Kontext.
Mangels epigraphischer Quellen und zweifelsfrei zu interpretierender Bildzeugnisse
soll im Folgenden versucht werden, sich
den Antworten auf diese Fragen zum einen
über den Ort, die Höhle selbst, zum andern
über das Kultgeschehen, von welchem
sich einzelne Aspekte über die archäologischen Quellen greifen lassen, anzunähern,
um schliesslich die Frage der Identifizierung
des Kultortes und der Kultgemeinschaft
anzugehen.
Synthese
4.2.1.1 Numinoser Ort oder Kultlokal einer
geschlossenen Gemeinschaft?
oder nach den schwierigen Passagen durch
die Via Mala oder die Rofflaschlucht – mit
einem Dank oder einer Bitte eine Gabe für
die Götter niederlegten.363
Eine Interpretation der Höhle als ein numinoser Ort, d. h. ein allen und allgemein
zugänglicher, vom Menschen als «göttlich»
erachteter Naturort362, bietet sich auf den
ersten Blick geradezu an. Er mag von regionaler Bedeutung oder, die gute Anbindung an den transalpinen Verkehrsweg und
den einfachen Zugang berücksichtigend,
auch ein numinoser Ort gewesen sein, an
dem Händler und (Fern-)Reisende – vor
Als numinos erachtete Naturorte müssen
sich im archäologischen Befund nicht zwingend auch baulich, etwa durch Sakralbauten, manifestieren. Auf die besondere kultische Bedeutung eines solchen Platzes weisen oftmals nur das gehäufte Auftreten von
Münzen, allenfalls ein Münzdepot, oder das
Vorkommen kultisch konnotierter Objekte,
wie etwa Votivältäre und -bleche oder Statuetten etc. hin364; von Funden also, wie sie
4.2.1 Charakterisierung des Kultortes
Abb. 121: Zillis, Höhle. Rekonstruktion des paganen
Kultlokals.
137
Synthese
aus fast jedem Heiligtum und Kultgebäude –
so auch aus Zillis – vorliegen. Als Votive
und Gaben interpretiert, bezeugen diese
an markanten oder besonderen Naturorten,
aber oftmals in wenig spezifischen Befundkontexten deponierten Objekte weniger
komplexe gemeinschaftliche Kultpraktiken
denn vielmehr eine Vielzahl von individuellen Gesten.
Eine weitere Interpretation der Höhle, die
bereits kurz nach deren Entdeckung diskutiert wurde und in die Literatur Eingang
gefunden hat, ist die Deutung als geschlossener Kultort in konstruktivem wie auch im
übertragenen Sinn – als Versammlungsort
einer Kultgemeinschaft um eine spezifische,
wahrscheinlich orientalische Gottheit.365
Solche Gemeinschaften, die unter dem
Begriff «Gruppenkulte» zusammengefasst
werden,366 schlossen sich über das Prinzip
der Mitgliedschaft zusammen, die über
eine kultspezifische Einweihung erfolgte. Im
Zentrum des Kultes stand eine bestimmte
(Schutz-)Gottheit, ohne dass in der Regel
ein Exklusivitätsanspruch erhoben wurde –
weder in Bezug auf die verehrten Gottheiten noch in Bezug auf ein Engagement der
Mitglieder in anderen Kulten und Gemeinschaften.
Kultgemeinschaften waren in der Regel
private Zusammenschlüsse, die sich wie
auch alle anderen antiken Vereinigungen
(collegia, corpora) nach dem Vorbild des
städtischen Beamtenapparates organisierten, eine Vereinskasse besassen und auch
administrative Aufgaben zu erledigen hatten. Neben den Vereinsangelegenheiten
nahmen in all diesen Gemeinschaften Kultfeiern und Bankette, aber auch die Begräbnisfürsorge eine zentrale Rolle ein.367 Die
regelmässigen Zusammenkünfte konnten
bei einem öffentlichen Tempel oder in pri-
138
vaten oder gemeinschaftseigenen Lokalen
oder Gebäuden, die zuweilen über einen
eigenen Sakralbau verfügten, durchgeführt
werden.368 In vielen Fällen waren die Versammlungsräume privater Vereinigungen
aber einfach nur mit einem Kultraum oder
einer Kultapsis ausgestattet, wo neben den
Kultbildern auch der Opfertisch, der Altar,
stand. Solche Versammlungsbauten oder
-lokale waren entsprechend nicht sakrale,
sondern profane Räume. Gelegentlich waren die für die Versammlungen und Bankette notwendigen Sitz- oder Liegegelegenheiten fest installiert (Podiensäle). Lokale
dieses Bautyps wurden von verschiedenen
religiösen Gruppen als Versammlungs- und
Kultgebäude aufgenommen, u. a. auch von
jenen um Mithras.369 In der Tradition der
primär im östlichen Mittelmeerraum verbreiteten Bankettbauten verwurzelt, kommt
in diesen mit festen Liegepodien ausgestatteten Versammlungslokalen die zentrale
Bedeutung des gemeinsamen Bankettes im
Kultraum auch baulich zum Ausdruck. Versammlungsorte von geschlossenen Gemeinschaften, deren Kultort als Podiums- oder
Umgangstempel ausgestaltet war, können –
wie dies in etwas anderer Form in Sakralbezirken zu beobachten ist370 – auch eine
räumliche Trennung von Kult und Bankett
aufweisen (z. B. in Iseen, in Kultbezirken der
Magna Mater / des Attis und der Matronen
oder im Kultbezirk des Iuppiter Heliopolitanus in Petronell (A) / Carnuntum371). In
einigen Fällen sind auch andere bauliche
Ausprägungen von Liege- oder Sitzgelegenheiten, zum Beispiel in Form von umlaufenden Bänken, zu beobachten.372 Das Fehlen
von gemauerten Liegepodien innerhalb
eines Kultraumes weist aber nicht zwingend auf eine räumliche Trennung von
Kult und Bankett, da Liege- oder Sitzgelegenheiten nicht zwangsläufig dauerhaft,
sondern auch temporär aufgestellt werden
konnten.
Synthese
Den Bogen zurück zur Höhle in Zillis schlagend, ist für deren Interpretation zweifellos
die Tatsache relevant, dass sie bereits zu
Beginn der Nutzung im 3. Jahrhundert mit
einer Holzwand verschlossen worden war.
In den Hauptraum gelangte man nur über
einen Vorraum, der von aussen durch einen
schmalen, wohl abschliessbaren Eingang
betreten werden konnte. Die Höhle scheint
somit weder allgemein noch direkt zugänglich gewesen zu sein, was als erstes Indiz für
eine Interpretation als Versammlungslokal
einer geschlossenen Kultgemeinschaft herangezogen werden kann. Diese Interpretation kann durch die Resultate der mikromorphologischen Untersuchungen insofern
untermauert werden (vgl. Kap. 2.3.4), als es
zumindest für Phase 1.1 nachzuweisen gelang, dass die Höhle ausserordentlich sauber gehalten wurde und die Bodenniveaus
nicht mit vom Aussenraum stammendem
Erdmaterial verschmutzt waren. Dies mag
darauf hinweisen, dass mit besonderen,
vielleicht sogar auch restriktiven Zutrittsbestimmungen zu rechnen ist.
Vom Innenausbau des Kultraumes in Zillis
ist kaum etwas erhalten geblieben, das mit
den Ausstattungen bislang bekannter Kultund Versammlungslokale zu vergleichen
wäre. Während unklar bleibt, ob es sich bei
der Steinreihe entlang der rückseitigen Höhlenwand tatsächlich um den Unterbau einer
Bank handelte, nahm vielleicht das an der
Nordwand (und unterhalb des Höhlenfensters?) gelegene, postulierte Podium eine
besondere Bedeutung ein. Zentral positioniert (und deshalb ebenfalls von zentraler
Bedeutung?) waren zweifelsohne der mutmassliche Kuppelofen (Phase 1.0) respektive in der Folge die darin eingetiefte, lanzettförmige Grube Pos. 46 (Phase 1.1). Eine
Interpretation letzterer als Feuergrube ist
mangels Brandspuren nicht zu belegen. Als
offene Struktur am Standort des einstigen
Kuppelofens genutzt und schliesslich mit
umgelagertem Schichtmaterial (Pos. 34?)
verfüllt (vgl. Kap. 2.3.4), kam ihr aber zweifellos eine wichtige Rolle zu.
4.2.1.2 Die Höhle als geschlossenes
Kult- und Versammlungslokal
Wenn der geführte und restriktive Zugang
zur Höhle in Zillis eine Interpretation als
Versammlungsort einer Kultgemeinschaft
nahelegt, drängt sich ein Vergleich mit Kultund Versammlungsorten mithräischer Gemeinschaften, den Mithräen, geradezu auf:
In der Mithraslegende sind Felsen und Höhlen als immer wiederkehrende und daher
auch für den Kult zentrale Handlungsräume
zu identifizieren, die auch in der baulichen
Gestaltung der Versammlungsräume inszeniert wurden: Fensterlos und eingetieft,
einer Höhle nach- und als Banketträume
ausgebaut, waren sie gewissermassen dem
Lebenszyklus des Mithras entnommene
Orte der Erinnerung.373 Im Innenraum waren nicht wie in einem Sakralbau oder in
vielen anderen Kultbauten eine oder mehrere Statuen der (Schutz-)Gottheiten in
statischer Position aufgestellt, sondern ein
Relief oder eine Malerei mit der Schlüsselszene aus der Mithraslegende, der heilbringenden Tötung des heiligen Stieres in einer
Höhle.374 Eine szenische Darstellung also,
die keine eigentliche Opferhandlung zeigt,
sondern an eine im Mithraskult zentrale
Schöpfungshandlung erinnern soll.375 Einige dieser Reliefs, so u. a. jenes aus Frankfurt-Heddernheim (D)376, sind beidseitig
bearbeitet und konnten gedreht werden:
Während auf der einen Seite die Tauroktonie abgebildet ist, zeigen die Darstellungen
auf den Rückseiten oftmals Mithras und
Sol beim gemeinsamen Mahl in der Höhle
nach der Stiertötung. Sie sitzen dabei hinter
einem Tisch oder liegen auf einer Kline, die
in einigen Fällen mit der Stierhaut bedeckt
139
Synthese
Abb. 122: Mithräum bei
Duino Aurisina (I).
oder der getötete Stier selbst ist. Mit dem
Drehen des Bildes, das sicher aufwändig
und mit knirschenden Geräuschen verbunden war, konnte also die «Handlungsbühne»
verändert werden. Das Mithräum, in seiner
baulichen Grundgestaltung ein Biklinium,
wurde, wenn das «Szenenbild» wechselte,
zu einem Triklinium, wobei Mithras und Sol
auf der mittleren Kline, auf den Ehrenplätzen, lagerten. Wenn also auch die Mahldarstellung als eine der Legende entnommene,
zentrale Erinnerungsszene zu deuten ist, so
konnten hierbei die Mithrasanhänger über
die Ausgestaltung des Kultraumes gleichsam eine aktive Rolle einnehmen.377
Von den bekannten Mithräen sind nur einige wenige – unter anderem auch die
beiden (frühen?), in einem vormaligen
Steinbruch eingerichteten Mithräen in
140
Doliche (TR)378 – in Höhlen oder Grotten angelegt. Die Identifizierung als Kulträume für
Mithras erfolgten meist über die am Felsen
angebrachten Kultbilder (Tauroktonie) oder
Weiheinschriften, gelegentlich auch über
Altäre in oder in der unmittelbaren Nähe
der Höhle.379 An anderen Orten, z. B. in
Jajce (BIH),380 war das Kultbild an einen Felsen angebracht, der einst wohl die stirnseitige Mauer eines (nicht erhaltenen) vorgebauten Mithräums bildete. In Močiči Konavlje (HR)381 waren die Tauroktonie und möglicherweise die Figur des Silvanus neben
dem Höhlen- oder Grotteneingang angebracht. Der für Mithräen charakteristische
Innenausbau mit Liegepodien ist bislang
nur in der vermutlich künstlich erweiterten
Höhle in Hawarte (SYR)382 sowie in der unterirdischen Grotte bei Duino Aurisina östlich von Aquileia (I) Abb. 122383 überliefert.
Synthese
Neben diesen über bildliche und / oder inschriftliche Quellen identifizierten Mithräen
in Grotten und Höhlen liegen insbesondere
im (Süd-)Ostalpenraum weitere Kultorte in
Grotten und Höhlen vor. Deren Interpretationen als «Kultlokale» erfolgte ausschliesslich aufgrund von Einzelfunden und / oder
der Fundspektren, ohne dass es auch hier
möglich gewesen wäre, eine Verbindung
zu einem bestimmten Kult herzustellen.
Es sind dies zwei Höhlen im Umland von
Ljubljana (SLO) / Emona: Die 8 m tiefe Höhle
Spodmol Pod gricoin in Godič bei Kamnik, die über einen Korridor zugänglich
war und in welcher eine Quelle entsprang
und die Höhle Zicica in Moste bei Žirovnica
Abb. 123.384 Weitere vergleichbare Kultplätze, aus welchen zudem Fragmente von
Schlangengefässen bekannt sind, sind die
Höhlen in Gradišče-St. Egyden (A),385 die
etwa 4 m lang (inklusive Vorplatz etwa
10 m) und 3 m breit war, sowie die Kugelstein-Tropfsteinhöhle (A),386 die über einen
7 m breiten und 2 m hohen Eingang zugänglich war und 60 m in den Felsen hineinführte. Ob oder wie diese Höhlen allenfalls verschlossen waren, ist keinem der Berichte zu
diesen Fundorten zu entnehmen.
Ungeachtet des Ortes selbst wie auch des
Innenausbaus der Höhle in Zillis, die für einen Gruppenkult geeignet scheinen und anhand derer sich eine Interpretation als Versammlungsraum einer Mithrasgemeinschaft
geradezu anbietet, ist festzuhalten, dass
auch andere Gottheiten in Höhlen verehrt
wurden. Aus dem südgallischen Raum wie
auch aus dem (Süd-)Ostalpengebiet liegen
einige sogenannte Höhlenkultplätze vor, die
oftmals seit der Eisenzeit oder bereits früher aufgesucht wurden387 und wohl mehrheitlich lokalen Gottheiten geweiht waren.
Soweit bekannt, unterscheiden sich deren
Inventare aber vor allem durch das Fehlen
von Geschirr und Tierknochen in grösserem
Abb. 123: Kultgrotte bei
Moste Žirovnica (SLO) und
Auswahl von daraus stammenden Funden.
Umfang, d. h. von Bankettresten, von jenen
der oben aufgeführten Orte. Wie im Falle des
Abris in den Gorges de Covatanne, SainteCroix VD, kam ihnen wohl weniger die Funktion von (geschlossenen) Versammlungsorten, sondern vielmehr die Bedeutung von
numinosen Orten zu.
141
Synthese
Abb. 124: Rückseite eines unter Kaiser Hadrian (117 – 138)
geprägten Medaillons mit
der Darstellung des Silvanus.
Durchmesser 38,5 mm.
Von grösserem Interesse sind in diesem
Zusammenhang die Silvanus geweihten
Höhlen und Grotten, wie sie bisher vor allem aus dem dalmatischen Raum vorliegen.388 Silvanus war eine italische Gottheit
der Wälder, des Wildlebens und des Ackerbaus; seine Attribute waren die Sichel und
ein Pinienzweig, sein Begleittier war ein
Hund. Wie dies die Verbreitung der Inschriften, Reliefs und Statuen zu verstehen gibt,
wurde er ab dem 2. Jahrhundert in weiten
Teilen des Imperiums, vor allem in Italien,
Südgallien und in den Donauprovinzen, zu
einer äusserst populären Gottheit.389 Dieses
Bild gilt es jedoch durch den Filter der Inschriftendichte generell bzw. der inschriftsetzenden Bevölkerung und deren epigraphic habit in Zeit und Raum quellenkritisch
zu beurteilen.
Soweit bekannt, standen dem Silvanus geweihte Votivältare teils in Heiligtümern anderer Gottheiten, in Kultbauten und kleineren Schreinen, in freier Natur (Abris, Grotten) oder in häuslichen Kontexten. Obwohl
durchaus staatstragend, besass er auch in
Italien keine eigenen Sakralbauten und es
gab keinen offiziellen Kult; er wurde in der
Regel innerhalb von privaten Gemeinschaften (collegia) verehrt.390 Über das Kultgeschehen sind den inschriftlichen Quellen
keine Hinweise zu entnehmen, doch han142
delte es sich dabei um religiöse Zusammenschlüsse und nicht um Kultgemeinschaften,
für deren Mitgliedschaft Einweihungsrituale erforderlich waren. Einige der Quellen
gewähren aber Einblick in die Vereinsorganisation, wie beispielsweise die lex familiae
Silvani aus dem nördlich von Rom am Fusse
des Appenin gelegenen Trebula Mutuesca
bei Monteleone Sabini (I). Neben der 74
Namen – ausschliesslich Männer – umfassenden Mitgliederliste werden Ausgaben
für die Opfer für Silvanus festgesetzt und
festgehalten, dass im Heiligtum (sacrum)
keine Streitereien und Raufereien erlaubt
seien, ebenso dürften keine Aussenstehenden mitgebracht werden. Ausserdem wird
die Finanzierung von Bestattungen sowie
die Regelung beim Austritt eines Mitgliedes
aus der familia geregelt.391 Aus weiteren Inschriften geht klar hervor, dass Festmähler
auch in diesen Zusammenschlüssen eine
wichtige Rolle spielten. Sie wurden meist im
Freien durchgeführt. Einer Silvanusgemeinschaft in Italien wurden sogar vier Ländereien gespendet, damit die Durchführung
der Opferfeierlichkeiten und Festmähler gewährleistet werden konnte; dabei war die
Teilnahme aller Mitglieder an den Banketten vorgeschrieben (CIL 10, 444).392
Die Ikonographie des Silvanus, der bärtig
und nackt Abb. 124 oder mit einer Tunika bekleidet dargestellt wird, bekam in
den Provinzen zunehmend eine regionale
Prägung. In Südgallien verband er sich mit
dem gallischen Hammergott393 und in Dalmatien kam es ikonographisch zu einer Verschmelzung mit Pan394. In diesem Gebiet
wird er auf den Reliefs oftmals nackt, mit
Chlamys oder Mantel dargestellt, zuweilen
mit Bocksfüssen und Hörnern und häufig
zusammen mit Diana, der Göttin der Jagd,
aber auch mit Merkur. Abgebildet sind diese drei Gottheiten unter anderem auf dem
einzigartigen Votivrelief von Danilo Biranj
Synthese
Abb. 125: Votivrelief aus
Danilo Biranj (HR) für Diana,
Pan- Silvanus und Merkur.
Diana (links) kniet auf
einem liegenden Hirsch,
in der Mitte steht Pan-Silvanus, der in der rechten
Hand eine Panflöte (?) hält,
und rechts Merkur, dazwischen sitzt ein Hund. Die
Weiheinschrift befindet sich
zwischen den Köpfen der Figuren und am linken Rand.
(HR) Abb. 125, auf welchem Diana – im
Bildschema der Tauroktonie – einen Hirsch
tötet.395 In einigen Fällen, öfters aber in Dakien, trägt Silvanus eine phryigsche Mütze,
was als Zeichen einer Orientalisierung interpretiert und mit der zunehmenden Bedeutung der orientalischen Kulte in einen
Zusammenhang gebracht wurde.396
und Bankettlokal, ist nicht gesichert, aber
anzunehmen.399 Aus beiden genannten
Kulträumen sind keine weiteren Funde bekannt. Diesbezüglich aufschlussreich wird
die noch ausstehende Auswertung des
kürzlich in Osijek (HR) / Colonia Aelia Mursa
(Pannonia Inferior) entdeckten Kultgebäudes für Silvanus sein.400
Der grossen Zahl von Schrift- und Bildquellen stehen bislang nur sehr wenige archäologische Nachweise, d. h. Baubefunde von
Kulträumen, gegenüber. Genannt seien
hier zum einen das «Sacello del Silvano»
in Ostia (I), das in einer schmalen, etwa
2 m breiten Gasse unmittelbar neben dem
Caseggiato dei Molini, einer Grossbäckerei,
lag397, und zum anderen die beiden Kulträume in Petronell (A) / Carnuntum. Einer davon befand sich ausserhalb der Stadt398, der
andere lag unmittelbar an der Hauptachse
im Zentrum der Stadt und enthielt etwa
50 mehrheitlich Silvanus domesticus geweihte Altäre. Eine Verbindung mit dem
rückseitig angebauten dreischiffigen Gebäude, einem möglichen Versammlungs-
Welche Bedeutung Silvanus im zentralen
Alpenraum eingenommen hatte, ist schwierig zu beurteilen. Es ist vielleicht aber nicht
dem Zufall zuzuschreiben, dass sich an
der bis ins schweizerische Mittelland führenden, zentralen Alpentransversale drei
Weiheschriften fanden, so in Sils i. E. / Segl,
Baselgia (Heiligtum?)401, wo ein dem Silvanus geweihter Altar zusammen mit Altären
für Diana, Merkur und für die Hirtengötter
zu Tage gekommen ist, in Zürich / Turicum
(Votivinschrift für Silvanus und Diana)402
und Brugg AG / Vindonissa (Silvanus)403.
Die Affinitäten der Höhle in Zillis als Versammlungsort einer – angesichts der Platzverhältnisse – kleinen Kultgemeinschaft zu
143
Synthese
Kultorten des Mithras sind nicht von der
Hand zu weisen. Das Beispiel der Mithrashöhle in Doliche (TR) mag illustrieren, dass
ein charakteristischer Innenausbau nicht
zwingend zu erwarten respektive überliefert
ist und sich eine restriktive Zugänglichkeit
nicht notwendigerweise auch baulich manifestieren muss; vielleicht war ein erschwerter Zugang ausreichend. Das Fehlen jeglicher ikonographischer Zeugnisse mithräischen Inhaltes sowie möglichweise die beiden Trillerpfeilen (vgl. Abb. 87), die man als
Signalinstrumente gerne mit der Gottheit
der Wälder und des Wildlebens, Silvanus, in
Verbindung bringen möchte, könnten unseres Erachtens auch – äusserst diskret zwar –
auf einen Kultort für Silvanus weisen. Er
spielte vielleicht in den zentralen Alpen
eine bedeutendere Rolle als bisher angenommen.
4.2.2 Charakterisierung des
Kultgeschehens
In einem weiteren Schritt soll versucht werden, über die im Befund und mit den Funden fassbaren Aspekte des Kultgeschehens
weitere und präzisere Aufschlüsse zur Kultgemeinschaft und der / den hier verehrten
Gottheit(-en) zu gewinnen. Dem Konzept
der Fundvorlage folgend, werden dabei zunächst die Zeugnisse der individuellen Gesten, sodann die Zeugnisse gemeinschaftlicher Aktivitäten diskutiert.
Gottheiten werden die (Votiv-)Gaben der
Gottheit übergeben und damit dem profanen Gebrauch entzogen. Sie werden in
der in göttlichem Eigentum befindlichen
und daher nicht allgemein zugänglichen
cella – bei gallo-römischen Umgangstempeln auch im offenen Umgang – niedergelegt. Die Geldgaben konnten hernach gemäss Auftrag oder Wunsch des Spenders
einsetzt werden, die (geleerten) Behältnisse der Speise- und Trankgaben entsorgte
man später innerhalb des temenos.
In der Höhle in Zillis befanden sich die (Votiv-)Gaben ursprünglich im allen Mitgliedern der Gemeinschaft zugänglichen Kultraum; sie gehörten zur Ausstattung des Versammlungslokals. Die Raumnutzung und
damit der Umgang mit den (Votiv-)Gaben
und ihre Behandlung von deren Deponierung bis zu deren Entsorgung war somit wie
in vergleichbaren Kultbauten anderen Regeln unterworfen als in Sakralbauten griechisch-römischer Gottheiten.
Chronologisch aufgeschlüsselt, bieten die
(Votiv-)Gaben auch die Möglichkeit, Fragen
von Kontinuitäten oder Veränderungen der
Votivpraxis im Verlaufe der Zeit zu diskutieren, und – Provenienz und geschlechtsspezifische Verwendungen der Objekte berücksichtigend – mit den notwendigen Vorbehalten Hinweise zur Herkunft und / oder
dem Geschlecht der Personen zu gewinnen,
die Zugang zur Höhle hatten.
4.2.2.1 Zeugnisse individueller Gesten
Zu den an vielen Kultorten archäologisch
am besten bezeugten individuellen Handlungen gehört die Deponierung von vergänglichen oder unvergänglichen Objekten
im Rahmen eines Gelübdes (votum), als
Geschenk (donum dare) oder als Münzgabe (stipem iacere).404 Im Falle von Sakralbauten traditioneller griechisch-römischer
144
Wenn Ausgangspunkt und Grundlage der
folgenden Diskussion die als (Votiv-)Gaben
interpretierten Funde bilden sollen, sind
vorgängig einige quellenkritische Bemerkungen anzubringen. Zunächst soll an die
gut gestützte Hypothese erinnert werden,
nach der die Höhle bis zu ihrer Aufgabe als
paganer Kultraum regelmässig gereinigt,
die (Votiv-)Gaben also aus der Höhle ge-
Synthese
bracht wurden. Wo sie hingebracht oder deponiert wurden, bleibt offen. Die Tatsache
aber, dass sie im Zuge jüngerer Bautätigkeiten (Phase 1.2 und Phase 1.3) wieder zur
bzw. in die Höhle gebracht wurden, spricht
immerhin dafür, dass sie nicht definitiv, zum
Beispiel im Hinterrhein, entsorgt worden
waren, sondern in der näheren Umgebung.
Vielleicht ist sogar mit weiteren, bisher
noch unentdeckten «Abfall»-Deponien in
der Umgebung zu rechnen. Denkbar ist
schliesslich auch eine bewusste Entnahme
und Aufbewahrung, allenfalls auch Weiterverwendung von Kultgegenständen ausserhalb der Höhle. Gerade für Objekte, denen
im Rahmen des kultischen Kontexts eine besondere Bedeutung oder vielleicht Kraft beigemessen wurde, ist diese Möglichkeit nicht
ausser Acht zu lassen. Die Mehrheit der
Funde respektive (Votiv-)Gaben von Zillis
lagen jedenfalls bei ihrer Auffindung nicht
in situ, sondern in umgelagerten Planieschichten; die räumliche Verteilung der
Funde kann somit nicht direkt interpretiert,
gar mit «Aktivitätszonen» in Verbindung
gebracht werden (vgl. unten).
Die als Votive und Gaben interpretierten
Funde, zu welchen die gefiederten Bleche,
die Münzen, wie wahrscheinlich die Bergkristallfragmente und vielleicht auch einige
der Schmuck- und Kleidungsbestandteile zu
zählen sind, bezeugen wohl mehrheitlich
individuelle rituelle Gesten. Im Einzelfall ist
eine Interpretation der Objekte in diesem
Sinne sicherlich kritisch zu hinterfragen.
Neben Verlustfunden sind Deponierungen
beispielsweise von Einzelmünzen im Zuge
der Errichtung oder baulichen Veränderungen von Räumen und Gebäuden in Betracht
zu ziehen, wie sie nicht nur aus profanen
häuslichen405, sondern auch aus kultischen
Befundkontexten bekannt sind.406 Rituelle
Gesten, die anlässlich solcher Gelegenheiten ausgeführt wurden, erfolgten aber wohl
weniger in individuellem, sondern vielmehr
in einem gemeinschaftlichen Rahmen.
Während die gefiederten Bleche (vgl.
Abb. 72; Kap. 3.3.1) wenig Aussagepotential in Bezug etwa auf die Frage nach der
Herkunft der Mitglieder der Gemeinschaft besitzen, konnte in Zusammenhang
mit den Untersuchungen zu den Münzen
(vgl. Kap. 3.3.2) ein Vorherrschen italischer
Prägungen festgestellt werden, was jedoch
durchaus dem regionalen Geldumlauf entspricht.
Eine südalpine Komponente ist auch mit den
20 Bergkristallen (von insgesamt 156 Fragmenten) nicht regionaler respektive südalpiner Provenienz fassbar (vgl. Kap. 3.3.3),
die, vielleicht als Geschenke oder Handelswaren, von Mitgliedern der Gemeinschaft
oder von Kaufleuten über die Alpen transportiert wurden. Dass es in dieser Region
einen regen (Handels-)Austausch mit dem
Südalpenraum, Oberitalien und dem oberen Adriaraum gab, spiegelt sich – und dies
nicht nur im Fundbestand von Zillis – auch
in anderen Fundgattungen, insbesondere
natürlich im Lavezgeschirr. Offen bleibt die
Frage, ob es sich bei den Bergkristallen um
primäre Ausstattungselemente der Höhle
handelte oder ob sie als individuelle (Votiv-)Gaben über eine längere Zeitspanne
hinweg von verschiedenen Personen, Mitgliedern der Kultgemeinschaft, zur Höhle
gebracht wurden. In beiden Fällen lässt der
hohe Anteil an Kristallen aus dem Beveringebiet auf eine ausgeprägt regionale Anbindung schliessen.
Die Frage schliesslich, ob die Schmuckund Kleidungsbestandteile (vgl. Kap. 3.4)
sowie die weiteren Buntmetallgegenstände407 (Votiv-)Gaben oder Verlustgegenstände repräsentieren, ist bei der geringen Zahl und der Unterschiedlichkeit der
145
Synthese
Objekte sowie mit Rücksicht auf ihre
Kontexte jeweils individuell zu stellen. Stratigraphisch und typochronologisch kommen
für eine Gabe als Weihegeschenk im spätrömischen Kultkontext gesichert die Ringe
(vgl. Abb. 85.2; Abb. 85.3) sowie der Ohrring (vgl. Abb. 85.1) in Frage; theoretisch
auch die Gürtelschnalle (vgl. Abb. 85.4),
allerdings als Altstück.
Die Gabe von Fibeln und Fingerringen in römischen Heiligtümern etwa ist ein durchaus
gängiges Phänomen.408 Im Heiligtum von
Great Walsingham in Norfolk (GB), das wohl
Merkur und einigen weiteren Gottheiten
gewidmet war, konnte aufgrund der Ringgrössen der Fingerringe sogar auf die Gabe
durch Männer geschlossen werden.409
Aber auch weibliche Schmuckelemente
finden sich in römischen Tempeln als Votive.410 Da Ohrringe kaum in Männergräbern
der späten Kaiserzeit und des Frühmittelalters vorkommen und definitiv als Frauenschmuck gelten dürfen411, ist es unwahrscheinlich, dass der Ohrring (vgl. Abb. 85.1)
vor seinem Verlust oder seiner Deponierung von einem Mann getragen wurde;
natürlich könnte er aber von einem Mann
geweiht worden sein.
Im Zusammenhang mit der Frage, ob in
der Höhle eine mithräische Gemeinschaft
zusammengekommen war, sei dies noch
angefügt: Durchaus können Fundspektren
von Mithräen weibliche Kleidungs- und
Schmuckattribute aufweisen412, doch ist
eine weitere Interpretation im Hinblick auf
eine Weihung / Deponierung oder einen
Verlust schwierig. Und auch wenn man
davon ausgeht, dass die mithräischen
Kultvorgänge in der ausschliesslichen
Präsenz von Männern stattfanden, so ist
doch nicht a priori auszuschliessen, dass
zu anderen Zeiten der Aufenthalt von
146
Frauen in mithräischen Räumen möglich
oder erlaubt war.413
Für die Frage der räumlichen Verteilung der
Gaben und Votive, konkret dazu, wie man
mit diesen Objekten umging und welche
Bedeutung sie im Kultraum eingenommen
hatten, soll die Fundverteilung in den Benutzungshorizonten der Phase 1.1 (Schicht
Pos. 34) mit jener in den Planien der Phase
1.2 und Phase 1.3 verglichen werden. Wie
die geoarchäologischen Untersuchungen
gezeigt haben, wurde der Höhlenboden
über die gesamte Zeit hinweg sehr sauber
gehalten, was sich in der vergleichsweise
geringen Zahl der aus diesen Horizonten
stammenden (Votiv-)Gaben widerspiegelt
(vgl. Abb. 66: 36 Münzen, ein Ohrring sowie
neun Bergkristallfragmente); es scheinen
somit jeweils nur wenige Objekte auf dem
Boden gelegen zu haben. Dies bedeutet
jedoch nicht zwingend, dass sie mit den
Abfällen jeweils rasch und regelmässig aus
der Höhle entfernt worden waren; vielleicht
waren sie nicht auf dem Boden, sondern
an einem anderen Ort – in den Felsnischen
oder auf dem postulierten Podium – deponiert. Indizien für solche Deponierungen im
Innenraum sind möglicherweise in der Gesamtverteilung der Münzen zu erkennen:
Während die Planie der Phase 1.2 im Aussenraum generell viel Fundmaterial enthielt,
so auch zahlreiche Münzen, stammen aus
den Planien im Innenraum (Phase 1.2 und
Phase 1.3) nur wenig Funde (u. a. ein Votivblech, zwei Bergkristallfragmente sowie
Fragmente von zwei Lampen), aber überdurchschnittlich viele Münzen – knapp ein
Drittel des Gesamtbestandes. In Anbetracht
des Schichtmaterials der Planie der Phase 1.3 (Pos. 33: kiesige Schicht) darf davon
ausgegangen werden, dass das Erdmaterial und damit die Funde von einem anderen Ort stammen als jenes der Planien der
Phase 1.2 – vielleicht vom / aus dem postu-
Synthese
lierten Podium oder einer weiteren, nicht
erhaltenen Konstruktion im Innenraum414,
vielleicht aber auch vom Aussenraum. Wie
auch immer, dieser Befund weist jedenfalls
auf einen letztlich zu erwartenden, besonderen Umgang mit (Votiv-)Gaben hin.
Für die Frage nach einer allenfalls im
Verlaufe der Zeit erfolgten Veränderung
der Votivpraxis ist, wie oben erläutert, weder die stratigraphische Lage noch die
horizontale Verteilung der entsprechenden
Funde aussagekräftig; es können dafür alleine die (typochronologisch) datierbaren
Funde, d. h. vor allem die Münzvotive, herangezogen werden. Diese zeigen klar, dass
die Sitte, Münzen zu deponieren, erst im
Verlaufe des (späteren) 3. Jahrhunderts eingesetzt hatte. Der zu beobachtende Anstieg
der Münzfunde in der zweiten Hälfte des
4. Jahrhunderts ist dabei nicht zwingend
nur auf eine intensivere Votivpraxis, sondern auch im Spiegel von Veränderungen
im Geldumlauf und der Kaufkraft der Münzen kritisch zu betrachten. So hängt auch
das Fehlen von Fundmünzen des fortgeschrittenen 5. Jahrhunderts mit dem Rückgang der Kleingeldproduktion nach 403
zusammen (vgl. Kap. 3.3.2). Dass aber individuelle Gesten des Deponierens von (Votiv-)Gaben nicht zwingend und konstant Teil
des Kultgeschehens innerhalb von (mithräischen) Kultgemeinschaften waren, mag der
Umstand zeigen, dass aus Mithräen, die nur
bis ins 3. Jahrhundert aufgesucht wurden415,
viel weniger Münzen oder auch andere
Objekte bekannt sind.
Ob überhaupt und allenfalls wie kultspezifisch das in Zillis überlieferte, letztlich enge
Spektrum der (Votiv-)gaben ist, lässt sich
nur schwer beurteilen. Vergleiche mit anderen regionalen und / oder gleichzeitig aufgesuchten Heiligtümern sind aufgrund des Forschungsstandes kaum möglich. In mittelkai-
serzeitlichen Heiligtümern des Mittellandes
wie auch in Gallien und der linksrheinischen
Germania Superior, sind die Spektren der
(Votiv-)Gaben meist sehr breit und werden
von Münzen dominiert.416 Hinzu kommen
(Miniatur-)Gefässe aus Keramik und Glas, in
welchen Speisen, Tranksame oder Essenzen
deponiert wurden. Davon, dass viele dieser
Sakralorte oftmals bis in die späte Kaiserzeit
aufgesucht wurden, zeugen aber meist nur
die Münzfunde.417 Die (Votiv-)Gaben aus
Kultbauten geschlossener Gemeinschaften,
wiederum können nur Mithräen herangezogen werden418, zeigen weitaus engere Spektren und umfassen (zeitbedingt?)
neben vereinzelten Votivblechen419 vor allem Münzen. Ob es sich bei den wenigen
Fibeln und Toilettgeräten (z. B. Ptuj (SLO) /
Poetovio: Ohrlöffel, Pinzette und Haarnadeln420) und weiteren Gegenständen (z. B.
Güglingen (D): Spielstein421; Ptuj (SLO) /
Poetovio: Stili422) um Gaben, Verlustfunde
oder im Kultbetrieb verwendete Objekte
handelt, bleibt offen.
4.2.2.2 Zeugnisse gemeinschaftlicher Handlungen
Die Befunde und ein grosser Teil des kaiserzeitlichen Fundmaterials – vorab der Gefässbestand und die Tierknochen – können
mit gemeinschaftlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden, wozu grundsätzlich das gemeinschaftliche Opfer, die (kult-)
spezifischen Rituale – im Kontext von Gruppenkulten sind Initiations- und allenfalls
Weiheriten zu erwarten – sowie die Bankette zu zählen sind.
Das gemeinschaftliche Opfer, das sacrificium, lässt sich im archäologischen Befund
weniger über Gesten und das dafür benötigte instrumentum fassen, sondern, wenn
überhaupt, vor allem über das Vorhandensein einer Opferstelle, einer ara, eines
147
Synthese
focus oder eines Räuchergefässes. In der
Regel begann die Opferzeremonie mit einer Prozession zum Altar, wo zunächst das
unblutige (Rauch-) Opfer und eine Libation
erfolgten (praefatio); ein Bildnis der Gottheit(en), für welche das Opferritual vollzogen wurde, war nicht zwingend notwendig. War ein blutiges Opfer vorgesehen,
wurde das Opfertier geschmückt, vorbereitet und getötet (immolatio). Nach der Opferschau kam es zur Opferteilung, d. h. der den
Gottheiten zugedachte Teil wurde gekocht
oder gegrillt und sodann deponiert oder
auf der Opferstelle verbrannt. Erst dann
bereitete der Kultvorsteher den für die
Kultteilnehmenden bestimmten Anteil zu
und man konnte zum Kultmahl übergehen.423 Ob der Ablauf einer Opferzeremonie innerhalb von Gruppenkulten im Detail
identisch verlief, bleibt offen. Je nach Grösse des Opfertieres respektive des Kultraumes war es beispielweise wohl nicht
immer möglich, das Opferritual am Altar,
der sich im Versammlungslokal befand,
durchzuführen.424 Diese Problematik stellt
sich gerade in Zusammenhang mit dem
Mithraskult, in dem der Stier eine zentrale
Rolle spielte. Hier ist aber insofern mit einem anderen Sinnbezug zu rechnen, als
die Stiertötung kaum mit einem Stieropfer, wie es im römischen Kult durchgeführt
wurde, zu vergleichen oder gleichzusetzen
ist.425 Aus den Tierknochenbeständen mithräischer Befundkontexte lässt sich jedenfalls keine besondere Bedeutung des Stieres respektive des Hausrindes für diesen
Kult erschliessen; es nimmt durchwegs
eine untergeordnete Rolle ein. Dies gilt
auch für den Tierknochenbestand aus der
Höhle in Zillis (Abb. 105; Abb. 106), wo das
Skelettteilspektrum ausserdem vermuten
lässt, dass nicht alle Rinder als Lebendvieh,
sondern teils auch in Form von konservierten Fleischteilen zur Höhle gelangten
(vgl. Kap. 3.7).
148
Unabdinglich für das sacrificium, formal
aber nicht definiert, ist die Opferstelle, die
ara. Sie kann sich in einem fest installierten
oder mobilen monolithischen, vielleicht
mit einer Weiheinschrift versehenen Altar
oder auch in einer Feuerstelle (focus) manifestieren. Dass monolithische Altäre mit
Opferschale und seitlichen pulvini durchaus
zur Ausstattung von Versammlungslokalen
von Kultgemeinschaften gehörten – und
auch für sacrificia verwendet wurden426 –
ist durch zahlreiche Beispiele wiederum vor
allem aus Mithräen nachweisbar.
Eine ara in dieser Ausführung ist in Zillis
nicht überliefert. Es bleibt daher zu fragen,
ob angesichts der zentralen Lage nicht vielleicht der Feuerstelle respektive der Kuppelofen Pos. 47 (Phase 1.0, vgl. Abb. 19), in
die später Grube Pos. 46 eingetieft wurde
(Phase 1.1, vgl. Abb. 22), eine vergleichbare,
wichtige Bedeutung für das Kultgeschehen
zugekommen war.
Feuerstellen finden sich in anderen Kultlokalen, wenn überhaupt, sowohl in den
Kulträumen selbst427 wie auch in den Vorräumen.428 Mit Ausnahme des Dolichenums
von Balaklawa auf der Halbinsel Krim (UA)429
können hier nur Mithräen herangezogen
werden. Als Licht- und Wärmequellen nutzbar, ist insbesondere für die in Vorräumen
eingerichteten Herdstellen zweifelsohne
von einer Verwendung für die Zubereitung
bzw. das Wärmen von Speisen beispielsweise für die Bankette auszugehen.
Von besonderem Interesse, da möglicherweise in einen kultspezifischen Kontext zu
setzen, ist, dass in einigen Mithräen Feuerstellen unmittelbar vor dem Altar bzw. dem
Kultbild platziert waren, was eine Nutzung
als (zusätzliche?) Opferstelle oder im Rahmen anderer gemeinschaftlicher Aktivitäten nahelegt. In mithräischem Kontext ist
Synthese
dabei neben der «Feuerprobe»430 an das
Rauchopfer zu denken, das zu den Aufgaben der leones gehörte.431 Keramische
Räucherkelche fanden sich in grösserer
Zahl nur in den Mithräen in Riegel (D) und
Tienen (B). Zahlen und Fundkontexte lassen vermuten, dass sie an diesen Orten Bestandteil regional geprägter Bankettservices
(vgl. Kap. 3.6.3) waren und weniger bei spezifischen gemeinschaftlichen Ritualen eingesetzt wurden. Dagegen mögen Funde wie
beispielsweise der Altar von Frankfurt-Heddernheim (D) / Nida mit der russgeschwärzten Seiten- und Trichteröffnung432 ebenso
wie die als Räuchergefässe ausgeformten
Schlangengefässe (vgl. Kap. 3.6.1) oder die
zu einem grossen Räuchergefäss umgearbeitete Amphore aus Riegel (D), letztlich
auch die Ascheschaufel mit Resten von verbrannten Pinienzapfen aus Carrawburgh
(GB), auf die Bedeutung des Räucherns und
des Rauchopfers im Rahmen kultspezifischer, gemeinschaftlicher Rituale weisen.
Wie oben, allerdings nur in Bezug auf die
Hühnerknochen, festgehalten (vgl. Kap. 3.7),
sind Brandopfer innerhalb von Gruppenkulten bisher nur im Kult für Isis und Magna
Mater, nicht aber im Mithraskult nachzuweisen. Gerade aus diesem Grund ist der äusserst diskrete Nachweis für die Durchführung von blutigen Brandopfern in Zillis über
das Vorhandensein von kalzinierten Knochen verschiedener Tierarten in den Ascheschichten der Phase 1.1 (vgl. Kap. 2.3.4)
von besonderer Bedeutung. Der sehr geringe Anteil an brandgezeichneten und
kalzinierten Tierknochen im übrigen osteologischen Fundbestand hätte kaum auf regelmässige Brandopfer schliessen lassen.
Ob als Licht- und Wärmequelle oder Kochstelle genutzt oder als Opferplatz für unblutige und blutige rituelle Handlugen – all
diese Verwendungen sind für die Feuerstel-
le(n) in Zillis sehr gut denkbar. Die besondere, vielleicht kultspezifische Bedeutung des
Feuers für diese Gemeinschaft kommt hier
aber mit einem weiteren Befund, nämlich
mit den feinen Ascheschichten, weitaus
besser zum Ausdruck. Sie wurden im Verlaufe von wohl mehr als 100 «Ereignissen»
über einen Zeitraum von 80 bis 100 Jahren
grossflächig auf dem Höhlenboden ausgestreut und führten zur Bildung von einem bis
zu 30 cm mächtigen Schichtpaket (Pos. 34,
Phase 1.1). Aus stratigraphischen Gründen
können diese Aschen nicht oder zumindest
nicht ausschliesslich aus der Feuerstelle
Pos. 47 (Phase 1.0) stammen; sie müssen
in Grube Pos. 46, in einem (nicht überlieferten) Kohlebecken entstanden oder von ausserhalb eingebracht worden sein. Für ein
Entstehen vor Ort sprechen vielleicht die
(aus den Brandrückständen ausgelesenen?),
teils grösseren Holzkohlefragmente von Lärchen- / Fichten- und Ahornhölzern, die sich
zusammen mit weiterem Schutt und Abfall
vor allem in den Planien der Phase 1.2 im
Aussenraum fanden.433
Ob es sich bei diesen «Ereignissen», dem
Ausstreuen von Aschen, mit welchem man
gerne die mutmassliche Ascheschaufel in
Verbindung bringen möchte (Kap. 3.5 mit
Abb. 88), und das gemäss der Hochrechnungen (vgl. Kap. 2.3.4) mehrmals pro Jahr
erfolgt sein könnte, um kultspezifische Rituale und / oder periodische (rituelle) Reinigungen der Höhle handelte, ist aus dem
Befund nicht zu erschliessen.
Vergleichbare Befunde, gemeint sind Abfolgen von feinsten und grossflächigen
Aschen- / Holzkohlestraten, liessen sich in
römischen Kultlokalen bisher in den Mithräen in Kempraten SG fassen und in Güglingen (D) vermuten.434 Das Fehlen von
weiteren, vergleichbaren Befunden mag
teils auf schlechte Erhaltungsbedingungen
149
Synthese
150
zurückzuführen sein, ist teils wohl aber
vielmehr dem Umstand geschuldet, dass
die Feinstratifizierung solcher, zuweilen als
«Brandschichten» angesprochenen Straten
nicht erkannt wurde. Die Akkumulation
oder das Einbringen von Schichten oder
Böden ist grundsätzlich kein spezifisch «kultisches» Phänomen und regelmässig auch
in profanen Kontexten vor allem in Zusammenhang mit Umbauten zu beobachten.
Das Beispiel des Mithräums in Biesheim
(F) zeigt aber, dass in kultischen Kontexten
möglicherweise auch andere Intentionen
dahinterstanden: Hier wurden im Verlaufe
der Benutzung, d. h. über eine Zeitspanne
von etwa 200 Jahren, elf Stampflehmböden
mit einer Mächtigkeit von insgesamt 21 cm
eingebracht. Die dazwischen liegenden Nutzungsschichten enthielten nur einige Holzkohleflitter, Keramiksplitter und verbrannte
Knochen. Da die Gründe für diese Erneuerungen der Böden nicht primär auf eine
starke Abnutzung oder auf Bautätigkeiten
zurückgeführt werden konnten, wurde ein
Zusammenhang mit einer rituellen Handlung postuliert.435
telgang des Mithräums II in Güglingen (D)
interpretiert.438 Vergleichbare Gesten konnten in etwas anderem Kontext, nämlich
innerhalb des ummauerten temenos des
Isis und Magna Mater-Heiligtums in Mainz
(D) / Mogontiacum identifiziert werden;
hier wurden die Brandrückstände mehrerer
kultischer Ereignisse jeweils sorgsam in einem Schacht deponiert.439 Wie in Zillis mit
Schicht Pos. 34 respektive den zahlreichen
Ascheschichten widerspiegeln sich hier weniger einmalige als vielmehr repetitive Gesten, die in einen anderen Handlungszusammenhang zu setzen sind. Bei der mächtigen
Schicht aus Asche-, Russ- und Holzkohlenlagen schliesslich, die unmittelbar ausserhalb des Mithräums in Linz (A) erfasst wurde440, handelt es sich möglicherweise um
ein Depot (periodisch?) rituell entsorgter
Brandreste. Aus den genannten Befunden
ist durchwegs ein besonderer, allerdings
unterschiedlicher Umgang mit Brandresten
zu erschliessen. Dahinter standen zweifelsohne auch unterschiedliche Motive und
Absichten respektive unterschiedliche Rituale und Handlungen.
Zwar nicht ein grossflächiges Ausstreuen
von Aschen, aber ein anderer, besonderer
Umgang mit Brandresten, nämlich deren
rituelle Deponierung, liess sich in verschiedenen Kultbauten feststellen. Es waren
dies in einigen Fällen einmalige und irreversible Deponierungen, wie sie zum Beispiel aus einer mit Ziegeln ausgekleideten
und abgedeckten Grube im Mittelgang des
Mithräums in Tienen (B)436 und aus Carrawburgh (GB)437 vorliegen, wo im Mittelgang
eine mit zwei vertikal eingesetzten, nicht
brandgezeichneten Steinplatten ausgekleidete Grube mit verbrannten Haselruten
und verkohlten Pinienzapfen verfüllt war.
Analog werden verschiedene Gruben, die
mit Holzkohle und Asche sowie vereinzelten Tierknochen verfüllt waren, im Mit-
Wie die Befundkontexte vergleichbar dekorierter Gefässe nahelegen, ist auch das
Schlangengefäss (vgl. Kap. 3.6.1) wenn nicht
in einen ritualspezifischen Kontext zu setzen,
so zumindest mit einem Gruppenkult in einen Zusammenhang zu bringen. Es ging spätestens während Phase 1.1, d. h. im Verlaufe des 4. Jahrhunderts zu Bruch und scheint
nicht ersetzt worden zu sein, oder das neue
Gefäss wurde zumindest nicht im Kultlokal
aufbewahrt. Die sekundären Brandspuren
weisen darauf hin, dass beim oder nach
dem Zerscherben Feuer, wohl aber kein
Schadenfeuer, im Spiel war. Nachweise für
eine intentionelle Zerschlagung und nachfolgende Deponierung einzelner Teile oder
Fragmente des Schlangengefässes liessen
sich nicht erbringen. Dass Kultgefässe nach
Synthese
(einmaliger?) Verwendung zerschlagen
und rituell deponiert wurden, zeigt der Befund in Tienen (B), wo das mehrteilige Kultservice zusammen mit den Bankettresten
gesamthaft «entsorgt» wurde (vgl. Kap. 3.6).
Teils, so beispielsweise in den Mithräen
in Mainz (D) / Mogontiacum oder Bornheim-Sechten (D)441, scheinen nur einzelne
Fragmente deponiert worden zu sein. In
vergleichbarer Weise ging man offenbar
auch mit instrumenta um, die für mithräische Rituale verwendet wurden. So beispielsweise mit Schwertern und Pfeilspitzen,
die bei Inititationsriten, bei welchen der
Einzuweihende einen symbolischen Tod erfahren musste, um hernach wiedergeboren
werden zu können, eingesetzt wurden.442
Pfeil und Bogen erscheinen auch in der
auf dem Mainzer Schlangengefäss dargestellten Szene (vgl. Abb. 94.24), die möglicherweise ein Initiations- oder Weiheritual
wiedergibt.443 Den besonderen Umgang
mit diesen Waffen illustrieren die Befunde
im Mithräum II in Güglingen (D), wo eines
der beiden überlieferten Schwerter im Fundament für den Altar und eine Pfeilspitze in
der Treppe, die zum Kultbild führte, verbaut
waren, oder in Tienen (B), wo ein Schwertfragment zusammen mit Gefässfragmenten
und Tierknochen in einer Grube unter dem
Altarfundament deponiert war.444
Wie oben (vgl. Kap. 3.6.1) ausgeführt, liegt
mit dem Zilliser Schlangengefäss wahrscheinlich weniger ein eigentliches «Kultinstrument» als vielmehr ein «Trinkservice»
vor, das (auch) in einen Zusammenhang
mit den (Kult-)Banketten gebracht werden
könnte – eine jener gemeinschaftlichen
Aktivitäten, die mit dem umfangreichen Geschirrbestand und den zahlreichen Tierknochen den Fundbestand in Zillis dominieren.
Der Umstand, dass ein grosser Teil der Gefässe ins mittlere / späte 3. Jahrhundert zu
datieren ist, lässt auf ein erstes Bankett
bereits zu Beginn der Nutzung der Höhle
schliessen. Das Vorhandensein von Trinkund Kochgeschirr des 4. Jahrhunderts weist
darauf hin, dass weitere Bankette und Festivitäten folgten (vgl. Kap. 3.6.3); deren
Anlässe sind indes nicht zu präzisieren.
Zweifellos wurden solche Bankette aber
jeweils im Anschluss an Opferzeremonien ausgerichtet, die sicher auch anlässlich
von Zusammenkünften für Initiations- und
Weiherituale oder – wie dies für die Mithräen in Tienen (B) und Güglingen (D) postuliert wurde – in Zusammenhang mit dem
Bau oder der Einweihung eines neuen
Kultlokales durchgeführt wurden. Wie in
jeder anderen Vereinigung auch, boten
ausserdem der Jahrestag der Gründung
der Gemeinschaft, der Geburtstag, der Tod
oder die Memoria eines Mitgliedes weitere
und andere Gelegenheiten für Versammlungen mit gemeinsamem Kult und Festbanketten.445
Aufschlüsse über den Speisezettel der Bankette liefern die archäo(bio)logischen Quellen – Tierknochen und makrobotanische
Reste. Letztere sind oftmals – so auch in Zillis –
mangels entsprechender Untersuchungen
ungleich schlechter greifbar. Dass bei diesen
Banketten auch getrunken wurde, ist vor allem über das reichlich vorhandene Trinkgeschirr, nicht zuletzt über das Schlangengefäss, zu erschliessen; (Wein-)Amphoren sind
aus Kultbauten bisher nur wenige bekannt;
zu erwarten wären Transportbehältnisse
(Amphoren oder meist nicht überlieferte
Holzfässer) mit südgallischem und nordafrikanischem Wein.446
Wie oben die Mithräen betreffend ausgeführt (vgl. Kap. 3.6.2), scheinen die Speisen
nicht durchwegs vor Ort zubereitet, sondern bisweilen von den Teilnehmenden mitgebracht worden zu sein. Bei den während
151
Synthese
der Festmähler verzehrten Fleischteilen –
den Tierknochenbeständen aus Kultlokalen – handelte es sich also nicht zwingend
nur um eigentliche Opfertiere, die im Zuge
der entsprechenden Zeremonien im oder
beim Kultraum getötet wurden; auch ein
Zukauf war möglich.447 Für Zillis ist aufgrund
der Untersuchungen an den Tierknochen
anzunehmen, dass ein Grossteil der Lämmer, Kälber und Ferkel als Lebendvieh zur
Höhle kam; wegen des fast vollständigen
Fehlens von Kopf- (und Fuss-)teilen traf
dies nicht auf die Hühner zu. Während die
Dominanz von Schaf- / Ziegenknochen in
Zillis – selbiges ist auch in der Höhle
Gradišče St. Egyden (A) zu beobachten448 –
als «alpine» Eigenheit zu interpretieren
sein mag, ist der verhältnismässig hohe
Anteil von Geflügelknochen mit jenem aus
mithräischen Befundkontexten vergleichbar
(vgl. Kap. 3.7), in welchen – meist bei einer Dominanz von Schweineknochen – der
Geflügelanteil zwischen 30 % und 40 % beträgt. Ausserordentlich hohe Anteile von
Geflügelresten (75–90 %) liegen nur aus
den Mithräen von Tienen (B), Güglingen (D),
Mithräum II, und Septeuil (F) vor.449
Vergleiche mit Inventaren aus Versammlungsbauten anderer Kultgemeinschaften
sind forschungsbedingt wiederum nur vereinzelt möglich. Das Tierartenspektrum aus
dem Magna Mater / Kybele- und Attis-Komplex in Arras (F) ist mit einem Anteil von 18 %
an (unverbrannten) Hühner- und der Dominanz von Schweineknochen jenen aus den
Mithräen aber doch sehr ähnlich450. Dasselbe gilt auch für die frühkaiserzeitlichen Bankettreste aus dem unter dem Namen «Kybele-Heiligtum» bekannten Gebäudekomplex in Lyon (F) / Lugdunum, in welchem
Geflügel mit einem Anteil von 40 % vertreten ist.451 Die Tierknochenbestände aus
Dolichena dagegen zeigen anders gewichtete Spektren452: So wird in Balaklava (UA)
152
das Tierartenspektrum von Schaf / Ziege
und Rind dominiert; Geflügelknochen liegen nur vereinzelt vor. Damit vergleichbar
ist das Spektrum, das aus dem Dolichenum
in Vindolanda (GB) vorliegt453.
In Zusammenhang mit den Bankettresten
aus Mithräen bleibt zu fragen, ob oder wie
diese mit dem zuweilen auf den Kultbildern dargestellten Mahl von Mithras und
Sol, das sie nach der Stiertötung einnehmen, zu verbinden sind (vgl. oben).454 Darauf werden ihnen meist Brote oder Trauben
gereicht und in der Hand halten sie einen
Trinkbecher. Schenken wir den schriftlichen Quellen Glauben, so tranken sie daraus Wasser.455 Fleischspeisen sind nur sehr
selten dargestellt456 und von den zur Stiertötungsszene oder zu den zuweilen dargestellten Jagdszenen gehörenden Tieren
abgesehen, erscheinen lebende Tiere – interessanterweise auch Hähne – nur selten:
So befindet sich beispielsweise ein Hahn
auf dem Terra Sigillata-Teller aus Trier (D),
auf welchem eine Kultmahlszene wiedergegeben ist.457 Hähne sind ausserdem auf
wenigen Malereien in italischen Mithräen
dargestellt: In der Prozession der Anwärter
auf den Weihegrad der leones im Mithräum
Santa Prisca in Rom (I) wird neben einem
Stier, einem Schaf und einem Schwein auch
ein Hahn mitgeführt458 und im Mithräum in
S. Maria Capua Vetere (I) steht Cautes mit
einem Hahn an seiner Seite bei einem brennenden Altar.459
Die Stiertötung, die Heilstat, auf der einen
und das Mahl des Mithras und Sol auf der
anderen Seite des Kultbildes scheinen beide
eine zentrale Rolle im Mythos des Mithras
wie auch für die Kultgemeinschaft gespielt
zu haben; beide Ereignisse scheinen im Kult
inszeniert und nachvollzogen worden zu
sein.460 Es bleibt zu überlegen, ob vielleicht
dieses eher frugale (fleischlose) Mahl das
Synthese
eigentliche und regelmässig durchgeführte
Kultmahl in mithräischen Gemeinschaften
war und die üppigen Bankette, wie wir sie
im archäologischen Fundbestand fassen,
nur bei besonderen Gelegenheiten ausgerichtet wurden – als Festmahle in kultischen
Kontexten.
In vereinzelten Fällen ist festzustellen,
dass nicht nur das Kultservice nach (einmaligem?) Gebrauch (vgl. oben), sondern
auch das Bankettservice zerschlagen und
gesamthaft oder partiell deponiert wurde. So in den bereits mehrfach erwähnten
Mithräen in Tienen (B)461 und Güglingen
(D), wo sich in Mithräum II ein etwas differenzierteres Bild der rituellen «Entsorgung»
der Bankettreste zeichnen lässt: In die Hinterfüllungen der seitlichen Liegepodien
wurden während des Umbaus für Phase
2 nicht nur zahlreiche Funde (wieder) einplaniert462, sondern auch eigentliche Deponierungen angelegt, die sich aus Gefässen
bzw. Gefässteilen und Tierknochen (Huhn,
Schwein, Schaf / Ziege) zusammensetzten
und als (Teil-?)Reste von (Kult-)Mahlzeiten interpretiert wurden.463 In einer dieser
Deponierungen (Befund 1310) sind sogar
zwei unterschiedliche Gesten zu erkennen:
So scheinen zunächst zwei Trinkbecher mit
vor dem Brand angebrachten Lochungen
und eine Lampe niedergelegt worden zu
sein (Libationsritus?), darüber deponierte
man die Bankettreste – Gefässfragmente
und Tierknochen.464 Vergleichbare Befunde sind auch aus Befundkontexten anderer
Gruppenkulte bekannt465, so wiederum aus
dem frühkaiserzeitlichen sogenannten Magna Mater / Kybele-Heiligtum in Lyon (F) /
Lugdunum466 und jenem für Isis und Magna Mater in Mainz (D) / Mogontiacum.
Im Gegensatz zu den Brandresten, die innerhalb des temenos deponiert wurden
(vgl. oben), legte man die Bankettreste
ausserhalb desselben in Gräben und Gruben
nieder und zerschlug sie dort intentionell.467
Dieselben Rituale wurden schliesslich
auch im Dionysos / Liber Pater-Heiligtum
in Apulum (RU) in Dakien468 und im Heiligtum für Iuppiter Heliopolitanus in Petronell
(A) / Carnuntum469 beobachtet.
Nicht alle Gefässe sind mit individuellen Gesten (Behältnisse für Gaben) oder mit (Kult-)
Banketten in Verbindung zu bringen. Einige
sind auch in den Kontext weiterer und anderer gemeinschaftlicher Handlungen, z. B.
von Gründungsritualen und Bauopfern, zu
setzen, die im archäologischen Befund als
Depots überliefert sein können. Auf ein solches Ritual geht vielleicht der Inhalt einer
Grube unter dem Altar im Mithräum von
Carrawburgh (GB) zurück; sie enthielt ein
Zinngefäss und einen Becher mit verbrannten Pinienzapfen; aus letzterem stammen
ausserdem Kopfteile eines Huhnes.470 Aus
Güglingen (D) liegen mehrere Deponierungen von Einzelgefässen, unter anderem von
sekundär durchlochten Bechern und manipulierten Krugteilen, vor. Sie wurden teils im
Zuge von Umbauarbeiten niedergelegt und
bezeugen wohl Libationen im Rahmen von
Gründungs- und Erneuerungsritualen.471
Zu Zillis zurückkommend bleibt zu fragen,
ob vielleicht auch das Lavezgefäss (vgl.
Abb. 99), in dem sich die Öllampe (vgl.
Abb. 71.1) befand, als – allerdings umgelagerte – rituelle Deponierung zu interpretieren? Die Befunderhaltung und Fundüberlieferung in Zillis erlauben es kaum, weitere,
über die oben ausgeführten hinausgehende
gemeinschaftliche Handlungen zu identifizieren. Ausschlussreich für das Kultgeschehen mag hier aber die räumliche Verteilung
der Gefässfragmente und Tierknochen, d. h.
der Bankettreste sein (vgl. Abb. 68; Abb. 69).
Sie stammen mehrheitlich aus der Planie
der Phase 1.2 auf dem Vorplatzbereich und
zeigen somit ein ähnliches Verbreitungsbild
153
Synthese
wie die Fragmente des Schlangengefässes,
von welchem alle grossen Scherben bzw.
alle grösseren Gefässteile ebenfalls aus den
Planien der Phase 1.2 vor der Höhle geborgen wurden. Ein fast komplementäres
Verbreitungsbild ergibt die Kartierung der
Ausstattungselemente (Lampen) und der
Zeugnisse individueller Gesten, insbesondere der Münzen, was vor allem auf die hohe
Münzdichte in Pos. 33 (Phase 1.3) sowie in
der Planie der Phase 1.2 im Innenraum zurückzuführen ist (vgl. oben).
Wie die Befundanalyse ergeben hat, ist
dieses Fundverbreitungsbild nicht mit «Aktivitätszonen» in Verbindung zu bringen,
sondern spiegelt den zu erwartenden unterschiedlichen Umgang mit den «Abfällen» individueller und gemeinschaftlicher
Aktivitäten. Wenn nun das Schlangengefäss
gemeinsam mit den Bankettresten entsorgt
respektive planiert wurde, lässt dies auf
seine sehr enge Verbindung mit den Festmählern schliessen – eine Verbindung, die
auch über die Gefässform geknüpft werden
konnte (vgl. Kap. 3.6.1).
4.2.3 Identifizierung des Kultes und der
Kultgemeinschaft
Die zwischen dem mittleren 3. und frühen
5. Jahrhundert, d. h. während gut 150 Jahren respektive etwa 6 Generationen als
Kultlokal aufgesuchte Höhle in Zillis bot nur
einer kleinen Gemeinschaft Raum – auf keinen Fall konnte sie mehr als 5 bis 8 Personen
umfassen Abb. 126. Neben den individuellen Gesten, dem Niederlegen von (Votiv-)
gaben, gehörte das Ausstreuen von Aschen
zu den am regelmässigsten, d. h. mindestens einmal jährlich, durchgeführten rituellen Handlungen. Die Frage, ob dies nun
zwecks Reinigung oder als gemeinschaftliche Geste vielleicht nach (Brand-)Opferzeremonien und / oder während Weihe154
und/oder Initiationsritualen oder Kultbanketten erfolgte, bleibt offen. Davon, dass
letztere stattgefunden hatten, zeugen das
Schlangengefäss sowie die Bankettreste
(Gefässbestand, Tierknochen), ohne dass
aber Anlässe, Rahmen und Rhythmen über
den Fundbestand zu erschliessen wären.
Desgleichen unklar bleibt die Frage, ob und
wie kultspezifisch und nicht etwa zeitspezifisch – gemeint ist hier das vermehrte
Auftreten von Gruppenkulten im 3. / 4. Jahrhundert – die fassbaren individuellen Handlungen waren.
Von allen Gruppenkulten, die nicht, wie
beispielsweise jener um Isis oder Magna
Mater / Kybele, in die öffentliche Religion
integriert wurden, und deren Versammlungslokale nicht an einen Sakralbau gebunden waren, hat der Mithraskult am meisten
charakteristische und damit eindeutig identifizierbare Spuren hinterlassen; er ist daher
auch am besten erforscht und erschliessbar.
Versammlungslokale anderer, vergleichbarer Gemeinschaften, zum Beispiel von Kultgemeinschaften um Gottheiten wie Bacchus / Dionysos / Liber Pater oder Sabazios
wie auch Dolichenus, wurden bisher im
archäologischen Befund weitaus seltener
identifiziert und damit auch analysiert.472
Wenn sogar im Kultgeschehen innerhalb
von mithräischen Kultgemeinschaften regionale Eigenheiten fassbar sind473, darf selbiges – wohl in grösserem Ausmass und auch
die Architektur der Versammlungsorte einschliessend – für andere Kultgemeinschaften angenommen werden bzw. ist bereits
in Tendenzen im bekannten Befundbestand
ersichtlich.
Letztlich kann es also nicht verwundern,
dass viele Indizien im archä(bio)logischen
Befund- und Fundbestand von Zillis auf den
Mithraskult hinweisen Abb. 126; Abb. 127.
Auch wenn zentrale Elemente fehlen oder
Synthese
Kultort
Kultlokal, Platzverhältnisse
Funde
Befunde
Bemerkungen
Mindestens 25 Trinkbecher
des 3. / 4. Jh. (Keramik, Glas)
Während 150 Jahren
(6 Generationen) genutzt
Halbhöhle (Balme) mit
Holzwand verschlossen,
restriktiver Zugang, < 10
Personen
Kultgemeinschaft (Mithras? Silvanus?
Andere Gottheit?)
Kultgeschehen Individuelle Gesten
votum, donum, stips
gefiederte Bleche
Münzen
Kristalle
(Schmuck- und Kleidungsbestandteile)
Ikonographie
3
647 (vor allem 4. Jh.)
154
6, unter anderem auch der
weiblichen Sphäre
Gefässe als Behältnisse für (Votiv-)Gaben ?
Gemeinschaftliche Rituale
Kalzinierte Tierknochen
Feuerstelle / Ofen Pos. 46
sacrificium (ara, focus)
(in Ascheschichten): blutige
Brandopfer?
spezifische Rituale
Ascheschaufel?
Ausstreuung von Asche,
über 100 «Ereignisse»
Trillerpfeifen
Schlangengefäss
rituelle Deponierungen
Lavezgefäss mit Lampe?
Kultmahl / Bankett in kultischem Kontext Geschirrbestand: vor allem Gemeinsam mit SchlangenGefässe des 3. Jh.; viele
gefäss entsorgt: Bankette
Trinkbecher (Drag. 52 – 54)
(auch) in Zusammenhang
mit kultspezifischen
Ritualen?
Tierknochen: hoher Anteil
an Schaf- / Ziegenknochen
(regions- oder kultspezifisch?), hoher Anteil an
Geflügel
Merkur, Luna, Wildtiere
und Hund (?) auf dem
Kultgefäss
Enges (zeittypisches?) Spektrum;
Münzreihe und Bergkristalle mit
Inventaren aus Mithräen vergleichbar;
Objekte der weiblichen Sphäre (Ohrringe, Haarnadeln) auch in Inventaren von Mithräen vorhanden wie in
Güglingen, Mainz (D) und Ptuj (SLO).
Verlustfunde?
Kalzinierte Knochen (Hühner): Brandopfer sonst nur im Kult für Isis und
Magna Mater festzustellen
Rauchopfer, besonderer Umgang mit
Brandresten, nicht kultspezifisch
Silvanus?
Nicht kultspezifisch
Nicht kultspezifisch
Rituelle Deponierungen von
Bankettresten in Befundkontexten
verschiedener Gemeinschaften zu
beobachten, nicht kultspezifisch
Tierartenspektren in Mithräen werden
(mit Ausnahmen) bei hohen Anteilen
an Geflügelknochen vom Schwein
(regionsspezifisch?) dominiert
In mithräischer Ikonographie, aber
nicht auf Kultgefässen präsent; Luna
auch im Kult des Dolichenus
Abb. 126: Zillis, Höhle. Indizien im Befund- und Fundbestand und ihre Aussagekraft in Bezug auf die Identifizierung des Kultes.
nicht überliefert sind, so das Kultbild und
das in vielen Mithräen präsente Wasser474,
das durch die Lage des Hinterrheins nur
wenige Meter unterhalb des Hanges aufgewogen werden könnte, scheinen die Berührungspunkte – die Höhle – und die Gemeinsamkeiten, die sich allerdings auf den Nachweis von indivuellen Gesten und von (Kult-)
banketten, d. h. auf wenig kultspezifische
Aktivitäten, beschränken, zu überwiegen.
Ob die Unterschiede, die zum einen im
Nachweis von blutigen Brandopfern und
dem besonderen Umgang mit den Brand-
resten fassbar sind, zum anderen in der
Form und im Dekor des Schlangengefässes
und schliesslich in der möglichen Verwendung von Trillerpfeifen im Kultgeschehen
auszumachen sind, eine regionale Ausprägung des mithräischen Kultgeschehens abbilden oder auf den Kult für eine andere
Gottheit weisen, ist nicht abschliessend zu
beurteilen.
Den Unterschieden mehr Gewicht beimessend, mag die Höhle in Zillis somit als
Kult- und Versammlungslokal einer kleinen
Gemeinschaft um eine orientalische oder
155
Synthese
orientalisierende Gottheit, die eher «faute
de mieux» als mit guten Argumenten mit
Mithras identifiziert werden könnte, zu interpretieren sein.
4.2.4 Die pagane Kulthöhle in ihrem
regionalen Siedlungsumfeld
Die überwiegende Mehrheit der bisher
bekannten Versammlungsorte von Kultgemeinschaften im Gebiet der Nordwestprovinzen liegt bei oder im näheren Umfeld
von städtischen und ländlichen wie auch
militärischen Siedlungen.475 In Zusammenhang mit der Höhle in Zillis stellt sich daher
die Frage, ob und in welchen mittel- und
spätkaiserzeitlichen Siedlungskontext sie
eingebunden werden kann.
Von Einzelfunden abgesehen, liegen aus dem
Val Schons / Schams bisher nur aus Andeer
mittelkaiserzeitliche Siedlungsspuren vor
(vgl. Abb. 1). Auf der linken Talseite, in der
Flur Runcs Sura, kamen hier in den 1930er
Jahren eine Steinsetzung (Trockenmauerwerk?), die aufgrund von Reliefsigillaten
mittelgallischer Provenienz in das 2. Jahrhundert zu datieren ist476 und eine Feuerstelle zu Tage. Auf der rechten Talseite,
d. h. entlang der postulierten römischen
Strasse, fanden sich bisher drei Münzen des
1. und frühen 2. Jahrhunderts sowie mehrere Körpergräber, die wahrscheinlich zu einem spätkaiserzeitlich-frühmittelalterlichen
Gräberfeld gehören. Beigaben fanden sich
nur in einem Grab; es handelt sich dabei
um zwei Lavezgefässe wahrscheinlich des
4. / 5. Jahrhunderts.477
Dieser geringe mittelkaiserzeitliche Befundbestand ist nicht aussergewöhnlich, sondern entspricht in etwa dem bisher bekannten Siedlungsbild in den bündnerischen
Alpentälern, wo bis anhin neben einigen
Siedlungen im Umfeld der Kleinstadt in
156
Chur478 und den mutmasslichen Raststationen an der Julierroute479 zwar nicht
wenige Einzelfunde, aber kaum Baureste
mittelkaiserzeitlicher ländlicher Siedlungen bekannt geworden sind. Ein Umstand,
der zweifellos auf den Forschungsstand
respektive darauf zurückzuführen ist, dass
die Gebäude mehrheitlich aus Holz erbaut
waren und nur diskrete Spuren hinterlassen haben.480
Im archäologischen Befundbestand etwas
besser manifestieren sich (nicht nur) im Val
Schons / Schams Siedlungsspuren der späten Kaiserzeit und des frühen Mittelalters.
In Zillis selbst liessen sich während der in
den Jahren 1980 und 1986 und damit noch
vor der Entdeckung der Höhle durchgeführten Ausgrabungen auf dem Plateau über
der Höhle am Standort der erstmals im frühen 14. Jahrhundert schriftlich erwähnten
mittelalterlichen Burg Hasenstein die Fundamente eines mehrräumigen Steingebäudes fassen (vgl. Abb. 6.2).481 Die abschliessende Auswertung dieser Untersuchungen
steht zwar noch aus, doch ist gemäss dem
Vorbericht und aufgrund der publizierten
Fundauswahl, die grünglasierte Reibschalen ebenso wie Lavezgeschirr mit gekerbten
Leisten und getreppter Aussenwandung
umfasst, von einer spätkaiserzeitlichen
Datierung (4. / 5. Jahrhundert) auszugehen.
Diese Gebäude scheinen daher zumindest
teilweise gleichzeitig mit den spätkaiserzeitlichen Siedlungsspuren zu sein, die in den
30er Jahren des 20. Jahrhunderts bei der
nur unweit davon gelegenen Kirche St. Martin freigelegt werden konnten (vgl. Abb. 6.3).
Im damals von Christoph Simonett ausserhalb der Kirche angelegten Sondierschnitt
von etwa 33 m Länge und 2 m Breite wurde in einer Tiefe von nur 35 cm Mauerwerk
freigelegt.482 Dieses «stand» offenbar auf
einem Terrazzomörtelboden. Von besonde-
Synthese
rem Interesse ist hier die auf der gesamten
Länge des Sondierschnittes in etwa 1,5 m
Tiefe zu Tage gekommene Lehmschicht
von 30 cm Mächtigkeit, die ihrerseits eine
ca. 20 cm mächtige Asche-Holzkohleschicht
überlagerte. Aus dieser Holzkohleschicht
wurde neben Baukeramik ein kleines Fundensemble mit mehreren Münzen, unter
anderem einer Prägung des Constantius’ II.
(337 – 361), geborgen Abb. 128.483 Wenn
letztere zusammen mit der Argonnensigillata Abb. 128.4, der glasierten Reibschale Abb. 128.8 und dem Lavezgefäss
Abb. 128.12 eine Datierung des Ensembles
ins 4. / frühe 5. Jahrhundert nahelegen, liefert das Lavezgefäss mit kannelierter Aussenwandung Abb. 128.13 einen terminus
post quem für die Errichtung der darüber
liegenden gemauerten Raumeinheiten, die
vielleicht zum ältesten Kirchenbau gehören,
frühestens ab dem mittleren 5. Jahrhundert.484
Abb. 127: Zillis, Höhle. Rekonstruktion eines Inititationsrituales in Anlehnung an die
Szenen, wie sie im Mithräum
Santa Maria Capua Vetere (I)
dargestellt sind.
Eine wichtige Bedeutung nahm in dieser Talschaft sicherlich der etwa 250 m über dem
Talgrund am südlichen Eingang zum Domleschg liegende Felskopf ein, auf dem
heute die Ruinen der zwischen 1181 und
157
Synthese
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158
14
15
Synthese
1209 erbauten Burganlage Hohenrätien,
Sils i. D. sowie eine Kirche aus der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts stehen (zur
Lage vgl. Abb. 1). Während mehrerer Ausgrabungs- und Prospektionskampagnen
liessen sich hier auch ältere Kirchenbauten
erfassen. Die älteste ist über einen terminus
ante quem (14C-Daten) in die Zeit zwischen
der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts und
dem frühen 6. Jahrhundert zu datieren.485
Das publizierte, wenig zahlreiche Fundmaterial stammt aus dem gesamten Areal der
nachmaligen Burganlage und weist neben
einer Nutzung / Begehung dieses Platzes im
2. / 3. Jahrhundert auf eine Besiedlung im
späteren 4. und 5. Jahrhundert, ohne dass
es jedoch möglich gewesen wäre, diese im
Befund zu identifizieren und interpretieren.
Am nördlichen Ausgang der Via Mala mit
freier Sicht über das südliche Domleschg
und ausserdem an der einfachsten Umgehungsroute der Via Mala im Hochmittelalter
und wohl bereits auch in römischer Zeit und
früher gelegen, kam diesem Platz an der
Alpentransversalen zweifellos eine wichtige verkehrsstrategische Bedeutung, eine
Kontroll- und Sperrfunktion, zu.
Im südlichen Domgleschg schliesslich, in Cazis (zur Lage vgl. Abb. 1), sind bislang keine
römischen Siedlungsreste bekannt geworden, doch weisen späteisenzeitliche sowie
früh- bis mittelkaiserzeitliche Einzelfunde
(Burg Niederrealta und Cazis, Cresta) sowie ein mögliches spätkaiserzeitliches Grab
doch auf eine Nutzung, wenn nicht Besiedlung dieses Areales am linken Talrand.486
Die bekannten Befunde und Funde, einschliesslich der Gräber, lassen somit vermuten, dass sich entlang der Alpentransversale
in regelmässigen Abständen kleinere Siedlungen reihten. Die beträchtliche Tiefe, in
der die entsprechenden Reste lagen – bei
der Kirche St. Martin in Zillis waren es 1,5 m
unter der Grasnarbe, in Andeer 2,8 m – lässt
kaum daran zweifeln, dass vieles noch unentdeckt im Boden liegt und bisher nur ein
Bruchteil der einstigen kaiserzeitlichen und
frühmittelalterlichen Siedlungslandschaft
bekannt ist.
Soweit der bisherige Befundbestand zu erkennen gibt, handelt es sich dabei mehrheitlich um Holzbauten, die an Hängen und
Abb. 128 (linke Seite): Zillis. Kirche St. Martin. Fundmaterial der Ausgrabungen von 1938, Rätisches Museum Chur. Mst. 1:2.
1 1 RS Drag. 37. Helvetische Terra Sigillata? Graffito ]TILLO[. Inv. Nr. RM 161.2.
2 1 WS Drag. 37. Helvetische Terra Sigillata. Inv. Nr. RM 161.1.
3 1 BS wohl eines Bechers Drag. 54, der zu einem Spinnwirtel umgearbeitet wurde. Inv. Nr. RM 161.3.
4 1 WS einer Schale, wohl Argonnensigillata. Inv. Nr. RM 161.4.
5 Henkelfragment eines Kruges. Stark glimmerhaltiger, beiger Ton. Inv. Nr. RM 161.6.
6 Kragenfragment einer Reibschale mit Ausguss. Blassrötlicher Ton. Inv. Nr. RM 161.9.
7 RS einer Reibschale. Sehr stark verbrannt (Fehlbrand?). Ton jetzt grauschwarz. Inv. Nr. RM 161.7.
8 1 RS einer Reibschale. Rötlicher Ton mit Spuren der ehemaligen Glasur auf der Innenseite. Ettlinger Gruppe A. Inv. Nr. RM 161.5.
9 1 RS Lavezgefäss. Gehauen. Senkrechte Riefen. Inv. Nr. RM 161.20.
10 1 RS Lavezgefäss. Gedreht. Russgeschwärzt. Inv. Nr. RM 161.19.
11 1 WS Lavezgefäss. Gedreht. Umlaufende horizontale Rillenbündel. Inv. Nr. RM 161.21.
12 2 RS Lavezgefäss mit gerilltem Horizontalrand. Gedreht. Umlaufende horizontale Rillenbündel. Inv. Nr. RM 161.17.
13 1 RS und 2 WS Lavezgefäss. Gedreht. Umlaufende horizontale Kanneluren. Inv. Nr. RM 161.18.
14 Spinnwirtel. Stein. Inv. Nr. RM 161.16.
15 Schleifstein? Sandstein. Inv. Nr. RM 161.15.
159
Synthese
Datierung
Zillis
Höhle und Vorplatz
Burg Hasenstein
14. Jh.
Val Schons / Schams
südliches Domleschg
Ereignisse /
weitere Befunde
Dorfkern / Kirche St. Martin
Frühes 14. Jh.: schriftliche Erwähnung des
«Gut ze Hassenstain»
auf dem Plateau
Terminus ante
quem 13. Jh.
Phase 5 Aufgabe der
Nekropole
12. Jh.: Ausstattung der
Kirche St. Martin mit der
Holzdecke
(7. / ) 8. – 10. Jh.
Phase 4 Nekropole vor der
Höhle
831: Erste schriftliche
Überlieferung der Kirche
St. Martin
Gräber bei der Höhle
in Felsberg
spätes 6. / frühes Phase 3 Anlage der Gräber 2
7. Jh.
und 3 (in Sockelmauer) in der Höhle
Grab 1
5. / 6. Jh.?
Phase 2 (geschlossene?) Höhle
mit Feuerstelle (Kreuz)
und Grab 1
?
2. Hälfte 5. / frühes 6. Jh.:
Errichtung der ersten
Kirche, Gräber?
2. Hälfte 5. / frühes
451: Erste schriftliche
6. Jh.: Errichtung einer Erwähnung eines BiKirche auf Hohenrätien schofs in Chur (Asinio)
4. / frühes 5. Jh.
390 / 91: Verbot
paganer Kulte
paganes Kultlokal
Gebäudereste
Gebäudereste
4. Jh.: Gräber Andeer
380 Christentum wird
Staatsreligion
Mitte 4. Jh.: Memoria
unter der Kirche
St. Luzi in Chur
3. / frühes 4. Jh.
Abb. 129: Zillis zwischen
Spätantike und Mittelalter
im regionalen Kontext.
160
Gebäudereste der
mittleren Kaiserzeit in
Andeer
auf Kuppen auf Terrassen erbaut wurden.
Dass mit einer dichteren Besiedlung auch in
Tallagen zu rechnen ist, legen die bisher bekannten spätrömisch-frühmittelalterlichen
Gräberfelder bzw. Grabgruppen und Einzelgräber nahe, deren zugehörige Siedlungen
noch nicht lokalisiert und untersucht werden konnten.487 Gemörteltes Mauerwerk
wurde offenbar nur selten und wenn, dann
für den Bau von Kirchen und Memorien
sowie von Befestigungsanlagen, vereinzelt
auch von Wohnbauten besser gestellter
Persönlichkeiten verwendet.488 Beispiele
für letztere sind zweifellos die Bauten in
Sagogn, Schiedberg489 und Carschlingg bei
Castiel490. Gerade deshalb ist den spätkaiserzeitlichen Baubefunden auf dem Plateau
über der Höhle im Areal der nachmaligen
313: Toleranzedikt
Mailand
Burg Hasenstein eine wichtige Bedeutung
beizumessen. Diese gilt es in Bezug auf
Fragen der Chronologie und Kontinuitäten
noch zu erschliessen und in den Gesamtkontext der spätkaiserzeitlich-frühmittelalterlichen Besiedlung im Raum Zillis und des
Val Schons / Schams zu setzen.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die
Höhle als Versammlungslokal einer paganen
Kultgemeinschaft vorerst zwar noch nicht in
einen mittelkaiserzeitlichen, aber in einen
bisher nicht weiter zu charakterisierenden
spätkaiserzeitlichen Siedlungskontext eingebunden werden kann. Eine Verbindung
zwischen der Höhle und den Gebäuden auf
dem Plateau über der Höhle ist dabei anzunehmen, aber vorerst nicht zu belegen.
Synthese
4.3 Ein- und Ausblicke zur Weiternutzung
der Höhle im regionalen Kontext
Ohne dass zu beurteilen wäre, ob mit einem kürzeren oder längeren Nutzungsunterbruch zu rechnen ist (vgl. Kap. 2.4), lassen sich einige wenige Befunde aufgrund
stratigraphischer Kriterien und über 14C-Datierungen mit einer veränderten Weiterund Nachnutzung der Höhle zwischen dem
(5.) / späteren 6. und dem 10. Jahrhundert
in Verbindung bringen. Schriftzeugnisse
(vgl. unten) und verschiedene archäologische Quellen dieser Zeitspanne im Val
Schons / Schams und in der weiteren Region
erlauben es zudem, diese in einen weiteren
historischen Rahmen und Siedlungskontext
einzubinden Abb. 129.
4.3.1 Vom Kultlokal zum Bestattungsplatz –
die kultische Neuaufladung
Aufgrund der Münzreihe aus der Höhle ist
mit einem Ende der Votivpraxis im Verlauf
der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zu
rechnen. Für eine darüber hinausreichende
Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal liegen auch unter dem übrigen Fundmaterial
keine Nachweise vor. Vor allem die 14C-Datierungen sprechen dafür, dass es vielleicht
noch im 5. Jahrhundert (Phase 2: Datierung
von Grab 1 als terminus ante quem, vgl. Kap.
2.5.2), spätestens aber gegen Ende des
6. oder im frühen 7. Jahrhundert (Phase
3) zu einer kultischen Neuaufladung kam:
Die zumindest anfänglich (Phase 2) weiterhin verschlossene Höhle wurde mit einer
neuen Feuerstelle (Pos. 17) ausgestattet
(vgl. Abb. 52), unter welcher sich das Beinkreuz Abb. 57 fand. Es erfolgte eine erste
Grablegung (Grab 1) im Südteil der Höhle,
mit der man einen «Raum» um die Feuerstelle respektiert zu haben schien. Dasselbe gilt auch für die Gräber 2 und 3 (Phase
3, vgl. Abb. 55), die im Südteil der Höhle
und in der Sockelmauer, letztlich gleichsam
auf der Schwelle zwischen Innen- und Aussenraum, angelegt wurden. Die Vermutung,
dass diesem «Raum» um die Feuerstelle
während Phase 2 und vielleicht auch Phase
3 eine nicht präzise zu fassende kultische
Bedeutung beigemessen wurde, drängt
sich geradezu auf. Wie lange der Höhle diese Rolle zukam, ist ungewiss. Dass man die
Nekropole während Phase 4 auf die untere
Terrasse ausserhalb der Höhle ausweitete,
um hier verwandschaftlich verbundene Personen bestatten zu können, mag – gemäss
der 14C-Daten wahrscheinlich nicht auf eine
ungebrochene, aber längere Kontinuität
dieser Bedeutung der Höhle respektive des
Platzes hinweisen.
In Chur ist bereits ab dem späten 4. Jahrhundert mit der Existenz einer christlichen
Gemeinde zu rechnen491, spätestens seit
dem mittleren 5. Jahrhundert war der Ort
auch Bischofssitz. Da ab dem späten 5. / frühen 6. Jahrhundert nicht nur in Zillis, sondern auch im nahen Hohenrätien / Sils i. D.
erste Kirchenbauten standen492, drängt sich
hier die Frage auf, ob die kultische Konnotation der Höhle in dieser Zeit (Phase 2 / 3)
eine christliche war, dies nicht zuletzt wegen des Beinkreuzes unter der Feuerstelle –
obgleich natürlich dessen Weg in die Höhle
nicht nachvollzogen werden kann.
In diesem Zusammenhang wurde bislang
noch nicht bemerkt, dass Zillis mehrere
wichtige, archäologisch überlieferte Eigenschaften einer frühmittelalterlichen Höhlen-Eremitage aufweist. Es ist durchaus
nicht selten, dass vorchristliche Kulthöhlen
später zu christlichen Stätten wurden.493
Zugleich sind viele Höhlen bekannt, gerade
im südalpin-oberitalischen Raum, in die sich
dann Eremiten zurückzogen.494 Könnte es
sich also auch um eine solche gehandelt haben? Für den Bau einer Höhlen-Eremitage
161
Synthese
Abb. 130: Auszug aus den
Capitula Remedii – Erlass zu
den heidnischen Bräuchen
(Pfeil) (um 800).
162
Synthese
genügte üblicherweise, «dass vor dem Eingang einer kleinen, natürlichen Höhle eine
Schutzmauer hochgezogen worden ist. (…)
Oft findet man in solchen Eremitagen noch
die Überreste einer kleinen Kapelle und die
Gräber der Eremiten».495 In Zillis stand die
Wand eventuell noch während der Anlage
von Grab 1 und 2 (Phase 2); spätestens mit
der Anlage von Grab 3 muss sie aber abgebrochen worden sein.
Zur Frage nach den Gräbern ist noch die aktuelle anthropologische Analyse zu berücksichtigen, nach der nicht alle der Bestatteten
in Zillis sicher Männer sind. Zudem besteht
teilweise eine matrilineare Verwandtschaft
(vgl. oben). So könnte es sich allerhöchstens
bei den Bestatteten in Grab 1 und Grab 2
um mögliche Einsiedler handeln. Vielleicht
wurde eine dieser Bestattungen später verehrt und diese memoria mündete in die
Anlage eines kleinen Gräberfelds496 oder
die Niederlassung einer kleinen Mönchsgemeinschaft497 – verbunden mit einem
kleinen «Siedlungs-»Gräberfeld? Bei beiden
dieser Interpretationsvarianten bewegen
wir uns auf stark hypothetischem Terrain.
Vergleichend heranzuziehen wären hier jeweils die Bestattungen bei den Höhlen weiter nördlich talabwärts, wo möglicherweise
auch eine Kinderbestattung zu Tage kam
(vgl. unten).
4.3.2 Die Nekropole ausserhalb der Höhle
Die Verlagerung des Bestattungsplatzes auf
den Höhlenvorplatz erfolgte spätestens im
8. Jahrhundert (Phase 4). Von diesem wurde nur ein Ausschnitt ausgegraben (7 Bestattungen) respektive angeschnitten (Gräber 4, 5, 9, 10). Sicherlich darf hier aber mit
mehreren weiteren Gräbern oder gar einem grösseren Friedhof gerechnet werden.
Darauf weisen nicht zuletzt die Reste von
mindestens 6 weiteren, im 7. bis 9. Jahr-
hundert bestatteten Individuen (Phase 5,
vgl. Abb. 60), die in neuerer Zeit während
Bautätigkeiten offenbar entdeckt und in der
Höhle deponiert wurden. Allein geophysikalische Prospektionen könnten Aufschlüsse
zu Grösse und Ausdehnung, damit vielleicht
auch zur Bedeutung dieser Nekropole im lokalen Kontext liefern.
Untypisch ist, dass keines der beigabenlosen frühmittelalterlichen Gräber geostet
ist, wenngleich hier die Topographie (Hanglage) eine Rolle gespielt haben mag. Ebenfalls auffällig ist das Fehlen einer Kirche in
der unmittelbaren Nähe. Üblich war zur Zeit
der Anlage der jüngeren Gräber im 8. bis
10. Jahrhundert das Bestatten der Toten
bei einer Kirche, und zwar typischerweise
auch in der Siedlung.498 Eine Aufgabe, die in
der Umgebung der Zilliser Kirche zugefallen
wäre, wäre diese nicht mit einem eigenen
Friedhof ausgestattet. Wurde hier also doch
die Höhle gleichzeitig zum Bestattungsplatz
als christliche Kultstätte genutzt? Und ist für
diese Zeit Siedlungstätigkeit auf der Burg
Hasenstein nachweisbar – in welchem Fall
allenfalls zwei Siedlungs- und Bestattungsgemeinschaften am Ort denkbar wären?
Sieht man weiter talabwärts ins Alpenrheintal, so wird deutlich, dass Zillis nicht
die einzige Höhle ist, bei der im Frühmittelalter bestattet wurde. So sind bei der Unteren Tgilväderlishöhle bei Felsberg, keine
30 km rheinabwärts (ca. 20 km Luftlinie),
fünf Bestattungen belegt. Ganz ähnlich wie
die jüngeren Zilliser Bestattungen wurden
sie auf einem 10 m auf 4 m grossen Vorplatz vor der Höhle angelegt. Die Körperbestattungen sind SW-NO-gerichtet; in einem
Fall handelt es sich um ein Doppelgrab. Die
14C-Datierung eines Skelettes (erste Hälfte 7. Jahrhundert) verleitet die Autoren
zur Datierung der gesamten Gruppe ins
7. Jahrhundert.499 Für die 50 m davon ent163
Synthese
fernte Obere Tgilväderlishöhle wird die
Möglichkeit weiterer merowingerzeitlicher
Gräber insinuiert.500 Über einzelne Funde
ist bereits eine spätrömische Nutzung zumindest der Oberen Tgilväderlishöhle anzunehmen.501 Reste eines Steinplattengrabes
weisen auf eine Datierung in einen vergleichbaren Zeitraum502; sowohl in Zillis als
auch Felsberg sind Steinsetzungen belegt.
Es ist also festzuhalten, dass die Gräber
aus Zillis keineswegs als Einzelfall, sondern
im Sinn einer (über-?)regionalen Praxis
betrachtet werden müssen. Ob sich dabei
wirklich eine Sonderbehandlung einzelner
Individuen aus jeweils einer Siedlungsgemeinschaft mit einem weiteren «regulären»
Friedhof oder einer separaten Glaubensgemeinschaft abzeichnet, wie Mirco Brunner und Mathias Seifert vermuten503, oder
ob in den Bestatteten nach Mechthild
Schulze-Dörrlamm «Aussenseiter der Gesellschaft, vielleicht auch nur durchreisende Fremde von nachweislich anderer oder
unbekannter Religionszugehörigkeit»504 zu
sehen sind, bleibt offen. Dies ist im Rahmen
der Detailauswertung der Bestattungen näher zu prüfen. Durchaus denkbar wäre auch,
dass es sich schlicht um die Mitglieder einer
einzelnen, kleinen Siedlungsgemeinschaft –
etwa von einem kleinen Gehöft – handelt.
Die schriftlichen Quellen lassen beide Interpretationen – christlich und nicht-christlich –
für die Höhle und den Bestattungsplatz im
Frühmittelalter zu. Für das Bistum Chur hat
Bischof Remedius um 800 ein Verbot der
Ausübung heidnischer Bräuche verhängt
Abb. 130.505 Es erscheint damit zwar als
recht offensichtlich, dass sich dort entsprechende Kulthandlungen abgespielt haben.
Doch muss es nicht notwendigerweise der
Fall gewesen sein, dass ausgerechnet die
Zilliser Bestatteten solche Angehörige heidnischer Kulte waren, wie vermutet wurde.506
Die erste anthropologische Befundung, die
164
für diese ursprüngliche Argumentation ein
Stützbein bildet (es sei an den sog. gepfählten heidnischen Priester507 erinnert), hat
sich als nicht haltbar erwiesen (vgl. oben).
War es tatsächlich so, dass die bei Remedius
genannten Kulte nur durch Nicht-Christen
ausgeübt wurden, oder waren es vielmehr
Getaufte, die zusätzlich noch – sozusagen
abergläubische – Rituale durchführten?
Oder bestand überhaupt ein konkreter Anlass für die Aufnahme dieses Passus in die
Capitula Remedii? Dazu ein kurzer Exkurs
in den Originaltext508: Die verschiedenen
aufgelisteten Gesetzesgebote lassen sich
aufgrund der Art, wie sie formuliert sind,
mehreren Traditionslinien zuordnen. So
spiegeln unterschiedliche Beginnformeln,
vereinfacht gesagt, eine relative Chronologie des Eingangs der entsprechenden Passagen in die Gesetzestexte: Die ut / si-Formel
am Anfang des hier behandelten Erlasses (de maleficiis vel sacrilegia, Abb. 130)
kommt in den Capitula Remedii allerdings
insgesamt nur einmal vor. Im Gegensatz zu
den sonst im Text vorherrschenden si-Formeln kennzeichnet das – nur viermal vorkommende – einzelne ut jedoch herrscherliche Verordnungen und weist auf eine Tradierung dieses Gesetzesteils zurück.509
Dass die Bestimmung zu den sacrilegia und
maleficia auf ältere Kapitularien zurückgeht, ist ohnehin bereits erwiesen.510 Zwar
besteht trotzdem die Möglichkeit, dass auf
reichsfränkischem und damit auch churrätischem Gebiet unerwünschte Bräuche stattfanden511, doch ist es damit nicht notwendig, dass mit dem Passus in den Capitula
Remedii – wie bisher durch die Archäologie
angenommen – konkret auf aktuelle Geschehnisse in der Bevölkerung des Bistums
Chur Bezug genommen wurde. Er könnte
genauso gut ohne den Anlass konkreter
lokaler Vorkommnisse im Verbund mit wei-
Synthese
teren kaiserlichen Verordnungen in die Capitula Remedii aufgenommen worden sein.
Letztlich lässt sich also die Frage nach dem
kultischen Charakter der Höhle von Zillis in
frühmittelalterlicher Zeit und der dort angelegten Bestattungen bis auf weiteres noch
nicht klären; die genannten Möglichkeiten
sind aber bei künftigen Untersuchungen im
Auge zu behalten.
Zusammenfassend sind mehr Fragen als
Antworten vorhanden: War die Höhle
nach Aufgabe des vorchristlichen Kultlokals
doch zeitweise eine Kirche oder zumindest
ein christlich konnotierter Raum, etwa
eine Eremitage (mit oder ohne jüngerer
Memoria)? Oder spiegeln die späten Gräber des 8. bis 10. Jahrhunderts allenfalls
den Bestattungsplatz eines separaten Gehöfts oder Weilers? Kann dasselbe vielleicht
schon für die Gräber des späten 6. Jahrhunderts vermutet werden?
165
Zusammenfassung
– Lage und Forschungsgeschichte:
Die Höhle in Zillis-Reischen (Hinterrheintal,
Val Schons / Schams) liegt nahe an der bis
heute wichtigen transalpinen Verkehrsachse, die das Alpenvorland über den Splügen und San Bernardino-Pass mit Italien
verbindet (vgl. Kap. 1.1). Nachdem 1990
spielende Schulkinder eben dort Menschenknochen entdeckt hatten, veranlasste
der Archäologische Dienst Graubünden im
selben Jahr erste Sondierungen und konnte
in den folgenden Jahren (1991 / 1992 und
1994 / 1995) die Höhle und deren Vorplatz
archäologisch untersuchen. Die Befunde und Funde wurden mit Ausnahme der
Fundmünzen und Tierknochen kurz darauf
publiziert (Rageth 1994; Liver / Rageth
2001. – vgl. Kap. 1.2).
Im vorliegenden Band werden die Resultate der Neusichtung der Befunde und die
Bearbeitung des gesamten Fundbestandes
aus der in der Zeit zwischen dem 3. und
10. Jahrhundert aufgesuchten Höhle neu
vorgelegt (vgl. Kap. 2 und Kap. 3) und mit
einem Fokus auf die älteste, d. h. spätkaiserzeitliche Phase, interpretiert und in einen weiteren Kontext gesetzt (vgl. Kap. 4).
– Nutzung der Höhle zwischen dem mittleren 3. und mittleren 5. Jahrhundert als
paganes Kultlokal (Phase 1, Kap. 2.3):
Während dieser Zeit war die Höhle mit einer
Holzwand verschlossen und nur über einen
schmalen Eingang an der Südseite zugänglich. Durch diesen gelangte man zunächst
in einen Vorraum, der zu einem grösseren,
zu Beginn (Phase 1.0) mit einer Feuerstelle oder einem Kuppelofen ausgestatteten
Hauptraum führte. Der gegen den Rhein abfallende Hang vor der Höhle war durch eine
Trockenmauer befestigt und terrassiert.
Die Befunde erlaubten in Verbindung mit
dem mehrheitlich dieser Nutzungsphase
166
zuzuweisenden Fundmaterial aufschlussreiche Einblicke nicht nur in das Kultlokal
(vgl. Kap. 4.2.1), sondern auch in das Kultgeschehen (vgl. Kap. 4.2.2) und damit letztlich in die wohl weniger als 10 Personen
umfassende Gemeinschaft, die sich hier
regelmässig und vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen zu Kultfeiern und Festmählern versammelt hatte (vgl. Kap. 4.2.3).
Zum Kultgeschehen gehörten individuelle
Gesten, so das Deponieren von (Votiv-)
Gaben. Zeugnis davon geben drei gefiederte Votivbleche (vgl. Kap. 3.3.1), 647
Münzen mehrheitlich des 4. Jahrhunderts
(vgl. Kap. 3.3.2), über 150 Bergkristallfragmente (vgl. Kap. 3.3.3) sowie wohl
einige der hier vorgefundenen metallenen Schmuck- und Kleidungsbestandteile
(vgl. Kap. 3.4). Die überwiegende Mehrheit
des Fundmaterials (vgl. Kap. 3.5 – Kap. 3.7)
ist jedoch in einen Zusammenhang mit
gemeinschaftlichen Handlungen zu setzen. Dazu sind zum einen rituelle Handlungen zu zählen, bei welchen die Kultgeräte
(vgl. Kap. 3.5) und das bisher einzigartige ringförmige Schlangengefäss mit drei
kelchartigen Aufsätzen und neun figürlich
verzierten Medaillons (vgl. Kap. 3.6.1) Verwendung fanden. Die hier einst vollzogenen
Rituale sind über den Befund- und Fundbestand nur schwierig zu erschliessen. Wie
die geoarchäologischen Untersuchungen
jedoch nahelegten (vgl. Kap. 2.3.4), gehörten dazu u. a. Brandopfer. Deren Reste, die
Asche, scheint man danach sorgfältig gesäubert und auf dem Höhlenboden ausgestreut zu haben. Ob dies der Trockenlegung
und / oder Reinigung des Höhlenbodens
diente, oder ob man in der Regelmässigkeit
und Sorgfalt, mit der dies ausgeführt wurde,
und in Anbetracht vergleichbarer Gesten in
anderen Kultlokalen ein – möglicherweise
kultspezifisches – Ritual sehen darf, bleibt
offen. Zum anderen und desgleichen zen-
Zusammenfassung
traler Bestandteil gemeinschaftlicher Aktivitäten waren die Kultbankette, die in der Regel nach den Ritualen ausgerichtet wurden.
Davon zeugen das überlieferte Geschirr
(vgl. Kap. 3.6.2), das sich aus Keramik-, Glasund Lavezgefässen zusammensetzt, darunter unter anderem viele Trinkbecher, sowie
die über 13 000 Tierknochen, die hauptsächlich von Schaf / Ziege sowie vom Huhn
stammen.
Die Frage, welche Gemeinschaft sich in dieser Höhle zu Kult und Bankett versammelt
hatte (vgl. Kap. 4.2.3), liess sich nicht abschliessend klären. Aufgrund des Ortes
selbst – der Höhle und deren Ausbau, der
auf restriktive Zutrittsbedingungen schliessen lässt – sowie über das soweit fassbare
Kultgeschehen und die ikonographischen
Zeugnisse war es zweifellos eine geschlossene Vereinigung um eine oder mehrere
Gottheiten, darunter vielleicht eine von
orientalischer oder orientalisierender Prägung wie zum Beispiel der Gott Mithras.
Auch wenn die vielen Gemeinsamkeiten mit
diesem, von allen Gruppenkulten am besten erforschten Kult frappant sind, fehlen –
überlieferungsbedingt (?) – Elemente, die
eine eindeutige Identifizierung erlaubten.
Wenn dieses Kreuz nicht paganer Natur
war, könnte es als christliches Symbol verstanden werden und damit als Indiz zu den
Überlegungen beitragen, dass die Höhle im
frühen Mittelalter nicht einfach ein Unterstand und Bestattungsplatz, sondern ein
Ort von besonderer Bedeutung gewesen
sein mag – vielleicht eine Höhlen-Eremitage oder eine memoria (vgl. Kap. 4.3.1). Im
Verlaufe des späteren 6. / frühen 7. Jahrhunderts kamen zwei weitere Bestattungen
(Phase 3: Grab 2 und Grab 3) hinzu und die
Holzwand wurde entfernt.
– Der Bestattungsplatz:
Spätestens im 8. Jahrhundert (Phase 4)
verlagerte man den Bestattungsplatz auf
den Höhlenvorplatz (vgl. Kap. 2.5). Bis ins
10. Jahrhundert als solcher genutzt, verlor
er spätestens im frühen 13. Jahrhundert,
als er von teils massiven Kiesschüttungen
überdeckt wurde, seine Bedeutung als Erinnerungsort an die Toten (Phase 5).
– Die kultische Neuaufladung:
Ungewiss, ob übergangslos oder nach einem kürzeren oder längeren Unterbruch,
wurde die Höhle vielleicht noch im 5., spätestens aber gegen Ende des 6. Jahrhunderts, umgenutzt. Zunächst wahrscheinlich
weiterhin mit einer Holzwand verschlossen,
stattete man die Höhle mit einer neuen
Feuerstelle aus (Phase 2). Unter dieser lag
das Fragment eines beinernen Kreuzes, dessen Bearbeitung auf eine primäre Verwendung als Intarsie oder Applike weisen könnte (Kap. 2.4.2). Gegen Ende des 6. Jahrhunderts erfolgte im Südteil eine erste Grablegung (Grab 1).
167
Resumaziun
– Situaziun ed istorgia da perscrutaziun:
Il cuvel a Ziràn-Reschen (Valragn, Val
Schons) sa chatta sper l’axa da traffic transalpina ch’è impurtanta fin oz e che collia
la regiun prealpina sur ils pass dal Spleia
e dal San Bernardin cun l’Italia (chap. 1.1).
L’onn 1990 han uffants da scola che giugavan chattà là ossa d’umans. Per il Servetsch
archeologic dal Grischun è quai stà la chaschun per far ils emprims sondagis anc quel
onn e per perscrutar archeologicamain il cuvel e sia plazza davant durant ils onns suandants (1991 / 2 e 1994 / 5). Ils chats e fatgs –
cun excepziun dals chats da munaida e da
l’ossa d’animals – èn vegnids publitgads curt
suenter (Rageth 1994; Liver / Rageth 2001;
chap. 1.2).
Il tom qua avant maun preschenta da nov
ils resultats da l’ultima perscrutaziun dals
fatgs sco er l’elavuraziun da tut ils chats che
dateschan dal temp dal 3. fin il 10. tschientaner s. C. e che derivan dal cuvel (chap. 2 e
3). El interpretescha quests chats mettend
il focus sin la fasa la pli veglia, q. v. d, sin il
temp dals imperaturs tardiv, ed als plazzond
en in context pli vast (chap. 4).
– Utilisaziun dal cuvel sco local da cult pajan
da la mesadad dal 3. fin la mesadad dal
5. tschientaner s. C. (fasa 1, chap. 2.3):
Durant quest temp era il cuvel serrà cun ina
paraid da lain ed accessibel mo sur in’entrada stretga da la vart dal sid. Tras questa
entrada arrivavan ins l’emprim en in pierten
che manava en in local principal, il qual era
equipà il cumenzament (fasa 1.0) cun in
fuclar u cun ina pigna a cupla. La spunda
davant il cuvel enclinada vers il Rain era
francada e terrassada tras in mir sitg.
En cumbinaziun cun ils chats ch’èn d’attribuir per gronda part a questa fasa d’utilisaziun, permettan ils fatgs da prender
invistas infurmativas betg mo dal local da
168
cult (chap. 4.2.1), mabain er dal cult sco
tal (chap. 4.2.2) e pia la finala da la communitad da probablamain main che 10
persunas, che sa radunava regularmain qua
en il zuppà per celebrar cults e banchets
(chap. 4.2.3).
Dal cult sco tal faschevan part acts individuals, sco deponer duns (votivs). Da quai
dattan perditga trais plachettas da sturs
cun plimas (chap. 3.3.1), 647 munaidas che
dateschan per gronda part dal 4. tschientaner (chap. 3.3.2), passa 150 fragments
da cristal (chap. 3.3.3) sco er bain inqual
element da metal derivant da cliniez e da
vestgadira (chap. 3.4). Ma la part la pli gronda dals chats (chap. 3.5 fin 3.7) sto vegnir
messa en connex cun acts cuminaivels. Da
quels fan part per l’ina acts rituals, per ils
quals èn vegnids duvrads ils objects da cult
(chap. 3.5) ed il vasch cun serp, en furma
d’anè – fin ussa unic – cun trais garnituras
en furma da chalesch e cun nov medagliuns
decorads cun figuras (chap. 3.6.1). Sur ils
fatgs e chats èsi grev da chattar access
als rituals che vegnivan celebrads qua ina
giada. Ma sco che las perscrutaziuns archeologicas laschan presumar (chap. 2.3.4),
faschevan tranter auter unfrendas sin il fieu
part da quels. Lur restanzas, la tschendra,
han ins – sco ch’i para – nettegià suenter
cun quità e sternì sin il funs dal cuvel. I resta
avert, sche quai serviva per sientar e / u per
nettegiar il funs, ubain sch’ins dastga chapir
quai – sin basa da la regularitad e dal quità, cun ils quals quai vegniva realisà, sco er
en vista ad acts cumparegliabels en auters
locals da cult – sco in ritual eventualmain
specific per il cult. Per l’autra – e medemamain in element central da las activitads
cuminaivlas – tutgavan ils banchets da cult
che vegnivan celebrads per regla suenter ils
rituals, tar il cult. Da quai dattan perditga
ils vaschs chattads (chap. 3.6.2) che sa
cumponan da recipients da cheramica, da
Resumaziun
vaider e da lavetsch, tranter auter blers
bitgers, sco er ils passa 13 000 oss d’animals che derivan principalmain da nursas /
chauras e da giaglinas.
La dumonda, tge communitad che sa radunava en quest cuvel per ses cult e per
banchets (chap. 4.2.3), n’ha betg pudì
vegnir sclerida definitivamain. Pervia dal
lieu sco tal – il cuvel e sia extensiun, che
lascha presumar cundiziuns d’access restrictivas – sco er pervia dal cult tant sco
chapaivel e pervia da las perditgas iconograficas era quai senza dubi ina raspada
serrada che sa deditgava ad in u a plirs
dieus, tranter quels forsa in da tempra
orientala u orientalisanta sco per exempel
il dieu Mithras. Er sch’ils blers puncts cuminaivels cun quest cult il meglier perscrutà
da tut ils cults da gruppa, èn frappants,
mancan – causa mancanza da tradiziun (?) –
elements che permettan d’identifitgar quel
cleramain.
tagi da cuvel ubain ina memoria (chap.
4.3.1). En il decurs dal 6. tschientaner tardiv /
u dal 7. tschientaner tempriv èn vegnidas
vitiers duas ulteriuras sepulturas (fasa 3:
fossa 2 e fossa 3) e la paraid da lain è vegnida allontanada.
– Il lieu da sepultura:
Il pli tard durant il 8. tschientaner (fasa
4) han ins dischlocà il lieu da sepultura
sin la plazza davant il cuvel (chap. 2.5).
Duvrada sco santeri fin il 10. tschientaner, ha ella pers durant il 13. tschientaner
tempriv, cur ch’ella è vegnida cuvrida cun
per part gronds mantuns da glera, sia
impurtanza sco lieu commemorativ dals
morts (fasa 5).
Ursina Saluz
Servetsch da translaziuns
Chanzlia chantunala dal Grischun
– La relantschada dal cult:
Intschert, sche senza fasa transitorica u
suenter ina interrupziun pli curta u pli
lunga, ha il cuvel survegnì ina nova utilisaziun forsa anc durant il 5. tschientaner,
il pli tard però vers la fin dal 6. tschientaner. L’emprim probablamain vinavant serrà
cun ina paraid da lain, ha il cuvel survegnì
in nov fuclar (fasa 2). Sut quel sa chattava il fragment d’ina crusch dad oss, da la
quala l’elavuraziun pudess inditgar in’utilisaziun primara sco intarsia u sco applica
(chap. 2.4.2). Vers la fin dal 6. tschientaner
ha gì lieu in’emprima sepultura en la part
sid dal cuvel (fossa 1). Sche questa crusch
n’era betg da natira pajana, pudess ella
vegnir chapida sco simbol cristian e pia
valair sco indizi ch’il cuvel n’era betg mo
ina simpla susta ed in simpel santeri durant
il temp medieval tempriv, mabain in lieu
d’ina impurtanza speziala – forsa in eremi169
Riassunto
– Posizione e storia della ricerca:
La grotta a Zillis-Reischen (Valle del Reno
posteriore, Val Schons / Schams) si trova
sull’asse di traffico transalpino, la cui importanza dura fino ad oggi, che collega le
Prealpi con l’Italia attraverso i passi dello
Spluga e del San Bernardino (cap. 1.1). Nel
1990 alcuni bambini vi scoprirono delle ossa
e lo stesso anno il Servizio archeologico dei
Grigioni fece i primi sondaggi. Negli anni
successivi (1991 / 2 e 1994 / 5) poté analizzare archeologicamente sia la grotta che lo
spiazzo antistante. I ritrovamenti e i reperti,
escluse le monete e le ossa animali, furono
pubblicati poco tempo dopo (Rageth 1994;
Liver / Rageth 2001; cap. 1.2).
Nel presente volume vengono presentati
i risultati dei nuovi studi sui ritrovamenti
e delle analisi sul totale del complesso dei
reperti della grotta, frequentata tra il III
e il V sec. d. C. (cap. 2 e 3). Viene inoltre
presentato un approfondimento sulla fase
più antica, cioè quella tardo imperiale, con
un’interpretazione specifica e l’inserimento
in un contesto più ampio (cap. 4).
– Uso della grotta tra la metà del III e la
metà del V sec. d. C. quale locale di culto
pagano (fase 1, cap. 2.3):
Durante questo periodo la grotta era chiusa tramite una parete di legno e accessibile
solo attraverso uno stretto passaggio dal
lato sud. Tramite questo si accedeva dapprima ad un’anticamera, la quale conduceva al
vano principale, più ampio, e all’inizio (fase
1.0) dotato di un focolare o di un forno a cupola. Il pendio davanti alla grotta, degradante verso il Reno, era puntellato e terrazzato
mediante un muro a secco.
I ritrovamenti messi a confronto con i reperti scritti a questa fase di utilizzo (la maggior
parte) hanno permesso uno sguardo rivelatore non solo sul luogo di culto (cap. 4.2.1),
170
ma anche sullo svolgimento del culto in sé
(cap. 4.2.2), e infine sulla comunità, comprendente probabilmente meno di dieci
persone, la quale si riuniva, nascosta allo
sguardo pubblico, per celebrare riti e banchetti cultuali (cap. 4.2.3).
Il rito cultuale implicava gesti individuali, quale la deposizione di doni (votivi).
Lo testimoniano tre piastrine votive pennate (cap. 3.3.1), 647 monete, la maggior
parte risalente al IV sec. (cap. 3.3.2), più
di 150 frammenti di cristallo di rocca
(cap. 3.3.3), così come alcune parti metalliche di gioielli e abiti qui ritrovati (cap. 3.4).
La maggioranza dei reperti (cap. 3.5 fino
3.7) è però da collocare in un contesto di
azioni comuni. Tra questi si possono menzionare azioni rituali, durante le quali entravano in gioco utensili cultuali (cap. 3.5)
e, finora unico nel suo genere, il recipiente
anulare, serpentiforme, con tre attacchi
caliciformi e nove medaglioni decorati con
motivi figurativi (cap. 3.6.1). I rituali qui
svolti un tempo sono difficilmente ricostruibili attraverso il complesso di ritrovamenti
e reperti. Come hanno però dimostrato
le analisi geoarcheologiche (cap. 2.3.4)
questi rituali includevano tra l’altro roghi sacrificali, i cui resti, le ceneri, sembra
venissero attentamente pulite e sparse sul
pavimento della grotta.
Se ciò servisse al drenaggio e / o alla pulizia
del pavimento della grotta, oppure se nella regolarità e attenzione con cui venivano
compiuti questi gesti, visti gesti analoghi in
altri locali di culto, si possa intravvedere un
rituale – cultuale specifico – rimane dubbio.
Dall’altra parte, e ugualmente elemento
centrale di attività comuni, erano i banchetti cultuali che solitamente si tenevano dopo
i rituali. Lo testimoniano le stoviglie ritrovate (cap. 3.6.2), composte da recipienti in
ceramica, vetro e pietra ollare, tra questi
Riassunto
molti bicchieri, così come più di 13 000 ossa
animali, per la maggior parte appartenenti
a pecore / capre così come a pollame.
La questione su quale comunità si riunisse
nella grotta per culti e banchetti (cap. 4.2.3)
non è potuta essere chiarita definitivamente. Visto il luogo stesso – la grotta e le modifiche apportate che indicano condizioni
di accesso molto restrittive – così come lo
svolgimento cultuale fin qui ricostruito, oltre alle testimonianze iconografiche, doveva trattarsi senz’altro di un gruppo chiuso
attorno a una o più divinità, tra le quali forse una di stampo orientale o orientaleggiante come ad esempio il dio Mitra. Anche se
le molte affinità con questo culto di gruppo,
culto tra i meglio studiati, sono impressionanti, mancano elementi certi che possano
portare ad una identificazione univoca.
tomba 2 e tomba 3) e inoltre venne tolta la
parete in legno.
– Il luogo di sepoltura:
Al più tardi nell’VIII secolo (fase 4) il luogo
di sepoltura fu spostato nel piazzale della
grotta (cap. 2.5). Utilizzata come tale fino al
X secolo, ha perso la sua importanza come
luogo di commemorazione dei morti (fase
5) al più tardi all’inizio del XIII secolo, quando è stato interamente ricoperto da massicci smottamenti di ghiaia.
Fabrizio Salvi
Archäologischer Dienst Graubünden
– La trasformazione in luogo di culto:
La grotta, forse ancora nel V secolo, ma al
più tardi verso le fine del VI secolo, venne riadattata, non è certo se ciò sia accaduto immediatamente o dopo un’interruzione più o
meno lunga. Dapprima probabilmente ancora chiusa da una parete in legno, la grotta
fu dotata di un nuovo focolare (fase 2). Sotto questo focolare giaceva il frammento di
una croce in osso, la cui lavorazione potrebbe indicare un uso primario come intarsio
o stemma (cap. 2.4.2). Verso la fine del VI
secolo nella parte meridionale ebbe luogo
una prima sepoltura (tomba 1). Se questa
croce non era di origine pagana, essa potrebbe essere vista quale simbolo cristiano
e quindi contribuire quale indizio alle considerazioni che la grotta nell’alto medioevo
non serviva solo come rifugio e luogo di
sepoltura, ma potrebbe essere stata un luogo d’importanza speciale – forse un eremo
oppure una memoria (cap. 4.3.1). Durante
il tardo VI secolo / all’inizio del VII secolo
si aggiunsero altre due sepolture (fase 3:
171
Résumé
– Situation géographique et histoire des
recherches:
La grotte de Zillis-Reischen (vallée du Rhin
postérieur, Val Schons / Schams) se situe sur
un axe transalpin dont l’importance perdure
aujourd’hui encore, reliant l’avant-pays alpin à l’Italie en passant par les cols du Splügen et du San Bernardino (chap. 1.1). En
1990, des écoliers qui jouaient dans la grotte
y ont découvert des ossements humains, à
la suite de quoi le service archéologique
du canton des Grisons a entrepris la même
année les premiers sondages, poursuivant
les recherches ultérieurement (1991 / 2 et
1994 / 5) à l’entrée et à l’intérieur de la cavité. A l’exception des trouvailles monétaires
et des ossements d’animaux, le mobilier et
les structures mis au jour ont été publiés
peu après (Rageth 1994; Liver / Rageth
2001) (chap. 1.2).
Le présent volume se consacre aux résultats obtenus après que les structures ont
été soumises à une nouvelle évaluation, et
suite à une élaboration tenant compte de
la totalité du mobilier. Ce dernier s’insère
dans une fourchette chronologique allant
du IIIe au Xe siècle apr. J.-C., correspondant
à la période durant laquelle la grotte fut fréquentée (chap. 2 et 3); l’étude met l’accent
sur la phase la plus ancienne, soit sur le Bas
Empire, qu’on interprète et replace dans un
contexte plus large (chap. 4).
– La grotte, lieu de culte païen du milieu du
IIIe au milieu du Ve siècle apr. J.-C. (phase 1,
chap. 2.3):
Durant cette période, la grotte était fermée
par une paroi de bois; on n’y pénétrait que
par un étroit accès situé sur le côté sud. Une
fois ce dernier franchi, on parvenait dans
un vestibule menant à une pièce centrale
de dimensions plus conséquentes, équipée
au début (phase 1.0) d’un foyer ou d’un four
à coupole. Le talus descendant en terrasse
172
vers le Rhin, juste devant la grotte, était
consolidé par un mur de pierres sèches.
Associées au mobilier qui peut en majorité
être attribué à cette phase d’exploitation,
les structures ont fourni un aperçu intéressant du lieu de culte (chap. 4.2.1), mais
aussi de la manière dont il se déroulait
(chap. 4.2.2); voilà qui permet au final de
mieux appréhender quelle était la communauté, comptant sans doute moins de dix
personnes, qui se rassemblait ici régulièrement pour y célébrer des cultes et y tenir
des banquets, à l’abri des regards du commun des mortels (chap. 4.2.3).
Les gestes individuels comme le fait de
déposer des offrandes (votives) faisaient
partie intégrante du culte, pris dans sa globalité. C’est ce dont témoignent trois tôles
votives (chap. 3.3.1), 647 monnaies datant
pour la plupart du IVe siècle (chap. 3.3.2),
plus de 150 fragments de cristal de roche
(chap. 3.3.3), de même que quelques éléments de parure et du costume en métal
(chap. 3.4). La majeure partie du mobilier
(chap. 3.5 à 3.7) peut cependant être replacée dans un contexte de gestes communautaires. On y situe les gestes rituels
faisant intervenir des instruments du culte
(chap. 3.5) dont l’exceptionnel récipient
annulaire orné de serpents et de trois éléments en forme de calices, unique à ce
jour, décoré de quatre médaillons figuratifs (chap. 3.6.1). Les rituels célébrés ici
autrefois sont difficilement perceptibles
à travers les structures et le mobilier. Cependant, des analyses géoarchéologiques
(chap. 2.3.4) permettent de postuler l’incinération d’offrandes dont les vestiges, de la
cendre, semblent avoir été nettoyés avec
soin et dispersés sur le sol de la grotte. On
ignore si cette pratique avait pour objectif
de sécher /nettoyer le sol, ou s’il est possible d’avancer, au vu de la régularité et
Résumé
du soin apporté à ces gestes pour lesquels
on observe par ailleurs des parallèles dans
d’autres lieux de culte, qu’il s’agirait d’un
rituel peut-être spécifiquement cultuel. Un
élément non moins central des activités
communautaires résidait dans la pratique
de banquets cultuels, qui succédaient généralement aux rituels. La vaisselle retrouvée
(chap. 3.6.2) permet d’évoquer ce phénomène, avec des récipients en céramique, en
verre et en pierre ollaire, dont de nombreux
gobelets à boire, de même que de plus de
13 000 ossements d’animaux attribués essentiellement à des chèvres / moutons et à
des poules.
Il n’a pas été possible d’établir avec certitude quelle était la communauté se rassemblant dans cette grotte pour y célébrer
cultes et banquets (chap. 4.2.3). En fonction du lieu lui-même, de la grotte et des
aménagements effectués, qui permettent
de conclure à des conditions d’accès restrictives, de même que sur la base du déroulement du culte tel qu’on peut le percevoir,
associé aux témoignages iconographiques,
il s’agissait sans aucun doute d’un cercle
restreint de fidèles, gravitant autour d’une
ou de plusieurs divinités, dont peut-être
l’une à caractère oriental ou orientalisant,
comme par exemple le dieu Mithra. Malgré
les nombreux points communs frappants
avec ce culte de groupe, le mieux étudié au
sein de cette catégorie, on manque encore
d’éléments permettant d’établir une identification indubitable, peut-être en raison de
l’état des sources.
mier temps, alors qu’elle était sans doute
encore fermée par une paroi de bois, on l’a
équipée d’un nouveau foyer (phase 2). Sous
cette structure, on a retrouvé le fragment
d’une croix en os, dont la facture pourrait
indiquer une utilisation première en tant
qu’incrustation ou applique (chap. 2.4.2).
Vers la fin du VIe siècle, on a procédé dans la
partie méridionale à une première inhumation (tombe 1).
Si cette croix n’avait pas une connotation
païenne, on pourrait concevoir qu’il s’agit
d’un symbole chrétien, venant fournir un indice en faveur des réflexions formulées sur
la fonction de la grotte au Haut Moyen Age,
qui n’aurait pas été qu’un simple abri et lieu
d’inhumation, mais sans doute un emplacement à caractère particulier, peut-être
un ermitage ou une memoria (chap. 4.3.1).
Au cours de la fin du VIe / au début du VIIe
siècle,, on a procédé à deux autres inhumations (phase 3: tombe 2 et tombe 3), et la
paroi de bois a été démantelée.
– Le lieu d’inhumation:
Dans le courant du VIIIe siècle (phase 4) au
plus tard, le site funéraire a été déplacé
au-devant de la grotte (chap. 2.5). Utilisé à
cette fin jusqu’au Xe siècle, ce lieu de souvenir tomba en désuétude au XIIIe siècle,
période au cours de laquelle il fut remblayé
de niveaux de gravier parfois très puissants
(phase 5).
Catherine Leuzinger-Piccand
Winterthur ZH
– Le renouveau cultuel:
Peut-être encore au Ve siècle mais au plus
tard vers la fin du Ve siècle, sans qu’on soit
certain si ce phénomène s’est produit sans
transition ou après une interruption d’une
durée plus ou moins longue, on assiste à
une reconversion de la cavité. Dans un pre-
173
Summary
– Location and history of research:
The cave in Zillis-Reischen (Hinterrheintal,
Val Schons / Schams) is located close to
the transalpine transport axis, which is still
important today and connects the Alpine
foothills with Italy via the Splügen and San
Bernardino passes (chap. 1.1). The site was
discovered in 1990, after playing schoolchildren had found human bones there. In the
same year the Archaeological Service of the
Canton of Grisons arranged first test trenches and in the following years (1991 / 2 and
1994 / 5) archaeological investigations of
the cave and its entrance area were conducted. With the exception of the coins and
faunal remains, the features and finds were
published shortly afterwards (Rageth 1994;
Liver / Rageth 2001; chap. 1.2).
The volume at hand presents the results
of the reanalysis of the features and entire find assemblage of the cave which
was frequented between the 3rd and 10th
centuries AD (chap. 2 and 3) as well as an
interpretation and contextualization of the
site (chap. 4). Special focus is given to the
oldest, i.e. Late Imperial, period.
– Use of the cave between the mid 3rd and
mid 5th century AD as a pagan cult locality
(phase 1, chap. 2.3):
During this period the cave was closed off
by a wooden wall and was only accessible
via a narrow entrance on the south side.
Through this entrance, one first entered
into an antechamber which led to a larger
main room, which itself was initially (phase
1.0) equipped with a fireplace or a domed
stove. The incline in front of the cave, sloping down towards the Rhine, was secured
and terraced with a drywall.
In conjunction with the find material, the
majority of which belongs to this phase
of use, the analysis of the features re-
174
veals insights not only into the cult locality
(chap. 4.2.1), but also into the cult activities
(chap. 4.2.2) and thus ultimately into the
community itself. The community probably comprised fewer than 10 people who
would gather here regularly, hidden from
the public eye, for cult celebrations and
banquets (chap. 4.2.3).
The cult activities consisted of individual
gestures such as the depositing of (votive)
gifts. Evidence of this is provided by three
feathered votive plaques (chap. 3.3.1),
647 coins mostly from the 4th century
(chap. 3.3.2), over 150 rock crystal fragments (chap. 3.3.3) and probably some of
the metal jewellery and dress accessories
(chap. 3.4). Nevertheless, the vast majority
of the find material (chap. 3.5 to 3.7) should
be put into the context of communal actions. On the one hand, these include ritual
actions in which cult instruments (chap. 3.5)
and the hitherto unique ring-shaped snake
vessel with three chalice-like attachments
and nine figuratively decorated medallions
(chap. 3.6.1) will have figured. It is however
difficult to precisely reconstruct the rituals
that were once performed here from the
features and finds.
However, as the geoarchaeological investigations have suggested (chap. 2.3.4), these
included burnt offerings. Their remains, the
ashes, seem to have been carefully cleaned
and scattered on the cave floor. It must thus
remain open whether this action served to
dry and / or clean the floor, or whether it
can be interpreted in the context of a specific cult, not only because of its regularity
and the carefulness taken, but also because
of the parallels with other cult localities. On
the other hand, a further central component of communal activities were the cult
banquets, which were usually organised according to the rituals. This is evidenced by
Summary
the tableware (chap. 3.6.2), which consists
of pottery, glass and steatite vessels including many drinking cups, as well as the more
than 13 000 animal bones, mainly from
sheep / goat and chicken.
It cannot be conclusively ascertained which
community gathered in this cave for cult
and banquet activities (chap. 4.2.3). Due
to the location itself – the cave and its extension, which suggests restrictive conditions of access – the cult activities, as far as
they could be identified, and along with the
iconographic evidence, it was undoubtedly
a closed association for one or more deities.
Amongst these, a deity of oriental or of
orientalizing form, for example the god Mithras, is a possibility. Even if the many similarities with the Mithraic cult, the group
cult with the highest state of research, are
striking, elements allowing for a clear identification are still missing – possibly due to
preservation (?).
place, but a site of special importance –
perhaps a cave hermitage or a memorial
(chap. 4.3.1). During the later 6th / early
7th century two more burials (phase 3: tomb
2 and tomb 3) were added and the wooden
wall was removed.
– The burial ground:
By the 8th century at the latest (phase 4),
the burial place was moved to the cave’s entrance area (chap. 2.5). The burial ground
was in use until the 10th century and it lost
its importance as a place of remembrance
of the dead in the early 13th century at the
latest, when it was covered by partly massive gravel backfills (phase 5).
Andrew Lawrence
Basel
– The ritual reactivation:
Whether without any transitional period or
after a shorter or longer interruption, the
cave was reused possibly in the course the
5th century but at the end of the 6th century at the latest. Initially probably still closed
by the wooden wall, the cave was equipped
with a new fireplace (phase 2), below which
the fragment of a cross made of bone was
found. The cross’ carving could indicate a
primary use as an intarsia inlay or appliqué
(chap. 2.4.2). At the end of the 6th century,
a first burial took place in the southern part
of the cave (tomb 1).
If this cross was not pagan in nature, it
could be understood as a Christian symbol
and thus contribute to the considerations
that, in the early Middle Ages, the cave may
not have been simply a shelter and burial
175
Anmerkungen
1 Rageth 1994, 141 – 172. – Liver / Rageth 2001, 111 – 126.
2 Rageth 1994 / 95. – Rageth 1996. – Rageth 2002a.
3 Eine Vorbestimmung und erste Auswertung der Fundmünzen
erfolgte durch Jürg Rageth: Liver / Rageth 2001, 119 – 121.
4 Erste osteologische Vorbestimmungen wurden von Bruno Kaufmann,
Anthropologisches Forschungsinstitut Aesch BL, durchgeführt:
Kaufmann 1998. – Liver / Rageth 2001, 122 – 123.
5 Planta 1980. – Rageth 1987, 55 – 60.
6 Kaiser 2008a, 177. – Martin-Kilcher / Schaer 2000, 77 – 78.
7 Lieb 1967, 50 – 51 (Cunuaureu); 91 – 92 (Lapidaria). Die beiden Dörfer
Zillis und Reischen schlossen sich im Jahr 1875 zusammen und bilden die heutige Gemeinde Zillis-Reischen. Die Höhle befindet sich in
Zillis.
8 Rageth 2004, 74 (Tamins); 34 (Bonaduz). – Zu Bonaduz vgl. auch
Schneider-Schnekenburger 1980. – Hilty / Ebnöther / Seifert 2018.
9 Rageth 2004, 16 (Splügenroute); 61 – 62 (Rhäzüns); 79 (Tomils). –
Zuletzt zu Tomils: Jecklin-Tischhauser 2019.
10 Rageth 2004, 38 (Cazis; mehrere Fundstellen auf dem Gemeindegebiet, vgl. auch Murbach-Wende 2016, 165). – Rageth 2004, 70
(Sils-Hohenrätien; dazu zuletzt: Gairhos / Janosa 2011). – Rageth
2004, 75 (Thusis).
11 IVS, Kantonsheft Graubünden 2007 (Abschnitte GR 13 und GR 15);
https://map.geo.admin.ch / ?topic=ivs (zuletzt abgerufen am
8.4.2020).
12 Rageth 2004, 32 (Andeer).
13 Poeschel 1939, 22.
14 Simonett 1938. – Sennhauser 2003, 203 – 204.
15 Janosa 1992. – Rageth 2004, 83.
16 Bei Rageth 1994 und Liver / Rageth 2001 sind die Pläne nach dem
sogenannten Grabungsnord ausgerichtet. In der vorliegenden Publikation wurden alle Pläne am geographischen Norden orientiert. Die
ursprüngliche Nummerierung der Messachsen mit arabischen (Ordinaten) und römischen Ziffern (Abszissen) wurde übernommen.
17 Rageth 1994, 167 – 168.
18 Streiff / Jäckli / Neher 1971.
19 Berti Rossi / May Castella 2005, 190 – 193. – Paccolat / Moret 2018,
136 – 138. – Heuneburg: Gersbach 1996, Abb. 51. – Die mittelalterlichen Öfen scheinen leicht eingetieft gewesen zu sein: Röber 2002,
16 – 17.
20 Manuskript 2015. An dieser Stelle sei Urs Schwegler, Meggen LU, für
seine Abklärungen vor Ort und für seinen Bericht herzlich gedankt.
21 Fd. Nr. 156.
22 Fd. Nr. 43d. Zur Beurteilung des gesamten Münzensembles aus
Grube Pos. 39 vgl. Kap. 3.3.2.
23 Die Planie wurde in vier Abstichen (nördlicher Vorplatz) bzw. drei
Abstichen (südlicher Vorplatz) abgetragen.
24 Fd. Nr. 73c.
25 Die jüngste Münze des 25 Prägungen umfassenden Ensembles aus
dem untersten Abstich auf dem nördlichen Vorplatz ist eine Prägung
des Valens (Fd. Nr. 130.2; 364 – 375) und auf dem südlichen Vorplatz
des Gratianus (Fd. Nr. 140.4; 367 – 378); jüngste Münze aus der Vorplatzplanie (alle Abstiche, 116 Münzen): Theodosius I. (Fd. Nr. 119;
383 – 388).
26 Bei den jüngsten Prägungen handelt es sich um zwei theodosische
Prägungen (Fd. Nr. 49.15 und 49.16; 388 – 403).
27 Ich bedanke mich herzlich bei David Brönnimann, Marina Casaulta,
Kristin Ismail-Meyer, Christine Pümpin, Philippe Rentzel, Johannes
Wimmer, IPNA Universität Basel, und Christa Ebnöther für Inputs
und das kritische Gegenlesen des Manuskriptes.
28 Lo Russo 2019.
29 Die Sedimentbrocken sowie kleine Mengen an Lockersediment
wurden mit Epoxidharz unter Vakuum gehärtet. Nach dem voll-
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ständigen Aushärten des Epoxidharzes wurden mehrere Anschliffe
(AS) geschnitten. Die 1 – 2 cm dicken Anschliffe begünstigen das
Erkennen von Schichtgrenzen, Feinschichtungen und der Orientierung der Komponenten. Aus einem Anschliff jeder Probe wurde ein
Dünnschliff hergestellt (Pascal Tschudin, Departement für Umweltwissenschaften der Universität Basel). Die Anschliffe und Dünnschliffe wurden hochauflösend eingescannt.
Die Lockersedimentproben wurden im Labor der IPNA aufbereitet
und analysiert (Beatrix Ritter). Für die Feinfraktion wurden Karbonatund Dolomitgehalt, organischer Anteil, Phosphatwerte, Humuswert
und pH-Werte ermittelt: Brochier / Joos 1982, 43 – 44. Der Karbonatund Dolomitanteil wurde mit Hilfe einer Karbonatbombe festgestellt:
Müller / Gastner 1971. Der organische (Volumen-)Anteil entspricht
dem Glühverlust der Probe. Der Phosphatwert und der Humuswert
wurden kolorimetrisch ermittelt und werden in einer Farbeinheit
angegeben: Lorch 1940. Der Gehalt an Huminstoffen ist massgeblich
für die Höhe des Humuswertes, der ebenfalls kolorimetrisch bestimmt
und in Farbeinheiten angegeben wird: Pozdena 1937. Die Untersuchungsergebnisse sind für die hier diskutierten Fragestellungen
nicht relevant, sind aber im unpublizierten Bericht vorgelegt:
Lo Russo 2019. Die Korngrössenkurve der Sedimentproben
(vgl. Abb. 38; Abb. 59) wurde durch Sieben mit unterschiedlichen
Maschenweiten ermittelt. Es wurde, wie für die granulometrischen
Untersuchungen üblich, nur ein Teil des Sedimentes gesiebt:
Rivière 1977.
Die Untersuchung erfolgte grundsätzlich gemäss den Richtlinien der
Mikromorphologie: Bullock et al. 1985. – Stoops 2003. – Courty /
Goldberg / Macphail 1989. – Goldberg / Macphail 2006. – Nicosia /
Stoops 2017. Die Datenaufnahme erfolgte mittels einer selbst programmierten Datenbank.
Die Branntkalkbildung bezeugt Brenntemperaturen von über
700° C (Canti 2017, 181). Solche Temperaturen können lokal auch in
einfachen Feuerstellen erreicht werden: Karkanas / Goldberg 2018,
110.
Rentzel et al. 2017, 286 – 287.
Karkanas / Goldberg 2018, 138 – 140.
Miller et al. 2010, 31 – 33.
Rentzel et al. 2017, 286 – 287.
Banerjea et al. 2015, 99.
Canti / Brochier 2017, 51.
Canti 1998, 442. – Brönnimann et al. 2017, 68 – 69.
Aufgrund einer ersten Einschätzung unterscheidet sich das Tierartenspektrum der kalzinierten Knochen nicht von jenem der handaufgelesenen Knochen. Die Kleinteiligkeit des kalzinierten Knochenmaterials ist also nicht auf die Art der verbrannten Tierknochen
zurückzuführen.
Brönnimann et al. 2020. – Dass Knochen auch in römischer Zeit als
Brennmaterial verwendet wurden, zeigt der Fundbestand aus der
eisenverarbeitenden Werkstatt in Courrendlin JU. Dort wurden die
Knochen jedoch nicht vollständig verbrannt; grössere kalzinierte
Knochenfragmente sind in den Grubenverfüllungen erhalten geblieben: Deschler-Erb 2011.
Freundliche Mitteilung Simone Häberle, IPNA Universität Basel.
Grundsätzlich fragmentieren kalzinierte Knochen weitaus leichter als
unverbrannte Knochen, insbesondere bei mechanischer Belastung:
Stiner et al. 1995.
Grosskopf / Gramsch 2007, 73. – Baerlocher et al. 2013, 49. –
Becker et al. 2005, 156.
Wie es für griechische Brandopfer (thysia) überliefert ist: Mentzer /
Romano / Voyatzis 2015, 1024. Dies wird auch für die Deponierungen im mykenischen Aschealtar auf dem Berg Lykaion (GR)
angenommen: Hier sind verbrannte Knochen eine wichtige Fund-
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gattung (> 2 bis mind. 20 mm) und eine sehr häufige Sedimentkomponente (< 2 mm): Mentzer / Romano / Voyatzis 2015, 1021; 1038.
Jecklin-Tischhauser 2019, 177 mit Abb. 170 – 171.
Milek / Roberts 2013, 1861. – Milek 2012, 126.
Hakbijl 2002.
Rentzel 2011.
Deschler-Erb 2015, 125.
Rageth 1994, 165.
Zu einem formal abweichenden, aber ebenso flachen Kreuzanhängerfragment aus Geweih vom Fundort Vöhingen / Baden-Württemberg
(D), das in die Karolingerzeit datieren könnte: Gross 1998, 31 – 52,
hier 41; 51 Taf. VIII, 28. Für die Idee des Aufnähens ist Ursina JecklinTischhauser, Chur, zu danken.
Siehe z. B. Quast 2012, 49 Abb. 43 mit einem Buchbeschlag mit
Kreuzdarstellung (Stiftsbibliothek St. Gallen, Kreuz auf dem Deckel
des Evangelium longum / Codex 53, Elfenbein, ca. 900). – SchulzeDörrlamm 2002.
Vgl. Quast 2012. – Durchbrüche in Kreuzform z. B. aus Schüpfheim
LU: Quast 2012, Kat.-Nr. 5, 1 mit Taf. 33. – Novalese (I): Quast 2012,
Kat.-Nr. 6, 5b mit Taf. 35B. – Essen-Werden (D): Schulze-Dörrlamm
2002, 283 Abb. 1. 6 – 7. – Sagogn: Schulze-Dörrlamm 2002, 326,
Abb. 2. – Christliches Museum Esztergom (H), Fundort Süditalien?:
Schulze-Dörrlamm 2002, Taf. 67. – Wüstung Hausen (D): SchulzeDörrlamm 2002, Taf. 71,1.
Siehe Quast 2012, 79 – 80 mit Abb. 62 und Anm. 310 – 311 für zwei
Beispiele des wohl 7. Jahrhunderts aus der Kirche Saint-Leger in
Melette / dép. Marne (F) und der Kirche Saint-Pierre in Voueuil-sousBiard / dép. Vienne (F).
Siehe z. B. Vinsky 1968, 103 – 166.
Vgl. z. B. Petts 20042, bes. 116 (dort: «The issue of deposition of
objects in votive contexts is more likely to be such a basic way of
expressing religious belief that it was seen neither as pagan or Christian»).
Fd. Nr. 33, Schicht Pos. 7a; vgl. Rageth 1994, Abb. 27, 16.
Vgl. Müssemeier / Nieveler / Plum / Pöppelmann 2003, 53 – 54. –
Friedrich 2016, 126.
Koch 1993, 56 mit 57, Abb. 68. – Steuer 2003, 387.
Friedrich 2016, 144 – 145 (zur absoluten Datierung); 233 (zur Typdatierung).
Zu Holzkohlehäufchen und -streuungen in frühmittelalterlichen Gräbern vgl. Schneider-Schnekenburger 1980, 99.
Lo Russo 2019.
Vorläufiger Bericht Aixa Andreetta, Universität Bern 2015.
Sie enthielt neben einzelnen kaiserzeitlichen Münzen und Keramikfragmenten vor allem Tierknochen und Schneckenhäuschen.
Ramsey 2008, 260 – 268.
Ubelaker / Buchholz / Stewart 2006, 485 – 486.
Ubelaker / Thomas / Olson 2015, 56 – 50.
Ramsey 2009, 337 – 352.
Das vollständige Modell kann unter
http://doi.org / 10.5281 / zenodo.4501155 eingesehen werden.
Für die archäologischen Phasen wurden die numerischen Bezeichnungen beibehalten (Phasen 1 bis 4), die in der Modellierung
verwendete Phasierung ist alphabetisch. Phase A repräsentiert die
erste Nutzung der Höhle (Phase 1), für welche die Normalverteilung
der Münzreihe herangezogen wurde. Sie liefert einen terminus post
quem für den Beginn von Phase 2 respektive für phase B, welche die
Phasen 2 – 4 umfasst.
Die Funde, die bei Rageth 1994, Abb. 27, 9 – 40 und Abb. 28, 1 – 19
abgebildet sind, stammen aus allen Schichten und Strukturen der
Phase 1 im Innenraum. Dem Innenraum Phase 5 (Schichten Pos. 1
und 2) sind die Funde in Rageth 1994, Abb. 27, 1 – 6 zuzuweisen.
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Das Fundmaterial aus den Schichten des Vorplatzes und Abhanges
ist bei Rageth 1994, Abb. 28, 20 – 33 und Liver / Rageth 2001, Abb. 8
und 9 sowie Abb. 34, 5 – 28; Abb. 35, 1 – 27; Abb. 36, 1 – 14 wiedergegeben; die abgebildeten Funde stammen aus allen Schichten und
Strukturen, mehrheitlich aber aus Schichten der Phase 1.2. Dem
Aussenraum Phase 5 (Schicht Pos. 1) schliesslich sind die Funde in
Liver / Rageth 2001, Abb. 34, 1 – 4 zuzuordnen.
Diese Zone ist etwa im Bereich des Sektors m 10 – 12 / X – XI zu lokalisieren und wurde als «Störung» bezeichnet.
Pos. 7: 76 Münzen; 30 Keramikfragmente; 2 Fragmente. Schlangengefäss; 6 Glasfragmente; 8 Bergkristalle. Bereich «Störung»: 53
Münzen; 2 Keramikfragmente; 2 Fragmente. Schlangengefäss; 22
Glasfragmente; 3 Lampenfragmente; 31 Bergkristalle.
Das Bild ist wahrscheinlich geringfügig zu korrigieren, da die nicht
kontextdatierten Tierknochen wie auch die zeitlich nicht einzuordnenden Metallfunde aus den jüngeren Befundkontexten (Phase 2 bis
Phase 5) nicht miteinbezogen wurden.
Rageth 1994, Abb. 27, 17 – 27 (Phase 1.1 und Phase 1.2 Grube);
Abb. 28, 20; Abb. 34, 11 – 27 (Phase 1.2 Aussenraum). – Liver /
Rageth 2001, Abb. 8, 13 – 30 (Phase 1.2 aussen).
Fd. Nr. 175 (Phase 1.2 aussen).
Rageth 1994, Abb. 34, 26 (Fd. Nr. 123, Phase 1.2 aussen).
Von den 45 Fragmenten sind 40 stratifiziert und 44 lokalisierbar
(Innen- / Aussenraum).
Für die Autopsie und Nachforschungen sei Matthias Grawehr, Basel,
herzlich gedankt.
Grawehr 2006, 317 – 320. – Vergleichbar sind auch einige der
mittel- und spätkaiserzeitlichen Lampen (Gruppe 2 und 3) aus dem
Mithräum in Caesarea Maritima (IL): Hartelius 1987, 93 – 97.
Zum Herstellernamen PVLLI vgl. Auer 2012, 15 mit Abb. 6. –
Mandruzzato / Cividini 2014, fig. 6.
Drexel 1914, 92.
Meisser / Wiblé 2007, 352 (86 Bergkristallfragmente).
Birkle 2013, Teil 1, 80; 389 Kat.-Nr. Zi. 01 – 03 (dort Kat.-Nr. Zi. 02,
hier Abb. 70.3, fälschlich als Silberblech bezeichnet) mit Teil 2,
Taf. 120 b – d.
Zur Chronologie: Birkle 2013, Teil 1, 140 – 145. – Zur Typologie:
vgl. die Zusammenstellung bei Birkle 2013, Teil 1, 52 – 53 Tab. 3.
Vgl. Luginbühl 2009. – Luginbühl et al. 2010, 24. – Brand et al.
2019, 75.
Fauduet 2010, 249; 259.
z. B. Rageth 1994, Abb. 27, 3.14; Abb. 34, 6. Bei den Abb. 27, 3 und
34, 6 handelt es sich um Bronzeringlein, möglicherweise in der Art
der von Fauduet vorgelegten Stücke (vgl. Anm. 88).
www.fundmuenzen.ch (zuletzt abgerufen am 12.5.2020). – Die Fundmünzen wurden bereits in mehreren Vorberichten durch Jürg Rageth
in knapper Form vorgelegt und interpretiert; zuletzt Liver / Rageth
2001, 119 – 121. Die detaillierte Katalogisierung der Münzen erfolgte
in enger Zusammenarbeit mit Jacqueline Lauper, IAW, Universität
Bern, bzw. dem Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS). Für
vielfältige Unterstützung und Hinweise danke ich Yves Mühlemann,
Rätisches Museum Chur.
Siehe die Zusammenstellung in Peter 2013. – Der Fund vom Pizokel,
rund 30 km nördlich von Zillis entdeckt, umfasste 46 Münzen der
Jahre 348 – 351 (Cahn 1943).
Dazu ausführlich Sauer 2004, 328. Für rechtsrheinische
Mithräen gilt dies erwartungsgemäss nicht: vgl. Anm. 101.
Beispielsweise liegt der prozentuale Anteil der Grossbronzen mit
Stier-Revers, die unter Julianus Apostata geprägt wurden und missverständlich durchaus mit mithräischer Ikonographie in Verbindung
gebracht werden könnten, mit vier Exemplaren (2,8 % aller Prägungen der Jahre 350 – 364) unter den Zahlen des Alpenrheintales und
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des Julierpasses (5,1 %, 5 von 98 Münzen; nach Overbeck 1973 und
Koenig 1977). Auch die häufigen spätconstantinischen Münzen des
Typs FEL TEMP REPARATIO / Reitersturz, deren pyramidale Reversdarstellung mit der Komposition der mithräischen Stiertötung verbunden werden könnte, ist mit 95 % der Prägungen aus dem Zeitraum 350 – 364 nicht signifikant dominanter als im Alpenrheintal und
auf dem Julierpass (89,8 %).
Thüry 2011, 110 mit Anm. 37.
Cole / Wiblé 1999.
Gleirscher 2011 (2012).
Istenič 2015, 117 – 119. Ich danke meiner Kollegin Alenka Miškec,
Narodni Muzej Slovenije in Ljubljana (SLO), herzlich für numismatische Informationen zu Godič und Moste.
Koenig 1979.
Thüry 2011. – Thüry 2012.
Geiser 1989.
Dies gilt selbstverständlich nicht für Gebiete, in denen der spätrömische Münzumlauf im 4. Jahrhundert durch historische Entwicklungen markant eingeschränkt war. In den Mithräen des Dekumatenlandes wurden erwartungsgemäss weitaus weniger Münzen des
4. Jahrhundert gefunden als in den linksrheinischen Gebieten: Sauer
2004, 328.
Gilles 1987, 198. – Martberg: Wigg-Wolf 2008, 605 – 616.
Baden AG: Doppler 2007, 99 – 100.
Sambre (Namur, B): Lallemand 1989. – Trier, Mosel: Alföldi 2006,
335 – 482, Nr. 3011 – 3012.
Gilles 1987, 197. – Garbsch 1985, 441 – 442.
Martigny VS: Cole / Wiblé 1999. – Orbe-Boscéaz VD: Mühlemann in:
Paunier / Luginbühl 2016, 293 – 301.
Dazu und zum folgenden ausführlich Sauer 2004, 330 – 334.
Auf der Basis von: Gorini 1992 – 2015. – Overbeck 1973. – Koenig
1977. – Ruoff 1991, 196 – 218. – Die zahlreichen raetischen Vergleichsreihen bei Kos 2019, 74 – 85, Abb. 43 – 50 konnten in der
Grafik nicht mehr berücksichtigt werden. Die Verteilung der Prägestätten in Zillis passt in das raetische Bild.
Codex Theodosianus XVI 10, 10 – 12. – siehe auch Wiblé in
Cole / Wiblé 1999, 21 und Sauer 2004, 340.
Chameroy 2013, 89 – 90. – Vgl. die Zusammenstellung von Buntmetall-Horten des 5. Jahrhundert in: Kent 1994, cxxix – clxx. –
Zum raetischen Münzumlauf im 5. Jahrhundert zuletzt Ziegaus 2018,
691 – 753, bes. 719 – 741. – Kos 2019, 118 – 125.
Brenot 2003.
Doyen / Mathelart / Pilliot 2012, 246.
Asolati 2006.
Vgl. Asolati 2016.
Fd. Nr. 91 / 54f-28.
Fd. Nr. 91 / 49e-15.
Peter 2016, 100 – 101.
Peter 2016, 101, Abb. 5. – Eine weitere mögliche Datierungsmethode schlägt Kos 2019, 123 – 125 vor: Das Mengenverhältnis der
beiden dominanten jüngsten Typen von Bronzemünzen der Prägeperiode 388 – 403 ändert sich im Laufe des 5. Jahrhundert. Je höher
der Anteil der SALVS REI PVBLICAE-Kleinbronzen im Verhältnis zu den
VICTORIA AVGGG-Prägungen, desto später der entsprechende Komplex. Allerdings liegen momentan noch zu wenige gut datierbare und
ausserdem geographisch zu disparate Vergleichsfunde vor; die
Zahlen in Zillis (10 bzw. 3 Exemplare der beiden Typen) sind m. E. zu
gering, um daraus weitere chronologische Schlüsse zu ziehen.
Noeske / Peter 2019, 40 – 41.
Ein experimenteller Versuch hat gezeigt, dass die Zersplitterung nicht
nur durch Feuereinwirkung erfolgt sein kann. Im Feuer zersplittern
die Kristalle zwar ebenfalls, doch werden sie dabei milchig-weiss.
178
121 Sakrale Kontexte: Umgangstempel im Gutshof in Dietikon ZH:
Ebnöther 1995, 194 mit Anm. 615. – Heiligtum in Thun-Allmendingen BE: Martin-Kilcher / Schatzmann 2009, 183. – Wie vereinzelte Funde (goldenes Votivblech, Schlangengefäss, evtl. Balsamarium in Form eines Löwen, Lampen) vermuten lassen, ist wohl
auch das Gebäude in Innichen (A), aus welchem 2 Bergkristallfragmente stammen, in einen kultischen Kontext zu setzen: Lunz 2005,
214 – 222. – Bergkristalle fanden sich auch in / an folgenden besonderen Bauten bzw. Fundorten: z. B. aus einem Gebäude mit besonderen Wandmalereien in der Kleinstadt Zürich / Turicum: Wyss-Schildknecht 2020, Kat. 644 und aus der an einem Flussübergang gelegenen Mühle und Schmiede (und auch Heiligtum?) in Cham-Hagendorn
ZG: Schucany / Winet 2014, 389 – 391.
122 Cole / Wiblé 1999.
123 Lo Russo et al. 2018, 211.
124 Luginbühl et al. 2010, 60. – Nicht zu berücksichtigen sind hier die
als Rohstoffdepots zu interpretierenden Bergkristallfunde vom Magdalensberg (A) (Piccotini 1994) oder in Chur (Gairhos 2000a, 104).
125 Facchinetti 2009, Anm. 199. – Zum Befundkontext und dessen
Interpretation zuletzt: De Togni 2018.
126 Die meisten Metallkleinfunde aus Zillis wurden bereits publiziert:
Rageth 1994. – Liver / Rageth 2001.
127 Schneider-Schnekenburger 1980, 193 mit Taf. 30, 7.
128 Schneider-Schnekenburger 1980, 193 mit Taf. 30, 8. Der Typ
wird von der Spätantike bis ins 7. Jahrhundert datiert (ebenda
33 – 34).
129 «aus drei Bernsteinperlen und folgenden Glasperlen: 1 kugelig, blau
mit weissem Wellenband; 1 kugelig, blau; 18 tropfenförmig, blau,
transparent; 5 klein, kugelig, blau»: Schneider-Schnekenburger
1980, 193.
130 Schneider-Schnekenburger 1980, 78. – Die dominierenden tropfenförmigen Perlen kommen im 6. Jahrhundert auf, sind aber typisch
für das 7. Jahrhundert; Bernsteinperlen sind vom 6. bis zum frühen
7. Jahrhundert am häufigsten: Schneider-Schnekenburger 1980,
36 – 37.
131 Vida 2012, 68 – 78.
132 Vida 2012, 83. – Blay / Samu 2016, 294 mit Abb. 2 (2.3).
133 Vgl. Riemer 2000, 74 – 75 mit Taf. 110, 22 – 23 und 105, 1 (Vertreter
aus Sardinien) sowie Verweisen auf die Ohrringe aus dem Schatzfund von Reggio Emilia (I) und aus Ságvár (HU).
134 Allerdings mit rautenförmiger Zierfläche: Brem / Bürgi / Roth-Rubi
et al. 1992, 110 Nr. 116 mit Abb. 97, 116.
135 Riha 1990, 44 mit Taf. 13, bes. 237 – 241.
136 Riha 1990, 44.
137 Riha 1990, 42 mit Taf. 12, 214 – 215.
138 Riha 1990, 42.
139 Hadjadj 2008, 52 – 53 («Type 1e»).
140 Hochuli-Gysel et al. 1991, 150.329; Nr. 23 mit Taf. 56, 23.
141 Deschler-Erb 1999, 67 mit Taf. 40, bes. 739.740.
142 Vgl. Mutz 1983, Abb. 31, 3. Ein vergleichbares, aber wesentlich
grösseres flach kugelförmiges Bleigewicht mit Eisenaufhängung ist
etwa auch vom Kirchbichl in Lavant (A) überliefert: Grabherr /
Kainrath 2011, 118; Taf. 25, B342.
143 Mit über 16 g kann es sich um das Mehrfache etwa einer Drachma
oder einer Sextula handeln: siehe Mutz 1983, 4.
144 Liver / Rageth 2001, 116 mit weiterer Literatur in Anm. 17. – Weitere Vergleiche bei Oldenstein 1976, Taf. 66, 865.868.870.872. –
Hüssen / Rajtár 1994, 229, 4c – e. – Ich danke Ana Zora Maspoli,
Basel, für die Hinweise auf diese Parallelen.
145 Oldenstein 1976, 200 – 201.
146 Fd. Nr. 172.
147 Feugère 1985, 426 – 435.
Anmerkungen
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Schenk 2008, 79 – 80. – Jung 2013, 99 – 100.
Pomberger 2016, 185 – 187.
Gal 2013, 107 – 115.
So Martin-Kilcher 1991, 68.
Fd. Nr. 127.
Vgl. Hanemann 2014, 78 – 81 (Typ 2).
Hanemann 2014, Typ 3.
Richmond et al. 1951, 84 mit Appendix III und Pl. XV,B.
Clauss 2012, 128 – 129.
Huld-Zetsche 1986, 71.
Bull 2017, fig. 42.
Clauss 2012, 128.
Sekundäre Brandspuren finden sich auch auf Fragmenten anderer
Keramikgefässe.
Gemäss den von Gisela Thierrin-Michael, Universität Fribourg,
und Debora Cristina Tretola Martinez, IAW Universität Bern, mit
einem portablen XRF-Gerät vorgenommenen Analysen handelt es
sich um einen recht Al2O3- und TiO2-reichen, Fe2O3-armen und
schwach K2O-haltigen Ton, also einem Ton kaolinitisch- (da
Al2O3 / TiO2-reich) und illitischer (da K2O-haltig) Natur, der aus der
Verwitterung feldspatreicher, saurer (Fe2O3-armer) Gesteine entstanden ist.
Die Analysenresultate wurden mit publizierten Analysen aus Oberitalien sowie Ungarn und Bulgarien verglichen: Capelli et al. 2010,
21 – 31. – Capelli / Cabella / Piazza 2010, 33 – 37. – Schneider /
Daszciewicz 2010, 39 – 42.
Dazu auch Ebnöther / Deschler-Erb / Peter 2015. – Seifert /
Ebnöther / Weiss 2017.
Vgl. Hegewisch 2008, 222 – 223.
Norbert Spichtig, Basel, sei an dieser Stelle für die Berechnungen
gedankt.
Es handelt sich dabei nicht um kernoi, bei welchen die aufgesetzten Gefässe nicht mit dem Ring kommunizieren: Bignasca 2000,
157 – 171.
Landolt 2014, 283 – 296.
Merten 1989.
Grohne 1932, pl. 26a (Friedberg). – Salomonson 1976, 78 – 79
mit Taf. XXXIII und XXXIV (Köln). Das Gefäss ist mit der Aufschrift
«Exsuperia donavit Iustine / Uti felix salus tibi donavit, vivat qui fecit»
versehen. – Hull 1963, fig. 107, 494. – Vgl. auch Hegewisch 2008,
222 – 223. – Nicht mit dem Zilliser Ringgefäss vergleichbar sind die
kleinformatigen, als Miniaturbrunnen konzipierten Ringgefässe,
wie sie aus einigen Grabkontexten vorliegen: Salomonson 1976,
25 – 29 mit Taf. I (Kärlich, Trier).
Monti 2015.
Webster 1989. – Massart / Martens / Plumier 2004, 11 – 16 mit
weiterer Literatur. – Desbat / Savay-Guerraz 2011.
Zuletzt: Berger-Pavić / Stökl 2017, 97 – 100.
Die offenen Gefässe werden oftmals als Kratere bezeichnet, was
eine nicht zwingend anzunehmende Verwendung als Mischgefäss
impliziert.
Zuletzt Veymier 2012.
Ulbert 1963, Abb. 4.
Pfahl / Thiel 2006 / 2007.
Höpken / Fiedler 2014.
Martens 2004b, fig. 10.
Eine Ausnahme bildet das Gefäss von Eyesses (F) in der Provinz
Gallia Aquitania: Joly 2010, 176.
Schmid 1991, Gruppe A.
Schmid 1991. – Schmid 2008, 205 – 208 mit weiteren Fundorten. –
Zu den militärischen Kontexten vgl. die Fundliste bei Schmid 1991,
97 (Brugg AG / Vindonissa; Rottweil (D).
182 Schmid 1991, Fundliste 1. – Wiblé 1998, Abb. 80 – 82.
183 Vgl. die Zusammenstellung bei Pfahl / Thiel 2006 / 2007, 44.
184 Massart / Martens / Plumier 2004, 13 mit fig. 18. – Amand 1984,
fig. 9.4.
185 Schmid 1991, Gruppe B.
186 Schmid 1991, Fundliste 2.
187 Evéquoz 2002, Varianten A und B.
188 Vindonissa Museum, Brugg AG. Inv. Nr. 34:5691 und 34:5692.
189 Ettlinger 1952, 25. – Evéquoz 2002, Varianten D und E. – Lawrence
2018, 129 – 130.
190 Joly 2010, 125 – 208.
191 Zu den Nachweisen der im folgenden genannten Gefässe vgl. die
Legende zu Abb. 94.
192 Schmid 1991, 67.
193 Zu Kempraten SG: Koch et al. 2015. – Koch 2018, 623. Pirmin Koch,
Kantonsarchäologie St. Gallen, sei für die Überlassung der Fundzeichnungen herzlich gedankt.
194 Zu den Klassifizierungen vgl. Swoboda 1937. – Amand 1984. –
Braithwaite 2007, 481 – 487. – Höpken 2015.– Höpken / Fiedler
2018. – Zu Klassifizierungen ausgehend von den Gefässen in Augst
BL: Schmid 1991. – Eine Zusammenstellung von Schlangengefässen
findet sich ferner bei Joly 2010, 125 – 208.
195 Ausnahmen bilden die beiden Terra Sigillata-Gefässe aus Biesheim (F) Abb. 94.17 und Tienen (B) Abb. 94.19. – Zu Schlangengefässen und weiterem kultisch verwendeten Geschirr aus den Rheinzaberner Terra Sigillata-Werkstätten vgl. Thomas 2004.
196 Matei 1982. – Bolindet 1993, 125 mit fig. 1a.
197 Gassner 2004, 201 – 212.
198 Gassner 2013, 261.
199 Huld-Zetsche 2008, 99−106.
200 Bird 2001, 303−310. – Bird 2004, 191−199. – Huld-Zetsche 2008,
101−102.
201 Schmid 1991, 67 – 68. – Berger-Pavić / Stökl 2017, 99 – 100. –
Bei den beiden henkellosen Exemplaren aus den Mithräen von
Martigny VS Abb. 94.21 und Mühlthal (D) Abb. 94.26 ist nicht zu
beurteilen, ob das Fehlen von Henkeln allenfalls auf die kleinteilige
Erhaltung zurückzuführen ist. Die Zuweisung der beiden Fragmente
aus Riegel (D) zum Augster Typus ist schwierig nachzuvollziehen:
Mayer-Reppert 2007, 348−349 mit Abb. 51, 7.1 – 12 und Abb. 59,
7.2 – 1.
202 Martin-Kilcher / Ebnöther 2001. – Ebnöther 2008. – Ebnöther
2020.
203 Nielsen 2014, bes. 124−125.
204 Höpken 2014, 204 – 214. Es sind dies dreihenklige, bauchige Gefässe
mit abgesetzter Halszone, wobei die Schlangen auf den Henkeln
aufliegen oder sich darum winden; fünf Gefässe sind mit weiteren
Kriechtieren versehen. Zum Ensemble gehören ausserdem Räuchergefässe mit nach innen verbreitertem und gelochtem Rand.
205 Wolff 1998.
206 Vgl. auch Bird 1996, 119 – 127.
207 Nielsen 2014, 225.
208 Clauss 2012, 97. – Merkelbach 1984, 103.
209 Bird 2004, fig. 3.
210 Das ev. zu einem Schlangengefäss gehörige Fragment stammt aus
einer Mulde ausserhalb von Mithräum I: Klenner 2019, 50.
211 Gaidon-Bunuel 2006, fig. 17 (Krug mit Becheraufsätzen) und fig. 18
(Ringlampe).
212 Fixot 1999, fig. 79, 1.
213 Fixot 1999, 180 und fig. 96.
214 Clauss 2012, 128 – 129.
215 Huld-Zetsche 2008, 102 – 106. – Ulbert / Wulfmeier / Huld-Zetsche
2004. – Möglicherweise ist auch die isoliert gefundene Vogelfigur
179
Anmerkungen
216
217
218
219
220
221
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aus dem mutmasslichen Mithräum in Mandelieu (F) damit in Verbindung zu bringen: Fixot 1990, fig. 110.3 (dort als zu einem Deckel
gehörig angesprochen).
Martens 2004b, 34 – 38.
Clauss 2012, 126 – 129.
Rüpke 2004. – Rüpke 2007. – Kloft 2010. – Witschel 2012, 13 – 38. –
Nielsen 2014.
Vgl. Hensen 1995. – Spickermann 2007, 145 – 140 mit Beispielen,
die zeigen, dass oftmals das gesamte lokale Pantheon in den
Mithräen vertreten war. – Scheid 2001, 99 – 103.
Auch das Gefäss aus dem Mithräum in Bornheim-Sechten (D) ist
nicht mit dem Zilliser Schlangengefäss vergleichbar. Die grünglasierten Appliken, auf welchen Cautes (Fackeln tragende Gestalten) und
ein Löwe dargestellt sind, waren nicht auf einen Ring aufgesetzt, sondern an einem Gefässkörper angebracht: Wulfmeier 2004, 89 – 94. –
Ulbert / Wulfmeier / Huld-Zetsche 2004, 362.
Topal 1990. – Zu den Inschriften: Thüry 1998, 207 – 210.
Martin-Kilcher / Ebnöther 2001, 66 – 67.
Ausbüttel 1982, 50.
Clauss 2012, 126 – 127.
Clauss 2012, 150. – Merkelbach 1984, Abb. 125.
Clauss 2012, 139 – 142.
Vgl. z. B. die Votivbleche bei Schwarzer 2013, Abb. 190 und Abb. 197b.
Merkelbach 1984, Abb. 103 und Abb. 128.
Clauss 2012, Taf. 1. – In diesem Zusammenhang sind auch die drei
viereckigen Platten aus dem Sakraldepot (6. Jahrhundert v. Chr. bis
4. Jahrhundert n. Chr.) von Colle Arsiccio di Magione (I) zu erwähnen,
auf welchen Medaillons mit Gazellen und mit Büsten der Gottheiten
Luna, Sol und Saturn angebracht sind. Der Bezug zum Mithraskult ist
nicht gesichert: Morandini 2006.
Liver / Rageth 2001, Abb. 9, 1.
Liver / Rageth 2001, Abb. 9, 15.
Liver / Rageth 2001, Abb. 9, 27.
Marabini Moevs 1973, 237 – 238.
Pellegrino 2009, bes. 266 – 281.
Allgemein zum Typ und den chronologisch differenzierbaren Töpfen
«tipo comasco»: Butti Ronchetti 2005, 140 mit spor. 126.
Nobile De Agostini 2005, tipo 6, fig. 16 und 17 («olle di impasto
grossolano»). – San Pietro di Stabio TI, Grab 8 (unbest. Münzen
4. Jahrhundert): Simonett 1941, 189 – 190 mit Abb. 161. – Valbrona
(I), Tomba 1 und 2: Nobile 1992, Taf. 22 – 25. – Caporusso 1991,
Taf. XCIX, 1 – 3 (Typ 9).
Lhémon 2012, 84.
Rageth 1994, Abb. 35, 15 (Fd. Nr. 127).
Rageth 1994, Abb. 35, 16.17.19.
Sannazaro 2012, fig. 4. – Vgl. z. B. die Gräber der frühen Belegungsphase im Gräberfeld in Bonaduz: Schneider-Schnekenburger 1980,
28 mit Grab 138 (Taf. 7); Schaan (FL), Kastell: Ettlinger 1959, Taf.
5.8; spätantikes Kastell Passau (D): Federhofer 2018, 404 – 406 mit
Abb. 4.50 und Abb. 5.
Der Fundkatalog wurde von Sandrine Keck, Zürich, erstellt. Die
Bestimmungen erfolgten nach der Augster Typologie (AR): Rütti
1991 und Fünfschilling 2015. Die Gläser wurden drei verschiedenen Qualitätsstufen zugewiesen, Qualität 1: klares Glas, keine Blasen
und Schlieren; Qualität 2: nicht klares Glas, leichte Blasen und
Schlieren; Qualität 3: milchiges oder heterogenes Glas, viele Blasen
und Schlieren.
Zum Zilliser Fundbestand zählen darüber hinaus auch Wandscherben
von zwei Nuppenbechern (Krautstrunkgläser, 13. – 16. Jahrhundert)
sowie neuzeitliche Glasfunde aus verschiedenen Schichten der Phase 5 im Innen- und Aussenraum (11 Fragmente).
Fünfschilling 2015, 372 – 374.
180
244 Zu den Farben: Fünfschilling 2015, 37; zur Datierung: ebenda
324 – 325 (AR 56); 330 – 332 (AR 60); 340 (AR 66) sowie Fünfschilling 2018, 358 – 361.
245 Matteotti 2002, 142.
246 Geschlossene Ensembles des 3. Jahrhundert liegen aus Chur, Areal
Ackermann, aus dem sogenannten «Haus des Merkur» vor:
Ebnöther 2007.
247 Wyss-Schildknecht 2013.
248 Höck 2009. Das Ensemble stammt aus einem Gebäude (Haus 3)
der Zivilstadt.
249 Die Auszählung der in der Seriation verwendeten, zum Teil sehr kleinen Ensembles erfolgte über die jeweiligen Fundkataloge und / oder
-tafeln. Auf eine Unterscheidung von Lavezgefässen mit kannelierter
und getreppter Aussenwandung wurde verzichtet, da hierfür eine
Überprüfung an den Originalfunden notwendig gewesen wäre.
250 Gairhos 2000a. Berücksichtigt wurde nur das Fundmaterial aus
der Kulturschicht 16 im Areal Hof Nr. 15, das in die zweite Hälfte
des 4. und ins frühe 5. Jahrhundert datiert: ebenda 108. –
Zu den Funden aus der Vorstadt (Marsöl): Gairhos 2000b.
251 Matteotti 2002. Relevant sind hier die Funde der Phase 2c3 und
Phase 3 im Westtrakt (Taf. 4, 120 – 149 und Taf. 5 – 7, 256).
252 Höck 2009, 163 – 164. – Mackensen / Schimmer 2013, 360 – 372.
253 Heimerl 2014, 83 – 91.
254 Zuletzt Fünfschilling 2015, 339 – 340.
255 Gairhos 2000a, 121. – Höck 2009, 160 – 161. – Maurina 2016,
bes. 437 – 444 – Federhofer 2018, 403 – 404: das Fragment aus Passau
(D) stammt aus einem Kontext des mittleren 5. Jahrhundert –
Jecklin-Tischhauser 2019, 381 – 384. Die von Barbara Maurina
postulierte Veränderung der Kannelurenbreiten zwischen dem 5.
und 10. / 11. Jahrhundert bleibt im Detail an den Originalfunden zu
überprüfen; vgl. dazu auch Sannazaro 2012, 16 – 17.
256 Gairhos 2000a, 132.
257 Vgl. zuletzt Federhofer 2018, 405 – 406.
258 Kellner 1965, 53 – 123. – Zur sporadischen Benutzung im 5. Jahrhundert und später: Martin 2008, 398.
259 Ettlinger 1959.
260 Eine Datierung bis ins 5. Jahrhundert wird durch das Vorhandensein
der Form Hayes 61B (Ettlinger 1959, Taf. 1, 19; vgl. Bonifay 2004,
170 – 171) nahegelegt. Für die Glasgefässe und Laveztöpfe mit gekerbten Leisten ist von einer analogen Datierung auszugehen.
261 Rageth 1988.
262 Rageth 1983. – Rageth 1987, 75 – 77.
263 Fünfschilling 2018, 361.
264 Vgl. dazu Mayer-Reppert 2007, 391. – Die Inventare aus den
Mithräen in Biesheim (F) und Ptuj (SLO) werden hier nicht berücksichtigt.
265 Garbsch 1985, 355 – 462. – Zum Forschungsstand der Siedlung
Mühlthal (D): Steidl 2010.
266 Polleres 2002. – Zur Situation: Czysz / Linke 2011 (2012),
80 – 83 (Fundmaterial bis 4. / 5. Jahrhundert, u. a. 6 Zwiebelknopffibeln).
267 Mayer-Reppert 2007, 327 – 532.
268 Zuletzt: de Gennaro 2010. – Klenner 2016. – Klenner 2019.
269 Luginbühl / Monnier / Mühlemann 2004. – Paunier / Luginbühl
2016, 278 – 313.
270 Martens 2004b.
271 Aus dem frühestens in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhundert
erbauten Mithräum in Martigny VS sind bisher erst ausgewählte
Ensembles vorgelegt: Wiblé 2004. – Wiblé 2008, 146 – 166. –
Cusanelli-Bressenel 2003 (Keramik aus einer Grube im Eingangsbereich des temenos und aus dem Innenraum; die Bearbeitung
der Glasfunde steht noch aus).
Anmerkungen
272 Die Auszählung der Gefässe erfolgte, wo dies möglich war, nach den
Fundtabellen, andernfalls nach den Katalogeinträgen.
273 Zur Problematik vgl. auch Klenner 2019, 292 – 293.
274 Sauer 1996. – Sauer 2004.
275 Vgl. Kap. 3.3.2. – Sauer 2004, 336 und Abb. 1.
276 Klenner 2019, 207.
277 Paunier / Luginbühl 2016, 288.
278 Das Ensemble aus dem Innenraum umfasst auch (aus älteren
Schichten umgelagertes?) Fundmaterial des 1. Jahrhundert, was sich
vor allem in den erhöhten Anteilen des Tafelgeschirrs bemerkbar
macht.
279 Garbsch 1985, Abb. 19, 39; Abb. 26 – 27.
280 Riegel (D): 7 Schlangengefässe (Mayer-Reppert 2007, 348 – 349). –
Mühlthal (D): 2 Fragmente von Gefässen mit Schlangenauflagen,
1 Fragment eines Gefässes mit Stierprotome (Garbsch 1985,
402 mit Abb. 10). – Martigny VS: 2 – 3 Gefässe mit Schlangenauflagen
(Wiblé 2004, 143. – Cusanelli-Bressenel 2003, 32 – 33). – Tienen (B):
2 Gefässe mit Schlangenauflagen, 1 grünglasierter Krater (Martens
2004b, Abb. 9 – 10).
281 Mayer-Reppert 2007, Abb. 50, 6.4 – 1. – Heisey 2014, 26 – 46.
282 Klenner 2016, 125. – Klenner 2019, 292 – 309.
283 Im Gutshof von Biberist SO, Steinbau J (Phase 4, Brandschicht Mitte
3. Jahrhundert) und Gebäude O (Phase 4) nehmen die Becher einen
Anteil von 20 % respektive 27 % des Gesamtbestandes ein; im
Inventar der Villa in Worb BE (3. Jahrhundert) einen Anteil von 24 %:
Schucany 2006, 376 – 385 mit Tab. 21.J2.
284 Zuletzt Klenner 2016, 125. – Klenner 2019, 308 – 309.
285 Luginbühl / Monnier / Mühlemann 2004, 113 – 116 (Ensemble
15037).
286 Wiblé 2008, 47. – Zu dieser Frage vgl. auch Heisey 2014, 44 – 45.
287 In Biesheim (F) wurde die Aufschrift eingeritzt: Petry / Kern 1978,
fig. 6A, in Mainz (D) mit weisser Farbe aufgemalt: Huld-Zetsche
2008, 77.
288 Martens 2004b, 30 – 34.
289 Mayer-Reppert 2007, Befunde 11 und 12.
290 Garbsch 1985, 442. – Polleres 2002, 15. – Mayer-Reppert 2007,
392.376 – 379 (Erstausstattung).
291 Kaufmann 1998. – Liver / Rageth 2001, 122 – 123. Zwischen dem
dort präsentierten und dem hier vorgelegten Tierartenspektrum
bestehen grössere Unterschiede. Diese sind hauptsächlich dadurch
zu erklären, dass Bruno Kaufmann auch Material aus gestörten
Schichten begutachtet hat, unter dem sich jüngeres Material bzw.
natürliche Einträge finden.
292 Kaltenthaler et al. 2018.
293 Deschler-Erb / Schröder Fartash 1999.
294 Deschler-Erb 1992, Abb. 83.
295 Deschler-Erb 2015, 128.
296 Auch in Tienen (B) werden die Brandspuren in einen Zusammenhang
mit der Zubereitung des Fleisches gesetzt: Lentacker / Ervynck /
van Neer 2004b, 67.
297 Überreste von Fischen konnten z. B. in den Schlämmproben aus
den Heiligtümern von Avenches / VD nachgewiesen werden:
Deschler-Erb 2015, 90.
298 Rageth 1994, 141.
299 Da bislang aus dem Alpenraum chronologisch vergleichbare Komplexe nicht vorliegen, müssen vorerst Vergleichskomplexe aus dem
Mittelland herangezogen werden: Groot / Deschler-Erb 2015. –
Groot / Deschler-Erb 2016.
300 Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 60 – 61. Unter Berücksichtigung der Altersspektren werden sogar bis zu 285 Individuen geschätzt. Da der Anteil der «subadulten» Individuen in Zillis bei den
meisten Skelettelementen geringer ist als in Tienen (B), würde hier
301
302
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337
338
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341
342
343
344
345
346
347
348
349
350
die Berücksichtigung des Alters nur eine geringe Erhöhung der
Mindestindividuenzahl bewirken.
Deschler-Erb 2015, 98–99.
Lyman 1994, 417–419.
Olive / Deschler-Erb 1999, 36.
Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, tab 2.
Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 61.
Peters 1998, 204.
Columella: De re rustica 8, 5, 24–25.
van Neer et al. 2002, 133.
Vgl. z. B. beim Fundmaterial der Grabung Augst BL, Theater:
Deschler-Erb 1992, Abb. 189.
Vgl. Peters 1997, 5.
Vgl. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 62.
Lepetz 1996, 73–74.
Breuer et al. 2001, 169 – 171.
Deschler-Erb 2015, 131.
Adam / Czeika / Fladerer 1995 / 96.
Galik / Hinker / Gleirscher 2018.
Groot / Deschler-Erb 2015. – Groot / Deschler-Erb 2016.
Stampfli 1968, Tab. 2.
Würgler 1962.
Vgl. Casaulta 2019.
Olive 1998. – Sidi Maamar 2001, fig. 21–26.
Deschler-Erb 2015.
Deschler-Erb 2015, 176 – 187.
Jacques et al. 2008, 245.
Hochmuth / Benecke / Witteyer 2005, 323 – 325. – Hochmuth /
Witteyer 2008, 123.
Koch et al. 2018.
Lignereux et al. 1995.
Höpken 2014 und mündliche Mitteilung.
Gassner 2013, Abb. 10.
Eine Ausnahme könnten die Funde aus der Tunnelhöhle / Deutschfeistritz, Steiermark (A) darstellen. Dort seien «Brandspuren an
Vogelknochen und an Schweineresten häufig zu finden»: Adam /
Czeika / Fladerer 1995 / 96, 282. Leider wird der Anteil nicht präziser
angegeben.
Olive 2008, tab. 2.
Galik / Hinker / Gleirscher 2018, fig. 4, leider unter Einbezug der
artlich unbestimmbaren Knochenfragmente und ohne Angabe der
Grundlagenzahlen.
Driesch / Pöllath 2000, Tab. 1.
Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, tab. 1.
Gaidon-Bunuel / Cailliat 2008, tab. 2.
Adam / Czeika / Fladerer 1995 / 96, Tab. 1.
Vgl. Deschler-Erb 2015, 211.
Olive 2004. – Olive 2008.
Deschler-Erb 2015, 142.
Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 61 – 64.
Hochmuth / Benecke / Witteyer 2005, Tab. 3.
Hochmuth / Benecke / Witteyer 2005, 325. – Serjeantson 2009,
268. – Lentacker / Ervynck / van Neer 2004a, 90.
Stephan 2009, 686.
Lauffer 1971, 108.
Olive 2004, 149.
Peters 1997, 2.
Deschler-Erb 2006, 651.
Clauss 2013.
Beck 2000, 145 mit Literaturverweisen.
Vgl. dazu Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 64. – Vgl. auch die
Werte der Grabung Augst BL, Theater: Deschler-Erb 1992, Abb. 226.
181
Anmerkungen
351 Auch unter den Funden von Tienen (B): Lentacker / Ervynck /
van Neer 2004b, 59 – 60.
352 Vgl. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 69 – 73.
353 Zitiert in Beck 2000, 146, Anm. 10.
354 Brade / Flachowsky / Schrader 2008, 150 – 151.
355 Deschler-Erb 2015, 196.
356 Peters 1998, 80 – 81.
357 Ervynck / Dobney 2002.
358 Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 68 – 73.
359 Hensen 2013, 72 – 73.
360 Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 60 – 61; 68. Es fragt sich,
ob eine so grosse Teilnehmerzahl bei einem Geheimkult überhaupt
in Frage kommt.
361 Olive 2004, tab. 1.
362 Im Sinne eines «Naturheiligtums»: Scheid 1998, 65–66.–Thüry 2018.
363 Vgl. Kap. 3.3.2. – Zu weiteren numinosen Orten an Alpenpassagen
im Gebiet des Kantons Graubünden: Martin-Kilcher / Schaer 2000,
91 – 94. – Im Südostalpenraum: Šašel Kos 2000, 30 – 31.
364 Zur Problematik und den Möglichkeiten der Interpretation von
«Sakralhorten»: Kaufmann-Heinimann 1998, 200.
365 Rageth 1996, 384 – 386.
366 Zum Begriff vgl. Rüpke 2004, 7. – Rüpke 2007, bes. 1 – 2. – Witschel
2012.
367 Ausbüttel 1982. – Bollmann 1998, 22 – 29. – Zu Kultgemeinschaften im Speziellen: Egelhaaf-Gaiser / Schäfer 2002. – Nielsen 2014,
197 – 230. – Nielsen 2015.
368 Zu den Banketten vgl. Schäfer 2008. – Nielsen 2014, 231 – 237.
369 Gassner 2005. – Schäfer 2008, 171. – Schwarzer 2008. – Hensen
2017, 389 – 392.
370 Vgl. Martin-Kilcher / Schatzmann 2009, 212.
371 Gassner 2005. – In Iseen: Egelhaaf-Gaiser 2000. – Kleibl 2009,
177. – Zu bacchischen Kultlokalen: Schäfer 2002. – Schäfer 2011,
288 – 300.
372 So z. B. in den Kulträumen der Häuser VII und VIII in St-Rémy-deProvence / Glanum (F): Rolland 1946.
373 Zur Mithras-Legende: Clauss 2012, 65 – 95. – Klöckner 2011. –
Zum Kultbau: Clauss 2012, 48 – 53.
374 Frackowiak 2017, 301 – 304.
375 Vgl. dazu und zum Folgenden: Klöckner 2011.
376 Merkelbach 1984, Abb. 101 (Vorderseite) und Abb. 103 (Rückseite).
377 Ob das «Nachspielen» oder Umsetzen von Schlüsselszenen aus
den Legenden der Gottheiten allenfalls charakteristischer Bestandteil von Ritualen innerhalb von Gruppenkulten war, bleibt abzuklären.
378 Schütte-Maischatz / Winter 2001. – Schütte-Maischatz et al.
2004. – Kritisch zur frühen Datierung: Hensen 2017, 387.
379 Vgl. die Zusammenstellung von mithräischen Felsheiligtümern bei
Schütte-Maischatz / Winter 2004, 127 – 129. – Ergänzend: Rendić-Miočević 2015, 409 – 413. – Campos Méndez 2017, 36 – 37. –
Hensen 2017, 386 – 389. Nicht alle der aufgelisteten Grotten und
Höhlen sind gesicherte mithräische Kultorte.
380 Schütte-Maischatz / Winter 2004, 129. – Plan bei: Zotović 1973,
Abb. 24.
381 Schütte-Maischatz / Winter 2004, 129 mit Taf. 31.2. – Bijađija 2012,
81 – 82. – Perinić 2016, 41.
382 Gawlikowski 2012, 481 – 495. – Gawlikowski 2007, 337 – 361.
383 Pross Gabrielli 1975. – Scotti Maselli 2007. –
https://www.archeocartafvg.it / portfolio-articoli / duino-aurisina-tsla-grotta-del-dio-mithra / (zuletzt abgerufen am 12.11.2018).
384 Šašel Kos 2000, 32 – 33. – Istenič 2015, 117 – 119. – Prijateli 2018,
282 – 284. In der Höhle Spodmol Pod gricoin bei Kamnik (SLO)
kamen Brandschichten mit 210 Münzen des 1. bis 5. Jahrhunderts,
Votivbleche sowie Gefässe und Glas, Öllampen, Eisenmesser und
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Tierknochen mehrheitlich junger Tiere zu Tage. Aus der Höhle Zicica
bei Žirovnica liegen nebst Verputzresten 485 Münzen, Votivbleche,
Keramik, Lampen und Tierknochen vor.
Gleirscher 2011 (2012), 15 – 18. Aus der Höhle stammen mehrere
(?) Schlangengefässe, u. a. mit Votivinschrift, sowie zahlreiche
Münzen, Votivbleche, ein Terrakotta-Stier, Lampen sowie Trinkgeschirr und Tierknochen. Zu letzteren vgl. Kap. 3.7.
Fuchs / Kainz 1998, 101 – 136. – Adam / Szeika / Fladderer 1995 / 96;
Fuchs 1989, 42 – 44; 75 – 152. An Funden liegen u. a. Fragmente von
Schlangengefässen sowie Tierknochen vor (53 % Vögel, davon mindestens 15 % vom Haushuhn; 36 % Hausschwein).
Šašel Kos 2000, 33. – Raynaud 2001, 462 – 464.
Demicheli 2010. – Dzino 2012, 264. – Perinić 2016, 40 – 44.
Dorcey 1992. – Dészpa 2012. – Perinić 2016.
Dorcey 1992, 84 – 104. – Öhler 2014, 35 – 38.
Ausbüttel 1982, 52 – 53; 65 – 67.
Dorcey 1992, 87.
Dorcey 1992, 56 – 59.
Dorcey 1992, 69 – 71. – Perinić 2016, 8.
Perinić 2016, 27 mit Abb. III.80. – Zu den Ursprüngen solcher
Tötungsdarstellungen vom hellenistischen Athen bis ins kaiserzeitliche Rom: Frackowiak 2017, 304 – 308.
Blömer 2018, 93 – 98.
Bakker 1994, 145 – 167. – Egelhaaf-Gaiser 2000, 289 – 291. –
Steuernagel 2001, 43 – 48.
Stiglitz 2008.
Zuletzt Kremer 2014.
Filipović / Kusik 2017, mit Nennung weiterer Heiligtümer ebenda
238.
Rageth 2004, 71.
Walser 1980, Nr. 192.
Zuletzt Lawrence 2018, Abb. 38.
Dazu zuletzt van Andringa 2017, 132 – 136. – Speziell zum Münzopfer: Thüry 2019.
Schmid 2010.
Golosetti 2019, 133 – 137. – Zu als Bauopfer interpretierten
Deponierungen im Mithräum von Güglingen (D): Klenner 2019, 327
(Befund 2103); 334 (Befund 2024).
Blechfragmente etwa, sie sind teilweise vorgelegt bei Rageth 1994
und Liver / Rageth 2001.
Zuletzt Brand et al. 2019, 78 – 80.
Swift 2017, 185 – 186.
Swift 2017, 185 – 186 mit weiterer Literatur in Anm. 91.
Vgl. z. B. Brather et al. 2009.
So beispielsweise ein Haarpfeil aus Bein aus dem Mithräum II in
Güglingen (D) (Klenner 2019, Kat. 159), drei Haarnadeln aus Mainz
(D) (Huld-Zetsche 2008, Kat. 581) sowie ein Ohrring und mehrere
Haarnadeln aus Ptuj (SLO), Mithräum II (Vomer-Gojkovič / Kolar
2001, Taf. 28, 2 – 4).
In der althistorischen Forschung gibt es einen Disput zur
Beteiligung von Frauen am Mithraskult; siehe etwa David 2000. –
Chalupa 2006. – Griffith 2006. Letztere argumentieren dagegen, ebenso zuletzt Olympia Panagiotidou und Roger Beck
(Panagiotidou / Beck 2017, bes. 180 Anm. 20) mit dem Argument,
dass keine der unzähligen Nennungen von Mitgliedern des Mithraskultes Frauennamen enthält.
Vgl. dazu das Mithräum von Novae bei Swischtow (BG), in dem bei
einem der seitlichen Podien in einem Gefäss 108 Münzen deponiert
waren: Tomas / Lemke 2015, 231 – 232.
Vgl. Kap. 3.3.2. – Sauer 2004. Aus den beiden Mithräen in Güglingen
(D) sind bisher 90 Münzen bekannt: Klenner 2019, 207.
Brand et al. 2019, fig. 13. – Ergänzend das alpennahe Heiligtum
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in Thun-Allmendingen BE: Martin-Kilcher / Schatzmann 2009,
231 – 232.
Hostein et al. 2014, 201. – Brand et al. 2019, 78: Der hier für das
4. Jahrhundert als Beispiel herangezogene Kultort Gorges de Covatanne, Sainte-Croix VD, ist kaum repräsentativ.
Die Kleinfunde aus dem Dolichenum in Balaklava (UA) sind nicht
publiziert.
Birkle 2013, 106 – 108. – Klenner 2019, 265 – 270.
Mithräum III: Žižek 2001, Taf. 22, 3 – 4; Taf. 26, 9; Taf. 28, 1 – 3).
Klenner 2019, 281 – 282.
Mithräum III: Žižek 2001, Taf. 20, 5 – 8.
Siebert 1999, 88 – 98. – Zum Ablauf der Opferzeremonie grundsätzlich: Scheid 1998, 72 – 86. – Scheid 2007a.
Scheid 1998, 82 – 83.
Zum Stieropfer im Mithraskult: Clauss 2012, 78 – 88, bes. 81. Nur auf
wenigen Reliefs ist der Stier mit einer Binde geschmückt.
Vgl. etwa die Russspuren und die Asche auf dem Altar im Mithräum
von Dura Europos (SYR): Rostovtzeff / Brown / Welles 1939, 66.
Carrawburgh (GB): Richmond et al. 1951, 5 – 7 (Phase I: unmittelbar
vor Podium) und fig. 3 (ab Phase II im Vorraum). – Septeuil (F):
Gaidon-Bunuel et al. 2006, 138 mit fig. 3 (im Kult- und Vorraum). –
Biesheim (F): Rentzel 2011, 249 (Brandrötungen im Kultraum). –
Novae (BG): Tomas / Lemke 2015, 229 – 233 (Herdstelle vor Altar). –
Güglingen (D): Klenner 2019, 322 – 323 (Mithräum I, Brandstelle 207
vor Altar).
Zu Feuerstellen in den Vorräumen vgl. etwa Martigny VS: Wiblé 2004,
135 mit fig. 3. – Mandelieu (F): Fixot 1990, fig. 84, k. – Biesheim (F):
Fortuné 2011, 234.
Sarnowski / Savelja 1998, 31 mit Abb. 6 (Bauperiode I, drei bis vier
Feuerstellen mit Knochenresten von Kleinvögeln).
Clauss 2012, 98.
Bird 2001. – Bird 2004. – Clauss 2012, 120 – 121; 128 – 129.
Huld-Zetsche 1986, 51 (Nr. 3).
Die Bestimmung der 21 Proben aus der Planie der Phase 1.2 im
Aussenraum und der Holzkohle aus Schicht Pos. 34 (Haselzweig,
Fd. Nr. 64, vgl. Kap. 2.3.5) erfolgte durch Monika Oberhänsli,
Archäologischer Dienst Graubünden.
Freundliche Mitteilung Sarah Lo Russo, IPNA, Universität Basel, und
Lo Russo in Vorb. – In diesem Zusammenhang wäre zweifellos auch
die 70 cm mächtige aschehaltige Schicht in der Höhle von GradiščeSt. Egyden (A) von Interesse: Hinker / Galik 2017.
Rentzel 2011, 248 – 255.
Martens 2004b, 30 mit Abb. 4.2.2. – Martens 2004a, 337.
Richmond et al. 1951, 7 – 8 mit fig. 2. – Zu Deponierungen in den
Mittelgängen von Mithräen vgl. McCarty / Egri / Rustoiu 2019.
Klenner 2019, 342 – 343 mit Abb. 207 (Befunde 2085, 2052 und
2053 im Mittelgang und Befund 2019 im Altarbereich).
Witteyer 2013, 335.
Karnitsch 1956, 196.
Ulbert et al. 2004. – Martens 2004a. – Huld-Zetsche 2008,
102 – 106.
Klenner 2014.
Huld-Zetsche 2004.
Martens 2004b, 28. – Martens 2004a, 337.
Dazu auch Clauss 1992, 300 – 302. – Ausbüttel 1982, 49 – 71. –
Bollmann 1998, 22 – 29.
Zu erwarten wären Amphoren (oder meist nicht überlieferte Holzfässer) mit südgallischem und nordafrikanischem Wein: Martin-Kilcher
1994, 559–561.
Zu dieser Problematik generell: Scheid 1985. – Scheid 2007b. – Das
vielleicht als Einkaufsliste zu interpretierende Graffito im Mithräum
in Dura Europos (SYR) (CIMRM 64 und 65) – aufgelistet werden je-
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weils unter Angabe des ausgegebenen Geldbetrages «ein Krug voll
Wein, Fleisch, Öl, Holz, Rettich, Papier, Lampendochte» – mag ein
Hinweis darauf sein, dass Kultgemeinschaften auch Fleisch zukauften.
Hinker / Galik 2017. – Galik / Hinker / Gleirscher 2018.
Vgl. Kap. 3.7. – Für Güglingen (D), Mithräum II: Klenner 2019,
312 – 318 mit Anhang Beitrag Franke Jacobi.
Jacques et al. 2008.
Forest 2005. – Desbat 2019.
Sarnowski / Savelja 2000, 109 – 111 (n=409).
Birley / Birley 2010, 34.
Clauss 2012, 104 – 109.
Justin, Apologia 1, 66: «Auch diesen Brauch haben die bösen Dämonen in den Mithrasmysterien nachgeahmt und Anleitung dazu
gegeben. Denn dass Brot und ein Becher Wasser bei den Weihen
eines neuen Jüngers unter Hersagen bestimmter Sprüche hingesetzt
werden, das wisst ihr oder könnt es erfahren» (Übersetzung nach
Rauschen 1913, 81). – Tertullian, De praescriptione haereticorum 40,
3 – 4: «...und wenn ich noch des Mithras gedenke, so bezeichnet
er (der Teufel) dort seine Kämpfer auf der Stirn, feiert auch eine
Darbringung von Brot, führt eine bildliche Vorstellung der Auferstehung vor und nimmt unter dem Schwerte einen Kranz hinweg»
(Übersetzung nach Clauss 1986, 267 – 268).
Auf den Wandmalereien in Dura Europos (SYR) ist eine menschliche
Figur mit Rabenmaske dargestellt, die Mithras und Sol einen Fleischspiess (?) reicht: Kane 1975, pl. 29c. – Auf dem Relief eines Altars aus
Ptuj (SLO) bringt ein Rabe ein Stück Fleisch zum Altar, auf dem ein
Feuer brennt: Merkelbach 1984, Abb. 138.
Clauss 2012, Abb. 79.
Vermaseren / van Essen 1965, pl. LXI.
Vermaseren 1971, pl. XVI.
Klöckner 2011.
Vgl. Kap. 3.6. – Martens 2004b, 43 – 44.
Klenner 2019, Befund 2074.
Klenner 2019, 331 – 342 (Umbau Phase 1 zu Phase 2, Befunde 1264,
1265 und 1310).
Klenner 2019, 334 – 337.
Zum Forschungsstand in Italien und Erklärungsmodellen vgl. Gassner
2013, 272 – 273.
Desbat 2018.
Witteyer 2013, 327.
Schäfer 2013.
Gassner 2013.
Richmond et al. 1951, 35 mit fig. 8.
In den Rahmen wohl anderer gemeinschaftlicher Rituale sind die
Deponierung eines Kalbsschädels im Altarbereich und jene eines
Huhnes (ohne Kopf und ohne Extremitäten, keine Brandspuren) im
Mittelgang des Mithräums II in Güglingen (D) zu setzen: Klenner
2019, 325 – 326 (Befund 2055); 328 – 329 (Befund 2018).
Dazu zuletzt: Hensen 2017, 385.
Siehe dazu auch Frackowiak 2017, 324 – 325.
Campos Méndez 2017, 234.
Die Mithräen betreffend: Hensen 2017, 400 – 402.
Overbeck 1982, 121 – 122 und Taf. 72.6. – Rageth 2004, 32.
Overbeck 1982, 122 und Taf. 40, 5 und 6.
z. B. Domat / Ems und Trimmis: Rageth 2004, 52 – 53; 77.
Riom-Cadra: Matteotti 2002. – Bondo: Rageth 2004, 35 – 36.
Rageth 2004, 24.
Janosa 1992, 321 – 325.
Simonett 1938. – Rageth 1987, 78 – 79.
Aufbewahrungsort: Museum Stiftung Kirchendecke in Zillis-Reischen.
Eine Auswahl der Funde ist abgebildet in: Simonett 1938, 332 – 334
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mit Abb. 4 und Overbeck 1982, Tafel 44, 5 – 8. Zu den 11 Münzen
(Republik bis Constantius II.): Simonett 1938, Anm. 48. – Overbeck
1973, 227 – 228.
Zur Datierung vgl. Kap. 3.6.
Gairhos / Janosa 2011, 79.
Vgl. Anm. 10. – Overbeck 1982, 160 mit Taf. 45, 2.
Gairhos 2011, 219 – 223; 237.
Gairhos 2011, 223 – 224.
Boscardin / Meyer 1977, 151 – 154.
Clavadetscher 1992.
Vgl. Kaiser 2008a, bes. 76. – Schneider-Schnekenburger 1980,
62 – 65.
Historisches Lexikon der Schweiz (2014): Zillis (Jürg Simonett),
http:/ /www.hls-dhs-dss.ch / textes / d / D1512.php (21.09.2018). –
Sennhauser 2003, 203 – 204 (Kat. A120: Datierung der ersten Kirche:
um 500). – Kaiser 2008a, 75. – Gairhos / Janosa 2011.
Schulze-Dörrlamm 2008, 554 – 564.
Vgl. Schulze-Dörrlamm 2008, 545 – 554 zu Höhlen-Eremitagen und
Höhlenkirchen.
Schulze-Dörrlamm 2008, 547 mit einem recht guten Vergleich der
Grotte Eremo di San Cassioano di Lumignano bei Vicenca (I): 546,
Abb. 14.
Zu Memorien in Churrätien: Kaiser 2008a, 72 – 79.
Schulze-Dörrlamm 2008, 550.
Siehe z. B. Meier / Graham-Campbell 2007, 432.
Brunner / Seifert 2013, 72 – 75,88. – Trancik Petitpierre 2013,
99 – 105.
Aufgrund des für merowingerzeitliche Gräber typischen Fundspektrums: Brunner / Seifert 2013, 70.
Brunner / Seifert 2013, 76.
In Graubünden kommen zwischen der späten Kaiserzeit und dem
Hochmittelalter jedoch Steineinfassungen vor: Brunner / Seifert
2013, 88.
«Vermutlich hatten die an solchen Orten begrabenen Personen eine
Sonderstellung inne, oder sie gehörten einem speziellen, von einer
Minderheit getragenen Glauben an, dessen Wurzeln nach den Funden aus Felsberg und Zillis möglicherweise noch in die spätrömische
Zeit zurückreichen»: Brunner / Seifert 2013, 76. – So auch Liver /
Rageth 2001, 124.
Schulze-Dörrlamm 2008, 544. – Der mehrfach erwähnte gepfählte
Priester oder Verbrecher (Liver / Rageth 2001, 111. – SchulzeDörrlamm 2008, 543. – Kaiser 2008a, 82. – Rageth 1994, 168) ist,
wie eine neue Sichtung der Skelettreste ergeben hat, als Interpretation abzulehnen. Die vermeintliche Wirbelsäulenverletzung hat
sich nicht bestätigen lassen.
Zuletzt Schulze-Dörrlamm 2008, 543 (nach Liver / Rageth 2001,
124).
Zusammengefasst bei Schulze-Dörrlamm 2008, 543. – Siehe auch
Kaiser 2008a, 82.
Kaiser 2008a, 82.
Capitula Remedii, Cod. Sang. 722, 249.
Vgl. Kaiser 2008b, 166 – 167. Für Hilfe bei der Lesung und Übersetzung sowie für weitere Hinweise zum Text ist David Mache, Basel,
zu danken.
Kaiser 2008a, 164.
So argumentiert jedenfalls Kaiser 2008a, 82, dass die häufigen solchen legislativen «Wiederholungen ein Zeichen dafür sind, dass diese
Praktiken weiterhin virulent waren». Diese Formulierung hat möglicherweise zu einer wenig kritischen Übernahme dieser Vermutung
in den weiter oben genannten archäologischen Beweisführungen
geführt, obwohl er bereits auf derselben Seite schreibt, dass diese
Passage sowie die Entsprechung in der Lex Romana Curiensis wohl
«rechtliches Traditionsgut» seien.
184
Literatur
– Adam Angelika / Czeika Sigrid / Fladerer Florian A.: Römerzeitliche
Tierknochenfunde aus zwei Höhlen am Kugelstein bei Deutschfeistritz,
Steiermark – Hinweise auf den Mithraskult? Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien 125 / 126, 1995 / 96, 279 – 289.
– Alföldi Maria: Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland,
Abteilung IV, Rheinland-Pfalz, Band 3 / 2, Stadt und Reg.-Bez. Trier.
Mainz 2006.
– Amand Marcel: Vases à bustes, vases à décor zoomorphe et vases
cultuels aux serpents dans les anciennes provinces de Belgique et de
Germanie. Académie royale de Belgique, Mémoires de la Classe des
beaux-Arts. Collection in octavo T. 15, Fasc. 2. Bruxelles 1984.
– Archäologie in Graubünden. Funde und Befunde. Festschrift zum
25jährigen Bestehen des Archäologischen Dienstes Graubünden. Chur
1992.
– Asolati Michele: La distribuzione della moneta bronzea ufficiale e imitativa in età tardo antica: I casi dei gruzzoli di Gortyna 2011 (IV sec. d. C.)
e di Aquileia 2011 (V sec. d. C.). In: Chameroy Jérémie / Guihard PierreMarie (Hrsg.): Produktion und Recyceln von Münzen in der Spätantike. Römisch-Germanisches Zentralmuseum-Tagungen
Band 29. Mainz 2016, 202 – 215.
– Asolati Michele: La tesaurizzazione della moneta in bronzo in Italia nel
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AR
BS
CIL
CIMRM
Drag.
Fd.
IVS
Lamb.
MIZ
NB
ppl
RMRVe
RS
TS
WS
xpl
Augusta Raurica
Bodenscherbe
Corpus Inscriptionum Latinarum
Corpus Inscriptionum et Monumentorum Religionis Mithriacae
Dragendorff
Fundnummer
Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz
Lamboglia
Mindestgefässanzahl
Niederbieber
plane polarized light / parallele Nicols
Ritrovamenti monetali di età romana nel Veneto
(Gorini 1992 – 2015)
Randscherbe
Terra Sigillata
Wandscherbe
cross polarized light / gekreuzte Nicols
195
Anhang
Höhle aussen
n
Höhle innen
g
Pferd Equus sp.
Hausrind Bos taurus
Hausschaf / -ziege Ovis / Capra hircus
Hausschaf Ovis aries
g
n
g
2
91,7
2
91,7
129
566,1
58
296,2
187
862,3
1324
1754,8
1396
2785,3
2720
4540,1
63
175,9
35
409,1
98
585
Ziege Capra hircus
1
0,4
1
3,2
2
3,6
wahrscheinlich Ziege Capra hircus
1
1,6
1
2
2
3,6
4
20,8
4
20,8
2175,9
wahrscheinlich Schaf Ovis aries
Hausschwein Sus domesticus
Haushund Canis familiaris
Haushuhn Gallus dom.
Haustiere
549
762,3
751
1413,55
1300
1
1,9
2
10,5
3
12,4
639
253,95
1084
720,8
1723
974,8
2707
3516,95
3334
5753,15
6041
9270,1
Rothirsch Cervus elaphus
2
4,8
2
4,8
Feldhase Lepus europaeus
1
0,8
1
0,8
Braunbär Ursus arctos
1
3,1
1
3,1
Wildkatze Felis silvestris
1
1,3
1
1,3
Jagdtiere
0
0
5
10
5
10
2707
3516,95
3339
5763,15
6046
9280,1
Schermaus Arvicola terrestris
1
0,1
1
0,1
Langschwanzmäuse Muridae
1
0,1
1
0,1
Finken Fringillidae
1
0,1
1
0,1
Frösche Rana sp.
6
0,6
6
0,6
Frösche unbestimmt, Rana spec.
2
0,2
2
0,2
Grasfrosch Rana temporaria
1
0,1
1
0,1
3
0,5
8
1,0
Kröte Bufo sp.
1
0,2
1
0,2
Weinbergschnecke Helix pomatia
2
4,5
2
4,5
18
6,4
23
6,9
Kleine Wiederkäuer
1
1,5
1
1,5
Kleine Wiederkäuer / Mensch
1
2,9
1
2,9
31
6,05
248
36,6
423
140,65
423
140,6
1
0,2
1
0,2
457
151,3
674
181,8
Haus- und Jagdtiere
Lurche Amphibia
natürliche Einträge
Vögel Aves
5
5
217
0,45
0,45
30,55
Vögel unbestimmt, Aves indet.
Vögel klein Aves
Grossgruppe
unbestimmt Grösse Rind / Pferd
217
30,55
45
114,5
26
46,9
71
161,4
unbestimmt Grösse Schwein
1
0,9
158
126,55
159
127,5
unbestimmt Grösse Schaf
7
3,9
323
193,75
330
197,7
unbestimmt
4520
2022,15
1682
1350,65
6202
3372,8
Unbestimmbare
4573
2141,45
2189
1717,85
6762
3859,3
6
51
29
221,4
35
272,4
7508
5740,4
6032
7860,1
13540
13 600,5
Mensch /Homo sapiens
Gesamtergebnis
Abb. 129: Zillis, Höhle. Anteile der Tierarten.
196
Total
n
Anhang
Höhle innen
Grube Pos. 46
n
Phase 1.1
g
n
Phase 1.2
g
n
Phase 1.3
g
n
Phase 1.4.
inkl. Störung
g
Pferd Equus sp.
Hausrind Bos taurus
Hausschaf / -ziege Ovis aries / Capra hircus
16
14,9
n
g
2
91,7
91,7
14
56,3
16
62,5
19
106,4
3
15,2
58
296,2
224
457,6
280
532,2
377
825,5
29
60,8
1396
2785,3
1
3,2
1
3,2
1
5,3
8
72,6
13
155,8
9
141,2
4
34,2
35
409,1
1
2
1,6
2
7,7
1
11,5
113
218,5
151
305,2
201
449,9
0,95
g
2
55,8
1
3
n
894,3
wahrscheinlich Ziege Capra hircus
Hausschwein Sus dom.
g
6
wahrscheinlich Schaf Ovis aries
Haushund Canis familiaris
n
Total
470
Hausziege Capra hircus
Hausschaf Ovis aries
Phase 4
257
310,2
1
1,5
26
128,8
1
9
1
2
4
20,8
751 1413,55
2
10,5
Haushuhn Gallus dom.
15
2,9
344
208,7
203
146,9
261
182,1
244
168,6
17
11,7
1084
720,8
Total Haustiere
34
18,8
1079
1475,8
565
958,7
723
1245,5
853
1794,8
80
259,7
3334
5753,2
1
3,8
1
1
2
4,8
1
0,8
Rothirsch Cervus elaphus
Feldhase Lepus europaeus
1
0,8
Braunbär Ursus arctos
1
3,1
1
3,1
Wildkatze Felis silvestris
1
1,3
1
1,3
Jagdtiere
0
0
1
0,8
0
0
0
0
3
8,2
1
1
5
10
34
18,8
1080
1476,6
565
958,7
723
1245,45
856
1803
81
260,7
3339
5763,2
Langschwanzmäuse Muridae
1
0,1
1
0,1
Schermaus Arvicola terrestris
1
0,1
1
0,1
1
0,1
Haus- und Jagdtiere
Finken Fringillidae
1
0,1
Kröte Bufo sp.
1
0,2
Lurche Amphibia
1
0,2
2
0,3
1
0,1
3
0,4
Frosch Rana sp.
2
Grasfrosch Rana temporaria
Weinbergschnecke Helix pomatia
1
0,7
natürliche Einträge
2
0,8
Kleine Wiederkäuer
2
0,4
1
1,5
Kleine Wiederkäuer / Mensch
Vögel Aves
Vögel Aves unbestimmt
12
6
1,4
254
86,7
6
1,4
254
86,7
2,2
Vögel Aves klein
Grossgruppen
unbestimmt Grösse Rind / Pferd
unbestimmt Grösse Schwein
13
14
3,3
1
0,2
3,7
15
3,5
0,2
1
3,8
5
4,2
1
2,9
2
0,4
163
52,6
166
55,9
6
6
3
3
0,6
0,6
0,15
0,2
1
0,2
3
0,5
8
0,8
1
0,1
2
4,5
18
6,4
1
1,5
1
2,9
31
6,05
423
140,7
1
0,2
457
151,3
2
2,4
3
6,3
21
38,2
0
0
0
0
26
46,9
52
39,8
16
15,5
3
1,7
87
69,6
0
0
158
126,6
unbestimmt Grösse Schaf
4
1,05
199
115,3
21
13,8
11
8,8
88
54,8
0
0
323
193,8
unbestimmt
3
9,9
927
697,9
61
39,0
97
60,2
571
528,4
23
15,3
1682
1350,7
Unbestimmbare
7
11,0
1180
855,4
101
74,5
132
108,9
746
652,8
23
15,3
2189
1717,9
1
0,8
7
25,1
21
195,5
29
221,4
2517
2420,3
1780
2541
134
472,3
6032
7860,1
Mensch Homo sapiens
Gesamtergebnis
47
31,1
681
1037,3
873
1358,25
Abb. 130: Zillis, Höhle. Anzahl und Gewicht der Tierknochenfragmente im Höhleninnern nach Phasen.
197
Anhang
Abb 131: Zillis, Höhle.
Skelettteiltabelle Hausrind.
Hausrind
Bos taurus
Höhle aussen
n
Höhle innen
g
Schädel mit Hornzapfen
n
g
n
g
3
2,3
3
2,3
1
1,8
7
19
2
21,8
Cranium
6
17,2
Maxilla
2
21,8
Dens superior
2
8,2
3
14,4
5
22,6
Dens inferior
16
41
2
9,2
18
50,2
5
2,3
15
125,6
Dens superior / inferior
Mandibula
Maxilla / Mandibula
2,3
127,2
1,6
16
2
1,8
10
29,3
58
247,2
2
1,8
217,9
Vertebra
1
2,4
Vertebra cervicalis
2
5,1
3
13,6
Vertebra lumbalis
2
8,2
4
Vertebra thoracalis
6
16,8
7
Costa
24
67,9
Rumpf
35
100,4
Pelvis
5
1
48
Kopf
1
2,4
5
18,7
14,1
6
22,3
24,2
13
41
9
42
33
109,9
23
93,9
58
194,3
3
33,6
6
53,8
Femur
5
22,1
4
25,4
9
47,5
Scapula
4
28
7
36
11
64
Humerus
14
66,7
3
14,3
17
81
Oberarm /-schenkel (Stylopodium)
26
137
17
109,3
43
246,3
Radius
3
6,6
3
6,6
Radius und Ulna (verwachsen)
1
6,4
1
6,4
Ulna
1
1,6
1
1,6
Tibia / Tibiotarsus
7
41,3
3
27,6
10
68,9
Unterarm /-schenkel (Zygopodium)
12
55,9
3
27,6
15
83,5
Calcaneus
1
32,1
2
26,6
3
58,7
Centroquartale
1
5,6
1
5,6
1
2,9
Metapodium
1
2,9
Metacarpus III und IV
1
0,8
1
0,8
Metatarsus III und IV
3
9,2
3
9,2
Sesamoid
1
1,4
1
1,4
Phal. 1 ant. / post.
Hand / Fuss (Autopodium)
Röhrenknochen
Gesamtergebnis
198
Total
7
49,1
1
5,8
129
566,1
2
6,6
2
6,6
5
36,1
12
85,2
1
5,8
58
296,2
187
862,3
Anhang
Hausschaf/-ziege
Ovis / Capra
Höhle aussen
Höhle innen
n
g
n
2
7,2
2
7,2
19
22,5
66
86,9
85
109,4
152,2
Processus cornualis
Cranium
Maxilla
Abb. 132: Zillis, Höhle.
Total
g
n
g
12
18,2
17
134
29
Dens superior
157
258,8
43
111,9
200
370,7
Mandibula
186
266,95
52
369,5
238
636,45
Dens inferior
199
306,5
50
41,6
249
348,1
1
0,3
1
0,3
12
11,2
88
31,7
Maxilla / Mandibula
Dens superior / inferior
Os hyoideum
Kopf
76
20,5
8
1,35
24
9,5
32
10,85
657
894,8
267
772,1
924
1666,9
Atlas
2
6,4
2
6,4
Axis (Epistropheus)
8
31,9
8
31,9
Vertebra cervicalis
25
63,5
25
63,5
Vertebra thoracalis
15
12,6
71
74,2
86
86,8
Vertebra lumbalis
6
2,3
32
36,4
38
38,7
Sacrum
1
0,3
1
1,8
2
2,1
Vertebra caudalis
5
4,5
5
4,5
Vertebra indet.
6
2,7
6
2,7
548,2
598
689,75
Costa
186
141,55
412
2
5
2
5
208
156,75
564
774,6
772
931,35
Pelvis
8
12,9
18
51
26
63,9
Femur
49
94,9
108
308,4
157
403,3
Scapula
21
35,8
43
116,2
64
152
Humerus
65
101,3
84
214,6
149
315,9
Oberarm /-schenkel (Stylopodium)
143
244,9
253
690,2
396
935,1
Radius
103
172,5
101
328,9
204
501,4
2
2,5
Ulna
43
31,95
Tibia
124
302,8
Unterarm /-schenkel (Zygopodium)
148
206,95
5
4,1
Sternum
Rumpf
Radius und Ulna (verwachsen)
Carpalia
2
2,5
73,3
96
105,25
70
249,4
194
552,2
154
402,2
302
609,15
6
6
11
10,1
1
4
1
4
5,9
9
23,4
14
29,3
Astragalus
53
Calcaneus
5
Centrotarsale
2
1
2
3,4
4
4,4
Talus (Astragalus)
2
7,5
5
23,9
7
31,4
1
0,3
46,9
57
96,3
Tarsale
1
0,3
Metacarpus III und IV
44
49,4
13
Metatarsus III und IV
39
52
24
98
63
150
Metapodium Hauptstrahl
2
0,6
49
107,1
51
107,7
Phalanx 1 ant. / post.
7
5,1
9
10,4
16
15,5
Phalanx 2 ant. / post.
1
0,1
7
7,6
8
7,7
Phalanx 3 ant. / post.
1
0,5
3
1,1
4
1,6
104
122,4
122
325,8
226
448,2
1389
1932,7
1437
3220,4
2826
5153,1
Hand / Fuss (Autopodium)
Gesamtergebnis
Skelettteiltabelle Schaf / Ziege.
199
Anhang
Abb. 133. Zillis, Höhle.
Skelettteiltabelle Hausschwein.
Hausschwein
Sus dom.
Höhle aussen
Höhle innen
n
g
n
g
n
g
Cranium
16
13,7
97
106,7
113
120,4
Maxilla
12
56,8
19
89,6
31
146,4
Dens superior
31
30,9
20
15,3
51
46,2
Mandibula
39
139,2
24
168,3
63
307,5
Dens inferior
74
54,9
45
48,6
119
103,5
Dens superior / inferior
11
1,25
4
1,45
15
2,7
2
1,8
2
1,8
211
431,8
394
728,5
Atlas
4
3,5
4
3,5
Epistropheus
2
2,4
2
2,4
2,2
7
8,4
10
10,6
96,6
Os hyoideum
Kopf
Vertebra cervicalis
183
3
296,8
Vertebra thoracalis
4
3
28
93,6
32
Vertebra lumbalis
11
14,5
16
38,5
27
53
2
1,4
2
3,3
4
4,7
Sacrum
Vertebra caudalis
1
0,7
1
0,7
26
14,2
26
14,2
198
267
404
427,75
1
0,6
1
0,6
181,9
285
432,2
511
614,1
Vertebra indet.
Costa
206
160,75
Sternum
Rumpf
226
Pelvis
4
8,2
16
36,7
20
44,9
Femur
19
43,3
24
84,9
43
128,2
Scapula
9
22,7
16
33,8
25
56,5
Humerus
29
92,5
35
108,3
64
200,8
2
7,5
2
7,5
61
166,7
93
271,2
154
437,9
Patella
Oberarm /-schenkel (Stylopodium)
Radius
8
10
15
30,2
23
40,2
Ulna
6
33,9
14
36,9
20
70,8
Fibula
20
9,5
36
31,2
56
40,7
Tibia
18
44,6
22
69,9
40
114,5
Unterarm /-schenkel (Zygopodium)
52
98
87
168,2
139
266,2
5
7,8
5
7,8
8
23,5
11
29,5
1
0,3
4
10,6
4
10,6
2
21,2
2
21,2
2
2,7
Carpalia
Calcaneus
3
6
Metacarpus II
1
0,3
Metacarpus III
Metacarpus IV
Metacarpus V
2
2,7
Metatarsus II
1
0,3
Metatarsus III
2
0,8
3
1,1
1
0,8
1
0,8
Metatarsus V
2
2,5
2
1
4
3,5
Metapodium Hauptstrahl
6
3,1
13
6,4
19
9,5
Metapodium Nebenstrahl
8
1,7
2
0,4
10
2,1
16
7,4
16
7,4
Nebenstrahl-Mp unbestimmbar
Metapodium Nebenstrahl
8
1,7
18
7,8
26
9,5
Phalanx 1 ant. / post.
1
1,1
9
17,7
10
18,8
Phalanx 1 Nebenstrahl
3
2,7
3
2,7
Phalanx 2 ant. / post.
2
6,5
2
6,5
Phal. 2 ant. / post.
4
1,6
4
1,6
Phalanx 2 ant. /post.
6
8,1
6
8,1
0,4
Phalanx 2 Nebenstrahl
1
0,4
1
Sesamoid
2
0,9
2
0,9
27
19
73
108,4
100
127,4
549
762,3
751
1413,6
1300
2175,9
Hand / Fuss (Autopodium)
Gesamtergebnis
200
Total
Anhang
Haushuhn
Gallus dom.
Cranium
Höhle aussen
Höhle innen
Skelettteiltabelle Haushuhn.
n
g
n
g
n
g
1
0,1
3
1,05
4
1,2
5
0,7
5
0,7
8
1,75
9
1,9
Mandibula
Kopf
Abb. 134: Zillis, Höhle.
Total
1
0,1
Clavicula
31
5,0
49
13,5
80
18,5
Coracoid
33
15,1
104
59,3
137
74,4
Scapula
79
8,7
79
33,2
158
41,9
Pelvis
10
2,8
82
50,4
92
53,2
Sacrum / Synsacrum
2
0,9
5
4,5
7
5,4
Vertebra cervicalis
3
0,6
11
4,3
14
4,9
7
2,4
7
2,4
9
4,8
10
4,9
1
0,1
1
0,1
20
5,5
20
5,5
89
45,6
111
51,9
Vertebra thoracicus
Vertebra lumbalis
1
0,1
Vertebra caudalis
Vertebra
Sternum
22
6,3
Costa
26
2,5
77
10,5
103
13,0
Rumpf
207
41,9
533
234,1
740
276,0
Humerus
42
29,6
62
80,5
104
110,1
Radius
83
17,9
95
37,9
178
55,7
Ulna
68
28,5
80
67,9
148
96,3
Carpometacarpus
21
7,0
42
28,4
63
35,4
3
0,4
3
0,4
282
215
496
297,9
Phalanx 1 ant.
Flügel
Femur
214
82,9
48
32,4
98
98,2
146
130,6
Tibia
137
85,3
121
154,7
258
240,0
Fibula
13
2
16
3
29
5
Tarsometatarsus
16
9
14
11,8
30
20,8
Phalanx 1 post.
1
0,2
2
0,2
3
0,4
215
128,9
251
267,9
466
396,8
Phalanx 1 ant. / post.
1
0,2
1
0,2
Phalanx 2 ant. / post.
1
0,1
1
0,1
Bein
Plattenknochen indet.
2
0,3
2
0,3
Röhrenknochen indet.
8
1,8
8
1,8
indet.
Gesamtergebnis
2
0,3
10
2,1
12
2,4
639
254,0
1084
720,8
1723
974,8
201
Abbildungsnachweis
Titelbild: Veronika Ebnöther, Domat / Ems.
Abb. 1: Jonas von Felten, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Umsetzung Susanna Kaufmann,
Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern. Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo.
Abb. 2: Konrad Miller: Die Peutingerische Tafel. Neudruck der Ausgabe von 1916. Stuttgart 1962. Falttafel.
Abb. 3, 18: Veronika Ebnöther, Domat / Ems.
Abb. 4 – 5, 7 – 8, 11, 17, 20 – 21, 23, 25 – 27, 30 – 31, 33 – 34, 53 – 54, 56 – 58, 64 – 65, 72, 84 – 86, 88 – 90, 93, 99, 119, 128:
Archäologischer Dienst Graubünden.
Abb. 6, 67, 71: Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern und Archäologischer Dienst
Graubünden.
Abb. 9: Rageth 1994, Abb. 4; Abb. 6; Abb. 11.
Abb. 10: Liver / Rageth 2001, Abb. 1.
Abb. 12 – 13, 19, 22, 24, 28 – 29, 32, 52, 55, 61: Archäologischer Dienst Graubünden, Bearbeitung der steingerechten
Aufnahmepläne Christa Ebnöther, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität
Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden.
Abb. 14 – 16, 35, 51, 60, 66, 68, 70, 92, 94, 95, 98, 120, 126, 129: Christa Ebnöther, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut
für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden.
Abb. 36 – 50, 59: Sarah Lo Russo, Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel,
Umsetzung Susanna Kaufmann Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler,
Archäologischer Dienst Graubünden.
Abb. 69, 79: Marcel Stadelmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Umsetzung Susanna
Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer
Dienst Graubünden.
Abb. 74: Susanne Schenker, Augst BL.
Abb. 73, 75 – 78, 80 – 83: Markus Peter, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Umsetzung Susanna
Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer
Dienst Graubünden.
Abb. 87, 96 – 97: Christine Rungger, Mattstetten BE.
Abb. 91: nach Rageth 1994, Abb. 36 und Liver / Rageth 2001, Abb. 12.
Abb. 100 – 101: Sandrine Keck, Zürich, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften,
Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden.
Abb. 62 – 63, 102 – 103: Jonas von Felten, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika
Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden.
Abb. 104 – 118, 131 – 136: Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp, Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche
Archäologie, Universität Basel, Umsetzung Susanna Kaufmann Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern,
Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden.
Abb. 121, 127: bunterhund Illustration, Kollektivgesellschaft, Zürich.
Abb. 122: https://www.fsrfvg.it/?p=7326, mit Genehmigung der Federazione Speleologica Regionale del Friuli Venezia
Giulia (I).
Abb. 123: © Narodni muzej Slovenije, Ljubljana (SLO). Fotos Timotej Knific und Tomaz Lauko.
Abb. 124: Mittag 20122, Nr. 127.1.
Abb. 125: © Arheološki muzej u Splitu (HR), Foto Ortolf Harl.
Abb. 130: https://www.ecodices.ch/de/csg/0722/249/0/Sequence-647.
202
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